Hallo allerseits,
es kommt zwar eher selten vor, dass man in der eigenen Genealogie auf konkrete Hinweise bezüglich Extremwetterlagen stößt, bei denen man unmittelbar Auswirkungen auf die eigenen Vorfahren belegen kann, aber gerade hatte ich einen derartigen Fall:
Mein Vorfahre Herman Zimmermann war seit 1653 Amtsmüller zu Zilly in der Region Halberstadt.
In der ersten Hälfte der 1670er Jahre sah er sich nach Auskunft der erhalten gebliebenen Pachtverträge dazu gezwungen, das Amt um eine Reduzierung des Pachtzinses "aufgrund der schlechten Zeiten" zu bitten, was ihm auch gewährt wurde. Zwar wurde an dieser Stelle nicht näher ausgeführt, worin diese "schlechten Zeiten" bestanden, aber es handelte sich allem Anschein nach um eine mehrere Jahre andauernde Periode mit zu kurzen Wachstums- und zu langen Frostperioden, die zu einem Einbruch der Ernten geführt haben dürften.
Bei einer Erneuerung der Pachtverträge im Frühjahr 1680 pachtete mein Vorfahre, der vorher die große und die kleine Amtsmühle betrieben hatte, nur noch die große Amtsmühle, während die kleine Mühle an einen anderen Müller ging. Aus dem Inventarium geht hervor, dass sich Teile beider Mühlen ungeachtet der von meinem Vorfahren in den Vorjahren durchgeführten Reperaturen in einem recht beklagenswerten Zustand befanden: neben teilweise beschädigten Dächern gab es insbesondere Schäden in den Bereichen, die mit dem Antrieb der Wassermühlen zu tun hatten und ganz speziell im Mauerwerk, bei dem explizit von "kürzlich erfolgten Flutschäden" die Rede war. Es dürfte also im Winter 1679 - 1680 oder im frühen Frühjahr 1680 zu schweren Unwettern mit starken Regenfällen gekommen sein.
Die Verlängerung der Pachtverträge für beide Mühlen an die beiden letzten Inhaber von 1686 ist leider nur kurz und summarisch gefasst, beinhaltet aber als interessante Bemerkung, dass man hoffe, dass die "derzeitige große Trockenheit" bald vorüber sein und die Mühlen bald ihren Betrieb wieder aufnehmen könnten.
Ich habe mir vor einiger Zeit das Buch "Klima und Gesellschaft in Europa. Die letzten tausend Jahre" von Christian Pfister und Heinz Wanner gegönnt und da immerhin gefunden, dass es die von mir erwähnte Kälteperiode in den frühen 1670er Jahren tatsächlich gab und die extreme Trockenheit des Jahres 1686 in Deutschland wurde von den Autoren sogar explizit als Extremereignis erwähnt, bei dem den Mühlen das Wasser knapp geworden sei. Bei der Situation, die 1680 beschrieben wurde, dürfte es sich dagegen eher um ein lokales Ereignis gehandelt haben.
Insgesamt soll das 17. Jahrhundert nach Aussage der Autoren besonders stark von Wetterextremen in jeglicher Richtung (zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass) geprägt gewesen sein.
Habt ihr bei euren Vorfahren vergleichbare Belege zu Extremwetterlagen?
es kommt zwar eher selten vor, dass man in der eigenen Genealogie auf konkrete Hinweise bezüglich Extremwetterlagen stößt, bei denen man unmittelbar Auswirkungen auf die eigenen Vorfahren belegen kann, aber gerade hatte ich einen derartigen Fall:
Mein Vorfahre Herman Zimmermann war seit 1653 Amtsmüller zu Zilly in der Region Halberstadt.
In der ersten Hälfte der 1670er Jahre sah er sich nach Auskunft der erhalten gebliebenen Pachtverträge dazu gezwungen, das Amt um eine Reduzierung des Pachtzinses "aufgrund der schlechten Zeiten" zu bitten, was ihm auch gewährt wurde. Zwar wurde an dieser Stelle nicht näher ausgeführt, worin diese "schlechten Zeiten" bestanden, aber es handelte sich allem Anschein nach um eine mehrere Jahre andauernde Periode mit zu kurzen Wachstums- und zu langen Frostperioden, die zu einem Einbruch der Ernten geführt haben dürften.
Bei einer Erneuerung der Pachtverträge im Frühjahr 1680 pachtete mein Vorfahre, der vorher die große und die kleine Amtsmühle betrieben hatte, nur noch die große Amtsmühle, während die kleine Mühle an einen anderen Müller ging. Aus dem Inventarium geht hervor, dass sich Teile beider Mühlen ungeachtet der von meinem Vorfahren in den Vorjahren durchgeführten Reperaturen in einem recht beklagenswerten Zustand befanden: neben teilweise beschädigten Dächern gab es insbesondere Schäden in den Bereichen, die mit dem Antrieb der Wassermühlen zu tun hatten und ganz speziell im Mauerwerk, bei dem explizit von "kürzlich erfolgten Flutschäden" die Rede war. Es dürfte also im Winter 1679 - 1680 oder im frühen Frühjahr 1680 zu schweren Unwettern mit starken Regenfällen gekommen sein.
Die Verlängerung der Pachtverträge für beide Mühlen an die beiden letzten Inhaber von 1686 ist leider nur kurz und summarisch gefasst, beinhaltet aber als interessante Bemerkung, dass man hoffe, dass die "derzeitige große Trockenheit" bald vorüber sein und die Mühlen bald ihren Betrieb wieder aufnehmen könnten.
Ich habe mir vor einiger Zeit das Buch "Klima und Gesellschaft in Europa. Die letzten tausend Jahre" von Christian Pfister und Heinz Wanner gegönnt und da immerhin gefunden, dass es die von mir erwähnte Kälteperiode in den frühen 1670er Jahren tatsächlich gab und die extreme Trockenheit des Jahres 1686 in Deutschland wurde von den Autoren sogar explizit als Extremereignis erwähnt, bei dem den Mühlen das Wasser knapp geworden sei. Bei der Situation, die 1680 beschrieben wurde, dürfte es sich dagegen eher um ein lokales Ereignis gehandelt haben.
Insgesamt soll das 17. Jahrhundert nach Aussage der Autoren besonders stark von Wetterextremen in jeglicher Richtung (zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass) geprägt gewesen sein.
Habt ihr bei euren Vorfahren vergleichbare Belege zu Extremwetterlagen?
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