Wappenbrief von Hans Rephuen (1546)

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  • Murkel22
    Benutzer
    • 03.04.2014
    • 83

    Wappenbrief von Hans Rephuen (1546)

    Liebe Forscherkolleg*innen,

    im Wappenbrief von Hans Rephuen, den dieser 1546 in Rothenburg ob der Tauber von Kaiser Karl V. erhalten hatte, gibt es eine etwas kryptische Notiz, die wie folgt lautet (s. Anhang):

    S1 Brandenburg

    Hat jemand von Euch eine Idee, was dieser Hinweis bedeuten könnte? Ich vermute sehr stark, dass es ein Hinweis auf das benachbarte Markgraftum Brandenburg-Kulmbach ist, wo in Hof a.d. Saale ein Kastner gleichen Namens tätig war und von Karl V. einige Jahre später (1559) einen Schutzbrief erhalten hatte. Die Identität des Hans Rephuen, dem der Wappenbrief verliehen wurde, ist jedoch aus dem Wappenbrief nicht eindeutig zu erkennen. Daher hoffe ich, ihn über die oben genannte Anmerkung identifizieren zu können. Das Österreichische Staatsarchiv, wo die Archivalie liegt, konnte mir hier leider nicht weiterhelfen.

    Hat jemand von Euch eine Idee, was "S1" bedeuten könnte? Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

    Viele Grüße!

    P.S.: Ich habe den Abschnitt auch in die Lesehilfe eingestellt. Den gesamten Wappenbrief darf ich aus Copyright-Gründen hier leider nicht veröffentlichen. Der Link zur Findmitteldatenbank des Österreichischen Staatsarchivs lautet: https://www.archivinformationssystem...spx?ID=2719737
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  • Murkel22
    Benutzer
    • 03.04.2014
    • 83

    #2
    Hallo zusammen,

    nach einiger Zeit habe ich nun vermutlich die Lösung des Rätsels gefunden und wollte Euch fragen, ob Ihr meiner Argumentation folgen würdet. Den fraglichen Ausschnitt aus dem Wappenbrief-Konzept des Hans Rephuen findet Ihr im Anhang, dieses Mal in Farbe (s. Bild 1).

    Damals war ich der Versuchung erlegen, den hochgestellten Buchstaben als "1" zu entziffern - allerdings denke ich nun, dass man die Notiz auf dem Konzept des Wappenbriefes so transkribieren müsste:

    St Brandenburg

    Ich denke aus den folgenden Gründen nicht mehr, dass das hochgestellte Element eine "1" sein kann:
    • Die Ziffer "1" wurde im 16. Jh. meiner Erfahrung nach handschriftlich nicht mit einem schrägen Anstrich und einem Unterstrich realisiert, sondern eher wie ein großes "I", ggf. mit Punkt darüber. Ein schönes Beispiel findet sich im selben Wappenbrief: Bei der Datumsangabe "1546" sieht man, wie derselbe Schreiber die Ziffer "1" realisierte (s. Bild 2) - nämlich ganz anders als das hochgestellte Element in der Abkürzung aus Bild 1. Die Datumsbezeichnung auf Bild 1 wurde übrigens erst nachträglich von einem anderen Schreiber hinzugefügt, aber auch hier sieht man, dass die "1" eher wie ein "i" aussieht.
    • Auf Bild 2 sieht man außerdem, dass bei solchen Abkürzungen natürlich der letzte Buchstabe des Wortes hochgestellt wird und nicht eine evtl. folgende Ziffer (z. B. "Ao 1546")


    Damit bin ich mir also sicher, dass das hochgestellte Element ein Buchstabe sein muss. Zufällig bin ich dann - wie ich hoffe - auf die Lösung gestoßen. Da mir das Österreichische Staatsarchiv in dieser Sache nicht weiterhelfen konnte, habe ich mir von dort Stichproben verschiedener Wappenbrief-Konzepte aus den 1540er-Jahren zukommen lassen. Keiner dieser Konzepte verwendet die Abkürzung, aber im Wappenbrief-Konzept des Martin Reichart (16.12.1547, Link) steht an derselben Stelle unter dem Namen des Wappenträgers der Hinweis (s. a. Bild 3):

    Nota begert der Suplicant und pitt dieweil [...]

