Geburts- oder Taufdatum: wie ist es hier zu handhaben?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5541

    #16
    Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
    Hi, wie kommst Du auf diese merkwürdige These?

    In meiner Forschung wurde meist entweder am gleichen Tag, oder am nächsten Tag getauft. Manchmal erst am übernächsten.
    Das ist keine These, sondern fußt auf meiner Beobachtung. Meine Vorfahren sind seit der Einführung der Reformation sämtlich evangelisch. Die weit überwiegende Zahl kommt aus dem Gebiet zwischen Harz und Braunschweig. Und hier wurde, außer im Falle einer Nottaufe, niemals am Geburtstag getauft. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals eine Taufe gesehen zu haben, die am Tag nach der Geburt durchgeführt wurde. Drei bis fünf Tage liegen im Schnitt dazwischen. Eine Woche ist keine Seltenheit. Wir reden jetzt von der Zeit vor 1800. Jeder Pastor hatte seine Vorlieben. Der eine taufte schon nach drei Tagen, andere erst nach einer Woche.

    Wie gesagt, meine Beobachtung in meiner erzprotestantischen niedersächsischen Heimat. Über katholische Bräuche oder Gegenden wie Bayern oder Schwaben maße ich mir kein Urteil an. Da kenne ich mich nicht aus.

    Gut, dann mache ich es mir einfach und trage bei meinem Vorfahren Geburt und Taufe am selben Tag ein, da es ja nun einmal so dokumentiert ist, wohlwissend, daß es eigentlich nicht sein kann, da es in dieser Kirchengemeinde und der gesamten Gegend nicht praktiziert wurde. Eine Nottaufe liegt auch nicht vor, denn die wurden als solche gekennzeichnet.

    Viele Grüße
    consanguineus

    P.S. Wer mir aus dem Gebiet der Landeskirche Braunschweig eine Taufe zeigt, nur eine einzige reguläre Taufe, die am Geburtstag des Täuflings durchgeführt wurde, bekommt einen ausgegeben.
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15113

      #17
      Das hat nix mit Protestantismus zu tun, weil ich ebenfalls in evangelischen Gebieten forsche:
      Angehängte Dateien
      Viele Grüße

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      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5541

        #18
        Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
        Das hat nix mit Protestantismus zu tun, weil ich ebenfalls in evangelischen Gebieten forsche:
        Dan hat es eben nichts mit dem Gesangbuch zu tun, sondern mit süddeutschen Sitten und Gebräuche. Auf jeden Fall wurde es in Deiner Ecke offenbar anders gemacht als hierzulande.
        Suche:

        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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        • Sbriglione
          Erfahrener Benutzer
          • 16.10.2004
          • 1177

          #19
          Zitat von Scriptoria Beitrag anzeigen
          Hallo,

          klar, wenn es so deutlich als Geburtsdatum erkennbar oder genannt ist, gibt es keinen Zweifel.
          Aus welchen Jahren und welchen Gebieten kommen die Bücher ohne Taufdatum? Mir ist so etwas bisher noch nicht begegnet.

          Grüße
          Scriptoria
          Wenn ich mich richtig entsinne, ging das Ende des 17. Jahrhunderts los und war in der Region Halberstadt.
          Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
          - rund um den Harz
          - im Thüringer Wald
          - im südlichen Sachsen-Anhalt
          - in Ostwestfalen
          - in der Main-Spessart-Region
          - im Württembergischen Amt Balingen
          - auf Sizilien
          - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
          - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #20
            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            ... sondern mit süddeutschen Sitten und Gebräuche. Auf jeden Fall wurde es in Deiner Ecke offenbar anders gemacht als hierzulande.
            Das stimmt doch auch wieder nicht:

            "Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Es war üblich, die Neugeborenen möglichst schnell, oft am Tag nach der Geburt, zu taufen."
            Er wurde am Tag nach seiner Geburt getauft, am 11. November 1483. Der 11. November ist der Martinstag. Darum nannten ihn seine Eltern „Martin“.

            Es halt also gar nix mit Süddeutschland zu tun
            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 12.03.2024, 16:48.
            Viele Grüße

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            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #21
              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
              ... Aus direkt angrenzenden Einträgen geht aber eindeutig hervor, daß in diesem Buch mit dem einzig angegeben Datum wirklich die Taufen gemeint sind ...
              Dann würde ich den 27.5.1686 als Taufdatum ansetzen
              Viele Grüße

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              • Scriptoria
                Erfahrener Benutzer
                • 16.11.2017
                • 2757

                #22
                Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
                Wenn ich mich richtig entsinne, ging das Ende des 17. Jahrhunderts los und war in der Region Halberstadt.

                Danke für die Auskunft, vielleicht sehe ich es mir bei Gelegenheit einmal an.

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                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5541

                  #23
                  Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                  "Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Es war üblich, die Neugeborenen möglichst schnell, oft am Tag nach der Geburt, zu taufen."
                  Er wurde am Tag nach seiner Geburt getauft, am 11. November 1483. Der 11. November ist der Martinstag. Darum nannten ihn seine Eltern „Martin“.

