Hallo zusammen!
Es geht um meinen 6xUrgroßvater Johann Joachim Hoyer, dessen Herkunft mir Rätsel aufgibt. Ich schildere die Situation und würde mich über Eure Meinung freuen.
Zäumen wir das Pferd von hinten auf und schauen in das Kirchenbuch von Hedeper:
Am 14.10.1764 stirbt in Hedeper der Burgmeyer Hanß Joachim Heuer. Sein Alter wird mit 50 Jahren und 4 Monaten angegeben. Daraus ergibt sich, vorbehaltlich aller Ungenauigkeiten, der 14.06.1714 als errechnetes Geburtsdatum.
Am 02.08.1759 heiratet in Hedeper Johann Joachim Hoyer, "ein Ackermann zu Dersheim und angehender Wirth alhier" die Jungfrau Johanna Lucie Marie Schliephacke, "des Hanß Heinrich Schliephacken Einwohners und Bornemeyers alhier jüngste Tochter".
Wir wissen nun, daß Johann Joachim, der in Deersheim zuvor bereits Ackermann war, in den Burgmeyerhof der Schliephakes in Hedeper einheiratet. Warum heiratet jemand, der bereits Ackermann ist, in einen anderen Ackerhof ein? Die Antwort finden wir im Kirchenbuch von Deersheim:
"Den 1ten Febr. ist Hanß (überschrieben mit "Johann Joachim") Heyer mit Witben Henning Heyers öffentlich copuliert worden." Es handelt sich bei der Braut um Catharina Dorothea Hoppe, des Gustedt'schen Krügers in Deersheim Tochter, welche am 24.02.1735 in Deersheim den dortigen Ackermann Hans Joachim Germer heiratet. Das Paar bekommt sieben Kinder. Am 22.02.1748 stirbt Hans Joachim Germer. Die Witwe, nun im Besitz des Germer'schen Ackerhofes, heiratet am 21.11.1748 Henning Heyer, geboren in Deersheim am 18.11.1705, den Sohn Lüddecke Heyers. Lange dauert diese Ehe nicht, denn Henning Heyer stirbt bereits am 23.02.1751. Selbstverständlich wartet Catharina Dorothea nicht lange mit einer erneuten Heirat, denn der Ackerhof und die Kinder müssen versorgt sein. Diese dritte Ehe geht sie am 01.02.1752 mit Hanß bzw. Johann Joachim Hoyer ein, wie oben beschrieben. Am 18.12.1757 stirbt Catharina Dorothea Hoyer, geb. Hoppe. Da der Hoferbe Hanß Joachim Martin Germer inzwischen fast 20 Jahre alt und somit bald in der Lage ist, den väterlichen Ackerhof selbst zu bewirtschaften, wartet sein Stiefvater noch dessen Volljährigkeit ab und sieht sich dann, selbst erst Mitte 40, nach einer Frau mit Hof um. Das ist die Eingangs erwähnte Johanna Lucie Marie Schliephake, die als jüngste Tochter den väterlichen Hof erben wird.
Soweit alles klar. Aber nun wird es spannend: woher kommt Hanß bzw. Johann Joachim Hoyer? Im OFB Deersheim von 1970 macht Ewald Seyffahrt zunächst keine Angaben. Bis 1994 hat der fleißige Gerhard Reiche das OFB Deersheim überarbeitet. Seinen handschriftlichen Ergänzungen zufolge wurde Johann Joachim Hoyer am 06.06.1714 in Deersheim getauft und war der Sohn Lüddecke Heyers, also des zweiten Ehemannes seiner, Johann Joachims, Frau jüngerer Bruder. Ich kann mir diese handschriftliche Ergänzung nur so erklären, daß Gerhard Reiche nach der Grenzöffnung 1989 die vorher für ihn unzugänglichen Hedeper'schen Kirchenbücher durchgearbeitet hat, dort auf den "Ackermann zu Dersheim" Johann Joachim Hoyer gestoßen ist und den Eintrag dahingehend deutete, daß Johann Joachim Hoyer in Deersheim geboren sein muß. Sein errechnetes Geburtsdatum passte schön zwischen die Kinder Lüddecke Heuers, und schon war die Sache "rund". Die Sache hat nur einen Haken: es findet sich im dem Augenschein nach sorgfältig geführten Deersheimer Taufregister kein Hanß oder Johann Joachim Hoyer bzw. Heuer, Heyer oder Heier. Die Schreibweise des Familiennamens variiert und ist unerheblich. 1714 keine Taufe. In den Jahren drumherum auch nichts. Wo wurde Hanß Hoyer geboren?
