FN Geis(c)hecker in vielen Varianten

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  • Kastulus
    Erfahrener Benutzer
    • 18.03.2012
    • 1519

    FN Geis(c)hecker in vielen Varianten

    Familienname: Geischecker
    Zeit/Jahr der Nennung: 17.-19.Jh.
    Ort/Region der Nennung: Geisenhausen/Vilsbiburg


    Guten Morgen,

    den oben genannten Familiennamen gibt es in so vielen Varianten -
    Geischeker, Geischekher, Geischöcker, Geischökher, Geißökher, Keischekher,
    Grischekher, Gischöker, Geischicker, Geisecker.
    Manchmal fällt auch die Endung -er ab, dass ich doch gerne wissen möchte, was er bedeuten könnte.

    Schönen Tag! Kastulus
  • Laurin
    Moderator
    • 30.07.2007
    • 5644

    #2
    Hallo Kastulus,

    sämtlichen Varianten dürfte der FN Geishecker zugrunde liegen, der seine Hauptverbreitung im Gebiet des Mittelrheins hat.
    Nach Bahlow: Geishecker (Köln) "Ziegenschlachter" - ein Berufs(über)name.

    Deine Auflistung ist ein gutes Beispiel dafür, wie vor dem sog. "Einfrieren" der FN-Schreibweise arglos "gewütet" wurde.
    Im vorliegenden Fall ist der FN Geishecker in Niederbayern wohl eher sehr selten und der erste Namensträger könnte aus dem Rheinland zugezogen sein.
    Hier konnte man wohl mit seinem Namen nichts rechtes anstellen, einem bairischen Wort (auch mundartlich) war er nicht zuzuordnen - da sagt man "Goaß" -
    und so nahm die Verwirrung durch Verhören und Verschreiben wohl ihren Lauf.

    NB: Grischeckher - da hat wohl jemand anstelle Kurrent-"e" ein Kurrent-"r" gelesen.
    Freundliche Grüße
    Laurin

    Kommentar

    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4823

      #3
      Hallo beisammen,

      ich würde das als "Geiß-Ecker" lesen, also jemand der Geißen an einem Eck hielt o.s.ä.

      Am untern Inn gab es auch eine Geißecker-Sölde.
      Gruß
      gki

      Kommentar

      • Laurin
        Moderator
        • 30.07.2007
        • 5644

        #4
        @gki:
        In fast allen aufgezeigten Namensvarianten steht vor -ecker ein -h-.
        Wieso sollte man dabei statt -hecker nur -ecker lesen?
        Freundliche Grüße
        Laurin

        Kommentar

        • gki
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2012
          • 4823

          #5
          Hallo Laurin,

          ich hab das h zur Geiß hinzugezogen. Wenn man es mit zum "ecker" zieht, dann verbleibt man beim ersten Wort mit "sc" am Ende.
          Gruß
          gki

          Kommentar

          • Laurin
            Moderator
            • 30.07.2007
            • 5644

            #6
            Zitat von gki Beitrag anzeigen
            ... ich hab das h zur Geiß hinzugezogen. Wenn man es mit zum "ecker" zieht, dann verbleibt man beim ersten Wort mit "sc" am Ende.
            Auch dann wird immer noch kein -ß- daraus.
            Und was soll -sc- im Deutschen für ein Konsonant sein? Kenne ich nur aus dem Italienischen - das paßt aber nicht hierher.
            Freundliche Grüße
            Laurin

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Hallo
              Es gab in der Steiermark den FN Geischeck (17. Jht.)

              Ebenso in Vilsbiburg als Geischeck geschrieben: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_de...870-71_bay.htm

              Die Form Geischecker könnte eine für den bairischen Sprachraum typische "-er-Erweiterung" sein.
              Gruss
              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 17.07.2017, 21:34.
              Viele Grüße

              Kommentar

              • Laurin
                Moderator
                • 30.07.2007
                • 5644

                #8
                Der Hinweis von Anna Sara läßt weitere Gedanken zu.

                In Österreich gab es im Jahr 2005 folgende Telefonbuch-Einträge (nach Geogen-AT):
                Geisecker - 20 Einträge in Oberösterreich mit Schwerpunkt Unterer Inn (Ried i.Ikr., Braunau a.I., Schärding, Grieskirchen) --> siehe Anhang
                Geischnek - 19 Einträge, überwiegend Burgenland
                Geissegger - 6 Einträge, davon 2 x Burgenld., 2 x Ried i.Ikr.
                Geischnek - 19 Einträge, überwiegend Burgenland
                Der FN Geische(c)k findet sich nicht.

                Von Interesse ist m.E. nach eigentlich nur die heutige Verbreitung des FN Geisecker im Gebiet des Unteren Inn, gehörte doch u.a. dieses Gebiet jahrhundertelang zum Kurfürstentum Bayern.
                Hier liegt ein Zusammenhang mit ähnl. FN in Vilsbiburg / Geisenhausen nahe.

