Warum waren früher "Krämpfe" so verbreitet?

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  • sommereiche111
    Erfahrener Benutzer
    • 24.11.2006
    • 172

    Warum waren früher "Krämpfe" so verbreitet?

    Hallo,

    bei der Ansicht vieler Sterberegister fiel mir auf, dass sehr häufig als Todesursache "Krämpfe" angegeben war.

    Ich kann mit dieser Diagnose wenig anfangen. Die Beroffenen werden ja nicht alle Epileptiker gewesen sein. Oder doch? Weiß jemand mehr über den Hintergrund?

    sommereiche111
    Ich suche nach Beyreuther, Birke, Boy, Gutte, Voigt und Wagner aus Merkwitz oder Umgebung + Brüllke, Klemke, Sandke und Vollmer - aus und um Crossen/Oder.
  • Xtine
    Administrator
    • 16.07.2006
    • 28326

    #2
    Hallo,

    Krämpfe können vielerlei Ursachen gehabt haben. Die 100%ige Ursache war wohl auch nicht immer bekannt.
    Siehe hierzu bei Meyers.
    Viele Grüße .................................. .
    Christine
    sigpic .. .............
    Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
    (Konfuzius)

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    • sommereiche111
      Erfahrener Benutzer
      • 24.11.2006
      • 172

      #3
      Zitat von Xtine Beitrag anzeigen
      Hallo,

      Krämpfe können vielerlei Ursachen gehabt haben. Die 100%ige Ursache war wohl auch nicht immer bekannt.
      Siehe hierzu bei Meyers.
      Ist schon klar. Mich interessiert jedoch die Frage, warum diese Krankheitsbezeichnung so häufig auftauchte.

      Inzwischen habe ich eine superspannende Erklärung gefunden:

      schau mal unter: https://schatzkiste.blog/2017/07/23/...ahren-fraisen/

      Viele Grüße

      sommereiche111
      Ich suche nach Beyreuther, Birke, Boy, Gutte, Voigt und Wagner aus Merkwitz oder Umgebung + Brüllke, Klemke, Sandke und Vollmer - aus und um Crossen/Oder.

      Kommentar

      • Bachstelze1160
        Erfahrener Benutzer
        • 08.02.2017
        • 716

        #4
        Hallo Sommereiche,

        Jede Wunde, Wundstarrkrampf, Tetanus, konnte das auslösen, die Impfung gab es erst mit Entdeckung des Penecillin im 2. Weltkrieg. Aus Mutterkorn (schwarze Körner im Getreide) wurde das anfangs gemacht, aber zuviel davon gegessen, war wohl auch nicht gesund.


        Mangelernährung, Magnesium Wadenkrampf

        Gruß


        Bachstelze
        Dank und herzliche Grüße <3

        Die Bachstelze


        Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
        Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11323

          #5
          Moin Bachstelze,


          Zitat von Bachstelze1160 Beitrag anzeigen
          Jede Wunde, Wundstarrkrampf, Tetanus, konnte das auslösen, die Impfung gab es erst mit Entdeckung des Penecillin im 2. Weltkrieg.

          wenn Du speziell Tetanus meinst: Penicillin ist kein Impfstoff (zur Vorbeuge), sondern ein Antibiotikum (zur Bekämpfung der noch vorhandenen Bakterien)! Das Problem bei der Erkrankung ist übrigens ein Toxin (Giftstoff), der die klinischen Erscheinungen verursacht.



          Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

          Kommentar

          • Ralf-I-vonderMark
            Super-Moderator
            • 02.01.2015
            • 2843

            #6
            Hallo sommereiche111

            bei GENWIKI finden wir viele unterschiedliche Begriffe für Krämpfe – insbesondere bei Kindern – in Kirchenbüchern; z.B.:
            vgl. zu Bangigkeit: http://genwiki.genealogy.net/Bangigkeit
            vgl. zu Begabung: http://genwiki.genealogy.net/Begabung
            vgl. zu Fraisen: http://www.genwiki.de/Fraisen
            vgl. zu Gichter: http://genwiki.de/Gichter
            vgl. zu Krämpfe: http://wiki-de.genealogy.net/Kr%C3%A4mpfe
            vgl. zu Scheuerchen: http://wiki-de.genealogy.net/Scheuerchen

            Im Zweifel war „Krämpfe“ der Oberbegriff; wahrscheinlich auch für Erkrankungen, die nicht konkret zugeordnet werden konnten und bei welchem nach dem optischen Anschein ein Sterbender irgendwie krampfhaft oder zuckend gewirkt haben mag.

