War ein wechsel der Religionszugehörigkeit früher möglich?

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  • Bambi
    Benutzer
    • 31.01.2022
    • 49

    War ein wechsel der Religionszugehörigkeit früher möglich?

    Hallo,
    ich habe eine generelle Frage, da ich hierzu keine Erfahrung bzw. Wissen darüber habe.
    War es damals üblich (mit damals meine ich so 1580 bis 1640 oder sogar länger), dass die Erbreihenfolge einer Religionsgemeinschaft , also römisch katholisch oder evangelisch war? Oder könnte es auch sein, das ein Wechsel stattfand?
    Ich hoffe ich habe das richtig erklärt. Also quasi einmal katholisch immer katholisch, oder könnte man auch auf ev. wechseln?

    Gruß
    Torsten
  • Gudrid
    Erfahrener Benutzer
    • 22.04.2020
    • 1253

    #2
    Irgendwann müssen die Evangelischen doch gewechselt haben, vor Luther waren ja alle katholischen Glaubens. Oder verstehe ich dich falsch?
    Liebe Grüße
    Gudrid
    Lieber barfuß als ohne Buch

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    • Xtine
      Administrator
      • 16.07.2006
      • 28395

      #3
      Teilweise gab es auch beides in einer Familie! (Zumindest in einigen Regionen)
      Bei gemischten Ehen wurden dann die Buben nach dem Vater und die Mädels nach der Mutter getauft.

      Hin und wieder findet man auch Randbemerkungen, XY aus der Kirche ausgetreten. Wer weiß, ob derjenige danach nicht in die andere Kirche eingetreten ist?
      Viele Grüße .................................. .
      Christine

      .. .............
      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
      (Konfuzius)

      Kommentar

      • Gastonian
        Moderator
        • 20.09.2021
        • 3324

        #4
        Hallo Torsten:


        Zum Zeitraum 1580 bis 1640 habe ich keine Erfahrung, aber im Zeitraum 1640 bis 1700 gab es in meiner Ecke von Nordhessen durchaus Konversionen von lutherisch zu reformiert und von israelitisch zu lutherisch. Konversionen von katholisch sind mir noch keine untergekommen (und Konversionen zu katholisch waren nicht möglich, da es zu der Zeit keine katholischen Kirchen in der Gegend gab - da mußte man über die Grenze nach Paderborn oder Kurköln gehen). Es gab aber katholisch-lutherische und katholisch-reformierte Mischehen (wo einer der Ehepartner aus dem katholischen Sauerland kam), wo die Kinder dann evangelisch waren, aber das katholische Elternteil katholisch blieb und als solches im evangelischen Kirchenbuch beim Begräbnis vermerkt wurde.


        VG


        --Carl-Henry
        Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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        • Frank K.
          Erfahrener Benutzer
          • 22.11.2009
          • 1318

          #5
          Hallo miteinander,

          um wieder auf die Fragestellung und den gefragten Zeitpunkt zurückzukommen, ist festzustellen, dass der Grundsatz aus dem römischen Recht "cuius regio eius religio" Geltung hatte. Das bedeutet, dass der Landesherr bestimmte, welche Religion seine Untertanen hatten, bzw. zu haben hatten.

          Es war damals also nicht so einfach, seine Konfession zu ändern. Man konnte lediglich in ein anderes Gebiet umziehen, was aber schlecht möglich war.
          Es wurden aber während und nach der Gegenreformation Landesbewohner wegen ihres Glaubens des Landes verwiesen (z.B. Salzburger Exulanten, Hugenotten).

          Viele Grüße
          Frank
          Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

          Kommentar

          • Bambi
            Benutzer
            • 31.01.2022
            • 49

            #6
            Danke für euere Kommentare...Ich dachte mir schon, dass es nicht so einfach war die Konfession zu wechseln, bzw dass das wohl bei der Ahnenfindung eine große Rolle spielt.
            Denn wenn die Vorfahren alle rk waren, war es wohl sehr unwahrscheinlich, dass auf einmal in einem evangelischen Kirchenbuch ein Vorfahre auftaucht.

            Gruß

            Kommentar

            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5536

              #7
              Zitat von Frank K. Beitrag anzeigen
              Man konnte lediglich in ein anderes Gebiet umziehen, was aber schlecht möglich war.
              Wieso soll das schlecht möglich gewesen sein? In meiner Ecke wurde das sogar sehr häufig gemacht. Nicht um das Gesangbuch zu wechseln, aber einfach so im Rahmen einer Eheschließung. Ganz normaler Vorgang.

