Ledige Mütter

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  • cgraaf
    Erfahrener Benutzer
    • 06.12.2009
    • 351

    Ledige Mütter

    Im Rahmen meiner Familienforschung bin ich mittlerweile sehr weit gekommen. 15 Generationen, von meiner 2 jährigen Enkelin bis hin zu Peter Grave, geboren ca. 1565 in Böhnhusen, konnten ermittelt werden.
    Kirchenbücher, aber insbesondere Unterlagen in Schleswig (Landesarchiv) ließen eine beachtliche Fülle von Daten aufkommen, die mittlerweile viele Bände füllen.
    3 Erfolgsfaktoren waren ausschlaggebend:
    -professionelle Unterstützung eines erfahrenen Familienforschers
    -die Tatsache, daß die frühen Vorfahren Hufner waren und in Schleswig entsprechende Schuld- und Pfandprotokolle zurück bis 1619 vorlagen und
    -sich alle meine Vorfahren in einem Radius von ca. 100 km zwischen Jevenstedt, Böhnhusen, Flintbek, Techelsdorf und Boksee aufhielten.
    Ein Glücksfall.
    Ab spätestens 1881 siedelten meine Vorfahren in Kiel.
    Soweit die Vorgeschichte.

    Nein, ich habe die Unwahrheit gesagt.
    Nicht alle meine Vorfahren wurden in Schleswig-Holstein in den o.g. Orten geboren.
    Mein Großvater Karl Wilhelm Graaf wurde 1893 in Celle geboren.
    Wieso nicht in Kiel ?

    Nachdem ich die Geburtsurkunde nebst Randvermerken (immer wichtig!!!) nebst Taufurkunde erhielt und ich im Internet eine bestimmte Schrift zu lesen bekam ergibt sich folgendes Bild, daß für andere vielleicht von Nutzen sein kann:

    Meine Urgroßmutter gebar also am 24.04.1893 in Celle, und zwar in der Provincial Hebammen Lehr- und Entbindungsanstalt einen Sohn und nannte ihn Karl Wilhelm.
    Sie war zu diesem Zeitpunkt Witwe und damit ledig ! Sie ließ meinen Großvater am 01.05.1893 ohne Taufpaten in der Stadtkirche Celle taufen.

    Die oben erwähnte Schrift lautet:
    Markus Meumann
    Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord
    Verlag Oldenbourg, Band 29, 1995

    Hier gibt es ein Kapitel:
    5.2 Entbindungsanstalten: Zufluchtsorte für ledige Mütter

    Ich fasse mal zusammen:
    Eine Hand wusch die andere:
    Hebammen konnten am lebenden Objekt ausgebildet werden und den Schwangeren sicherte man Anonymität zu. Es war auch 1893 noch unschicklich, ledig (und auch noch Witwe) und schwanger zu sein.
    Ich zitiere:" Die Anstalt (in Celle 1784 gegründet) war ausschließlich der Ausbildung von Medizinstudenten und Hebammen gewidmet, denen die aufgenommenen Frauen als "lebendige Phantome" dienten."

    Am 09.12.1893 heiratete dann mein Urgroßvater meine Urgroßmutter und erklärte auf dem Standesamt in Kiel, dass er das am 24.04.1893 geborene Kind "als von ihm erzeugt" anerkenne.
    Da wurde aus Karl Wilhelm (Neisecke) ein "echter" Graaf.

    Und mir ist jetzt klar, wieso die Geburt in Celle, Niedersachsen stattfand.
    So eine Lehr- und Entbindungsanstalt gab es nicht in SH, sondern weiter südlich nur in Niedersachsen:
    Göttingen, Hannover, Celle und Hildesheim in der Reihenfolge ihrer Gründungen.
    MvH

    Carsten

  • #2
    Hallo Carsten

    den von Dir geschilderten Fall habe ich zeitlich etwas später. Tatort Tönning
    Die unverheiratete und schwangere Vorfahrin begab sich nach Lokstedt, damals noch nicht zu Hamburg gehörig, zur Entbindung in die Anstaltsgemeinde Anscharhöhe. Ihr Neugeborenes wurde ebenso ohne weitere Taufpaten dort in der Kapelle getauft. Das Kind blieb bis zur Heirat in Obhut und kam dann zur Mutter zurück.

    Scheint eine gängige Methode gewesen zu sein.

    Lieben Gruß
    Lizzy

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    • Forscherin
      Erfahrener Benutzer
      • 16.10.2009
      • 678

      #3
      Zitat von cgraaf Beitrag anzeigen
      Mein Großvater Karl Wilhelm Graaf wurde 1893 in Celle geboren.
      Wieso nicht in Kiel ?