                  Es halt also gar nix mit Süddeutschland zu tun
                  Vielleicht aber damit, daß Dr. Martin Luther katholisch getauft wurde?
                  Suche:

                  Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                  Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                  Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                  Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                  Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                  • consanguineus
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.05.2018
                    • 5541

                    #24
                    Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                    Dann würde ich den 27.5.1686 als Taufdatum ansetzen
                    Ja, daß ich das tue steht außer Frage. Mich hat ja eher die Frage umgetrieben, wie ich mit dem auf dem Grabstein vermerkten Geburtsdatum umgehen soll, welches genau auf den Tag der Taufe fällt, was aber in diesem Falle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zutreffen kann. Ich frage mich, ob die Kinder des Verstorbenen dessen Geburtstag wirklich nicht kannten. Oder war ihnen der sachliche Unterschied zwischen Geburt und Taufe nicht bewußt? Generell frage ich mich nun, inwieweit den Angaben auf Grabsteinen überhaupt zu trauen ist.
                    Suche:

                    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                    • Pavlvs4
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.05.2020
                      • 191

                      #25
                      Zitat von Sedulus Beitrag anzeigen
                      ich nutze ja Ahnenblatt und da wird in erster Linie in der Maske das Geburtsdatum verlangt, was ja auch logisch ist, vondaher trage ich dann natürlich auch das Geburtsdatum ein.
                      Meiner Meinung nach ist dies ja auch relevanter als das Taufdatum.
                      Was aber heute als relevant gilt, muss nicht für das 17. Jahrhundert gegolten haben.

                      Das Gedenken an den Geburtstag ist eine verhältnismäßig junge Angelegenheit. In früheren Zeiten, insbesondere vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein, hatte der Geburtstag keinen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Selbst von den meisten Königen und Fürsten kennt man heute nicht das genaue Datum ihrer Geburt (Karl von Anjou z. B.). Das was zählte war die Taufe und Firmung, die Aufnahme der Seele in die christliche Gemeinschaft. Und natürlich der Todestag und Todesstunde (es galt als besonders Erinnerungswürdig in der selben Stunde von Christus Tod am Kreuz gestorben zu sein), die in Nekrologien festgehalten wurden, an deren Daten den Verstorbenen zu deren Seelenheil eine Messe gelesen werden sollte.

                      Wenn in einem kirchlichen Taufregister des 17. Jdt. nur ein Datum genannt wird, dann gehe ich jedenfalls davon aus, dass es sich hierbei um das Datum der Taufe handelt. Wenn dieses Datum dann auf einem Grabstein auch als Geburtsdatum genannt wird, muss das nicht viel heißen. Entweder die Person ist zufällig am selben Tag wie ihre Taufe geboren wurden, oder man hat das Taufdatum einfach pro forma auch als Geburtsdatum angenommen.

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                      • consanguineus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.05.2018
                        • 5541

                        #26
                        Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
                        Wenn ich mich richtig entsinne, ging das Ende des 17. Jahrhunderts los und war in der Region Halberstadt.
                        Ich habe es auch im benachbarten Wolfenbüttelschen oft gesehen. Zum Beispiel in Remlingen, dessen Kirchenbücher leider erst kurz vor 1700 beginnen. Da wird etliche Jahrzehnte fast ausschließlich das Geburtsdatum genannt. Dies ist natürlich in der Gegend nicht die Regel, andererseits auch nicht so selten, daß man sich darob irgendwie wundern müsste.

                        Hier mal ein Beispiel aus besagtem Remlingen:

                        "Anno 1703 Jacob Riethueß den19 Jan(uarii). gebohren. Pater ist Christoff Riethueß ein Halbspänner alhier, Mater Catharina Siehe. Patrini erant 1 Jacob Schuman ein Reuter und Kohtsaß alhier 2 Jacob Freytag. 3 Margreta Herbst. Hans Siens Ackermans alhier uxor." KB Remlingen, Taufen 1696-1814, S. 21, Nr. 1/1703

                        Und nun Jacobs ältere Schwester Anna Maria, eines der seltenen Beispiele aus den ältesten Remlinger Büchern mit Angabe des Taufdatums, welches zugleich sehr schön zeigt, welchen zeitlichen Abstand Geburt und Taufe haben können. Auch dieser Abstand von einer Woche ist in dieser Ecke jetzt kein Fall, der wegen Seltenheit irgendwie merkwürdig wäre.

                        "Christoph Riedhausen Frau genaß einer Tochter am 5 Febr(uarii). und wurde am 12 getauft. Gevattern: Patris Frater aus dem Gotteslager vor Wolffenb(üttel). Hans Sien, Matris Frater, u(nd). Henrich Isensee Senioris Frau; das Kind ward genennet; Anna Maria." KB Remlingen, Taufen 1696-1814, S. 7

                        Offenbar sind die Gebräuche doch sehr verschieden.

                        Viele Grüße
                        consanguineus (der knapp ein Jahr nach seiner Geburt die Taufe empfing)
                        Suche:

                        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                        • Severus
                          Benutzer
                          • 14.11.2023
                          • 52

                          #27
                          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                          Ja, daß ich das tue steht außer Frage. Mich hat ja eher die Frage umgetrieben, wie ich mit dem auf dem Grabstein vermerkten Geburtsdatum umgehen soll, welches genau auf den Tag der Taufe fällt, was aber in diesem Falle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zutreffen kann. Ich frage mich, ob die Kinder des Verstorbenen dessen Geburtstag wirklich nicht kannten. Oder war ihnen der sachliche Unterschied zwischen Geburt und Taufe nicht bewußt? Generell frage ich mich nun, inwieweit den Angaben auf Grabsteinen überhaupt zu trauen ist.
                          Diese Frage treibt mich auch um. Kannte das "einfache" Volk in dieser Zeit überhaupt sein Geburtsdatum? Es gab ja keine Pässe und das Geburtstsgsfeiern war wohl zu dieser Zeit auch nicht üblich. Wenn nun der tatsächliche Geburtstag nirgendwo vermerkt wurde, dann bleibt doch nur noch das Taufdatum.
                          Insofern könnte ich mir gut vorstellen, dass auf dem Grabstein das Datum verwendet wurde, das man kannte: das Taufdatum.
                          Zuletzt geändert von Severus; 13.03.2024, 20:31.

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