Vorstellung Projekt Urkataster Kreis Dortmund (um 1826)

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  • Christopher Jung
    Benutzer
    • 02.04.2023
    • 5

    Vorstellung Projekt Urkataster Kreis Dortmund (um 1826)

    Hallo zusammen,

    ich erstelle seit einigen Jahren als Hobby, mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs Dortmund und verschiedener Katasterämter, eine Website zum Urkataster des Kreises Dortmund und Umgebung aus der Zeit um 1826/27. Kern ist eine Karte, es gibt aber auch eine Suchfunktion nach Personen (Eigentümern) und nach Ortsbezeichnungen. Ich weiß, dass gerade die Suche nach Eigentümern von Ahnenforschern gerne genutzt wird, daher wollte ich das Projekt einmal hier kurz vorstellen. Vielleicht kennt ja der eine oder andere die Website noch nicht.

    Das Projekt und die Website sind kostenfrei/nicht kommerziell. Karte und Suchfunktion zeigen die Daten bis herunter zu einzelnen Parzellen und Gebäuden. Über die Reinerträge sind auch Vergleiche zwischen Parzellen/Eigentümern möglich, auch solchen anderer Gemeinden (wer war wohlhabender? welches Ackerland war besser?). Die Karte zeigt auch die Lage besonderer Gebäude wie Kirchen, Schulen, Rathäuser, Mühlen usw., die vielfach heute nicht mehr existieren. Auch Lagebezeichnungen oder Wegebeziehungen aus der Zeit am Beginn der Industrialisierung lassen sich recherchieren. Auch andere Quellen habe ich eingepflegt (Hausnummerlisten für Dortmund, Huckarde und teilweise Hörde), Kurzbeschreibungen für einige Kirchen und Burgen/Schlösser/Adelssitze. Auch Wikipedia-Artikel habe ich verlinkt, sofern es zu einzelnen Gebäuden welche gab.

    URL: https://dortmund1826.de

    Zu den allgemeinen Funktionen gibt es auch ein kurzes Infovideo: https://youtu.be/Wl6zQ7XfHtQ

    Falls übrigens jemand Interesse hat andere Regionen jenseits des Kreises Dortmund und der unmittelbaren Umgebung zu ergänzen: einfach bei mir melden. Auch über Anregungen und Ideen würde ich mich freuen.
  • gamakichi
    Erfahrener Benutzer
    • 14.03.2021
    • 478

    #2
    Ich kannte das Projekt schon, fand ich sehr gut. Dank der Karte konnte ich endlich Häuser vernünftig zuordnen die ich im Häuserbuch gefunden habe.
    Gibt es Pläne von dir, andere Jahre oder Orte zu bearbeiten?

    Gruß,
    gamakichi

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    • Christopher Jung
      Benutzer
      • 02.04.2023
      • 5

      #3
      Aktuell ist der Plan erstmal den Kreis Dortmund zu vervollständigen - soweit dies möglich ist. Hier fehlen mir noch einige Unterlagen und ich weiß noch nicht, ob diese noch vollständig existieren. Zu bearbeiten habe ich noch die Gemeinden Schwerte, Garenfeld, Geiseke, Villigst, Opherdicke, Hengsen, Holzwickede, Lünen und Castrop. Ich schätze, dafür brauche ich nochmal 1 1/2 Jahre. Die genaue Reihenfolge steht noch nicht fest. Ich arbeite gerade an Schwerte.

      Jenseits des Kreises Dortmund kann ich mir vorstellen die angrenzenden Gemeinden stückweise zu bearbeiten. Der heutige Kreis Unna scheint seine Unterlagen relativ komplett an das Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen abgegeben zu haben, was die Bearbeitung dieses Gebiets erleichtert.
      Ich selbst habe erstmal nicht vor Gemeinden zu bearbeiten, die nicht an bereits bearbeitetes Gebiet grenzen.

      Falls aber jemand selbst Interesse daran hat andere Gebiete zu bearbeiten und beizusteuern: gerne melden! Hierfür braucht es weniger technisches Wissen als vielmehr Zeit und Ausdauer.

      Bezüglich anderer Jahre: ich möchte langfristig noch eine Karte der Dortmunder Innenstadt um 1909 oder 1913/14 ergänzen. Für 1913/14 gibt es im Stadtarchiv einen relativ kompletten Kartensatz an Inselkarten aus der damaligen Neuaufstellung des Katasters. Ob diese Karte dann auch Eigentümer enthält weiß ich aber noch nicht (Flurbücher oder dergleichen sind offenbar nicht an das Archiv abgegeben worden). Eventuell arbeite ich hier auch mehr über die überlieferten Adressbücher.