              Viele Grüße
              consanguineus
              Suche:

              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
              Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
              Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
              Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
              Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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              • Mismid
                Erfahrener Benutzer
                • 21.02.2009
                • 987

                #8
                In manchen Gegenden kam es sogar vor dass im 5 Jahreswechsel der Herrscher und damit die Religionspflicht gewechselt hat. Ich habe Personen, die in ihrem Leben bis zu 4 mal ihre Religion wechseln mußten. Abgesehen davon kann auch ohne Religionswechsel sein, dass in einem Kirchenbuch auch andere Religionen erfasst sind, z.B. weil es keine Kirche des anderen Glaubens in der Nähe gab.

                Kommentar

                • Eva64
                  Erfahrener Benutzer
                  • 08.07.2006
                  • 811

                  #9
                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  Wieso soll das schlecht möglich gewesen sein? In meiner Ecke wurde das sogar sehr häufig gemacht. Nicht um das Gesangbuch zu wechseln, aber einfach so im Rahmen einer Eheschließung. Ganz normaler Vorgang.
                  Genauso kenne ich das auch.

                  Es ist natürlich auffälliger, wenn größere Bevölkerungsgruppen ausgewiesen werden. Ich finde aber in evangelischen Kirchenbüchern in Württemberg immer wieder den Hinweis auf Menschen "papistischer" Religion, die sich beharrlich weigerten der "rechten" Religion anzugehören. Andere sind einfach evangelisch geworden, ohne dass das große Erwähnung gefunden hätte. Ich habe so ein bewießenes Beispiel eines Bayern, dessen Herkunftsort katholisch war (und dieser Herkunftsort war detailliert in den Aufzeichnungen des ev. Kirchenbuchs festgehalten, so dass sich das verifizieren ließ). Nie wurde erwähnt, dass er noch katholisch gewesen wäre. Er war ein angesehener Bürger in seinem Wohnort und das hätte nicht funktioniert, wenn er noch katholisch gewesen wäre.

                  Im badischen gibt es den Ort Elsenz, der über viele Jahre immer wieder komplett von katholisch zu evangelisch und wieder zurück gewechselt wurde. "cujus regio eius religio" in seiner reinsten Form .


                  Das ließe sich beliebig fortführen. Da gibt es kein schwarz oder weiß, es gibt immer auch Grautöne .


                  Grüßle
                  Eva

                  Kommentar

                  • Pommerellen
                    Erfahrener Benutzer
                    • 28.08.2018
                    • 1600

                    #10
                    Hallo,

                    die Frage hat immer einen persönlichen in dem fraglichen Zeitraum aber den Politischen Kontext (siehe Ausführung #5 von Frank). Deshalb gibt es in manchen Landschaften einen recht unkomplizierten Wechsel z.B. im Rheinland wo evt. noch vermerkt wird welcher Religion der/die Betreffende angehörte. Wo es nicht so liberal zu ging, gab es massive Restriktionen, so das Wechsel quasi ausgeschlossen waren. Auch gab es, wenn es gar keine entsprechende Kirchengemeinde gab überhaupt nicht die Möglichkeit den Glauben entsprechend zu praktizieren. Das wird z.B. in Hinterpommern / Westpreußen deutlich. Im östlichen Hinterpommern gab es nur sehr wenige katholische Gemeinden, in dem angrenzenden Westpreußen nur sehr wenige Evangelische, davon wiederum noch weniger Lutheraner bzw. Reformierte. Nun haben die Menschen natürlich über die Grenzen geheiratet. Da wird dann je nach Buch erst deutlich welcher Religion die Menschen angehörten. Die waren brav in Westpreußen in die kath. Kirche gegangen und ich finde sie dann bei einer Trauung im ev. Kirchenbuch wieder ohne Zusatz katholisch.
                    In solchen Gebieten ist es immer ganz gut auch mal das KB der anderen Konfessionen zu lesen besonders auch die Paten, die waren noch flexibler.

                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • idrzewiecki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.12.2019
                      • 226

                      #11
                      Ich klinke mich hier in dieses Thema mal ein, weil es am besten zu meinem Fall passt.
                      Ich habe eine Familie, wo alle katholisch sind. Selbst bei der Heirat meiner Eltern war es ein Drama, dass meine Mutter evangelisch war. Da hat sich dann die Großmutter durchgesetzt mit den Worten "Die Kinder werden aber katholisch getauft!" :-)

                      Nun taucht in dieser Familie allerdings folgendes auf:

                      Die Tochter eines Bruders meines Großvaters wird 1912 geboren. Leider liegt mir hier noch keine Geburtsurkunde vor (ich hoffe jetzt hier auf meinen in dieser Woche stattfindenden Besuch im Stadtarchiv Hildesheim). Ich gehe aber sehr stark davon aus, dass sie katholisch getauft wurde. In ihrer Sterbeurkunde aus dem Jahr 1964 ist sie allerdings mit evangelisch vermerkt. Kann es also hier sein, dass sie im Zuge ihrer Eheschließung die Religion gewechselt hat?
                      ~~~~~
                      RIBBENTROP - Hildesheim & Niedersachsen & KLUWE - Hildesheim & Drengfurt (Ostpreußen)
                      DRZEWIECKI - Hildesheim & MNICH - Hildesheim & Oschiek (Oberschlesien)
                      www.familienforschungdrzewiecki.de

