Hildebolt von Bernruite/Berenreute (Neidhart von Reuental)

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  • Hermann B.
    Neuer Benutzer
    • 30.03.2011
    • 2

    Hildebolt von Bernruite/Berenreute (Neidhart von Reuental)

    Guten Tag allerseits!

    Im Laufe meiner Ahnenforschung hab ich schon einiges über meine Familie "Bernreuther" herausgefunden.

    Ein paar Fakten für die die es interessiert.

    Urkundlich erwähnt wurde das Gut "Pernrewt" (Gemeinde Natternbach) in Oberösterreich erstmal im Jahre 1424.

    1642 schließlich wanderte der älteste Bekannte Vorfahre "Hans Pernreiter" als Exulant nach Franken aus. Adlig waren diese Vorfahren soweit ich weiß jedoch nicht. Herausgefunden hat dies alles der Bruder meine Urgroßvaters der sich jahrzehntelang intensiv mit der Ahnenforschung beschäftigt hat.

    Heute jedoch habe ich eine äußerst interessante Entdeckung gemacht.

    Beim lesen einiger mittelalterlichen Minnelieder sprang mir der Name "Hildebolt von Bernruite/Berenreute" direkt ins Auge.

    In dem besagten Lied "Maienzit ane nit" von Neidhart von Reuental (http://de.wikipedia.org/wiki/Neidhart) der in der ersten hälfte des 13. Jahrhunderts gewirkt hat

    kommt folgende Strophe vor:

    Grôze nôt mir enbôt der mir drôt ûf den tôt;
    daz ist Hildebolt von Bernriute.
    Irenvrit und der smit werden glit an eim wit,
    daz si mit gemache lân die liute!
    Berewîn den mac nieman überhiuzen.
    Amelolt, Berenbolt hânt verscholt daz man solt
    über mich gegeben hât ze Priuzen.

    Übersetzung:

    Große Not, denn mir droht ein Idiot mit dem Tod,
    Das ist Hildebold von Berenreute.
    Irenfried und der Schmied, jeder flieht, der sie sieht,
    Nur zum Spaß verfolgen sie die Leute.
    Ber'win ist der Schlimmste von der Bande.
    Amelolt, Berenbolt, hab'n gewollt, dass man Gold
    Für meinen Kopf bezahlt im Preußenlande.

    Da Neidhart viel in Bayern und Österreich unterwegs war könnte das also durchaus ein Hinweis auf einen Vorfahren meiner Familie sein. Überlieferungen zu einen Hildebolt von Bernruite habe ich bisher leider noch keine gefunden. Selbst über Neidhart ist nur wenig bekannt. Recherchen über das Lied Meienzit ane nit konnten mir leider auch keine neuen Erkenntnisse bringen.

    Ich hoffe hier kann mir jemand sagen wie ich mehr über diesen Hildebolt herausfinden kann und ob es Literatur zu explizit diesem Thema und Neidhart gibt.

    Über jeden Hinweis wäre ich äußerst dankbar! Bei dem gewaltigen Fachwissen hier hoffe ich auf das Beste.

    Vielen Dank!
  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #2
    Hallo Hermann,

    herzlich willkommen im Forum.

    Da hast Du uns ja was hübsches hier angebracht . Ich mag die Heidelberger Liederhandschrift, hab auch schon als Kind die tollen Bilder bewundert. War nicht Neidhart von Reuental der ohne Wappen? Ich werde mich mal in die Bücher versenken .

    Allerdings sind die Familiennamen lange nicht so alt, wie die Namen der Minnesänger. Da klafft dann doch noch einiges an Zeit dazwischen, bestimmt so 3-400 Jahre oder mehr. In der Zeit der Minnesänger führte man noch seinen Vornamen und wechselnde Beinamen, die die Personen etwas besser beschrieben. Erblich waren diese Beinamen jedoch nicht. Erbliche Familiennamen entstanden dann etwa in der Zeit, in der man auch anfing, Kirchenbücher zu führen, also ab ca. 16. Jh., manchmal auch etwas früher. In einigen damals großen Städten findet man auch den einen oder anderen etwas älteren Familiennamen.

    In dem Fall Deiner Vorfahren dürfte es sich um einen Herkunftsnamen handeln, den einer Deiner Vorfahren am neuen Wohnort nach Abwanderung erhielt. Der Name kam aber durchaus auch als Wohnstättenname vor. Bei den Minnesängern bzw. bei den von ihnen Bedichtet und Besungenen handelt es sich allgemein um die Namen ihrer Stammsitze. Im Mittelalter findet man es deshalb auch gar nicht so selten, dass der Name auch noch mit den Generationen wechselte, je nachdem, wo sich vielleicht die Nachkommen niederließen, werden sie dann in den Chroniken bezeichnet. Ja, Mittelalterforschen macht Spaß, oftmals ein Heidendurcheinander, wenn man etwas zuordnen will .