      Und mir ist jetzt klar, wieso die Geburt in Celle, Niedersachsen stattfand.
      So eine Lehr- und Entbindungsanstalt gab es nicht in SH, sondern weiter südlich nur in Niedersachsen:
      Göttingen, Hannover, Celle und Hildesheim in der Reihenfolge ihrer Gründungen.
      Hallo Carsten,
      ab 1805 gab es in Kiel eine Hebammenschule mit Gebärhaus, die die vorher in Altona und Flensburg bestehenden Schulen ablöste. Wie die Verhältnisse 1893 waren, weiß ich leider nicht, aber da die Hebammenschule noch heute besteht, ist anzunehmen, dass auch 1893 in Kiel die Möglichkeit zur freien Entbindung bestanden hat.
      tschüsss
      Sabine

      immer auf der Suche nach den Familiennamen Paap und Hassenklöver

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      • cgraaf
        Erfahrener Benutzer
        • 06.12.2009
        • 351

        #4
        Zitat von Forscherin Beitrag anzeigen
        Hallo Carsten,
        ab 1805 gab es in Kiel eine Hebammenschule mit Gebärhaus, die die vorher in Altona und Flensburg bestehenden Schulen ablöste. Wie die Verhältnisse 1893 waren, weiß ich leider nicht, aber da die Hebammenschule noch heute besteht, ist anzunehmen, dass auch 1893 in Kiel die Möglichkeit zur freien Entbindung bestanden hat.
        Interessant Sabine.
        Im zitierten Buch wird Kiel nicht erwähnt. Warum?
        Letztlich werde ich es nie ganz aufklären können, warum sich meine Urgroßmutter, die zudem aus Harburg stammte, gerade für Celle entschieden hat.
        Vielleicht waren die Bedingungen dort von allen anderen Alternativen noch die besten......
        Vielleicht hatte Celle auch irgendetwas mit dem frühen Tod Ihres ersten Ehemannes zu tun. Wer weiß.
        Familienforschung beinhaltet für mich auch, nicht alles aufklären zu können. So bleibt immer auch ein Hauch des Mystischen und das ist gut so.
        MvH

        Carsten

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        • Forscherin
          Erfahrener Benutzer
          • 16.10.2009
          • 678

          #5
          Zitat von cgraaf Beitrag anzeigen
          Letztlich werde ich es nie ganz aufklären können, warum sich meine Urgroßmutter, die zudem aus Harburg stammte, gerade für Celle entschieden hat.
          Vielleicht hatte Celle auch irgendetwas mit dem frühen Tod Ihres ersten Ehemannes zu tun. Wer weiß.
          Hallo Carsten,
          wenn die Urgroßmutter aus Harburg stammte, war sie dort vielleicht noch heimatberechtigt und somit Celle, wie Harburg zur preußischen Provinz Hannover gehörig, für sie "zuständig". Zudem gab es seit 1847 eine Eisenbahnverbindung Harburg-Celle. Wo und wann ist denn der erste Ehemann der Urgroßmutter verstorben?
          tschüsss
          Sabine

          immer auf der Suche nach den Familiennamen Paap und Hassenklöver

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          • cgraaf
            Erfahrener Benutzer
            • 06.12.2009
            • 351

            #6
            Zitat von Forscherin Beitrag anzeigen
            Hallo Carsten,
            wenn die Urgroßmutter aus Harburg stammte, war sie dort vielleicht noch heimatberechtigt und somit Celle, wie Harburg zur preußischen Provinz Hannover gehörig, für sie "zuständig". Zudem gab es seit 1847 eine Eisenbahnverbindung Harburg-Celle. Wo und wann ist denn der erste Ehemann der Urgroßmutter verstorben?
            Hallo Sabine,
            meine Urgroßmutter war seit 1891 Witwe. Dieses Datum steht im Kirchenbuch der Stadtkirche Celle. Mehr ist nicht bekannt.
            Sie war 1893 Dienstmagd.

            Deine Hinweise zu Celle/Harburg (Provinz Hannover) und der entsprechenden Eisenbahnverbindung sind sehr wertvoll. Das könnte letztlich die Entscheidung für Celle gewesen sein, nein, das muß letztlich so gewesen sein. Kiel kam m.E. nicht in Frage, da sie ja dort nicht wohnte und die Familie "Graaf" wohl von der Schwangerschaft nichts wußte.

            Mein Urgroßvater wohnte 1893 nachweislich in Kiel. Er war damals von Beruf Maurer.

            Bleibt zum Schluß die Frage: Wie und wo haben sich beide kennen und lieben gelernt ?

