Orts- und Familienname Woltersdorf

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  • Woltersdorf
    Benutzer
    • 20.02.2014
    • 99

    Orts- und Familienname Woltersdorf

    Familienname: Woltersdorf
    Zeit/Jahr der Nennung: erstmals um1200
    Ort/Region der Nennung: Woltersdorf-Orte in Nord-Ost-Deutschland und Polen


    Ich suche nach der Bedeutung und Herkunft meines FN Woltersdorf. Das hängt zusammen mit dem gleichnamigen Ortsnamen.
    Die Erklärung, dass mal ein (Ritter) Walter einen Ort gründet hat, der so benannt wurde, scheint mir an den Haaren herbeigezogen zu sein. Der Vorname Walter war auch in der weiteren Umgebung nicht verbreitet.
    Eine Erklärung in einer Werbeschrift an einen Verwandten scheint mir realistischer. Leider weiß ich die Quelle nicht. Dort hieß es, dass die Silbe "Wol" früher soviel wie Sumpf oder Moor bedeutete. Wenn man dann "ter" für Erde nähme, machte das Sinn.
    Vielleicht hat jemand die Quelle für diese Erklärung. Ich finde sie leider nicht. Die mir bis jetzt vorliegenden Ortschroniken geben diesbezüglich auch nichts her.
    Auf meiner Homepage sind die mir bekannten Orte mit diesem Namen aufgelistet.
    Danke fürs Bemühen und viele Grüße
    Jürgen (Woltersdorf)

  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15111

    #2
    Hallo
    Es besitzen zahlreiche Dörfer der Germanischen Besiedlungsperiode offenbar die Vornamen der Dorfgründer, z.B.:
    Friedersdorf/Fredersdorf = Frieder
    Hartmannsdorf = Hartmann
    Heinersdorf = Heiner
    Petersdorf = Peter
    Richardsdorf/Rixdorf = Richard
    Wilmersdorf = Wilhelm (Wilmer)
    Diese Dorfgründer kamen oft von weit her (Rheinland usw.). Daher macht Deine Aussage wenig Sinn, dass an den Orten in Ostdeutschland der Vorname nicht vorkam.
    Du musst untersuchen ob der Vorname Walter/Wolter im Rheinland (oder sonstwo) im 12.-14.Jht. vorkam, wo diese Personen getauft wurden bevor sie in den Osten wanderten.

    P.S.
    Wie kommst Du eigentlich auf Germanisch "ter" für Erde ?

    Gruss
    Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 12.05.2014, 20:13.
    Viele Grüße

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    • Woltersdorf
      Benutzer
      • 20.02.2014
      • 99

      #3
      Woltersdorf, Orts- und Familienname

      Hallo Anna Sarah,
      zunächst erstmal vielen Dank für die kritische Antwort. Das gefällt mir.
      Ich habe mal in einer kleinen Familienchronik den nachstehenden Text geschrieben, da mir die Ableitung von Walter zu sehr "an den Haaren herbeigezogen" vorkam. Den Schreibern fiel nichts anderes ein!??
      Bei meiner Anfrage hier ging es mir aber auch darum, zu erfahren, woher die andere Deutung kam (Wol = sumpfige Landschaft o.ä.). Kannst Du da evtl. Licht reinbringen?
      Viele Grüße
      Jürgen

      Dass unsere Ahnen einmal in einem Ort Woltersdorf beheimatet waren, ist wohl unbestritten.
      Aufgrund der Vielzahl dieser Orte ist eine sichere Zuordnung nicht möglich. Alle Orte lagen aber im früheren Brandenburg und Pommern, so dass eine Zuordnung zum Nordosten des Preußischen Reiches möglich ist. Über die genaue Herkunft wird im nächsten Abschnitt ein wenig spekuliert.
      Woher kam nun der Ortsname Woltersdorf?
      Bis heute gibt es dazu keine gesicherte Erklärung.
      Zu bedenken ist auch, dass sich im Laufe der Jahrhunderte mancher Orts- und Familienname in seiner Schreibweise änderte. Hierzu zwei Beispiele: Woltersdorf bei Lüchow hieß zunächst Waltirstorpe (1371) und dann Wolterstorpe (1395). Woltersdorf östlich von Magdeburg hieß zunächst Walterestorp (1200) und dann Wolterstorp (1368).
      Die in einzelnen Heimatchroniken geäußerte Vermutung, dass einst ein Ritter oder Adeliger mit dem Namen Walter den Ort gründete, ist allerdings nicht sehr überzeugend, da man diesen Ortsnamen nicht im Westen, Süden und in der Mitte Deutschlands findet. Sicher gab es auch hier manche Machthaber und Ortsgründer mit dem Namen Walter.
      Vielleicht hilft uns ja ein Hinweis auf den alten deutschen Sprachgebrauch. In alter Zeit stand die Silbe „wol“ für sumpfige Landschaft. Leitet man dann noch die Silbe „ter“ von Terra wie Erde ab, so ist auch eine Ortsbenennung nach den landschaftlichen Gegebenheiten denkbar. Hierzu ist anzumerken, dass auch in jener Zeit die Verwendung lateinischer Begriffe nicht unüblich war.