            Viele Grüße
            Ralf

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            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Zitat von sommereiche111 Beitrag anzeigen
              ... bei der Ansicht vieler Sterberegister fiel mir auf, dass sehr häufig als Todesursache "Krämpfe" angegeben war ....
              Hi, welche Jahrhunderte, welche Jahrzehnte?
              Viele Grüße

              Kommentar

              • sommereiche111
                Erfahrener Benutzer
                • 24.11.2006
                • 172

                #8
                Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                Hi, welche Jahrhunderte, welche Jahrzehnte?
                Hallo Anna,

                Ich ging davon aus, dass wir eine gemeinsame Beobachtung teilen und eine exakte zeitliche Benennung nicht erforderlich ist.

                Schau Dir als Antwort auf Deine Frage doch einmal den folgenden Link aus Post 3 an:



                Viele Grüße

                sommereiche111
                Zuletzt geändert von sommereiche111; 23.07.2019, 21:52.
                Ich suche nach Beyreuther, Birke, Boy, Gutte, Voigt und Wagner aus Merkwitz oder Umgebung + Brüllke, Klemke, Sandke und Vollmer - aus und um Crossen/Oder.

                Kommentar

                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Ich finde keine Angaben zur zeitlichen Einordnung.


                  Zitat von sommereiche111 Beitrag anzeigen
                  ... bei der Ansicht vieler Sterberegister fiel mir auf, dass sehr häufig als Todesursache "Krämpfe" angegeben war. ...
                  Hast Du die Sterberegister durchgesehen ohne darauf zu achten aus welchem Jahrhundert sie sind?
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 23.07.2019, 22:28.
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • Pitka
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.08.2009
                    • 940

                    #10
                    Hallo,

                    ich schaue gerade Kirchenbücher aus Gelsenkirchen aus dem Zeitraum 1880 bis z.Zt. 1920 einzeln durch. Bei Kindern liegt die Quote für "Krämpfe" bei ca. 50 % der Sterbefälle.

                    LG Pitka
                    Suche alles zu folgenden FN:
                    WERNER aus Mertensdorf/Kr. Friedland, Allenstein und Marwalde (Ostpreussen), HINZ / HINTZE und KUHR aus Krojanke/Kr. Flatow (Posen/Westpreussen), WERNER, HINZ und SEIDEL aus Gilgenburg/Kr.Osterode (Ostpreussen), ELIS und FESTER aus Siegen bzw. dem Kr. Wetzlar (Hessen), ZILLEN aus Venekoten bzw. In den Venekoten, Gem. Elmpt (jetzt: Niederkrüchten) Kr. Erkelenz (NRW), SAENGER aus Süß und Machtlos (Hessen) u. aus Essen (NRW), PHILIPP aus Wolfsdorf/Niederung Kr. Elbing

                    Kommentar

                    • sommereiche111
                      Erfahrener Benutzer
                      • 24.11.2006
                      • 172

                      #11
                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      Ich finde keine Angaben zur zeitlichen Einordnung.
                      Hast Du die Sterberegister durchgesehen ohne darauf zu achten aus welchem Jahrhundert sie sind?
                      Hallo Sara,

                      konkret zu Deiner Frage: Aus meiner Verwandtschaft starb ein Onkel 1910 im Alter von 6 Monaten. Ein Großonkel starb 1867 im Alter von 6 Tagen. Und ein weiterer Großonkel wurde 1860 mit zwei Jahren zu Grabe getragen. Neben den Kirchenbucheintragungen hierzu fand ich sehr viele weitere Eintragungen für Säuglinge und Kinder mit den selben Todesdiagnosen.

                      Wir können wirklich von Glück reden, dass wir in einer Zeit leben, in der eine bessere Ernährungssituation und bessere medizinische Versorgung gewährleistet ist, so dass unsere Frauen nicht mehr dem durch ihre Mutterschaft bedingtem unsäglichem körperlichen und seelischem Leid, wie es hier dokumentiert wird, ausgesetzt sind.

                      In Österreich nannte man Krämpfe „ Fraisen“. Interessante Details findest Du hierzu unter folgendem Link (war bei meiner letzten Antwort nicht vollständig kopiert ( )

                      „Da krieg’ i ja die Pockerlfras!“ Diese Redewendung kennt man vielleicht noch. Es bedeutet, dass man sich stark aufregt und vor Wut zu zittern beginnt. In dem Wort „Pockerlfras“ steckt …


                      Viele Grüße

                      sommereiche111
                      Ich suche nach Beyreuther, Birke, Boy, Gutte, Voigt und Wagner aus Merkwitz oder Umgebung + Brüllke, Klemke, Sandke und Vollmer - aus und um Crossen/Oder.