      Generell schaue ich halt danach, wo passende Quellen überliefert sind und wo genug Interesse besteht. Es sollte zwar theoretisch möglich sein aus dem Kataster unter Nutzung der Fortschreibungen "beliebige" Jahre zu rekonstruieren, dies aber aber praktisch fast unendlich aufwändig, da jede Parzelle einzeln recherchiert werden muss. Zudem sind die Fortschreibungen auch nicht immer so exakt, wie man sich das wünschen würde. Manche Gebäude wurden erst Jahre später eingemessen und nachgetragen. Manchmal fehlen auch Bände. Da stütze ich mich lieber auf Quellen, die etwas weniger schwierig sind und wo ich weiß, dass die Arbeit anderen auch weiterhilft.

      Viele Grüße
      Christopher Jung

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      • Ralf-I-vonderMark
        Super-Moderator
        • 02.01.2015
        • 2863

        #4
        Hallo Christopher,

        das Projekt, eine Karte zum Urkataster des Kreises Dortmund und Umgebung aus der Zeit um 1826/27 zu erstellen; insbesondere zur Lage der Häuser mit Angabe der Namen der Eigentümer, ist eine tolle Sache und eine beeindruckende Leistung.

        Auf das Projekt hatte ich am 18.09.2022 im Thema Interaktive Karte von Dortmund 1826 mit Hausbesitzernamen schon einmal hingewiesen.

        Auch wenn es zunächst der Plan ist, die Karte zu den Gemeinden Castrop, Garenfeld, Geiseke, Hengsen, Holzwickede, Lünen, Opherdicke, Schwerte und Villigst auf der Grundlage des Urkatasters des Kreises Dortmund zu vervollständigen und danach angrenzende Gemeinden zu bearbeiten würde ich mich über eine bevorzugte Bearbeitung von Kamen nebst Methler freuen.

        Diesbezüglich möchte ich anmerken, dass es im Stadtarchiv Kamen das Werk von Rolf-Dieter Helgers „Bürgerliste der Stadt Kamen 1810“ (Kamen 1997) gibt, aus welchem sich die seinerzeit verwendeten Hausnummern unter Angabe der Namen und teilweise Lebensdaten der Eigentümer ergeben sowie insbesondere die heutigen Adressen. Daher liegt sicherlich eine gute Grundlage für die Erstellung einer auf Kamen bezogenen Karte vor.

        Zudem gibt es eine umfangreiche maschinenschriftliche Abschrift des Hypothekenbuchs, auch wenn dort nicht alle Eigentümerwechsel verzeichnet sind.

        Vielleicht ist es technisch auch möglich, die m.E. sehr anschauliche Karte Preußen 1877 für Dortmund und Umgebung mit einzubeziehen.
        vgl. https://maps.arcanum.com/de/map/northgermany-1877/

        Viele Grüße
        Ralf

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        • Andre_J
          Erfahrener Benutzer
          • 20.06.2019
          • 1911

          #5
          [QUOTE=Ralf-I-vonderMark;1534256]

          Vielleicht ist es technisch auch möglich, die m.E. sehr anschauliche Karte Preußen 1877 für Dortmund und Umgebung mit einzubeziehen.
          vgl. https://maps.arcanum.com/de/map/northgermany-1877/
          [/QUOTE]

          Das Datum 1877 ist allerdings falsch, denn die dort eingezeichneten Dortmunder Straßenbahnen wurden erst Jahre später eröffnet.
          Es handelt sich vielmehr um die Preußische Neuaufnahme 1891-1912, die auch als WMS-Layer von der NRW Landesvermessung angeboten wird. Ist für die Lizensierung eventuell einfacher.

          Wobei ich hier die ebenfalls angebotene Preußische Uraufnahme von 1850 bevorzugen würde:

          Dortmund-Uruafnahme.jpg
          Zuletzt geändert von Andre_J; 07.04.2023, 18:00.
          Gruß,
          Andre

          Kommentar

          • Christopher Jung
            Benutzer
            • 02.04.2023
            • 5

            #6
            Hallo Ralf, Hallo Andre,

            die Karten von Arcanum einzubinden scheidet aus Kostengründen aus. Aktuell werden dort mindestens 50€ pro Monat aufgerufen. Die Preußische Uraufnahme und Neuaufnahme der Landesvermessung habe ich hingegen schon beide eingebunden (Auswahl Uraufnahme bzw. Neuaufnahme in der Layerliste, die Karten erscheinen aber nicht in jeder Zoomstufe). Die Landesvermessung stellt freundlicherweise beide Karten auf einem offenen WMS für jeden kostenfrei bereit.