Der nächste Blick gilt den Paten der vier Kinder, die Hanß Hoyer, denn so wird er in den Taufeinträgen ausschließlich genannt, mit seiner Frau in Deersheim hatte. Beim ersten Kind, August Johann Andreas, steht am 22.04.1752 u. a. "Andreas Heiers Frau aus Pabstorf" Patin. Am 11.06.1753 wird Johann Wilhelm getauft. Pate ist u. a. "Michael Hoyer aus Schlanstedt". Die Spur führt also nach Pabstorf. Oder in das noch etwas weiter östlich gelegene Schlanstedt. Weitere Paten aus der Familie Heyer gab es nicht, weder bei den beiden weiteren Kindern aus Hanß' erster Ehe, noch bei den beiden Töchtern aus der zweiten Ehe in Hedeper.
Im Pabstorfer Kirchenbuch findet sich im Jahre 1714 folgender Eintrag: "Den 5ten Junij hat Michael Heuer einen Sohn nahmens Hans taufen laßen, die Gevattern sind gewesen Joachim Harsing, Hans Probst v(nd) Jacob Salomons bey den Sürer(?) Thore uxor Catharina." Bei dem Pabstorfer Andreas Heier, dessen Frau 1752 in Deersheim als Patin genannt wird, handelt es sich nicht um einen Bruder des Hans. Es gab zeitgleich verschiedene Familien Heyer in Pabstorf. Es gibt laut OFB Pabstorf keinen Sterbeeintrag des Hans Heuer. Er starb also anderswo. Und am 07.06.1708 lässt besagter Michael Heuer, der Vater Hans Heuers, in Pabstorf einen Sohn Michael taufen, welcher laut OFB ebenfalls nicht dort gestorben ist. Es wird sich hier wohl um den "Michael Hoyer aus Schlanstedt" handeln, der 1753 Pate in Deersheim steht. Tatsächlich stirbt in Schlanstedt am 17.06.1757 ein Michael Heuer, "aetat: 48 Jahr". Leider findet sich kein Traueintrag. Die Trauung muß in der Kirchenbuchlücke 1732-1740 stattgefunden haben. Den Namen von Michaels Frau kennen wir, denn "Michael Heyers und Ilsen Pergnitz Söhnl. (Johann Friederich David) ist gebohren den 28. Aug. (1744) etc." Mit ziemlicher Sicherheit haben wir es hier mit dem älteren Bruder des Hans zu tun, der 1714 in Pabstorf geboren wird.
Nun haben wir einmal einen Hans Heuer, getauft am 05.06.1714 in Pabstorf, welcher aber nicht dort stirbt. Und wir haben einen Hanß Heyer, der am 01.02.1752 in Deersheim heiratet, nach dem Tod seiner Frau als Johann Joachim Hoyer am 02.08.1759 in Hedeper erneut heiratet und dort als Hanß Joachim Heuer am 14.10.1764 im Alter von 50 Jahren und 4 Monaten stirbt, also Anfang Juni 1714 geboren sein muß.
Frage an die Experten: darf man, bei aller stets gebotenen Vorsicht, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß es sich hier um dieselbe Person handelt?
Vielen Dank an alle, die den Roman bis zum Ende gelesen haben und mich an ihrem gesunden Menschenverstand teilhaben lassen!