            Nochmals Tausend Dank.
            MvH

            Carsten

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            • Forscherin
              Erfahrener Benutzer
              • 16.10.2009
              • 678

              #7
              Staatsarchiv Hamburg

              Hallo Carsten,

              vielleicht wäre ein Besuch im Staatsarchiv Hamburg für Dich lohnend. Dort gibt es Meldeunterlagen auch aus Harburg, vielleicht hast Du Glück und findest eine Karte Deiner Urgroßmutter.
              Auch zu Graaf könnten sich weitere Informationen in den Meldeunterlagen verbergen, z.B. meldeten sich einige Graaf aus Böhnhusen in Hamburg an (Bäckerges. Hans Friedrich *18.4.1853 und Frau, Tischlerges. Joh. Heinr. Christian *23.4.1859 und der Knabe Willy Heinrich, der am 19.8.1881 in Hamburg geboren wurde, dessen Heimat aber zu Böhnhusen Kreis Kiel in Preußen war). Hieß der Urgroßvater vielleicht Johann Christian und war am 11.7.1857 geboren? Oder war es der aus Techelsdorf stammende Wilhelm Hans Christian *26.6.1870?

              Und wenn die Urgroßmutter Anna Caroline Elisabeth Neisecke *18.10.1869 ist, dann haben sich Deine Urgroßeltern wahrscheinlich in Hamburg kennengelernt, wo sie in Dienst war.
              tschüsss
              Sabine

              immer auf der Suche nach den Familiennamen Paap und Hassenklöver

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              • cgraaf
                Erfahrener Benutzer
                • 06.12.2009
                • 351

                #8
                Zitat von Forscherin Beitrag anzeigen
                Hallo Carsten,

                vielleicht wäre ein Besuch im Staatsarchiv Hamburg für Dich lohnend. Dort gibt es Meldeunterlagen auch aus Harburg, vielleicht hast Du Glück und findest eine Karte Deiner Urgroßmutter.
                Auch zu Graaf könnten sich weitere Informationen in den Meldeunterlagen verbergen, z.B. meldeten sich einige Graaf aus Böhnhusen in Hamburg an (Bäckerges. Hans Friedrich *18.4.1853 und Frau, Tischlerges. Joh. Heinr. Christian *23.4.1859 und der Knabe Willy Heinrich, der am 19.8.1881 in Hamburg geboren wurde, dessen Heimat aber zu Böhnhusen Kreis Kiel in Preußen war). Hieß der Urgroßvater vielleicht Johann Christian und war am 11.7.1857 geboren? Oder war es der aus Techelsdorf stammende Wilhelm Hans Christian *26.6.1870?

                Und wenn die Urgroßmutter Anna Caroline Elisabeth Neisecke *18.10.1869 ist, dann haben sich Deine Urgroßeltern wahrscheinlich in Hamburg kennengelernt, wo sie in Dienst war.
                Du erstaunst mich immer mehr..... Klasse!!!
                Also:
                Mein Urgroßvater ist Wilhelm Hans Christian 1870.
                Der "andere" von Dir genannte Graaf ist mir auch bekannt, diese Linie setzt sich bis Amerika fort. Der gemeinsame Ahne kommt im 17. Jahrhundert vor.

                Ja, Anna Caroline Elisabeth Neisecke ist meine Urgroßmutter. Wie und wo hast Du sie in HH gefunden? Weisst Du näheres?
                Ja, mir fehlt noch die Geburtsurkunde von ihr, die ich schriftlich nicht anfordern kann, da das Staatsarchiv, welches ich angeschrieben hatte, dies nicht tut. Ich werde wohl meinen Familienforscher bitten, dies für mich zu erledigen.
                MvH

                Carsten

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                • Forscherin
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.10.2009
                  • 678

                  #9
                  Zitat von cgraaf Beitrag anzeigen
                  Mein Urgroßvater ist Wilhelm Hans Christian 1870.

                  Ja, Anna Caroline Elisabeth Neisecke ist meine Urgroßmutter. Wie und wo hast Du sie in HH gefunden? Weisst Du näheres?
                  Ja, mir fehlt noch die Geburtsurkunde von ihr, die ich schriftlich nicht anfordern kann, da das Staatsarchiv, welches ich angeschrieben hatte, dies nicht tut. Ich werde wohl meinen Familienforscher bitten, dies für mich zu erledigen.
                  Hallo Carsten,
                  um die Meldeunterlagen einzusehen, musst Du tatsächlich ins Staatsarchiv und die Archivalien bestellen bzw. die verfilmten Meldekarteien einsehen. Es gibt auch einige Neisecke, vielleicht ist der erste Ehemann dabei, oder ist Neisecke der Geburtsname? Ab 1892 wurde die allgemeine Meldepflicht eingeführt, vorher gab es aber auch schon Meldebücher für Fremde und Dienstboten. Eine Geburtsurkunde Deiner Urgroßmutter gibt es nicht, da es 1869 noch keine Standesämter gab. Die Kirchenbücher für Harburg sind nicht im Staatsarchiv Hamburg, sondern im Kirchenarchiv Hamburg-Ost.

