Adliger vor 500 Jahren - alle männlichen Nachkommen adlig?

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  • Barby
    Benutzer
    • 11.01.2011
    • 21

    Adliger vor 500 Jahren - alle männlichen Nachkommen adlig?

    Aus Neugier eine generelle Frage, die mir neulich aufkam: In Ländern wie England gilt für den Adel die Primogenitur, meistens patrilinear. Solange der Vater lebt, ist er der Baron und die Söhne gemeine Bürgerliche, nach seinem Tode ist der älteste der Baron und seine Brüder immernoch bürgerlich. In Deutschland haben alle den Titel (oder titellosen Adel) gleichzeitig. So weit, so gut.

    Ist das in der Praxis tatsächlich so? Wenn jemand im Jahr 1500 zum Grafen von Arnforsch gemacht wurde, laufen dann heute Zehntausende Grafen von Arnforsch herum?
  • Thomas07
    Benutzer
    • 10.06.2009
    • 8

    #2
    Hallo Barby,

    hängt das nicht davon ab, ob der Titel überhaupt erblich war? Ich vermute auf der Seite adelsrecht.de könntest Du genauere Infos zur Erbfolge bei Adelstiteln finden.

    Viele Grüße

    Thomas

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    • Barby
      Benutzer
      • 11.01.2011
      • 21

      #3
      Ja, danke, Thomas, stimmt natürlich. Aber ich dachte in so einem Fall schon an erblichen Adel.

      Drauf gekommen bin ich durch einen konkreten Fall in meiner Familie. (Jemand, von dem ich sowieso nicht in rein männlicher Linie abstamme, geht mir also nicht darum, mich selbst aufzuwerten. ) Ich bin auf den Namen gestoßen, hab irgendwo gesehen, dass es sich um eine uradlige Familie von Reichsrittern handelt. Wiederum - diejenigen in meinem Stammbaum kommen zwar aus der gleichen Gegend, waren aber Metzger und sowas. Aber dadurch bin ich auf den Gedanken gekommen, dass ja von dieser uradligen Familie, also sagen wir spätestens 1400, es unzählige Nachkommen geben muss, in diesem Fall ohne Titel und "von". Ist das einfach so, und diese gelten tatsächlich alle als adlig?

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      • Johannes v.W.
        Erfahrener Benutzer
        • 02.05.2008
        • 1150

        #4
        Hallo Barby

        Großbritannien hat (noch heute) ein anderes System des Adels bzw. der Oberschicht, es ist schwer zu vergleichen. Meistens gibt es für die jüngeren Söhne z.B. eines Earls noch ein paar kleinere Titel, wie z.B. Lord oder "The Honorable", aber in der nächsten Generation ist dann Schluß. Da hast du recht. Dafür ist traditionell die Schicht der "Gentry", also des sehr wohlhabenden Großbürgertums in England sehr stark.
        Auf dem Kontinent war der Adel als gesellschaftliche Schicht in sich geschlossener und vererbte sich an alle Familienmitglieder, wobei in den romanischen Ländern, wie Frankreich und Italien usw. die jeweiligen Titel, wie ein Graf, meist nur an den Ältesten gingen, also Primogenitur. Dafür gab es davon sehr viel mehr, so gleicht sich die Sache wieder aus.
        In Deutschland und manchen angrenzenden Ländern vererbten sich die Titel tatsächlich fast immer an alle Nachkommen. Seltsamerweise ist die Schlußfolgerung, daß es nun tausende mit dem gleichen Titel gäbe, aber falsch. Denn es wird nur über die männliche und ehelich-legitime Linie vererbt und hier zeigt die Geschichte, daß, im Gegenteil, Familien sogar schnell aussterben können. (Von meiner eigenen Familie gibt es in meiner Generation ganze 6 männliche Namensträger, in der nächsten nur noch 3, zumindest bisher.)

