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#21
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Moin,
ich hatte das grosse Glück, dass mein Opa väterlicherseits vor seinem Ableben über seine Zeit im 3. Reich und seine Erfahrungen im 2. Weltkrieg offen gesprochen hat. Das war für ihn sicherlich etwas, dass er noch loswerden wollte bevor er einige Jahre später dann verstarb. Das fand ich richtig gut, weil ich so ehrliche Worte von einem Kriegsteilnehmer und Zeitzeugen noch nie gehört hatte. Die WASt Auskunft die ich jetzt von ihm bekommen habe bestätigt eigentlich alles was er so erzählt hat. Von meinem Opa mütterlicherseits habe ich auch eine WASt Auskunft erhalten und habe erfahren, dass er Berufssoldat war. Ich habe leider nie mit ihm über seine Kriegserfahrungen und die seine Rolle im 3. Reich sprechen können, da er verstorben ist als ich erst 6 Jahre alt war. Für mich selber werden beide jetzt nicht zu schlechteren Menschen. Ich mochte beide und werde sie so wie ich sie kennengelernt habe in guter Erinnerung behalten. Beide hatten ihre Rolle im 3. Reich und von einem habe ich eine Menge über sein Leben in dieser Zeit erfahren. Ich halte das schon für ein Privileg. Ich denke nur, dass unsere politische Führung leider manchmal vergisst was wir eigentlich hätten aus der Geschichte hätten lernen sollen, nämlich: Nie wieder Krieg! Nun sehe ich unsere Bundeswehr am Hindukusch immer weiter in die Kriegsmühle rutschen. Zweimal in einem Jahrhundert haben wir die Welt in Brand gesteckt und jetzt geht das "Abenteuer" wieder los. |
#22
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Hallo,
auch ich hatte das Glück daß meine Eltern und mein Großvater offen geredet haben. Opa und Papa waren Sozialdemokraten, meine Mutter christlich orientiert. Opa hat über den 1. WK geredet, Papa über den 2.WK. Für Opa war die beste Zeit in englischer Gefangenschaft. Papa hat nie über Angst gesprochen, er sagte nur es wäre furchtbar gewesen und sein Leben verdankt er seinen Kameraden. Seine Kompanie wurde in der Ukraine eingekesselt und aufgerieben. Er selbst wurde durch Granitsplitter verwundet und seine Kameraden haben ihn mitgeschleppt, bis Ungarn von da kam er nach Wien ins Lazarett. Von seiner Kompanie gab es mit ihm 12 Überlebende. Meine Mutter ist vor 2 Jahren gestorben. In ihrem Nachlass lag ein Stapel Feldpostbriefe, von ihrem jüngsten Bruder. Diese Briefe sind herzzerreissend, der Junge hatte Angst, furchtbare Angst. Er ist mit 20 Jahren gefallen. Meine Enkelkinder wollten unbedingt, daß ich ihnen daraus vorlese. Das habe ich getan, unser Marvin (6 Jahre) fand es toll Krieg zu spielen. Wie gesagt fand, nach ein paar Briefen ist ihm das vergangen. Nun meine Familie ist nicht braun gekennzeichnet, aber wie hätten wir gehandelt wenn wir in dieser Zeit gelebt hätten. Ich glaube man kann sich nicht 100 % freisprechen, richtig gehandelt zu haben. Was damals recht war, war nach dem Krieg Unrecht. Uschi |
#23
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Zitat:
Hallo Ela, Dein obiger Beitrag hat mich die ganze Woche über beschäftigt, aber weil ich beruflich extrem eingespannt war, komme ich erst jetzt dazu, mich dazu zu äußern. Zuerst einmal wünsche ich Dir natürlich, dass nichts "Schockierendes" bei Deinen Recherchen heraus kommt. Halte uns doch - wenn Dir danach ist - auf dem Laufenden. Dann möchte ich aber noch etwas sagen zu dem Wort "verurteilen". Ich persönlich finde es in diesem Zusammenhang einfach zu "stark". Ich hatte bis hier nicht den Eindruck, dass es um rückwirkende "Verurteilungen" aus der Perspektive besserwisserischer und in einfachere Zeiten Nachgeborener geht. Um das zu unterstreichen