    Beide Konzepte wurden vom selben Schreiber verfasst - und das "t" im Wort "Suplicant" sieht genauso aus wie in der zu entziffernden Abkürzung. Ich gehe also davon aus, dass die Abkürzung St "Supplicant" (also Bitt-, bzw. Antragsteller) bedeutet. Es macht auch absolut Sinn, unter dem Namen des Antragstellers weitere Informationen zu ihm zu nennen.

    Ich vermute sehr stark, dass der Wappenbrief einem Hans Rephun zuzuordnen ist, der 1541-1590 hochrangiger Beamter des Hauses Brandenburg (Markgraftum Brandenburg-Kulmbach) war. Mit dem entzifferten Hinweis auf dem Wappenbrief-Konzept hätte ich ein starkes Indiz, dass es sich tatsächlich um diesen Hans Rephun handeln muss. Dieser erwarb übrigens tatsächlich 1550 ein adeliges Rittergut, nämlich das Gut Unterkotzau bei Hof a.d. Saale (das passt, denn im Wappenbrief von 1546 wurde ja auch die Lehensbesitzfähigkeit verliehen). Er führte außerdem ein Wappen, wo ein Rebhuhn auf einem Dreiberg dargestellt ist, allerdings hat dieses geöffnete Flügel. Und auf dem Helm steht das Rebhuhn auf einem Dreiberg - beide Details kommen im Wappenbrief nicht vor. (Ob diese Unterschiede Eurer Meinung nach bedeutungstragend sind, werde ich in einem gesonderten Tread zur Diskussion stellen ).

    Nun wollte ich Euch fragen, ob Euch meine Argumentation schlüssig vorkommt und ob eventuell jemandem von Euch die Abkürzung St für "Supplicant" bereits begegnet ist.

    Ich bin gespannt auf Eure Meinung.
    Herzlichen Dank im Voraus und viele Grüße!
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    Zuletzt geändert von Murkel22; 18.04.2023, 18:50.

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    • Hracholusky
      Moderator
      • 17.03.2016
      • 904

      #3
      Hallo Murkel,

      die Abkürzung selbst ist mir bisher noch nicht begegnet. Ich kann aber deinem Gedankengang folgen und würde den Buchstaben ebenfalls als t sehen, da ich selbst einen Wappenbrief von 1594 habe und er dort ähnlich geschrieben wird.
      Mit besten Grüssen
      Gerd

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      • Murkel22
        Benutzer
        • 03.04.2014
        • 83

        #4
        Hallo Gerd,

        vielen Dank für die Rückmeldung. Es freut mich, dass du den hochgestellten Buchstaben auch als "t" entziffern würdest. Ich gehe also davon aus, dass der Hinweis "Brandenburg" dem Wappenträger gilt.

        Viele Grüße!
        Zuletzt geändert von Murkel22; 19.04.2023, 10:21.

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        • Murkel22
          Benutzer
          • 03.04.2014
          • 83

          #5
          Hallo zusammen,

          da es hier passt, komme ich gleich zu meiner nächsten Frage. Ich versuche ja, den Hans Rephuen des Wappenbriefes zu identifizieren und bin mir ziemlich sicher, dass es der brandenburgische Beamte Hans Rephun (1508-1595) sein muss, der im Markgraftum Brandenburg-Kulmbach hohe Ämter bekleidete. Dessen Wappen ist tatsächlich so, wie im Wappenbrief beschrieben, allerdings mit zwei Unterschieden:
          • Das Rebhuhn hat geöffnete Flügel ("zum Flug bereit") - davon steht im Wappenbrief nichts.
          • Das Rebhuhn in der Helmzier steht nicht direkt auf dem Helm, sondern auf einem Dreiberg. Auch dies wird im Wappenbrief nicht erwähnt.


          Findet Ihr, dass diese beiden Unterschiede so gravierend bzw. bedeutungstragend sind, dass man nicht davon ausgehen kann, dass es dieselbe Person gewesen sein muss oder war man damals im 16. Jh. evtl. etwas freier in der Auslegung?