                Eine zweite ("bayerische") Etymologie neben der von mir oben gezeigten "rheinländischen" wäre möglich, evtl. ebenfalls bezogen auf Geiß = Ziege.
                "Ziegenhirt" kann's wohl nicht sein, dafür gab es bereits althochdt. geizāri. Auch Schmeller, Bayer. WB, hat nichts Passendes.
                Angehängte Dateien
                Freundliche Grüße
                Laurin

                Kommentar

                • Kastulus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.03.2012
                  • 1519

                  #9
                  Guten Morgen,

                  zuerst einmal vielen Dank für die Beiträge. Ein paar Anmerkungen:
                  1. Was hättet Ihr wohl geantwortet, wenn ich nach einer Maria Geisch-Eckerin gefragt hätte? Gut, dass ich diese Schreibweise erst jetzt entdeckt habe. Sie starb übrigens im "Stock-hauß" in Geisenhausen.
                  2. Bei meiner Anfangssuche dachte ich auch an das Rheinland, weil die Geiseckerin angeblich einen Schröder geheiratet hatte. Und ein bayrischer Schröder damals schien um 1800 wenig wahrscheinlich. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Schröder ein Schrödl vermutl. aus der Gegend um Freising gewesen ist (Vorname: Hierenäus, trotzdem nicht gefunden) und geheiratet haben die beiden auch nicht.
                  3. Vilsbiburg gehört leider zur Diözese Regensburg - bei nächster Gelegenheit wieder zur Nachfrage dorthin.
                  4. Auffallend ist, dass der FN offenbar in Österreich viel verbreiteter ist als hier. Leider lässt sich auch daraus kein sicherer Schluss ziehen.
                  5. Auf alle Fälle waren meine G. über 3 Generationen bürgerl. Spielmänner, der Urahn ein Schuster, + nach 1683. Das mit den Ziegen müsste also schon eine Weile her sein!

                  Nochmals herzlichen Dank, es war wie immer eine interessante Diskussion.

                  Schönen Tag, Kastulus (weder Ziegenschlachter noch Spielmann!)

                  Kommentar

                  • Laurin
                    Moderator
                    • 30.07.2007
                    • 5644

                    #10
                    Zitat von Kastulus Beitrag anzeigen
                    4. Auffallend ist, dass der FN offenbar in Österreich viel verbreiteter ist als hier.
                    Das ist nun einmal der Historie geschuldet, wie ich oben bereits erwähnte
                    Ergo waren mit hoher Wahrscheinlichkeit die "österr." Geiseckers am Inn früher bayerische und keine k.k. Untertanen.
                    Die Etymologie muß irgendwie auch bayerisch sein - nur eben wie?
                    Freundliche Grüße
                    Laurin

                    Kommentar

                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4823

                      #11
                      Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                      Das ist nun einmal der Historie geschuldet, wie ich oben bereits erwähnte
                      Ergo waren mit hoher Wahrscheinlichkeit die "österr." Geiseckers am Inn früher bayerische und keine k.k. Untertanen.
                      Die Etymologie muß irgendwie auch bayerisch sein - nur eben wie?
                      Hallo!

                      Ich bleibe bei meinem Geiß-Eck. Der Name "Egger" oder "Ecker" kommt am unteren Inn in vielfältigen Zusammensetzungen vor.

                      Anzubieten hab ich:

                      Schernegger
                      Dannecker
                      Gaisecker
                      Hochecker
                      Kaltenecker
                      Lüftenecker
                      Scheuregger
                      Stallecker
                      Widöcker


                      Bei zumindest einigen der Namen kann ich nachweisen, daß es sich um einen Hofnamen handelt.
                      Gruß
                      gki

                      Kommentar

                      • Laurin
                        Moderator
                        • 30.07.2007
                        • 5644

                        #12
                        @ gki:

                        Nun - denn wird's wohl für die bayerisch-österreichischen Varianten so sein.
                        Nix mit Rheinland und wir haben dank gki die zusätzliche Etymologie.
                        Freundliche Grüße
                        Laurin

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                        • Verano
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.06.2016
                          • 7819

                          #13
                          Kann man Geis(ch) als einen Teil des Ortsnamen Geisenhausen ausschließen? und dass frühe Bewohner, die in diesem Örtchen an einem Eck lebten, so bezeichnet wurden?

                          Es ranken sich ja einige Gerüchte um die Herkunft des Namens:




                          Schönen Tag
                          Viele Grüße August

                          Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

                          Kommentar

                          • Laurin
                            Moderator
                            • 30.07.2007
                            • 5644

                            #14
                            M.W. nach wird -sch- anstelle -s- nur in südwest-deutschen Mundarten gesprochen.
                            Auch sagt man im bairischen Dialekt "Goaß" für "Geis(s)".

                            An einen Bezug zu Geisenhausen dachte ich auch bereits - hatte dies aber wieder verworfen wg. der Bahlow'schen Erklärung.
                            Freundliche Grüße
                            Laurin

                            Kommentar

                            • Anna Sara Weingart
                              Erfahrener Benutzer
                              • 23.10.2012
                              • 15113

                              #15
                              Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                              ... Auch sagt man im bairischen Dialekt "Goaß" für "Geis(s)"...
                              Ist halt die Frage wann die Sprachentwicklung von Geiß zu Goaß erfolgte; möglicherweise erst nachdem eine Ortsbezeichnug Geißeck enstanden war.

                              Man beachte auch, dass die hochdeutsche Sprache im bairischen Sprachraum enstand, und sich von dort aus verbreitete und weierentwickelte. Der heutige bairische Volksdialekt daher mitnichten identisch sein dürfte mit der Sprache die im bairischen Sprachraum vor 800 Jahren gesprochen wurde.
                              Gruss
                              Viele Grüße

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