                      Kommentar

                      • fajo
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.10.2018
                        • 2353

                        #12
                        Danke Xtine eeendlich weiß ich warum sich der katholische Pfarrer (Oberfranken) geweigert hat mich zu taufen! ich war leider kein Büberl .
                        Die Regel war mir vollkommen unbekannt, obwohl sie gar nicht so unwichtig bei der Suche ist.
                        Zuletzt geändert von fajo; 21.01.2024, 13:33.
                        Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







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                        • Sbriglione
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.10.2004
                          • 1177

                          #13
                          Hallo,

                          die Erfahrung von "Pommerellen" kann ich meinerseits nur bestätigen: das war insbesondere, aber nicht ausschließlich im Herrschaftsgebiet der Kurfürsten von Brandenburg, spätestens seit Friedrich Wilhelm I. so.

                          Ich habe zwei recht gute Beispiele:
                          1. eine katholische Vorfahrenfamilie von mir ist im 18. Jahrhundert aus der katholischen Diözese Paderborn ins weit überwiegend lutheranische Fürstentum Halberstadt gezogen, wo sie zeitweise, aber nicht durchgehend in einem Dorf gelebt hat, in dem es auch ein katholisches Kloster gab.
                          Einträge zu dieser Familie habe ich teils parallel in den Kirchenbüchern der jeweiligen örtlichen lutheranischen Kirche und in denen der nächstgelegenen katholischen Kirche gefunden, teils nur in denen von einer der beiden. Irgendwann ist die Familie an unbekanntem Ort lutheranisch geworden (als Tagelöhner sind sie leider anscheinen sehr weiträumig umhergezogen und teils auch im Wolfenbüttelschen nachweisbar, wo es mit den Kirchenbucheinträgen offensichtlich ähnlich gehandhabt wurde).

                          2. In einem der Orte meiner Vorfahren im Fürstentum Halberstadt, in dem es neben der lutheranischen Dorfkirche auch ein katholisch gebliebenes Kloster gab, ist es immer mal wieder auch vorgekommen, dass lutheranische Einwohner sich zum katholischen Glauben haben bekehren lassen, was dann häufig bei passender Gelegenheit auch in den lutheranischen Kirchenbüchern (teils verbunden mit abfälligen Bemerkungen) mit erwähnt wurde.

                          Beste Grüße!
                          Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
                          - rund um den Harz
                          - im Thüringer Wald
                          - im südlichen Sachsen-Anhalt
                          - in Ostwestfalen
                          - in der Main-Spessart-Region
                          - im Württembergischen Amt Balingen
                          - auf Sizilien
                          - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
                          - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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                          • hessischesteirerin
                            Erfahrener Benutzer
                            • 08.06.2019
                            • 1334

                            #14
                            Meine Mutter ist evangelisch, Mein Vater Katholisch

                            war nicht gerne gesehen

                            meine Uroma war evangelisch, ihr Vater katholisch und sie sagte immer "Kind, du musst lernen, mit dem Wolf zu heulen"

                            meine Vorfahren Hochzeit 1811, er katholisch, sie evangelisch, durften wohl erst heiraten, als das zweite Kind unterwegs war. Jungs wurden evangelisch, die Mädchen katholisch getauft

                            insofern alles ist möglich

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                            • Lorry Bee
                              Benutzer
                              • 16.10.2021
                              • 91

                              #15
                              Ich habe jemanden gefunden, der im 16. Jahrhundert katholischer Pfarrer war und später konvertierte und weiterhin als Pfarrer predigte. Deswegen soll ihm während eines Gottesdienstes von einem Katholiken die rechte Hand abgeschlagen worden sein. Ob das ein Vorfahre war, konnte ich noch nicht herausfinden.



                              In meinem Stammbaum gibt es aber auch eine Familie, unter deren Söhnen es im 17. Jahrhundert (evtl. auch schon im 16.) eine Spaltung in eine katholische und eine evangelische Linie gab. Die vielen Söhne wurden, je nachdem, mit Frauen aus katholischen bzw. evangelischen Familien verheiratet. Was dazu führte, dass das innerhalb einer Familie geschah, weiß ich leider nicht. Den Glaubenswechsel gab es also schon sehr früh, im Fall des ursprünglich katholischen Pfarrers zu Luthers Lebzeiten.
                              VG Lorry


                              z. Zt. auf der Pirsch nach Goeldel/Göldel in Hessen: Nieder-Wildungen, Alt Wildungen, Affoldern, Landau.
                              Und Sieper in Hagen.

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