          Das Transkript des Wappenbrief-Konzepts für Hans Rephuen lautet:


          Hanns Rephuen
          Wappenßplasmatur

          mit Lehen
          den 6. Xber 1546
          St Brandenburg [Supplicant Brandenburg]

          Mit namen ain plauven oder lasur farben Schildt, im grundt desselben ain gelber oder goltfarber dreypuhelter perg, steend auf dem mittern hochern, für sich aufrechts mit offnem Schnabel ain Rephuen seiner natürlichen Farb und Äu, auf dem Schilt ein Stechhelm mit plawer und gelber Helmdeck geziert, darauf steendt für sich aufrechts ein Rephuen von Farben und sonst allermassen gestalt wie im Schilt. Alßdann p. [perge = fahre fort]
          Datum Rotenburg 6 Decembris Ao 1546.




          Zur besseren Veranschaulichung habe ich das Siegel des Hans Rephun (zugegebenermaßen recht stümperhaft) skizziert, Ihr findet es im Anhang. Deckt es sich Eurer Meinung nach mit dem Wappenbrief? Alle anderen historischen Daten legen übrigens nahe, dass es dieser Hans Rephun gewesen sein muss, aber es gibt eben im Wappen die oben beschriebenen zwei Unterschiede...

          Ich freue mich, von Euch zu hören! Vielen Dank im Voraus.

          Viele Grüße!
          Angehängte Dateien
          Zuletzt geändert von Murkel22; 19.04.2023, 11:05.

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          • Hracholusky
            Moderator
            • 17.03.2016
            • 904

            #6
            Hallo Murkel,

            ich denke schon das es sich hier um ein und die selbe Person handelt. Das es leichte Unterschiede zum Siegel gibt kommt vor. Ich kenne da genügend Beispiele wo das so ist. So führte eine geadelte Prager Familie das ihr verliehene Wappen komplett seitenverkehrt (Link). Von den vielen abweichenden Darstellungen im Siebmacher ganz zu schweigen.
            Das Brandenburg dürfte auch ein Hinweis auf den Bittsteller zur Wappenverleihung sein, da er das sicher nicht selbst gemacht hat. Bei dem von mir oben erwähnten Wappenbrief war es der königliche Rat Witte der als Bittsteller den Kaiser darum bat.
            Mit besten Grüssen
            Gerd

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            • Murkel22
              Benutzer
              • 03.04.2014
              • 83

              #7
              Lieber Gerd,

              vielen Dank für Deine Einschätzung. Das finde ich spannend, dass es offenbar in Ordnung war, wenn Wappenempfänger ihr vom Kaiser verliehenes Wappen leicht abänderten. Hast Du evtl. noch mehr Beispiele dafür?

              Interessant finde ich auch, wer damals der Bittsteller für Wappenbriefe war. Bei Adelserhebungen habe ich in der Familie Rephun zwei Fälle, wo die Personen ihre Bitte um Standeserhebung selbst an den Kaiser gerichtet haben. Vielleicht wurde ihr Bittbrief aber auch über einen externen Bittsteller bei der Hofkanzlei eingereicht. Es handelt sich um die folgenden Fälle:

              - 1546: Adelsbrief für Veit Zick (brandenburgischer Rat und Rentmeister, Schwager des Hans Rephun): Link

              - 1744: Adelsbrief für Johann Sigismund Rephun (Kammerrat in Anhalt-Zerbst, Urururenkel des Hans Rephun): Link

              War es so, dass Wappenbriefe normalerweise über einen externen Bittsteller beantragt wurden bzw. es ein reiner Gnadenakt war, der vom Landesfürsten ausging? Die Gebühren mussten die Wappenempfänger aber selbst bezahlen, oder?

              Vielen Dank im Voraus und viele Grüße!
              Zuletzt geändert von Murkel22; 19.04.2023, 19:01.

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              • Hracholusky
                Moderator
                • 17.03.2016
                • 904

                #8
                Hallo Murkel,

                Beispiel habe ich jetzt keins zur Hand. Da müsste ich erst suchen. Es gibt aber z.B. eine Wappenverleihung an Elias Karl Schwartz, Wirtschaftshauptmann der slawataischen Herrschaften, am 27.4.1674 durch Johann Joachim Graf Slawata von Chlum und Koschumberg mit dem Prädikat "von Schwartzenfeld". Dort wird im Blason in einem schwarzen Feld ein grünes gestürztes Kleeblatt beschrieben. In der Zeichnung im Wappenbrief wurde aber fälschlich ein Weinblatt abgebildet. So hat die Familie dann das Wappen auch geführt obwohl eigentlich der Blason bindend ist und nicht die Zeichnung. Das änderte sich dann aber am 10.11.1710 als dessen Söhne Franz Anton und Joachim Anton mit gleichem Prädikat in den Adelstand erhoben wurden und das Wappen farblich gebessert wurde und dort in der Zeichnung dann auch ein gestürztes Kleeblatt, hier dann aber golden, war.