möchte ich noch einmal ganz klar machen, dass ich meine Großeltern als fantastische Menschen kennen gelernt habe, die mir eine wunderschöne Kindheit geschenkt haben und die mich immer bedingungslos geliebt haben - und das ist vermutlich das Beste und das Schönste, das man für ein Kind tun kann. Dafür werde ich sie immer lieben - egal, was ich noch heraus finde. Ich möchte Dir auch ein Stück weit Recht geben - niemand kann von sich heutzutage behaupten, dass er damals anders gehandelt hätte und die das von sich behaupten, erfüllen mich mit großem Misstrauen, denn meiner Erfahrung nach sind die mit dem größten Mundwerk im Ernstfall auch immer die größten Windeier, die einen dann, wenn es darauf ankommt, hängen lassen... Ebenso wissen wir nicht, wie sich das Leben in einer Diktatur anfühlt und ein Stück weit "arrangieren" tun wir uns ja alle... Aber ich denke, eine gesunde Kritik an den Vorfahren muss erlaubt sein. Vielleicht ein Beispiel: ich gehe mit sehr großer Sicherheit davon aus, dass meine Enkel mich eines Tages befragen werden, warum wir im Jahre 2008, als der Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und Klimaerwärmung auch dem letzten Trottel schon klar war, immer noch eine Dieseldreckschleuder gefahren sind und ich weiß nicht, ob sie unsere Gründe, die sich stark im Bequemlichkeitsbereich :O abspielen, 100%ig gut finden werden - ich denke eher nicht. Und ich finde, sie haben das absolute Recht dazu. Ich wünsche es mir sogar, denn ich persönlich finde, dass die Beschäftigung mit der (Familien-)geschichte schon dazu führen sollte, dass eine Generation von der Vorherigen lernt, damit man deren Fehler nicht wiederholt (sondern Zeit für eigene Fehler hat :P). Wie gesagt, mir ging es hier eher darum, wie man damit umgeht, wenn man solche schockierenden Dinge über Menschen, die einem sehr nahe waren, heraus bekommt - also mit den eigenen Emotionen und den Schmerzen, die das bei uns verursacht. Viele Grüße Ekreg |
#24
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Huhu Ekreg :-)
Das mit dem "Verurteilen" war nicht direkt auf dein Posting bezogen sondern eher eine Quintessenz meiner Erfahrungen rund im Bekannten- und Verwandtenkreis zum Thema "familiäre Vergangenheit". Ich hoffe das war nicht zu ungeschickt in meinem Posting ausgedrückt, denn bisher bin ich über auf nicht allzuviel "schockierendes" gestossen, rechne aber gerade aus dieser Linie noch damit. Aber das ist ein Thema, wo der Rest meiner Familie vermutlich sofortigen Angstschweiß bekäme, wenn sie um die Bemühungen etwas herauszubekommen wüßten. Aber mich berührt und beschäftigt das sehr, da aus diesen sehr grundsätzlich verschiedenen politischen Haltungen innerhalb meiner Familie sehr viele Konflikte entstanden sind, die ein Leben lang nachgewirkt haben. Meine Schwiegermutter hat z.B. auch kürzlich ganz bedrückt gemeint sie habe Angst davor was denn ihr Sohn da noch aus der Vergangenheit über ihren Vater ans Tageslicht bringen könnte und wie sie denn damit umgehen sollte wenn er wirklich an etwas beteiligt war, das wir heute verwerflich fänden. Als ich dann meinte das man damit leben muss egal was dabei herauskommt meinte sie, das sie es gar nicht wissen möchte (quasi was ich nicht weiß macht mir auch kein schlechtes Gewissen)... Und gerade im Umgang mit dieser, evtl. nicht sehr glorreichen Vergangenheit in der eigenen Familie, tun sich wie ich finde viele so entsetzlich schwer. Ich warte ja quasi täglich darauf das Nachricht von der WasT eintrifft (inzwischen sind 6 Monate seit der Anfrage vergangen) und ich werde euch gerne darüber auf dem laufenden halten. Grüße, Ela |
#25
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Hallo,
