Monate zwischen Geburt und Taufe

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  • Balle
    Erfahrener Benutzer
    • 22.11.2017
    • 2356

    Monate zwischen Geburt und Taufe

    Ich habe jetzt drei Einträge Anfang der 1870er Jahre bei denen zwischen Geburtsdatum und Taufdatum Monate vergangen sind. Bisher hatte ich das immer nur in zeitlichem Zusammenhang.
    Einmal ist sogar vermerkt, dass bestimmte Datenfelder zur Geburt von einem anderen Schreiber eingetragen wurden. Die Taufe wurde dann nachgetragen.

    Seit Einführung der Standesämter kommt es ja häufiger vor, aber 71-73 war eine Taufe doch eher noch eine Pflicht, oder wie ist das gewesen?
    Wie sind eure Erfahrungen.
    Lieber Gruß
    Manfred


    Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
    ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
    Eheschließung 1781 in Zittau
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 3315

    #2
    Hallo Manfred:


    Mir ist auch schon aufgefallen, daß (zumindest in evangelischen Gemeinden) im späten 19. Jahrhundert die Taufe erst Wochen oder sogar Monate nach der Geburt stattfand, besonders in städtischen Gemeinden (welches ja auch das Auffinden des Taufeintrags bei bekanntem Geburtsdatum erheblich erschwert). Ich vermute, dies lag darin, daß es (bei explosivem Bevölkerungszugang in den Städten) immer schwieriger wurde, einen Termin in der Kirche für die Taufe zu bekommen, bei dem auch die gewünschten Paten anwesend sein konnten.


    VG


    --Carl-Henry
    Zuletzt geändert von Gastonian; 28.01.2023, 12:02.
    Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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    • Scriptoria
      Erfahrener Benutzer
      • 16.11.2017
      • 2757

      #3
      Hallo,


      im Umgang mit kirchlichen Taufen herrschte in evangelischen Gemeinden eine andere Gelassenheit als in katholischen. Da in ersteren die Befreiuung von der Erbsünde durch die Taufe keine Rolle spielt, gab es auch keine Furcht um das Seelenheil des Kindes, sollte es sterben. Es war also möglich, sich Zeit zu lassen. Das Kind war nicht mehr so klein, die Mutter hatte sich erholt, und es ließ sich in Ruhe planen.


      Grüße
      Scriptoria
      Zuletzt geändert von Scriptoria; 28.01.2023, 12:23.

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      • GiselaR
        Erfahrener Benutzer
        • 13.09.2006
        • 2183

        #4
        Hallo,
        mir ist bei meinen ausschließlich evangelischen Vorfahren insgesamt dieselbe Tendenz aufgefallen.

        Mein Vater war ein Spezialfall: er wurde am 26.5.1908 in der Nähe von Forst/Lausitz geboren und am 27.7. getauft. Die Paten kamen aus Darmstadt, München, Berlin und Wien, alles nahe Verwandte. die 3 ersteren waren Männer und berufstätig, ob die Großtante aus Wien immer noch als Lehrerin arbeitete, weiß ich nicht, aber jedenfalls war Planung nötig. Denn wie ich den Rest der Familie, die ich noch kennenlernen konnte, einschätze, war das ganze nicht zuletzt als Familientreffen geplant.

        Grüße
        Gisela


        Spezialfall meine ich in dem Sinne, dass bei den meisten Taufen nicht ausnahmslos alle Paten von so weit entfernt herbeigetrommelt wurden.
        Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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        • Balle
          Erfahrener Benutzer
          • 22.11.2017
          • 2356

          #5
          Nachdem die Standesämter die Kinder registriert hatten war es ja nicht so eilig.
          Aber vorher waren ja die Kirchen zuständig, 1871 musste die Geburt ja angezeigt werden, das ist ja auch geschehen, da hätte man ja auch gleich tauffen können wenn man sowieso schon mal vor Ort war.
          Und so habe ich es eigentlich bisher auch immer in den KB vorgefunden.
          Lieber Gruß
          Manfred


          Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
          ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
          Eheschließung 1781 in Zittau

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          • schulkindel
            Erfahrener Benutzer
            • 28.02.2018
            • 872

            #6
            Dies ist eine lebhafte Diskussion.

            Ich habe einen Fall gefunden, wo die Taufe erst 13 Monate nach der Geburt war.
            Ich habe das hin und her geprüft, kein Irrtum. Das war 1891.
            Der Grund lag möglicherweise darin, dass die Eltern des Kindes nach der Geburt von Holstein nach Mecklenburg gezogen sind.

            Weiter hatten wir hier im Forum unter der Rubrik
            Allgemeine Diskussionsforen/ Erfahrungsaustausch/ Plauderecke /falsches Alter bzw Geburtsdatum?
            Hallo, ich bräuchte mal eure Meinungen bzw. Erfahrungen. Wilhelmine Flocke starb am 22.02.1864 im Alter von 39 Jahren, 7 Monaten und 21 Tagen. Jetzt wollte ich das Geburtsdatum herausfinden. Laut der Angaben im Sterberegister habe ich so zurückgerechnet und kam auf den 01.07.1924. Im Taufregister ist dort aber kein Kind

            auch schon das zeitliche Auseinanderliegen von Geburt und Taufen diskutiert.