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      • Buchhalterin
        Gesperrt
        • 19.08.2013
        • 181

        #4
        Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
        Hallo
        ... Du musst untersuchen ob der Vorname Walter/Wolter im Rheinland (oder sonstwo) im 12.-14.Jht. vorkam, wo diese Personen getauft wurden bevor sie in den Osten wanderten.
        Gruss
        Hallo, Herr Jürgen Woltersdorf,
        Diese Unlogik von Anna Sara Weingart schickt Sie m. E. auf einen Irrweg.

        Der Familienname Woltersdorf, könnte ebenso ursprünglich Waltherrsdorf geheißen haben. Und deutet m. E. eher auf ein ursprünglich nur verwaltetes Rittergutsgebiet hin, das in Sumpf, Wald, unfruchtbarer Erde noch nicht oder nicht mehr besiedelt ist. Die Erstbewohner (Fischer, Schiffer, Waldbewohner), die an den Bächen, Flüssen und Seen sich niederließen und allmählich mal eine Dorfgemeinschaft bildeten, wurden von den Fremden dann als die (Ver-) Waltherrsdorfer bezeichnet. Zogen die Leute dann mal, nach neuen Ernährungs- und/oder Nahrungsquellen suchend weiter, wurden sie, vielleicht mangels Familiennamens, in der Fremde von den Pfarrern bei den Taufen, Trauungen oder Bestattungen mit ihrem Herkunfts-Namen in den Registern eingetragen.

        Ganz im Gegensatz zu den landbesitzenden Großfamilien und somit Gründern von Peters-, Heiners,- Günthers- dorf, -aue, -hagen, thal, -berg ...
        Na, lieber Herr Woltersorf, diese These klingt doch verständlicher, als die gleichgesetzten Beispiele von Anna Sara Weingart in ihrer Hypothese. - Oder ?

        Mit freundlichen Grüßen - "Buchhalterin"

        Kommentar

        • Buchhalterin
          Gesperrt
          • 19.08.2013
          • 181

          #5
          Zitat von Woltersdorf Beitrag anzeigen
          Dass unsere Ahnen einmal in einem Ort Woltersdorf beheimatet waren, ist wohl unbestritten.
          Hallo Herr Woltersdorf,
          wieso ist es unbestritten ? Schließen Sie somit die Möglichkeit aus, dass ein ursprünglich nur verwaltetes Territorium nach einem Grundbesitzerwechsel von seinen neuen Dorfgründern ihm einen anders lautenden Namen hätten verleihen dürfen ?

          Mit frdl. Grüßen von einer Buchhalterin, die auch schon andere Dorfchroniken in den Händen hielt

          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15111

            #6
            Hallo,
            Ich bezog mich auf den Ortsnamen Waltersdorf/Woltersdorf, der in Ostdeutschland häufig ist.
            Ich habe über die Etymologie solcher Ortsnamen in Ostdeutschland gelesen: sie entstanden zu einer Zeit als noch keine Familiennamen geführt wurden, in einer Zeit der germanischen Neubesiedlung des 12.-14.Jhts.
            Die Siedlertrupps wurden damals von einem Anführer, Schulzen oder einem sogenannten "Lokator", auf die günstigste Siedlungsstelle geführt. Ihm zu Ehren wurden die Orte benannt, bzw. er durfte den Ortsnamen wählen und hat dann vielleicht den Ort nach seinem Sohn benannt.

            Als dann viel später die Pflicht zum Tragen eins Familiennamens eingeführt wurde, wurden Familien offenbar auch nach diesen Ortsnamen benannt,
            so wie es bei den Ahnen unseres Themenersteller vermutlich der Fall war.

            Da braucht man nicht Geschichten von irgendwelchen Rittern oder Sümpfen in die Welt zu setzen, um den Ortsnamen zu erklären.

            Wenn man für andere Theorien Belege hat, würde man sie vorbringen; solange es die nicht gibt, ist das Ausdenken von anderen Lieblingsgeschichten doch überflüssig. Mich reizt da nichts. Dafür gibt es genug anderes zu erforschen.

