Wappen Eisenhammer

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  • iris
    Benutzer
    • 01.10.2008
    • 37

    Wappen Eisenhammer

    Hallo,

    ich habe soeben das "vermutliche" Wappen der Familie meines Mannes erhalten. Leider sind wir bei den Nachforschungen noch nicht sehr weit und suchen noch alle möglichen Informationen. Kennt jemand von Euch dieses Wappen? Aus welcher Zeit könnte es stammen?
    Vielen Dank für Eure Hilfe.
    Iris
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  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #2
    Hallo Iris,

    zeitlich kann man das sehr gut einordnen, denn es trägt einen Stempel "kk Vereinigten Hofkanzley". Diese bestand zum einen zwischen 1761 und 1782, wurde dann umbenannt, später gab es sie wieder unter diesem Namen von 1802 bis 1848. Es handelt sich hier also um 1771. Warum hat man nur so viel Wert darauf gelegt, dass man nur die 71 deutlich erkennt ?

    Es ist ziemlich sicher, dass es sich auch hier wieder um einen Fake handelt, obwohl ich zugeben muss, dass er wenigstens optisch ganz ordentlich fabriziert wurde. Ich begründe meine Behauptung natürlich auch.

    Zum einen ist dieses "Dokument" für sein Alter in einem viel zu gutem Zustand. Die Farben sind ausgesprochen satt und frisch, das Papier sauber ohne Alterserscheinungen und alles sehr modern gezeichnet. Der Mann ist reich gekleidet, trägt aber keine Kopfbedeckung - eigentlich auch ein Ding der Unmöglichkeit. Auffällig auch die verschiedenen Schriften. Warum? Ganz einfach, einer hat den ganze Text vorgeschrieben und je nach Kunde hat dann ein anderer den Namen eingesetzt und noch einige Vermerke gemacht. Soll vermutlich auch amtlicher aussehen. Ein echter Wappenbrief wurde natürlich durchgängig in sauberer Schrift verfasst und ordentlich unterschrieben und gesiegelt. Hier finden wir nur für die Zeit ein doch zu modernes aber sehr verkümmertes Stempelchen und das an einer Stelle, wo das gar nicht hingehört. Für das Siegel mit dem kaiserlichen Adler hat es dann für dieses Amt des Innenministeriums irgendwie nicht mehr gereicht, obwohl es im Grunde erst das "Echtheitszertifikat" ist.

    Es sind wie üblich auch heraldische Mängel vorhanden, wenn auch nicht so offensichtlich, wie sonst. Die Proportion der Helmzier ist ziemlich daneben gegangen. Normalerweise sollte sie so groß sein, wie der Schild. Aber so mickrig - nein, das lasse ich nicht als professionell von einer Hofkanzlei durchgehen .

    Was mich wie bei allen Wappenschwindeln natürlich immer wieder schmunzeln lässt, ist das ewige Erkennungszeichen "Anno". Hast Du das jemals schon in einem alten Geburtseintrag o.ä. gesehen, da wimmelt es doch nur vor Daten?

    Auch so, das Wichtigste. Wie auch schon im "Wappenbrief" zu lesen ist, handelt es sich hier um die adelige böhmische Familie Eisenhammer, die natürlich mit Doppel-m geschrieben wurde. Das eine m soll vermutlich auch unterstreichen, dass es sich hier um ein altes Dokument einer alten Familie handelt. Das Originalwappen der Familie ist in den Böhmischen Saalbüchern verzeichnet. Im Siebmacher Böhmen ist es leider nicht zu finden.

    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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    • Billet
      Erfahrener Benutzer
      • 21.01.2007
      • 1985

      #3
      Eisenhammer

      Weder in der Sammlung Siebmacher
      noch bei "Armorial Général" von Rietstap
      konnte ich diesen Wappen-Eintrag "Eisenhammer" finden.
      Im übrigen möchte ich mich HINA anschließen.
      Wappen-Billet.de
      M.d.WL.
      M.d.MWH.