    Bernreute/Berenreute und Varianten bezieht sich auf eine Rodung eines Geländes mit Beerensträuchern. Solche Flurstücke oder Orte hat es eigentlich überall gegeben. Der Hildebolt von Bernriute ist dagegen, wie bei den Minnesängern üblich, eine Kunstfigur.

    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

    Kommentar

    • Hermann B.
      Neuer Benutzer
      • 30.03.2011
      • 2

      #3
      Hallo Hina!

      Vielen dank für die Informationen bisher! Das die Familiennamen erst später entstanden sind wusste ich noch nicht.

      Ich hab jetzt nochmal den riesigen Stammbaum des Bruders meine Urgroßvaters durchforstet (der hat wirklich verdammt gute Arbeit geleistet) und einige interessante Details herausgefunden.

      Ich zitiere mal:

      Nach einem Erbrechtsbrief von 1429 verkauft ein Sigmund Schifer "Hansen von dem Pernrewt" ein Erbrecht auf den Wald, genannt der Schifferwald, in Natternbacher Pfarre und Peuerbacher Gericht gelegen; (Regest und Originalpergament im Landesarchiv Linz a/Donau

      Hans war also Rodungsbauer und Besitzer des nach weiteren Original-Unterlagen erstmal 1424 genannten Pernrewt.

      Dieses Gut - wovon sich, wie auch in der Heimatgeschichte beschrieben, unser Name ableitet ist somit unser frühest feststellbarer Stammhof; er wird heute noch als "Bernrader-Gut" bezeichnet und geführt.
      weiter heißt es:

      1424 = Pernrewt, später Bernreitt, Pörnradt, Pernrad und Bernrad.

      Letzter unserer Sippe im Jahre 1655 = Johannes Pernräter.

      Seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begegnet ein Zweig der Pernrätter von Pernrad auf dem nahen "Meiergut zu Fronberg" bei Natternbach, dem Hof unseres unmittelbar und zusammenhängend bis zum heutigen Tage nachweisbaren Stammvaters "Bernhard Pernrätter".
      Kann es also nicht sein das der damalige Herkunftsname später dann einfach als Familienname genommen wurde? Eine direkte Verbindung scheint ja vorhanden zu sein.

      Bernreute/Berenreute und Varianten bezieht sich auf eine Rodung eines Geländes mit Beerensträuchern. Solche Flurstücke oder Orte hat es eigentlich überall gegeben. Und den Hildebolt von Bernriute hat es nicht gegeben. Der ist wie bei den Minnesängern üblich, künstlerische Freiheit.
      Der Name Bernreuther und abweichende ähnliche Namen sind heute nicht alzu verbreitet. In ganz Deutschland gibt es laut Verwandt.de rund 200 Telefonbucheinträge. Von denen wiederrum sind 95 % in genau dem Gebiet (Franken) in den damals die Exulanten aus Österreich sich niederließen.

      In Österreich gibt es nur einen ähnlichen Namen "Bernroiter" mit nur 40 Einträgen. Wieder (wen wunderts) in nahegelegen Landkreis von Natternbach.

      Natürlich kann es auch sein das der Name nur erfunden ist aber es wäre schon der Wahnsinn wenn es auch nur die kleinste Verbindung meiner Vorfahren mit dem genannten Hildebolt geben würde.

      So unwahrscheinlich erscheint mir die Vorstellung gar nicht. Vor allem bei der Bevölkerungsdichte von damals. Der Name Bernruit/Berenreut war sicherlich auch nicht alzu verbreitet.

      Aber vielleicht ist das alles auch nur Wunschdenken.

      Kommentar

      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Hermann,

        1429 - das ist wirklich enorm. Da kannst Du Dich tatsächlich über die fleißige Arbeit des Verwandten freuen. Das zeigt auch mal wieder, dass die Familiennamen "im Süden" tatsächlich die ältesten sind (in Ostfriesland gibt es das erst seit dem 19. Jh. ). Dein Verwandter ist damit im Prinzip wohl sogar auf den ersten Namensträger gestoßen. Das gleicht fast einer Sensation, denn das schaffen die allerwenigsten Forscher. Hier ist es auch ganz offensichtlich, dass die Familie den Namen als Wohnstättennamen führte.

        Ja, das ist sicher ein Traum von vielen, dass die eigenen Vorfahren von Minnesängern besungen wurden . Ich habe aber nochmal nachgeschaut. Es ist tatsächlich so, dass die einzelnen Namen frei erfunden sind und es kein adeliges Geschlecht mit dem Namen oder von einem entsprechenden Stammsitz gab. Übrigens hieß auch der Herr Neidhart nicht von Reuental. Der Name wurde ihm auch erst später durch die Forschung verpasst. Zur Zeit der Minnesänger reichte einfach noch der Vorname aus. So viele mobile Menschen wie heute, gab es ja zu der Zeit noch nicht. Wie erwähnt, die Familiennamen kamen erst eine ganze Zeit später.

        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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