            Mein eigener Familienname stammt übrigens auch von einem bestimmten Ortsnamen.

            Gruss
            Viele Grüße

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            • Woltersdorf
              Benutzer
              • 20.02.2014
              • 99

              #7
              Woltersdorf, Orts- und Familienname

              Hallo Anna Sara Weingart, Hallo Buchhalterin,
              zunächst möchte ich danken für alle in ihren Antworten enthaltenen (themenorientierten!) Hinweise.
              Obwohl in den Antworten interessante Aspekte genannt wurden, werde ich wahrscheinlich über Vermutungen nicht hinauskommen. Gesicherte Erkenntnisse gibt es wohl leider nicht.
              Vielleicht findet ja jemand doch noch die Quelle für die genannte Erklärung, dass die Silbe „Wol“ auf sumpfiges Gelände hindeutet. Nach meinem Gedächtnis stand das in einer Gratulation einer Bank an einen Namensvetter. Ich kann das leider nicht mehr zurückverfolgen.
              Freundliche Grüße aus dem verregneten Westfalen
              Jürgen Woltersdorf

              HP: http://woltersdorf.npage.de/

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              • Laurin
                Moderator
                • 30.07.2007
                • 5639

                #8
                Hallo Jürgen,

                auch wenn bereits einige Ansichten - die ich sowohl teile als auch etwas bedenklich finde - geäußert wurden, möchte ich meine Gedanken darlegen:
                Zitat von Woltersdorf Beitrag anzeigen
                Die Erklärung, dass mal ein (Ritter) Walter einen Ort gründet hat, der so benannt wurde, scheint mir an den Haaren herbeigezogen zu sein.
                Bereits seit dem frühen Mittelalter war es üblich, Ortsnamen nach deren Gründer / Stifter zu vergeben.
                Was das für eine Person / Persönlichkeit war, ist vielfach nicht überliefert.
                Der Vorname Walter war auch in der weiteren Umgebung nicht verbreitet.
                Welchen Zeitraum umfaßt konkret "war"? Evtl. hieß ein Ortsgründer auch Wolter. Dieser RN ist eine niederdeutsche Form zum RN Walt(h)er,
                dieser zu ahd. waltan "walten, herrschen, beherrschen, regieren, herrschen über, Herr sein ..." + ahd. hēr "hehr, alt, ehrwürdig, von hohem Rang, vorrangig, groß, herrlich, heilig, ober..., vorder...".
                Eine Erklärung in einer Werbeschrift an einen Verwandten scheint mir realistischer. Leider weiß ich die Quelle nicht.
                Dort hieß es, dass die Silbe "Wol" früher soviel wie Sumpf oder Moor bedeutete.
                Welche (alte) Sprache herangezogen wurde, entzieht sich der Kenntnis.
                Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Mittelniederdeutsch scheinen es nicht zu sein - dort findet sich nichts "Passendes".
                In slaw. Sprachen (poln., ähnl. auch sorb. / wend.) bedeutet(e) wół (gesprochen etwa wuw) "Ochse", wól (gespr. etwa wul) "Wulst, Kropf"
                und wola (gespr. etwa wie geschrieben) "Wille"; dazu noch wolny "frei"
                Wenn man dann "ter" für Erde nähme, machte das Sinn.
                Eine Kombination nicht-lateinischer mit latein. Begriffen macht m.E. nach bei deutschen ON, die auf -dorf enden, keinen Sinn.
                Auch konnte ich bisher noch kein lat. Wort - in diesem Falle eher beginnend mit vol - für Sumpf oder Moor finden.

                Mehrere der in Deiner Homepage erwähnten Orte Woltersdorf gehen nach Wikipedia-Seiten auf ursprünglich "Walt(h)er" bzw. die niederdt. Form "Wolter" zurück.
                Freundliche Grüße
                Laurin

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                • Woltersdorf
                  Benutzer
                  • 20.02.2014
                  • 99

                  #9
                  Hallo Gerhard,
                  vielen Dank für deine Mühe und die interessanten Ausführungen. Alles scheint mir (zumindest auf den ersten Blick) fundiert zu sein. Ich werde das nochmal in Ruhe betrachten, befürchte aber, dass es eine wirklich gesicherte Aussage zur Namensentstehung nicht geben wird. Zumindest hat aber die Aussage in einer Chronik des Ortes Woltersdorf (bei Lüchow) mehr Gewicht bekommen. Danach war der Ortsgründer "vermutlich" ein Walther.
                  Die Antwort war also unbedingt hilfreich! Danke dafür!
                  Viele Grüße
                  Jürgen