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      • iris
        Benutzer
        • 01.10.2008
        • 37

        #4
        Vielen lieben Dank für Eure Antwort. Es ist wohl so, das ein anderer Eisenhammer den Wappenbrief erhalten hat und dann das Wappen hat zeichnen lassen- das würde das "Proportionsproblem" erklären. Leider kenne ich mich auf diesem Gebiet gar nicht aus. Aber dank Deiner ausführlichen Auswertung weiß ich nun bescheid. Vielleicht finde ich eine Bibliothek wo ich in die Böhmischen Saalbücher schauen kann.
        Vorerst lieben Dank Euch beiden.

        iris

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        • Hina
          Erfahrener Benutzer
          • 03.03.2007
          • 4661

          #5
          Hallo Iris,
          das ist ja leider das Problem, dass das kein Wappenbrief sondern ein Fake ist.
          Hier nochmal die genaue Quelle:
          August von Doerr, Der Adel der Böhmischen Kronländer – Ein Verzeichniss derjenigen Wappenbriefe und Adelsdiplome welche in den Böhmischen Saalbüchern des Adelsarchivs im K. K. Ministerium des Innern in Wien eingetragen sind, Prag 1900, S. 116.
          Viele Grüße
          Hina
          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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          • Hina
            Erfahrener Benutzer
            • 03.03.2007
            • 4661

            #6
            Nachtrag:
            Das Buch ist hier auch online einsehbar. Es ist allerdings wirklich nur ein Verzeichnis. Das Wappen selbst ist dann wohl nur in den Böhmischen Saalbüchern verzeichnet. Zumindest geht aber aus dem Eintrag hervor, dass er eigentlich richtig Adam Bruseck von Burskauer Eisenhammer hieß. Legitimationsbrief, Wappen und Prädikatverleihung stammen von 1631, da gab es die Vereinigte Hofkanzlei allerdings noch gar nicht.
            Viele Grüße
            Hina
            "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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            • gudrun
              Erfahrener Benutzer
              • 30.01.2006
              • 3277

              #7
              Hallo Iris,

              ich würde das Wappen in meine Unterlagen nehmen, mit dem Vermerk "vermutlich eine Nachahmung oder Nachzeichnung" und mir ein wirkliches echtes Wappen zulegen.
              Das setzt allerdings richtige Ahnenforschung voraus, soweit wie möglich zurück.
              Ich habe in meinen Unterlagen auch so ein Wappen. Wie ich das dem Mann geschrieben habe, daß es vermutlich nicht ganz echt ist, war der anscheinend so beleidigt, daß ich seit dem nichts mehr von ihm gehört habe.

              Viele Grüße
              Gudrun

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              • iris
                Benutzer
                • 01.10.2008
                • 37

                #8
                Hallo Hina,
                vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Da stelle ich mir die Frage wieso jemand auf die Idee kommt, sich ein Wappen zu "erschleichen"(ist vielleicht nicht das passende Wort??)
                Vielleicht hast Du eine Idee aus welchem Buch mir der Mann von dem ich das Wappen habe, diesen Wappenbrief her hat? Er ist schon etwas betagt, weiß nicht mehr in welchem Buch es gestanden hat. Er weiß aber, dass er es aus einer Münchner Bibliothek hat.
                Nun werde ich in den Böhmischen Saalbüchern versuchen weiterzuforschen.

                Hallo Gudrun,
                danke für den Hinweis, aber ich bin nicht unbedingt gewillt uns ein Wappen "machen" zu lassen. Wenn sich herausstellt, dass unsere Vorfahren eines hatten, dann finde ich es toll und freue mich darüber. Dann wird es auch einen Platz an unserer Ahnenwand haben. Aber ein Neues........das möchte ich nicht.
                Eigentlich bin ich am Erstellen des Stammbaumes - das Wappen kam so "dazwischen".... schade aber meine Vermutung des Fakes haben sich ja leider bestätigt.

                Nochmals lieben Dank Euch beiden.
                Iris

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                • Hina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.03.2007
                  • 4661

                  #9
                  Hallo Iris,

                  das wird sich sicher nicht so einfach gestalten, in die "richtigen" Böhmischen Saalbücher selbst Einsicht zu nehmen. Das sind die Originalbücher, in die die Nobilitierungen eingetragen wurden. Sie lagern im Staatsachiv in Wien. Im Grunde wird es Dir ja auch nichts bringen, denn Deine Familie heißt ja Eisenhammer und nicht Brusek von Burskauer Eisenhammer. Der eigentliche Familienname ist hier Bruseck und von Bruskauer Eisenhammer das Prädikat.