                Bei Wappenbriefen kenne ich das so das eine vorgesetzte Person gebeten wurde beim Souverän darum zu bitten. Als Beispiel hat Herzog Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, bekannt als Wallenstein, Wappen verliehen die sein Kanzler Stephan Ilgen von Illgenau ihm als Bittsteller antrug um die vorher beim Kanzler selbst gebeten wurde.
                Mit besten Grüssen
                Gerd

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                • Duppauer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.03.2014
                  • 686

                  #9
                  Hallo Murkel,
                  es gilt immer der Blason wie er im verliehenen Wappenbrief zu finden ist!
                  Egal wie das Wappen gezeichnet ist !
                  Der Blason geht vor der Zeichnung!
                  Künstlerische Freiheiten hat natürlich der Wappenzeichner, aber er muß sich immer an den Blason halten!
                  Ich führe hier z.B. das Wappen Reuther https://www.frank-reuther.de/ gerne an, gleicher Blason verschiedene künstlerische Ausführungen! Siehe unter Wappenaufrisse.
                  Oder die Wappenaufrisse auf Gerds Seite. https://wappen.weebly.com/die-familie.html

                  Natürlich änderte sich im Laufe der Zeit auch der Sprachgebrauch im Blason, worauf man Rücksicht nehme muß!
                  Bei einem meiner Vorfahren steht z.B. im Diplom "In rot eine weiße oder silberne Platten gegen den Ranft überzwerch gezogen, die Mitte zu zerteilen". Heute sagt man dazu "In rot ein silberner Schrägbalken".
                  Zuletzt geändert von Duppauer; 19.04.2023, 22:55.
                  Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                  Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                  Herzliche Grüße
                  Dieter

                  Kommentar

                  • Murkel22
                    Benutzer
                    • 03.04.2014
                    • 83

                    #10
                    Hallo Gerd und Dieter,

                    vielen Dank für Eure Rückmeldungen! Ich nehme also mit, dass Hans Rephun sein Wappen wohl - aus welchen Gründen auch immer - leicht abgeändert hat, solche Änderungen eigentlich nicht ganz in Ordnung waren, aber in der Praxis durchaus vorkamen. Wichtig ist für mich auch, dass diese beiden Änderungen (die geöffneten Flügel und der Dreiberg auf dem Helm) aus heraldischer Sicht nicht so gravierend sind, dass es sich um ein anderes Wappen handeln muss.

                    Zur Frage, wer Wappenbriefe bei der Hofkanzlei beantragt hat, habe ich etwas recherchiert und bin in Gerhard Seibolds Werk "Der Wappenbrief: Ein Kompendium" fündig geworden. Dort heißt es auf S. 224f:

                    Zumeist wurde der Verleihungsprozess durch den Antrag eines Petenten ausgelöst. [...] Die vom Petenten formulierten Ausführungen waren Basis für das Verfahren, welches von Seiten der angesprochenen Kanzlei nach Eingang der Supplikation in Gang gesetzt wurde. Mehr oder weniger unterwürfig brachte der Antragsteller seinen Wunsch auf die Verleihung eines Wappens gegenüber dem Kaiser oder auch einem nachgeordneten Territorialherren zum Ausdruck.
                    Vermutlich wurde die Wappenverleihung also durch das Haus Brandenburg ausgelöst, wie wir aus der entsprechenden Notiz auf dem Wappenbrief-Konzept erfahren.

                    Danke für Eure Unterstützung und viele Grüße!

                    Kommentar

                    • Duppauer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.03.2014
                      • 686

                      #11
                      Hallo Murkel,

                      den Blason des Wappens hast du uns ja ja übermittelt.