Viele Grüße
consanguineus
Es geht um meinen 6xUrgroßvater Johann Joachim Hoyer, dessen Herkunft mir Rätsel aufgibt. Ich schildere die Situation und würde mich über Eure Meinung freuen.
Zäumen wir das Pferd von hinten auf und schauen in das Kirchenbuch von Hedeper:
Am 14.10.1764 stirbt in Hedeper der Burgmeyer Hanß Joachim Heuer. Sein Alter wird mit 50 Jahren und 4 Monaten angegeben. Daraus ergibt sich, vorbehaltlich aller Ungenauigkeiten, der 14.06.1714 als errechnetes Geburtsdatum.
Am 02.08.1759 heiratet in Hedeper Johann Joachim Hoyer, "ein Ackermann zu Dersheim und angehender Wirth alhier" die Jungfrau Johanna Lucie Marie Schliephacke, "des Hanß Heinrich Schliephacken Einwohners und Bornemeyers alhier jüngste Tochter".
Wir wissen nun, daß Johann Joachim, der in Deersheim zuvor bereits Ackermann war, in den Burgmeyerhof der Schliephakes in Hedeper einheiratet. Warum heiratet jemand, der bereits Ackermann ist, in einen anderen Ackerhof ein? Die Antwort finden wir im Kirchenbuch von Deersheim:
"Den 1ten Febr. ist Hanß (überschrieben mit "Johann Joachim") Heyer mit Witben Henning Heyers öffentlich copuliert worden." Es handelt sich bei der Braut um Catharina Dorothea Hoppe, des Gustedt'schen Krügers in Deersheim Tochter, welche am 24.02.1735 in Deersheim den dortigen Ackermann Hans Joachim Germer heiratet. Das Paar bekommt sieben Kinder. Am 22.02.1748 stirbt Hans Joachim Germer. Die Witwe, nun im Besitz des Germer'schen Ackerhofes, heiratet am 21.11.1748 Henning Heyer, geboren in Deersheim am 18.11.1705, den Sohn Lüddecke Heyers. Lange dauert diese Ehe nicht, denn Henning Heyer stirbt bereits am 23.02.1751. Selbstverständlich wartet Catharina Dorothea nicht lange mit einer erneuten Heirat, denn der Ackerhof und die Kinder müssen versorgt sein. Diese dritte Ehe geht sie am 01.02.1752 mit Hanß bzw. Johann Joachim Hoyer ein, wie oben beschrieben. Am 18.12.1757 stirbt Catharina Dorothea Hoyer, geb. Hoppe. Da der Hoferbe Hanß Joachim Martin Germer inzwischen fast 20 Jahre alt und somit bald in der Lage ist, den väterlichen Ackerhof selbst zu bewirtschaften, wartet sein Stiefvater noch dessen Volljährigkeit ab und sieht sich dann, selbst erst Mitte 40, nach einer Frau mit Hof um. Das ist die Eingangs erwähnte Johanna Lucie Marie Schliephake, die als jüngste Tochter den väterlichen Hof erben wird.
Soweit alles klar. Aber nun wird es spannend: woher kommt Hanß bzw. Johann Joachim Hoyer? Im OFB Deersheim von 1970 macht Ewald Seyffahrt zunächst keine Angaben. Bis 1994 hat der fleißige Gerhard Reiche das OFB Deersheim überarbeitet. Seinen handschriftlichen Ergänzungen zufolge wurde Johann Joachim Hoyer am 06.06.1714 in Deersheim getauft und war der Sohn Lüddecke Heyers, also des zweiten Ehemannes seiner, Johann Joachims, Frau jüngerer Bruder. Ich kann mir diese handschriftliche Ergänzung nur so erklären, daß Gerhard Reiche nach der Grenzöffnung 1989 die vorher für ihn unzugänglichen Hedeper'schen Kirchenbücher durchgearbeitet hat, dort auf den "Ackermann zu Dersheim" Johann Joachim Hoyer gestoßen ist und den Eintrag dahingehend deutete, daß Johann Joachim Hoyer in Deersheim geboren sein muß. Sein errechnetes Geburtsdatum passte schön zwischen die Kinder Lüddecke Heuers, und schon war die Sache "rund". Die Sache hat nur einen Haken: es findet sich im dem Augenschein nach sorgfältig geführten Deersheimer Taufregister kein Hanß oder Johann Joachim Hoyer bzw. Heuer, Heyer oder Heier. Die Schreibweise des Familiennamens variiert und ist unerheblich. 1714 keine Taufe. In den Jahren drumherum auch nichts. Wo wurde Hanß Hoyer geboren?
