Soldatenfoto vermutlich um den 1. WK

[Eva64]

Hallo an die Experten,

beim Sichten alter Fotoalben fiel mir das angehängte Foto in die Finger. Wie so häufig, war es leider nicht beschriftet und die Familie hat keine Idee wer das sein könnte, in welchem Zeitraum etc. Jetzt hoffe ich einfach mal, dass jemand wenigstens zeitliche Rückschlüsse ziehen kann aus den Uniformen, der Bewaffnung o.ä. das mir bei der Zuordnung weiterhelfen könnte.
Auf der Tafel im Hintergrund ist zu erkennen: "Frhr. Schilling von Canstatt Rittmeister und Führer" und die Buchstaben L.A.M.

Ich sag schon mal Danke für jeden Hilfeversuch.

Grüßle
Eva

[Basil]

Hallo Eva,

ich könnte mich irren, aber der linke Soldat scheint einen Helm der Feldartillerie zu tragen. Der Helm war ähnlich der Pickelhaube, nur mit einer Kugel an der Spitze. Zusammen mit der 65 auf der Helmabdeckung führt das zum Feldartillerie-Regiment Nr. 65 der Königl. Württembergischen Armee. Das könnte auch zum Rittmeister Frhr. Schilling von Canstatt passen. Die Adelsfamilie Schilling von Canstatt stammte aus Schwaben und diente oft dem Haus Württemberg. Den Dienstgrad Rittmeister gab es in der Kavallerie, aber auch in berittenen Einheiten der Artillerie, im Verlauf des 1. Weltkriegs sogar generell in der Artillerie. Es könnte sich um Viktor Schilling von Canstatt (1863-1958) handeln, der als Rittmeister im 1. Weltkrieg kämpfte. Ich konnte aber nicht finden, in welchem Regiment er diente.

Die Buchstaben L.A.M. kann ich nicht deuten. Die Aufnahme dürfte im 1. Weltkrieg entstanden sein.

Gruß
Basil

[Anna Sara Weingart]

Hallo.
Es gab noch:
- Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt (1869–1962), Oberstleutnant
- Major Freiherr Schilling von Canstatt, 3.8.1918–17.12.1918 Kommandeur vom Brandenburgischen Husaren-Regiment "von Zieten"

zur Abkürzung, ich lese: L. A. M. K.
z.B. => "Leiter Abteilung M... K..."

Gruss

[Eva64]

Lieber Basil, liebe Anna,

danke an Euch. Das ist doch schon ein sehr guter Ansatz. Ich war mir gar nicht sicher, ob es Württemberg betrifft. Die Familie hatte u.a. Verbindungen nach Köln und Wilhelmshafen.
Die Person rechts, könnte das ein Kriegsgefangener sein?

Grüßle
Eva

[Basil]

Moin Eva,

ich wundere mich zwar etwas über die dunkle Farbe der Uniform des rechten Soldaten, aber der Schnitt ist deutsch. Auch die Kopfbedeckung ist deutsch, ein sogenanntes Krätzchen.

Gruß
Basil

[Moselaaner]

Hallo Eva,
es handelt sich, wie Basil schon andeutete, um deutsche Soldaten. Der linke, möglicherweise auch der rechte Soldat sind Landsturmmänner. Diese wurden auch bei Kampfeinheiten in der Etappe hinter der Front eingesetzt. An die Landsturmmänner wurden sehr häufig aus der Not heraus (Uniformtuchmangel) alte Uniformen ausgegeben. Der rechte Mann hat eine Friedensuniform an. Landsturmmänner bewachten in der Etappe zum Beispiel u.a. Munitionsdepots. Hieraus kann sich auch die Buchstabenfolge auf dem Schild erklären. LAMK oder LAM II bedeuten Leichte Artillerie Munitions-Kolonne oder Leichte Artillerie Munitionskolonne II

Gruß Moselaaner

[Eva64]

Hallo Basil, hallo Moselaaner,

Danke für die weiteren Infos. Jetzt habe ich doch eine zeitliche Vorstellung. Vielleicht komme ich damit noch weiter.
Auf jeden Fall sehr spannend die Analyse der Uniformen!

Grüßle
Eva