                      Mit namen ain plauven oder lasur farben Schildt, im grundt desselben ain gelber oder goltfarber dreypuhelter perg, steend auf dem mittern hochern, für sich aufrechts mit offnem Schnabel ain Rephuen seiner natürlichen Farb und Äu, auf dem Schilt ein Stechhelm mit plawer und gelber Helmdeck geziert, darauf steendt für sich aufrechts ein Rephuen von Farben und sonst allermassen gestalt wie im Schilt. Alßdann p. [perge = fahre fort]
                      Datum Rotenburg 6 Decembris Ao 1546.
                      Auf den Siegel sehen wir dann ein flugbereites Rebhuhn zusätzlich auch mit dem Dreiberg in der Helmzier.
                      Nun ist es immer eine Frage was für einen Blason/Wappenbeschreibung hat der Siegelschneider vom Auftraggeber erhalten.
                      Oder wie hat man das "allermassen gestalt wie im Schild" verstanden. Mit Dreiberg?
                      Oder ist das Siegel vor der eigentlichen Wappenverleihung entstanden?
                      Also wir kennen solche Abweichungen in der Heraldik schon, eben weil der Blason falsch verstanden oder der Wappenzeichner, Siegelschneider, Graveur, Steinmetz usw. ihn nicht richtig umgesetzt hat.
                      Ich denke das es sich um die gleiche Person handelt.

                      Das gleiche Wappen, wie bei der Wappenverleihung von 1546, wurde fast 200 Jahre später 1744 einen Rephun, Johann Sigmund, fürstlich anhalt-zweibrückischer Kammerrat bei dessen Erhebung in den Adelsstand verliehen. Dies ist Dir sicherlich bekannt. Liegt hier eine Verwandtschaft vor?
                      Zuletzt geändert von Duppauer; 21.04.2023, 18:20.
                      Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                      Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                      Herzliche Grüße
                      Dieter

                      Kommentar

                      • Hracholusky
                        Moderator
                        • 17.03.2016
                        • 904

                        #12
                        Zitat von Duppauer Beitrag anzeigen
                        Das gleiche Wappen, wie bei der Wappenverleihung von 1546, wurde fast 200 Jahre später 1744 einen Rephun, Johann Sigmund, fürstlich anhalt-zweibrückischer Kammerrat bei dessen Erhebung in den Adelsstand verliehen. Dies ist Dir sicherlich bekannt. Liegt hier eine Verwandtschaft vor?
                        Hallo Dieter,

                        das hat er bereits im Beitrag #7 geschrieben. Johann Sigismund Rephun ist ein Urururenkel des Hans Rephun.
                        Mit besten Grüssen
                        Gerd

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                        • Murkel22
                          Benutzer
                          • 03.04.2014
                          • 83

                          #13
                          Hallo Dieter,

                          danke für Deine Antwort. Das von mir abgezeichnete Siegel stammt von 1574, aber bereits 1550 verwendete Hans Rephun zwei weitere unterschiedliche Petschaften. Eines, das nur den Wappenschild zeigt und eines mit dem Vollwappen - in beiden Darstellungen sind die Flügel des Rephun geöffnet. Auch auf einem Grabstein für seinen Sohn Hans Siegmund in der Sparnecker Pfarrkirche wird das Wappen so dargestellt. Ich vermute nicht, dass das Wappen bereits vor der Wappenverleihung verwendet wurde.

                          Man kann es in der Tat auch so sehen, dass ein Rebhuhn, das "aufrecht und mit offenem Schnabel auf einem Dreiberg steht", auch flugbereit sein kann. Das Rebhuhn ist schließlich eine seltene Figur und hatte evtl. vor allem zur damaligen Zeit noch keine verfestigte Standardstellung. Und die Passage "allermassen gestalt wie im Schild" wurde vielleicht tatsächlich so aufgefasst, dass der Schildinhalt in der Helmzier komplett wiederholt werden sollte.