                  Ich weiß ja nicht, was das für ein Mann war, von dem Du das Wappen und den "Wappenbrief" hast, aber ich habe eher den Verdacht, dass er von einem Wappenschwindler hereingelegt wurde. Das passiert zu Hauf. Wappenschwindel ist ein sehr einträgliches Geschäft mit der Hoffnung vieler Familien, dass gerade sie vielleicht eines der wenigen bürgerlichen Wappen führte. Aber man sollte sich immer wieder die Frage stellen, woher kennen eigentlich fremde Menschen die Genealogie einer Familie, um das Wappen zuordnen zu können. Namensgleichheit bedeutet ja noch lange nicht Familiengleichheit und schon gar nicht die Berechtigung, so ein Wappen zu führen.


                  Hallo Gudrun,

                  dass Leute nicht gerade erfreut sind, wenn sie Opfer eines Wappenschwindlers wurden, ist sicher ganz normal. Beleidigt muß man deshalb natürlich nicht gleich sein, wenn einem das mitgeteilt wird. Viele sind aber eben ganz stolz darauf und haben meist auch einiges an Geld dafür ausgegeben, wollen es vielleicht nicht wahr haben, dass sie gelinkt wurden. Dabei sind sie da in bester Gesellschaft, denn gefälschte Wappen geistern zuhauf in den Familien rum. Hier wird einfach die fehlende Sachkenntnis schamlos ausgenutzt. Ein Wappen aber kann aber letztendlich immer nur ganz echt oder ganz gefälscht sein .

                  Viele Grüße
                  Hina
                  "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                  • Hina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.03.2007
                    • 4661

                    #10
                    Hallo Iris,

                    hier ist auch mal ein echter Wappenbrief des 18. Jh. aus Wien, damit Du und vielleicht auch die anderen Mitleser eine Vorstellung bekommen, wie sowas eigentlich nun aussieht, wenn es echt ist.

                    In der Art, wie oben dargestellt, wurden die Konzepte für kaiserliche Nobilitierungen verfasst. Kopien dieser Konzepte kann man im Staatsarchiv in Wien anfordern.

                    Viele Grüße
                    Hina
                    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                    • Paulchen
                      Erfahrener Benutzer
                      • 28.11.2008
                      • 316

                      #11
                      Anmerkungen:

                      1.) Die Saalbücher betref. Königreich Böhmen (Böhmen, Mähren u. Schlesien) mußten nach dem verlorenen I. Weltkrieg von Wien nach Prag gegeben werden. Können vom dortigen Staatsarchiv gegen geringe Gebühr als Kopie bezogen werden. Allerdings (meine Erfahrung) nur mit (exakter) Wappenbeschreibung - ohne Bild, und die vielen, vielen Seiten enthalten keine genealogischen Daten, sondern nur schwülstiges Geschwafel.

                      2.) Die Saalbücher sind eigentlich nicht DIE Originale, sondern sind selbst erst im 19. Jhd. angelegt worden, als man zumindest versuchte, dem riesigen Durcheinander der Nobilitierungen dt. Könige und Kaiser Herr zu werden. Bitte mal beim Doerr nachlesen.

                      3.) Auch das noch umfangreichere Werk von Frank (Standeserhebungen und Gnadenakte...) weist nur ein kleinen Teil der im Königreich Böhmen Nobilitierten nach, weil eben die entspr. Unterlagen nun in Prag und nicht mehr in Wien lagern. So finden sich im Frank zwar die Adligen aus Galizien, aber die Schlesier usw. sind darin weit weniger berücksichtigt.

                      Paulchen

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                      • Hina
                        Erfahrener Benutzer
                        • 03.03.2007
                        • 4661

                        #12
                        Hallo Paulchen,

                        vielen Dank für die Richtigstellung zu den Böhmischen Saalbüchern. Das hatte ich nicht so im Blick, dass sie schon bald 100 Jahre in Prag sind. In Wien sind demnach nur die Kaiserlichen und Österreichischen Archivalien.

                        Viele Grüße
                        Hina
                        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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