            Ich schrieb dazu:
            Bei meinen deutschen Vorfahren im Raum Lublin (Taufeinträge von 1847 bis 1900 gesehen) wurde die Kinder generell am Tag nach der Geburt getauft.
            Der Taufakt wurde im Kirchenbuch eingetragen nachdem der Vater bzw. Großvater des Kindes im Beisein eines Zeugen erschienen war.
            Vermerkt wurde, dass dem Kind "... in der heiligen Taufe der Name xxx ... gegeben wurde". Ich glaube, damit hatte es sich.
            Ob da noch zu Hause großes Tam Tam veranstaltet wurde, wage ich zu bezweifeln. Einerseits war das Geld knapp und zum anderen war es im Winter bitter kalt und im Sommer war die Ernte einzubringen.
            Renate

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            • Gastonian
              Moderator
              • 20.09.2021
              • 3315

              #7
              Hallo Manfred:


              Ich habe mir gerade das evangelische Taufbuch Kassel Altstädter Gemeinde 1871-1881 angesehen. Auf der ersten Seite, am Anfang von 1871 (also vor der Standesamtszeit, aber nach der Einverleibung von Hessen-Kassel in Preußen), war der Abstand zwischen Geburt und Taufe (in Tagen): 22, 13, 13, 35, 18, 21, und 29 - also ein durchschnittlicher Abstand von 21.6 Tagen. Bei durchblättern der folgenden Seiten scheint dies nicht ungewöhnlich gewesen zu sein.


              Ich dachte, das Anzeigen der Geburt war Zustndigkeit der Hebamme, nicht des Pfarrers. Die Einträge sind nach Taufdatum sortiert, aber totgeborene Kinder sind an ihrem Geburtsdatum eingetragen (z.B.: Eintrag 10, *27.01, ~09.02; Eintrag 11, tot* 10.2; Eintrag 12, *17.01, ~14.02). Die Pfarrer scheinen also recht zügig die Geburtsanzeige von der Hebamme erhalten, sie auch gleich für die Totgeborenen eingetragen, aber bei den noch Lebenden mit dem Eintrag bis zur Taufe abgewartet zu haben.


              VG


              --Carl-Henry
              Zuletzt geändert von Gastonian; 28.01.2023, 17:15.
              Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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              • Dancersgrace
                Erfahrener Benutzer
                • 19.11.2012
                • 270

                #8
                Also ich bin (evangelisch) 1965 in Hessen geboren und knapp 3 Monate später in Baden Württemberg bei der Familie meiner Mutter von einem durch meine Tante und Taufpatin handverlesenen Pfarrer getauft worden, es war ein riesiges Familienfest. Ich habe mich noch nie darüber gewundert, daß die Taufe so spät war, das war halt so. Danke für diesen interessanten Thread.

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                • Balle
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.11.2017
                  • 2356

                  #9
                  Ich selbst bin im Mai geboren, im August getauft. Wie man mir sagte sei ich kränklich gewesen und sie waren nicht sicher ob ichs schaffe. Ich habe es geschafft, ist jetzt über 70 Jahre her.
                  Aber zu der Zeit war die Beurkundung der Geburt ja auch bereits beim Standesamt und die Taufe war keine Pflicht.
                  Vorher war es wohl anders, ich denke es gab nicht überall Hebammen, nur Nachbarn oder Familie die geholfen haben. Hebammen konnten wohl Nottaufen vornehmen damit die Kinder nicht namenlos blieben, die Meldung der Geburt war eher Aufgabe der Familien und Paten sollen ja im christlichen Glauben erziehen, oder die Erziehung überwachen.
                  Im Land Hadeln sind übrigens kaum Paten eingetragen, dort sind es Zeugen, es sind Nachbarn und Familie.
                  Ich dachte es gab auch gewissen Druck der Kirche die Kinder taufen zu lassen, sie waren doch erst getauft Seelen der Gemeinde, und darauf kam es doch an.
                  In einem anderen Fall einer gemischten Ehe in der Familie haben sich die Vertreter der Kirchen bereits kurz nach der Geburt im Haus der Wöchnerin um das Recht der Taufe gestritten, das war aber Anfang 19. Jahrh.
                  Die Anwesenheit von Paten war im übrigen nicht zwingend erforderlich, auch nach drei Monaten wurde bei meinen Beispielen ein Pate durch seine Ehefrau vertreten.
                  Zuletzt geändert von Balle; 28.01.2023, 19:42.
                  Lieber Gruß
                  Manfred


                  Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
                  ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
                  Eheschließung 1781 in Zittau

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