|
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen | Ansicht |
Registrieren | Hilfe | Chat | Benutzerliste | Team | Kalender | Suchen | Heutige Beiträge | Alle Foren als gelesen markieren |
|
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen | Ansicht |
#1
|
|||
|
|||
Kirchenbuch von 1882, abwertende Bemerkung zu einer Person
Hallo,
ist Euch so etwas schon mal untergekommen? 1882 trägt der Pfarrer in das Kirchenbuch den Tod einer Frau (Witwe) ein und nennt 5 hinterbliebene (erwachsene) Kinder. Beim jüngsten trägt er zum Stand „Besitzer“ ein und in Klammern (Trunkenbold!). Ich lese das so, auch das Ausrufezeichen ist nicht falsch zu deuten. Oh weh, der Besitz! Tja und das ist noch nach gut 150 Jahren später zu lesen. Renate |
#2
|
|||
|
|||
Hallo Renate,
entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte, aber ja, soetwas taucht auch bei mir auf! Sogar immer wieder einmal und soweit ich weiß bei mir nur in evangelischen Kirchenbücher. So wurde zB. eine Ahnin bei der Taufe ihres unehel. Kindes "die liderliche Witwe Webern" genannt. LG Marlon |
#3
|
|||
|
|||
Hallo Marlon,
es hatte überhaupt niemand vorher geantwortet. Mit katholischen Vorfahren bzw. Kirchenbüchern habe ich keine Erfahrung. O. a. „Trunkenbold“ ist in einem evangelischen Kirchenbuch vermerkt. Weiter habe ich eine Frau zu bieten, die 1862 heiratete und ein bewegtes Vorleben hatte, warum auch immer. Ihr erstes Kind bekam sie im Alter von 20 Jahren. 9 Jahre später bekam sie von einem anderen Mann das nächste Kind. Dann heirate sie - nicht diese beiden Männer - sondern wiederum einen anderen Mann im November 1862, von dem sie im Juni 1861 ein Kind bekommen hatte. Der Pfarrer war nicht sehr streng mit der ledigen Mutter. Zu den ersten beiden Geburten vermerkte er (pflichtschuldigst?) unehelich, bei der dritten erkenne ich keine Bemerkung. Das alles ist in einem kleinen mecklenburgischen Dorf geschehen, oh Gott die Leute! Die Frau war „Arbeitsmanntochter“ und "Dienstmagd", so steht es im Kirchenbuch. Wer weiß, wie die Verhältnisse waren? Interessant wäre zu wissen, wie sie die Kinder durchgebracht hat. Ihre Eltern waren immerhin schon vor ihre Heirat verstorben. Im Kirchenbuch waren immerhin die drei Männer als Väter eingetragen. Renate |
#4
|
||||
|
||||
Das findet man leider selten! Es würde uns Heutigen viel Raterei ersparen, wenn diese Angabe sich häufiger finden würde.
|
#5
|
|||
|
|||
In der Oberen Pfalz findet sich Derartiges gelegentlich zu Zeiten der Calvinisten. Zu einer Taufpatin, mit der der Geistliche offenbar nicht einverstanden war, schrieb er ins Tirschenreuther Kirchenbuch: "Die Drecksau kann ja noch nicht mal das Vaterunser." Über diesen Herrn fand ich über Literaturstudien dann auch noch heraus, dass er genau beobachtete, wer des abends oder gar an christlichen Feiertagen die örtliche Wirtsstube aufsuchte und diese Personen wurden dann in der Sonntagspredigt gründlich geschmäht. Da kann man durchaus verstehen, dass die Calvinisten bei der örtlichen Bevölkerung nicht gerade beliebt waren.
Was seine theologische Ausbildung betrifft, hatte er übrigens gerade mal zwei Semester Theologie studiert. Viele Grüße mabelle |
#6
|
|||
|
|||
Zitat:
ich glaube mit solcher Titulierung hat sich der "feine Herr" wohl selber disqualifiziert. Das Beobachten und Anprangern von Wirtshausbesuchern ist gerade auch nicht fein. Unter seinen "Schäfchen" gab es eben viele kleine Sünderlein, und ein großer Sünder war er gewiss. Renate |
#7
|
|||
|
|||
Solche Einträge finde ich auch häufig in den KB.
Wobei ich glaube, dass es eine große Diskrepanz zwischen der Entrüstung des Pastors und der tatsächlichen Lebensumstände in den Dörfern gab. Manche Paare konnten sich die Heirat schlicht nicht leisten. Dass die Beziehung durch die Familien häufig zumindest angenommen wurde entnehme ich den Paten solcher Kinder. Oft sind die Großeltern als Paten genannt. Was ja eher als Hinweis zu nehmen ist, dass die Paare integriert waren. Meine 6fachen Urgroßeltern bekamen 2! Hurenkinder bevor sie heirateten. Erst Nr. 3 wurde "im Stande" gezeugt. Letzte Demütigung durch den Pastor war der Vermerk, dass die Braut "in der Mütze heiraten mußte" Ich versuche mir immer diese Mütze vorzustellen. Gelungen ist es mir noch nicht. Gruß Susan |
#8
|
|||
|
|||
Liebe Renate,
ich persönlich wollte noch anmerken, dass ich solche "Geschichtchen" bzw. Titulierungen noch NIE in einem katholischen Kirchenbuch gesehen habe, obwohl mehr als 25% meiner Ahnen katholisch waren. Von solchen Bemerkungen des Pfarrers habe ich wirklich viel zu bieten. Hier noch eine: "10.10.1727 der böse Henrich Beutel begraben, welcher ein ofenglich Dieb ist gewest, ist auf des Wegs nach Gießen ins Stockhaus gesetzt worden, hatte den Galgen wohl verdient, weil er aber reich war, so machte er mit Geld aus, war in 8 Jahr nicht zum Abendmahl gegangen, indem er ein Verächter Gottes Worts war, wenn die Laster gestraft warm, saß er da und lachte, starb aber eines plötzliches dotes." Liebe Grüße Marlon |
#9
|
|||
|
|||
Zitat:
Solche Anmerkungen sind in der Tat (leider) selten. |
#10
|
|||
|
|||
Moin,
eventuell haben die Katholiken ja vorher schon die Luft abgelassen!? Und manche haben die unehelichen Kinder hinten im KB versteckt. Und wer weiß wo noch!? Aber ob die oder die, mir sind sie alle wurscht. LG Malte |
Lesezeichen |
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
Ansicht | |
|
|