            Zu Methler habe ich mir bereits das Flurbuch für den nächsten "Urlaubtag" im Landesarchiv vorgemerkt. Camen wollte ich bei der Gelegenheit einmal in den beiden Findbüchern recherchieren. Zu Methler fehlt mir auch noch das Vermessungsnetz. Ich notiere mir das Interesse aber mal für die Zeit nach Abschluss des Kreises Dortmund. Danke auch für den Hinweis auf die Bürgerliste!

            Viele Grüße
            Christopher Jung

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            • Zita
              Moderator
              • 08.12.2013
              • 6066

              #7
              Hallo Christopher,
              ist zwar nicht mein Suchgebiet, aber ich finde die Karte sehr gelungen - da steckt eine Menge Arbeit dahinter!

              Eine technische Frage:
              Hast du die Grundstücksgrenzen schon als Polygone digitalisiert bekommen oder hast du selbst die Linien aus dem alten Katasterplan extrahiert und dann nachbearbeitet? Ist der "Grenzen"-Layer ein dxf?

              Liebe Grüße
              Zita

              Kommentar

              • Christopher Jung
                Benutzer
                • 02.04.2023
                • 5

                #8
                Hallo Zita,

                herzlichen Dank.

                zu deiner Frage: nein, zugeliefert bekomme ich im Normalfall nur Digitalisate der Urkarten und Stückvermessung. Alle anderen Materialien suche ich mir selbst in den Archiven, erstelle von ihnen Fotos und tippe sie anschließend ab. Anschließend georeferenziere ich die Scans der Urkarten in QGIS selbst und zeichne dort jede Parzelle händisch ab. Die dabei resultierenden Geodaten landen in einer Geodatenbank und werden anschließend per selbstgeschriebener Software mit den Daten aus den Flurbüchern und anderen Quellen angereichert und auf Fehler überprüft.

                Etwas anders sieht es manchmal bei Katasterämtern als Quelle aus. Hier kann es schonmal passieren, dass die Urkarten bereits georeferenziert bereitgestellt werden. Abzeichnen muss ich sie aber trotzdem selbst.

                DXF verwende ich im Prozess nicht, da es nicht 100% für Geodaten geeignet ist. Auf ein "automatisches" Extrahieren (Vektorisieren) von Urkarten verzichte ich außerdem, da das Verfahren viel zu ungenau ist bzw. zu viele Artefakte produziert. Die Urkarten sind nach 200 Jahren halt nicht mehr im besten Zustand. Sie sind häufig nicht mehr ganz glatt, der Computer würde also Kurven daraus machen, wo keine waren. Manche Karten bestehen auch mehr aus "Tesafilm" denn aus Papier. Dazu kommt, dass einige gut 100 Jahre lang aktiv in den Katasterämtern benutzt und fortgeschrieben wurden. Dort muss man überhaupt erst einmal herausfinden, welche der vielen Linien in einem Bereich die Ursprüngliche aus den 1820ern ist. Mit etwas Übung geht das, der Computer kann das aber nicht.

                Für dortmund1826 verwende ich dabei grob folgende Unterlagen:
                * Urkarten - werden georeferenziert und anschließend abgezeichnet
                * Stückvermessungshandrisse - zur Plausibilisierung und Interpretation schlecht lesbarer/überzeichneter Urkarten
                * Flurbücher - werden von mir abgeschrieben und an die Karte angespielt
                * Grundsteuermutterrollen und/oder Güterverzeichnisse - Ich schreibe hier die Namen der Eigentümer und die jeweiligen Summen ab. Letztere brauche ich zur Fehlersuche. Die beiden Quellen helfen aber auch, wenn das Flurbuch schlecht lesbar ist oder sich dort einmal ein Schreibfehler eingeschlichen hat
                * Vermessungsunterlagen (primär Berechnung goniometrischer Koordinaten) - Hier schreibe ich die damals berechneten Koordinaten ab und rekonstruiere dann das damalige Vermessungsnetz. Dieses brauche ich wiederum für die Georeferenzierung der Urkarten. Ohne Netz ist eine Georeferenzierung recht mühevoll im Ruhrgebiet. Aus der Zeit von vor 200 Jahren gibt es ja hier quasi nichts mehr. Die Grundstücksgrenzen haben sich praktisch alle geändert und die meisten damaligen Landmarken sind Geschichte.

                Insgesamt also sehr viel Recherchearbeit in Findbüchern um die Unterlagen zu finden (die Katasterämter des Regierungsbezirks Arnsberg liegen leider nach wie vor nur als gedrucktes Findbuch im Landesarchiv selbst vor, nicht online. Ebenso der Katasterkartenbestand), anschließend sehr viele Fotos machen und hinterher noch viel mehr abschreiben und abzeichnen. Eine Fleißaufgabe halt. Was automatisierbar war habe ich, so gut es geht, mittels selbstgeschriebener Software automatisiert.