                          Zu Deiner Frage nach dem Wappen von 1744: Dieses wurde Hans Rephuns Urururenkel Johann Sigismund (auch Johann Siegmund) bei dessen Adelserhebung verliehen. Allerdings wurde es interessanterweise so nie geführt. Johann Sigismund gehörte der Zerbster Linie der Rephuns an, die seit dem Gründungsvater Arnold Johann Siegmund Rephun (1610-1665, Amtsrat und Kammermeister in Zerbst und Urenkel des Hans Rephun) das Wappen des eigentlich bereits erloschenen Rittergeschlechts der Rephun von Fersheim führte (s. Bild 1).
                          Der Grund dafür war, dass Arnold Johann Siegmund in den Wirren den 30-jährigen Krieges fernab seiner Oberpfälzer Heimat in Oldenburg landete und sich nicht auf seine eigentlichen Vorfahren zurückführen wollte, da diese inzwischen entmachtet und hoch verschuldet waren - sein Vater Hans Siegmund war gar in Kulmbach gewaltsam ums Leben gebracht worden. All dies wirkte wohl zu wenig aristokratisch, daher führte er sich lieber auf eine vermeintliche tiefer zurückliegende, edlere Abstammung zurück. Gelegen kam, dass der "alte Siebmacher" ca. zum Zeitpunkt seiner Geburt ein Wappen der Rephun von Fersheim veröffentlicht hatte. Darauf konnte er sich leicht zurückführen. Ich bezweifle den Wahrheitsgehalt aber sehr stark, da sich die alten Rephun-Generationen niemals "von Fersheim" nannten. Und wenn Hans Rephun 1546 bereits das Wappen der Rephun von Fersheim geführt hätte, hätte er sicher vom Kaiser kein neues Wappen, sondern zumindest eine Wappenbesserung (oder gleich eine Adelserhebung) verliehen bekommen.
                          Zurück zu Johann Sigismund von Rephun: Als er bei Kaiser Karl VII. um die Adelserhebung anhielt, musste er sich doch auf seinen "echten" Vorfahren Hans Rephun berufen, eine Abstammung zu den Fersheimern führte er dort nicht an (offenbar hatte er keinerlei Beweise). Folgerichtig wurde ihm von der Hofkanzlei dieses Wappen verliehen - er führte es aber nicht, sondern weiterhin das Wappen der Rephun von Fersheim. Dies blieb so bis zum Aussterben der Linie im Jahre 1860.

                          Die andere große Linie der Rephuns (die egerländische Linie, der auch ich angehöre), hat übrigens erst im Jahr 2021 auch ein eigenständiges Wappen angenommen (s. Bild 2). Es zeigt zwei sich ergänzende Rebhahn-Köpfe in den Farben der Stadt Eger. Somit führt(e) - aus unterschiedlichen Gründen - jede Linie ihr eigenes Wappen.

                          Dies ist in Kurzform die Geschichte der Familie Rephun und ihrer Wappen

                          Viele Grüße!
                          Angehängte Dateien
                          Zuletzt geändert von Murkel22; 21.04.2023, 21:40.

                          Kommentar

                          • Hracholusky
                            Moderator
                            • 17.03.2016
                            • 904

                            #14
                            Zitat von Murkel22 Beitrag anzeigen
                            Die andere große Linie der Rephuns (die egerländische Linie, der auch ich angehöre), hat übrigens erst im Jahr 2021 auch ein eigenständiges Wappen angenommen (s. Bild 2). Es zeigt zwei sich ergänzende Rebhahn-Köpfe in den Farben der Stadt Eger.

                            Ein schönes Wappen und von einem Künstler den Dieter und ich gut kennen. Wir treffen uns jedes Jahr im September in Hannover und Ralf ist da auch dabei.
                            Mit besten Grüssen
                            Gerd

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                            • Duppauer
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.03.2014
                              • 686

                              #15
                              Hallo Murkel,

                              Danke für Deine Erläuterungen zu den Rephun Wappen! Eine sehr interessante Geschichte und ein sehr schönes Wappen das sich da euer Zweig gegeben hat. Wurde es denn in eine Wappenrolle eingetragen?
                              Wie es der Zufall so will, bin ich beim Durchsuchen der Trauungsbücher von St. Stephan in Wien auf einen Rephun gestoßen.

                              Der vorgenannte könnte zu dem Augsburger Zweig der Rebhun gehören, er wurde in Neustadt an der Aisch geboren und hier https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id...%22%3A0.509%7D findet sich ein Johann Christoph Rebhun der Stadthauptmann in Neustadt an der Aisch gewesen ist.
                              Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                              Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                              Herzliche Grüße
                              Dieter

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