        Also die Antwort auf deine Frage ist: Es gibt in Deutschland keine unzähligen bürgerlichen Nachkommen im Mannesstamm von uradligen Rittern.
        Eine Namensgleichheit kommt oft daher, daß es sich um Herkunftsnamen aus einem in der Region gelegenen Ort handelt.

        Viele Grüße
        Johannes
        Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 05.07.2011, 14:00.
        Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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        • Barby
          Benutzer
          • 11.01.2011
          • 21

          #5
          Danke, interessant. (Aber seltsam, wie Du schreibst. Allein von meinem Urgroßvater gibt es 13 lebende männliche, ehelich-legitime Nachkommen, obwohl schön statistisch die Hälfte der Kinder Mädchen waren und in allen Generationen einige kinderlos blieben oder nur ein Kind hatten. Da reden wir von vier Generationen, nicht 15 bis 30, exponentiell. Es kommt ja auch stereotypischerweise in ländlichen Gegenden vor, dass zwei Drittel des Dorfs denselben Nachnamen hat und sich oft der Vetternschaft bewusst ist.)

          Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen
          Eine Namensgleichheit kommt oft daher, daß es sich um Herkunftsnamen aus einem in der Region gelegenen Ort handelt.
          Klar, oder Leibeigene oder Pächter werden nach dem Leib- oder Gutsherrn benannt und ähnliches. Deswegen hatt ich ja geschrieben, dass ich nicht annehme, meine Metzger im 17. Jahrhundert seien adlig gewesen.

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          • Ritterrath
            Erfahrener Benutzer
            • 05.08.2010
            • 526

            #6
            Wofür steht denn das v.W. Herr v.W.?
            Ritterrath/Retterath in Sinzig und Königsfeld
            Fabritius und Jonas in Sinzig
            Steinmetzler in Sinzig
            Schmickler in Sinzig
            Knieps in Ahrweiler

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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4661

              #7
              Das könnt Ihr gerne per PN klären. Auch wenn Johannes natürlich für sich selbst entscheiden kann, bin ich dafür, dass nicht immer gleich die ganze Welt wissen muss, wer sich hinter welchem Nick verbirgt, auch wenn man nichts zu verbergen hat. Ansonsten hätten wir diese Funktion mit den Nicknamen hier nicht zugelassen .

              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                Hallo Barby

                Zitat von Barby Beitrag anzeigen
                Klar, oder Leibeigene oder Pächter werden nach dem Leib- oder Gutsherrn benannt und ähnliches.
                Wobei es sich dabei eher um ein Gerücht handelt, jedenfalls in deutschen Landen. Man führte erstmal Beinamen, die nicht erblich waren. In der Regel entstanden dann die erblichen Familiennamen etwa mit Einführung der Kirchenbücher im 16. Jh. In großen süddeutschen Städten eher früher, in Norddeutschland später. Die Herkunftsnamen führten die Leute aber nicht an ihrem Herkunftsort, sondern sie wurden erst nach Wegzug an ihrem neuen Wohnort so benannt, also z.B. der aus Nürnberg wurde dann Nürnberger. In den slawischen Ländern war das allerdings etwas anders. Da benannten sich viele Abhängige tatsächlich, wie auch Adelige nach dem Ort, in dem sie lebten. Ich wüsste aber nicht, dass die Adeligen ihren Untergebenen erbliche Familiennamen gegeben hätten. Sie nahmen erst einen an, als sie aus der Leibeigenschaft entlassen wurden, sofern sie Leibeigene waren.