                Zum genauen Vorgehen will ich demnächst aber auch noch ein eigenes Video machen und auf meinem Youtube-Kanal veröffentlichen.

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                • Zita
                  Moderator
                  • 08.12.2013
                  • 6066

                  #9
                  Hallo Christopher,

                  ok, wenn du alles händisch machst, ist das noch viel mehr Arbeit, Wahnsinn.

                  In meinem Forschungsbereich (Niederösterreich) habe ich immerhin das Glück, dass die Katasterkarten quasi schwarz-weiß vorliegen (online und in sehr guter Qualität) und das automatische Vektorisieren ganz gut funktioniert. Eigentlich hätte ich gerne eine Idee gehabt, wie man daraus dann automatisiert Polygone = Grundstücke macht. Aber wenn ich es richtig verstehe, zeichnest du die wirklich einzeln (ich mag ja solche Arbeiten und finde sie beinahe meditativ, aber das sind wirklich viele...).

                  Bin schon gespannt auf dein yt-Video!

                  Liebe Grüße
                  Zita

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                  • Andre_J
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.06.2019
                    • 1911

                    #10
                    Theoretisch funktioniert das Umwandeln von Linien in Polygone, aber eben nur theoretisch.

                    Ich digitalisiere gerade die Gemeindegrenzen in West- und Ostpreußen aus der Preußischen Neuaufnahme mittels QGIS.
                    Dazu habe ich zuerst die Provinzgrenzen aus dem WMS-Bild von susudata als geschlossene Linie digitalisiert, und in ein Polygon je Provinz umgewandelt.
                    Im zweiten Schritt dann die Regierungsbezirkgrenzen digitalisiert, und das Provinzpolygon mit den Bezirksgrenzen in Regierungsbezirkspolygone zerteilt. Im nächsten Schritt dann die Kreise, dann die Gemeinden. Anschließend kann ich die Gemeindepolygone dann auf Basis des Gemeindelexikons zu Amtsbezirken, Standesamtsbezirken, katholischen und evangelischen Gemeindepolygonen zusammenfassen.

                    Das funktioniert jeweils nur, wenn die Schnittlinien von Außenkante bis Außenkante durchlaufen, weil das Poygonisierungstool keine Linien aneinanderstückeln kann. Manchmal treten beim Zerschneiden dann doppelte Punkte auf (mit Liniensegmenten der Länge Null), die man erst wieder bereinigen muß, bevor es weitergeht.

                    Ist also wahrscheinlich genausoviel Arbeit wie das Abzeichnen der Polygone.
                    Gruß,
                    Andre

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                    • Christopher Jung
                      Benutzer
                      • 02.04.2023
                      • 5

                      #11
                      Das automatische Vektorisieren ist bei mir keine Option, da ich für jede Parzelle ja mindestens die Gemeinde, Flur- und Parzellenummer erfassen muss. Sonst kann ich dieser ja keine Zusatzinformationen wie Kulturarten, Eigentümer usw zuordnen. Ich muss also ohnehin jede Parzelle manuell anfassen. Darüber hinaus wurden die Urkarten des Katasters teils über 100 Jahre fortgeschrieben und dementsprechend viele Linien aus vielen Jahrzehnten findet man dort. Viele davon will ich aber gar nicht für dortmund1826.de haben. Das geht aber auch nur manuell.

                      Derweil habe ich noch zwei weitere Infovideos fertiggestellt:

                      Auf dortmund1826.de habe ich außerdem noch die Gemeinden Schwerte, Geisecke und Villigst ergänzt. Es fehlt jetzt aus der Bürgermeisterei Schwerte nur noch Garenfeld.

                      Viele Grüße
                      Christopher Jung

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                      • Zita
                        Moderator
                        • 08.12.2013
                        • 6066

                        #12
                        Hallo Christopher,

                        vielen Dank fürs Teilen der yt-Videos. Im 3. Teil stellst du die Zusammenschau der unterschiedlichen Quellen sehr gut dar, und gibst damit nochmal einen Einblick in den umfangreichen Aufwand - inhaltlich, technisch und zeitlich - für dein Projekt.

                        Dass du die einzelnen Grundstücke einer Nutzung zuordnest, hatte ich bei meiner Frage nach der Automatisierung nicht bedacht.

                        Danke auch, dass du den Code zur Verfügung stellen würdest. Ich behalte das einmal im Hinterkopf, muss mich dazu aber noch mehr in die GIS-Materie einarbeiten.

                        Liebe Grüße
                        Zita

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