Der nächste Blick gilt den Paten der vier Kinder, die Hanß Hoyer, denn so wird er in den Taufeinträgen ausschließlich genannt, mit seiner Frau in Deersheim hatte. Beim ersten Kind, August Johann Andreas, steht am 22.04.1752 u. a. "Andreas Heiers Frau aus Pabstorf" Patin. Am 11.06.1753 wird Johann Wilhelm getauft. Pate ist u. a. "Michael Hoyer aus Schlanstedt". Die Spur führt also nach Pabstorf. Oder in das noch etwas weiter östlich gelegene Schlanstedt. Weitere Paten aus der Familie Heyer gab es nicht, weder bei den beiden weiteren Kindern aus Hanß' erster Ehe, noch bei den beiden Töchtern aus der zweiten Ehe in Hedeper.
Im Pabstorfer Kirchenbuch findet sich im Jahre 1714 folgender Eintrag: "Den 5ten Junij hat Michael Heuer einen Sohn nahmens Hans taufen laßen, die Gevattern sind gewesen Joachim Harsing, Hans Probst v(nd) Jacob Salomons bey den Sürer(?) Thore uxor Catharina." Bei dem Pabstorfer Andreas Heier, dessen Frau 1752 in Deersheim als Patin genannt wird, handelt es sich nicht um einen Bruder des Hans. Es gab zeitgleich verschiedene Familien Heyer in Pabstorf. Es gibt laut OFB Pabstorf keinen Sterbeeintrag des Hans Heuer. Er starb also anderswo. Und am 07.06.1708 lässt besagter Michael Heuer, der Vater Hans Heuers, in Pabstorf einen Sohn Michael taufen, welcher laut OFB ebenfalls nicht dort gestorben ist. Es wird sich hier wohl um den "Michael Hoyer aus Schlanstedt" handeln, der 1753 Pate in Deersheim steht. Tatsächlich stirbt in Schlanstedt am 17.06.1757 ein Michael Heuer, "aetat: 48 Jahr". Leider findet sich kein Traueintrag. Die Trauung muß in der Kirchenbuchlücke 1732-1740 stattgefunden haben. Den Namen von Michaels Frau kennen wir, denn "Michael Heyers und Ilsen Pergnitz Söhnl. (Johann Friederich David) ist gebohren den 28. Aug. (1744) etc." Mit ziemlicher Sicherheit haben wir es hier mit dem älteren Bruder des Hans zu tun, der 1714 in Pabstorf geboren wird.
Nun haben wir einmal einen Hans Heuer, getauft am 05.06.1714 in Pabstorf, welcher aber nicht dort stirbt. Und wir haben einen Hanß Heyer, der am 01.02.1752 in Deersheim heiratet, nach dem Tod seiner Frau als Johann Joachim Hoyer am 02.08.1759 in Hedeper erneut heiratet und dort als Hanß Joachim Heuer am 14.10.1764 im Alter von 50 Jahren und 4 Monaten stirbt, also Anfang Juni 1714 geboren sein muß.
Frage an die Experten: darf man, bei aller stets gebotenen Vorsicht, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß es sich hier um dieselbe Person handelt?
Vielen Dank an alle, die den Roman bis zum Ende gelesen haben und mich an ihrem gesunden Menschenverstand teilhaben lassen!
Viele Grüße
consanguineus
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