                      Kommentar

                      • Xtine
                        Administrator
                        • 16.07.2006
                        • 28326

                        #12
                        Hallo Sommereiche,


                        Zitat von sommereiche111 Beitrag anzeigen
                        Mich interessiert jedoch die Frage, warum diese Krankheitsbezeichnung so häufig auftauchte.

                        Sie tauchte desshalb so oft auf, weil man die genauere Ursache nicht kannte, da die Diagnose noch nicht so exakt war. Sie sahen nur die Symptome, die sich aber bei diversen Krankheiten in ähnlichen Krämpfen äußerte.
                        Früher stand da Krämpfe, heute würde dort vielleicht in Tetanus, Blinddarmentzündung, Nierensteine, Tuberkulose oder ähnliches stehen. (Was es Gott sei Dank nicht tut, da das meiste inzwischen gut behandelbar ist)

                        Du darfst nicht vergessen, daß oft kein Arzt in der Nähe war und dann stand da eben nur Krämpfe, weil sie es nicht besser wussten.
                        Viele Grüße .................................. .
                        Christine
                        sigpic .. .............
                        Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                        (Konfuzius)

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                        • Bienenkönigin
                          Erfahrener Benutzer
                          • 09.04.2019
                          • 1695

                          #13
                          Ein Heimatpfleger hier am Ort meinte in einem Gespräch neulich, dass die mangelbedingten Krankheiten und Todesfälle bei so kurz hintereinanderfolgenden Schwangerschaften (ich habe Vorfahren, da gab es z.T. jedes Jahr ein Kind, die meisten starben) auch hier in den Kirchenbüchern oft zu finden waren.

                          Ähnlich wie "Fraisen" hieß es in Bayern oft "Gfreis" oder "Gfreisch".

                          Das Elend der Frauen damals mag man sich gar nicht vorstellen - sowohl emotional als auch körperlich.

                          VG
                          Bienenkönigin
                          Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

                          Kommentar

                          • Anna Sara Weingart
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2012
                            • 15113

                            #14
                            Ich habe eine wissenschaftliche Erklärung gefunden:

                            „Profound hypocalcemia due to severe vitamin D deficiency can cause unexpected death in babies and young children. Measuring serum vitamin D levels postmortem may provide invaluable information on sudden unexplained death in 'at-risk' children.“

                            Quellen:

                            Vitamin D is required for calcium absorption and normal bone mineralization; it has a key role in immune regulation against infections and is believed to be involved in immunomodulation in asthma. We did a retrospective analysis of 52 postmortem cases (aged 2 days to 10 years). Seventeen children ha …


                            Übersetzung ins Deutsche:
                            Die Atmung hängt von einer elektrischen Steuerung ab. Die Steuerung basiert auf dem Einstrom von Calcium-Ionen. Bei einer Störung im Calcium-Stoffwechsel ist auch das Atemzentrum gestört. Eine gestörte Funktion ist typisch für den Vitamin-D-Mangel.


                            Im von Sommereiche geposteten Link wird ja der Kalk-/Vitamin D-Mangel angeführt als Ursache der "Krämpfe", bzw. "Fraisen".
                            Dort wird beschrieben, dass bei Überkippen mit kaltem Wasser die Krämpfe aufhörten, das Kind also wieder normal atmete. Das könnte damit zusammenhängen, dass das Kind durch diese durchblutungsfördernde Maßnahme wieder (kurzzeitig) ausreichend mit den Calcium-Ionen versorgt wurde.
                            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 24.07.2019, 13:28.
                            Viele Grüße

                            Kommentar

                            • Anna Sara Weingart
                              Erfahrener Benutzer
                              • 23.10.2012
                              • 15113

                              #15
                              Zur Ausgangsfrage kommend (Warum waren früher Krämpfe so verbreitet?) kann man annehmen, dass auch das damals vorherrschende Schönheits- bzw. "Gesundheits"-Ideal - möglichst blasse Haut der Frauen - dazu geführt haben könnte, dass der Vitamin-D-Spender Sonne nicht genutzt wurde.
                              Neben anderen Ursachen wie Mangelernährung.
                              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 24.07.2019, 14:02.
                              Viele Grüße

                              Kommentar

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