ich muss sagen, ich habe deswegen erst mit der Ahnenforschung angefangen! Mein Papa meinte immer (ich bin Jahrgang 81), in unserer Familie hätte es eine hohe NS-Persönlichkeit gegeben. Mein Opa wollte nie drüber reden, deswegen hat uns das noch mehr angestachelt. Im Endeffekt war es "nur" ein General. Mein Opa hat eigentlich überhaupt nicht darüber geredet. Er konnte einfach nicht; es hat ihm zu sehr wehgetan. Einmal hat er es versucht und angefangen zu weinen. Ich weiß dass er ziemlich lange in norwegischer Gefangenschaft war. Darüber hat er einmal eine Bemerkung gemacht, und zwar dass es ihn sehr wütend gemacht hat, dass die norwegischen Frauen ihre Babys von Deutschen nach dem Krieg massenhaft ertränkt haben . Ich denke, er hat sich damals sehr mit der NS-Ideologie identifiziert. Durch seine Erlebnisse ist er allerdings Pazifist geworden; wahrscheinlich hat er auch nie darüber reden können, weil er sich teilweise mitverantwortlich gefühlt hat an dem, was damals passiert ist. Er hat sich einfach geschämt. Weil ich auch weiß, dass er nur ein einfacher Soldat war, kann ich mit seiner Rolle im 3. Reich leben. @ alle: ich dachte, die WASt würde nur Daten über vermisste Leute weitergeben oder solche, die dadurch politisch rehabilitiert werden könnten. War das bei Euch der Fall, oder habt Ihr es einfach trotzdem versucht? Grüße |
#26
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Hallo Angelika,
mein Vater war weder vermisst noch musste er politisch rehabilitiert werden - und dennoch habe ich sehr ausführliche Informationen bekommen. Sprich den gesamten Ablauf der erlebten Kriegszeit einschl. der Lazarettaufenthalte und der Krankheiten. Leider fehlten die Angaben zur Gefangenschaft. Lag in Berlin nichts vor. |
#27
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Hallo Ela, hallo Angelika,
@ Ela: danke für Dein Posting... ich glaube / hoffe nicht, dass ich Dich falsch verstanden hatte (tut mir Leid, wenn das so rüber kam), aber irgendwie habe ich manchmal einen berufsbedingten Erklärungsdrang :O :O... Das mit den Ängsten in der Familie kenne ich auch ganz gut... und ich finde es sehr schwer, dennoch Forschungen voranzutreiben, denn man will ja Leuten, die man mag, nicht weh tun... @ Angelika: ich glaube, die ganz ursprüngliche Aufgabe der WASt war tatsächlich, Auskünfte über Vermisste und Gefallene zu geben. Aber sie hat wohl inzwischen ihr Aufgabengebiet erweitert. Mir ist inzwischen ein Fall bekannt, in dem sogar ein ehemaliger Wehrmachtsangehöriger Hilfe von der WASt beansprucht hat. Das Ganze spielt in den 60er und 70er Jahren und die BfA weigert sich, seine Militärzeit in seine Rentenansprüche einzurechnen, weil er diese nicht beweisen kann. Seine Unterlagen waren teilweise durch Kriegseinwirkung zerstört worden, teilweise hat er sie selbst nach dem Krieg vernichtet. Die WASt konnte ihm ausreichend Unterlagen zur Verfügung stellen, so dass er seinen Nachweis tätigen konnte. Viele Grüße Ekreg |
#28
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Zitat:
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#29
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Anmerkung:
Ich empfehle dringend, in diesem Forum die politischen Diskussionen außen vor zulassen. @Christian Könnt Ihr als Verantwortliche des Forums dieses bitte veranlassen? Danke!! |
#30
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Zitat:
Na dann haben wir ja was gemeinsam. Ich schreibe manchmal so chaotisch das ich erst später darüber nachdenke ob das so erklärend war, das mich nicht jeder für total kirre hält und erkläre dann immer "nach" ;-) Grüße, Ela |
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