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                  • Woltersdorf
                    Benutzer
                    • 20.02.2014
                    • 99

                    #10
                    Hallo Anna Sara Weingart, Hallo Buchhalterin, Hallo Laurin,
                    inzwischen habe ich eine Notiz gefunden, die ich noch ergänzend weitergebe.
                    In einer Gratulation an einen Namensvetter Woltersdorf stand:
                    So ist Ihr Zuname entstanden:
                    „Woltersdorf“ ist ein häufiger Ortsname in Brandenburg und Pommern. Das alte deutsche Wort „wol“ deutet auf Sumpf- und Moorgebiete hin.
                    Im Mittelalter war es in der Namensgebung oft üblich, dass die Leute ihre Herkunftsorte oder landschaftliche Gegebenheiten als Nachnamen verwendeten.
                    Leider habe ich keine Quellenangabe dazu. Vielleicht findet sich hier im Forum noch jemand, der da helfen kann.
                    Gruß
                    Woltersdorf

                    und noch ein Nachtrag:

                    aufgrund eurer Antworten würde ich die Benennung der Woltersdorf-Orte nach dem Locator nicht mehr als „an den Haaren herbeigezogen“ bezeichnen. Das war sicher eine öfter praktizierte Möglichkeit! Ob das allerdings auch auf die Woltersdorf-Orte zutrifft, bleibt für mich zumindest fraglich.
                    Sollte das für alle Woltersdorf-Orte gelten? Mir sind bis jetzt über zwanzig bekannt (von Mölln bei Hamburg bis West-Polen). Ob ein Locator wohl mehrere Orte gegründet und nach sich benannt hat? Oder hießen so viele Locatoren Walter??? Gibt es das für andere Vornamen nochmal?
                    Eine weitere Möglichkeit ist natürlich die Übertragung des Heimat-Ortsnamens auf einen neu gegründeten Ort. Zutreffend ist das wahrscheinlich bei den Ortsnamen Klein- und Groß-Woltersdorf. Sonst habe ich das aber nur einmal gefunden.
                    Wenn ihr dafür auch noch eine Erklärung habt, bin ich dankbar.
                    Gruß
                    Woltersdorf
                    Zuletzt ge?ndert von Woltersdorf; 14.05.2014, 14:51.

                    Kommentar

                    • Laurin
                      Moderator
                      • 30.07.2007
                      • 5639

                      #11
                      Hallo Jürgen,
                      Zitat von Woltersdorf Beitrag anzeigen
                      Ob ein Locator wohl mehrere Orte gegründet und nach sich benannt hat?
                      Du begibst Dich hier auf einen Irrweg. Nicht der Ortsgründer - besser wohl Ortsstifter oder Lehnherr - benannte den Ort nach sich selbst.
                      Das geschah - auch geschichtlich betrachtet - eher durch seine Anhänger oder Verehrer.
                      Oder hießen so viele Locatoren Walter???
                      Im frühen Mittelalter war der RN Walther, schon aufgrund seiner wörtlichen Bedeutung (siehe meinen obigen Beitrag), sicherlich nicht gerade selten.
                      Gibt es das für andere Vornamen nochmal?
                      Ja - und sogar sehr häufig, z.B. Friedrichsdorf und viele weitere Orte zu Friedrich-.
                      Siehe dazu historische Ortsverzeichnisse, z.B. Rademacher oder Verzeichnis der Postämter des Reichspostgebiets 1944.
                      Eine weitere Möglichkeit ist natürlich die Übertragung des Heimat-Ortsnamens auf einen neu gegründeten Ort.
                      Dies ist plausibel.
                      Freundliche Grüße
                      Laurin

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                      • Woltersdorf
                        Benutzer
                        • 20.02.2014
                        • 99

                        #12
                        Hallo Gerhard,
                        es ist für mich schon erstaunlich, wie geduldig und hilfsbereit du mit meinen laienhaften Fragen umgehst. Deine Anmerkungen vermitteln mir den Eindruck, jemanden getroffen zu haben, der auf diesem Gebiet sehr kompetent ist.
                        Leider haben mich bisherige Informationen zu dem Thema wohl nicht richtig, bzw. nur begrenzt und auch teilweise falsch informiert.
                        Nun schließe ich zunächst mal aus deinen Angaben, dass die (meisten) Woltersdorf-Orte unabhängig voneinander entstanden sind und ein Ursprungsort meiner Ahnen so nicht zu finden ist!?
                        Da mein Hauptinteresse der Familiengeschichte gilt, ist das zwar nicht tragisch, aber schon ein wenig schade.
                        Viele Grüße
                        Jürgen

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