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  #1  
Alt 20.10.2015, 15:58
Dunkelgraf
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard eine religiöse Frage für mein Verständnis

angesichts des unten stehenden Sterbeeintrags aus dem Jahr 1775, frage ich mich wie haben sich unsere Vorfahren bzw. die Christliche Kirche eigentlich das Zusammenleben im Paradies/ der Ewigkeit / nach der Auferstehung vorgestellt wenn es mehrere Ehepartner im diesseitigen Leben gab?
War dann Bigamie an der Tagesordnung? Hatte der erste Partner höhere Rechte? was sagt die katholische was die Evangelische KIrche dazu?

Der untenstehende Pfarrer hat sein erste Gattin sehr betrauert, was ihn aber nicht davon abhielt fast auf den Tag genau 5 Monate nach ihrem Tod erneut zu heiraten. Insgesamt war er viermal verheiratet.

Würde mich auf ernstgemeinte Antworten freuen.

LG
Dunkelgraf


2) den 12 April Mittags nach 1 Uhr erlang die treue Streiterin, mein geliebtestes und nie vergessendes Ehegemahl die weyl. Ehren und tugendhaffte Frau Fr Juliane Wilhelmine Elisabetha eine gebohrene Rehmin – Baumann – unter den harten Zwang der Natur indem die reichsame nentenio secundinae haemores huius malignam causirte und ihren endlichen Geblüthe keinen Aufenthalt verstattete. Sie gab ihren Geist unter Seuffzern nach Barmhertzigkeit, gläubigen Ergreifen des gecreuzigten und mutiger Entsehligung der Welt in letzt Veranstalt auf. den verblichenen Rest meiner Geliebten liess ich den 15 April als den Osterheillig Abend zur Ruhe ihres Grabes bringen auf eine meiner Liebe und Achtung würdige Art mit einer Leichen Predigt über Thren 3, 11 u 23 von H Mag Hanff Pfarrer in Grub und einer Parentation von H Mag Clarus Pfarrer in Buch lies auf eingehohlte gnädige Concession sie in die Kirche stellen und mit einer Männer Procession zu ihrem Grabe das ich bey den Prediger Stühlen zur Linken etwas ausmauern liess, bringen. Da ruhen die zu meinem Vergnügen 2 Jahr 3 Monath geschefftig gewesenen Gebeine und die Wohnung eines 24 Jahr 3 Monath u 12 Tage herbergenden edlen, tugendhafften und rechtschaffenen Geistes im Herrn. Mich und mein Söhnlein führe er jeden zu seiner Zeit dieser geliebten Gattin u treuen Mutter freudig nach und lasse uns dorten sein Licht sehen und mit einander preisen in Christo Jesu unsern H. Amen!



Geändert von Dunkelgraf (20.10.2015 um 16:15 Uhr)
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  #2  
Alt 20.10.2015, 19:14
Brunoni Brunoni ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 07.04.2012
Beiträge: 2.185
Standard

Hallo Dunkelgraf,

ich habe zwar keine Ahnung von Glaubensdingen,versuche aber mal ernsthaft zu antworten.
Was Du Dir aber auch für Gedanken machst?
Da oben gibts nur Engel (so erklärt man es doch den Kindern) und ewigen Frieden.
Nix da mit Bigamie, fleischlichen Dingen, Vorrechten oder Rangfolgen.
Da oben ist alles anders und besser.

Dieser Eintrag ist wirklich ergötzlich zu lesen - für unser heutiges Verständnis.
Und doch drückt er eine große Tragik aus . Eine junge Frau stirbt vor der Zeit. Ein junger Ehemann und ein kleines Kind bleiben zurück.
Bleibt nur zu hoffen, daß beide eine gute Zeit mit neuer Frau und Mutter hatten.