                  Vielleicht war die erste Eheschließung ja in Hamburg, dies kann man im Generalregister schnell herausfinden, und falls nicht, kann man im Staatsarchiv auch die Register des Harburger Standesamts durchsuchen. Ebenso wäre zu prüfen, ob der Sterbefall des ersten Mannes in Hamburg oder Harburg beurkundet wurde. Es gibt also noch einiges zu recherchieren und vielleicht ergeben sich daraus neue Hinweise, wo sich Deine Urgroßeltern getroffen haben können.

                  Du könntest vom Standesamt Celle auch noch eine Kopie der Sammelakte zur Geburt anfordern (wenn diese noch vorhanden ist) und ermitteln, ob es noch weitergehende Unterlagen zur Geburtsanstalt gibt, vielleicht im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover. Vielleicht hat sie irgendwo Angaben zum Kindsvater machen müssen.
                  tschüsss
                  Sabine

                  immer auf der Suche nach den Familiennamen Paap und Hassenklöver

                  Kommentar

                  • cgraaf
                    Erfahrener Benutzer
                    • 06.12.2009
                    • 351

                    #10
                    Hallo Sabine,
                    der Geburtsname ist Neisecke.
                    Ihre Eltern:
                    Fabrikarbeiter Karl Adolf Joachim Neisecke
                    geboren in Harburg am 13.01.1843
                    Elisabeth Margareta Neisecke, geb. Menk
                    geboren in Bergedorf am 02.10.1844

                    Meine Urgroßmutter hat dann vor 1891 einen "Hoffschneider" geheiratet.
                    Mehr zu dieser Person außer dem Nachnamen habe ich nicht.

                    Die Geburtsurkunde aus dem Kirchenbuch habe ich. Sorry, natürlich gab es 1869 noch keine Standesämter.
                    Weiß gar nicht, was mich da geritten hat.
                    Bleiben die Meldekarten und die anderen von Dir angesprochenen Unterlagen, die es gilt zu erforschen.

                    Danke für Deine Anstösse.
                    MvH

                    Carsten

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                    • vpanews
                      Benutzer
                      • 13.07.2011
                      • 58

                      #11
                      Hallo Carsten,

                      gerade habe ich in einem amerikanischen Forum, das sich mit Preussen/Prussia beschäftigt folgende Frage einer amerikanischen Ahnenforscherin gelesen, die anscheinend GRAAF Vorfahren aus Böhnhusen hat.

                      [Zitat auszugsweise]
                      GRAAF, Wilhelm Hermann

                      I have been trying to find this great uncle of mine for many years. He was born on 2 April 1882
                      Born: 2 April 1882 in Hamburg
                      Parents: Hans Freidrich Graaf b. 18 April 1853 In Böhnhusen and
                      Juliane Margaretha Magdalena Hartz b. 19 June 1856 in Kiel
                      Wife: Frieda (Isha) ? that is what I was told by my mother and aunt
                      Children: Rosa, b. about 1909
                      Otto
                      Helmut, b. 10 February 1912 in Krintz, Mecklenburg Vorpommern. D. 18 May 1943.
                      [Zitat Ende]

                      Bei der Anfragerin handelt es sich um: Frau Janet Graham
                      Email Adresse: 9whitegardenia92 (at) gmail.com

                      Vielleicht kannst Du ihr ja weiterhelfen. Ich denke, daß sie sich über eine Nachricht von Dir sehr freuen würde.

                      Viele Grüsse,
                      Vera (Nagel)

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                      • cgraaf
                        Erfahrener Benutzer
                        • 06.12.2009
                        • 351

                        #12
                        Hallo Vera,
                        ja, die Anfrage ist bekannt. Janet und Ihre Schwester Irene und ich haben gemeinsame Vorfahren. Mittlerweile ist unser Stammvater Ehler Grave, Böhnhusen, ca. 1530/35.

                        Wir wissen mittlerweile auch, wo sich unsere gemeinsame Linie teilt.
                        Habe allerdings in den letzten Jahren ausschließlich mit Irene in den USA korrespondiert.
                        Danke trotzdem für die Info. Werde mich mit Janet in Verbindung setzen, denn deren Linie habe ich nicht bis Ende des 19. Jahrhunderts verfolgt.
                        MvH

                        Carsten

                        Kommentar

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