                Wenn die adeligen Geschlechter sich so heftig vermehrt hätten, wie Du vermutest, würden in Deutschland keine 82 Mio Einwohner leben, sondern sicher 82 Milliarden und fast alle wären adeliger Herkunft . Nein, es ist so, wie in allen Familien. Einige haben sich stark verbreitet und deren Familienbücher füllen locker mal 800 Seiten, wie die v. Bülow, andere starben nach kurzer Zeit oder nach ein paar hundert Jahren aus. Das ist nicht nur ein Phänomen des Adels, aber da kann man es am besten nachvollziehen. Das passierte sogar in Herrscherhäusern. Auch wenn viele Familien viele Kinder hatten, so bedeutete es nicht zwangsläufig, dass da tatsächlich genügend männliche Nachkommen waren. Zudem wurden beim Adel auch in Deutschland die meisten männlichen Nachkommen Offiziere und wegen unentwegter Kriege kamen viele gar nicht mehr dazu, noch rechtzeitig eine Familie zu gründen und sich zu vermehren. Sie waren schon vorher tot. Andere nahmen die geistliche Laufbahn. Ein katholischer Würdenträger, der sich munter vermehrte, war ganz sicher die Ausnahme. Und nicht zu unterschätzen ist vor allem auch die immense Kindersterblichkeit. Die hat auch vor dem Adel nicht halt gemacht. Infektionskrankheiten, Seuchen usw. waren lebensgefährlich für arm und reich.

                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                • Johannes v.W.
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.05.2008
                  • 1150

                  #9
                  Zitat von Ritterrath Beitrag anzeigen
                  Wofür steht denn das v.W. Herr v.W.?
                  Hallo Ritterrath
                  Also zu der Frage wär mir jetzt echt nichts eingefallen, außer: ziemlich off-topic, nicht?
                  Aber Hina trifft die Sachlage schon genau (und kann das auch viel besser formulieren. )

                  Gruß
                  J.
                  Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                  Kommentar

                  • sternap
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.04.2011
                    • 4072

                    #10
                    Zitat von Hina Beitrag anzeigen
                    Das könnt Ihr gerne per PN klären. Auch wenn Johannes natürlich für sich selbst entscheiden kann, bin ich dafür, dass nicht immer gleich die ganze Welt wissen muss, wer sich hinter welchem Nick verbirgt, auch wenn man nichts zu verbergen hat. Ansonsten hätten wir diese Funktion mit den Nicknamen hier nicht zugelassen .

                    Viele Grüße
                    Hina

                    warum musste ich dann einem moderator/einer moderatorin mein geschlecht bekanntgeben?das wurde extra per postnachricht erfragt.
                    freundliche grüße
                    sternap
                    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                    Kommentar

                    • Xtine
                      Administrator
                      • 16.07.2006
                      • 28393

                      #11
                      Hallo Sternap,

                      falls Du mich damit meinst, gemusst hast Du nicht! Ich hatte freundlich im P.S. gefragt.

                      Aber da wir kurz zuvor regen PN Kontakt auf Grund Deiner Probleme mit dem Chat hatten, und Du dann auch noch eine so herrliche Bemerkung über mich gepostet hattest, war ich einfach neugierig
                      Es ist einfach saublöd, wenn man beim Vermitteln nicht weiß, ob man nun von ihr oder ihm sprechen soll. Daher meine Frage.

                      Wie Du aber hoffentlich bemerkt hast, gehe ich mit meinem Wissen nicht hausieren und behalte es für mich
                      Zuletzt geändert von Xtine; 16.07.2011, 16:05.
                      Viele Grüße .................................. .
                      Christine

                      .. .............
                      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                      (Konfuzius)

                      Kommentar

                      • sternap
                        Erfahrener Benutzer
                        • 25.04.2011
                        • 4072

                        #12
                        hallo christine!

                        wenn es nur privat gefragt ist, macht rs mir gar nichts aus. da antworte ich gerne.

                        (ich mag nur keine datenverknüpfungen zur weitergabe an befreundete foren oder firmen, so etwas würde mich unsicher fühlen lassen.leider gab es für mich im ahnenforschungsbereich in foren in der vergangenheit überraschende geschäftliche hintergründe.durch hütung meiner daten versuche ich nun, auf der sicheren seite zu bleiben.)
                        freundliche grüße
                        sternap
                        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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