Viele Grüße
Brunoni
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  #3  
Alt 21.10.2015, 10:21
Benutzerbild von Friedrich
Friedrich Friedrich ist offline männlich
Moderator
 
Registriert seit: 02.12.2007
Beiträge: 11.305
Standard

Moin Dunkelgraf,

wenn ich den Eintrag richtig verstanden habe, kommt die Frage, mit wem der Pfarrer nun im Himmel verheiratet war, dort ja gar nicht zur Sprache. Dann hätte er nämlich m. E. seine eigenen "Werkzeuge", sprich die Bibeltexte, nicht richtig gekannt. Schon im Matthäusevangelium Kapitel 22, Verse 23 bis 32, wird nämlich berichtet, daß die Sadduzäer Jesus prinzipiell die gleiche Frage stellen, die dieser dahingehend beantwortet, daß es im Himmel keine Heiraten gebe, sondern alle wie die Engel seien.

Wer die Bibelstelle kannte, dürfte auf jeden Fall keine "irdische" Vorstellung mehr vom Himmel gehabt haben.

So nebenbei: Die Formumlierung "Da ruhen die zu meinem Vergnügen 2 Jahr 3 Monath geschefftig gewesenen Gebeine" läßt "nette" Rückschlüsse zu...

Friedrich
__________________

"Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

(Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
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  #4  
Alt 21.10.2015, 15:49
Dunkelgraf
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Brunoni, hi Friedrich,


danke für Eure Antworten.

nun ja ihr habt schon recht von wegen Engeln und keine Partnerschaft.

Mir ist diese Frage eben aufgekommen, weil er unten schreibt:
Mich und mein Söhnlein führe er jeden zu seiner Zeit dieser geliebten Gattin u treuen Mutter freudig nach und lasse uns dorten sein Licht sehen und mit einander preisen in Christo Jesu unsern H. Amen!

Er hatte da offenbar schon die Vorstellung, dass er sie wiedertrifft und zusammen mit ihr etwas macht ......

Oft wünscht er in den Einträgen, die er schreibt auch "eine sanfte Ruhe und eine fröhliche Auferstehung am jüngsten Tag oder bis zu unserem Wiedersehen.

Daher hat mich das halt beschäftigt, wenn er dort in der Ewigkeit seine vier Ehefrauen als Pfarrer wiedertrifft.

Friedrich, solche Gedanken interpretiert man bei einem Pfarrer nicht


LG
Dunkelgraf

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  #5  
Alt 21.10.2015, 16:01
Benutzerbild von Garfield
Garfield Garfield ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 18.12.2006
Ort: Bern, Schweiz
Beiträge: 2.139
Standard

Zitat:
Zitat von Dunkelgraf Beitrag anzeigen
Mich und mein Söhnlein führe er jeden zu seiner Zeit dieser geliebten Gattin u treuen Mutter freudig nach und lasse uns dorten sein Licht sehen und mit einander preisen in Christo Jesu unsern H. Amen!

Er hatte da offenbar schon die Vorstellung, dass er sie wiedertrifft und zusammen mit ihr etwas macht ......
Hallo
Also ich interpretiere diese Passage eher allgemein und nicht auf ihn mit seiner Frau bezogen. Wird bei einer Predigt nicht auch sowas gesagt wie "lasset uns beten" oder so? Ich verstehe das eher im Sinne von "wir = wir alle" und nicht "wir = wir beide".
__________________
Viele Grüsse von Garfield

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  #6  
Alt 21.10.2015, 17:04
Benutzerbild von liseboettcher
liseboettcher liseboettcher ist offline weiblich
 
Registriert seit: 26.03.2006
Beiträge: 696
Standard Trauerrede

Guten Abend, liebe Forscher,
ein so schöner Text als "Grabrede" ist mir noch nicht untergekommen. Meistens blieben Frau und mehrere Kinder zurück, für Grabredner war vermutlich oft kein Geld vorhanden.

Not und wegen der Tatsache, dass die Familie weiterleben mußte, wurde oft schnell wieder geheiratet.Es gab Zeiten z.B. nach bzw. zum Ende des 30jährigen Krieges da waren wohl viele Witwen bzw. Witwer allein, heirateten bald wieder.
Einen schönen Abend wünscht Euch Lise
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