Flucht und Rückkehr ca. 1945

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  • phparis
    Neuer Benutzer
    • 28.03.2015
    • 3

    Flucht und Rückkehr ca. 1945

    Guten Abend,

    dies ist mein erster Beitrag im Forum, ich hoffe, er ist an dieser Stelle richtig aufgehoben.

    Ich suche nach Zeitzeugenberichten oder Hinweisen zu weiteren Recherchemöglichkeiten bezüglich der Flucht (nicht der organisierten Vertreibung) aus Niederschlesien, speziell aus der Gegend zwischen Goldberg und Liegnitz, vor Kriegsende.

    Aus vagen Erzählungen meiner Großmutter (geb. 1915 in Niederschlesien, Kreis Goldberg) meine ich mich zu erinnern, dass sie mit ihrer Familie um 1944/1945 ein erstes Mal aus Schlesien geflohen und später (1946?) zurückgekehrt ist, weil es angeblich "sicher" war. In den Berichten ist auch der Name Komotau/Chomutov gefallen, eventuell ging dahin die Flucht. (Leider war ich als Kind seinerzeit nicht historisch interessiert genug, um gezielt nachzufragen.)

    Bei der Rückkehr war, so die Erzählungen, das ehemalige Bauernhaus bereits von polnischen Bewohnern "übernommen" worden. (An dieser Stelle der Berichte folgte im allgemeinen ein emotionaler Teil, in dem Beschimpfungen durch "die Polen" erwähnt wurden sowie der Vorschlag, im ehemals eigenen Haus für die neuen Bewohner zu arbeiten.)

    Leider sind alle mir bekannten Zeitzeugen meiner Familie inzwischen verstorben. Ich hoffe auf diesem Wege Berichte oder weiterführende Hinweise zu finden, um ähnliche Erlebnisse anderer Familien aus der selben Zeit zu sammeln und damit eine Vorstellung zu gewinnen, ob meine genannten Erinnerungen realistisch sind. Insbesondere interessiert mich, ob es wirklich eine erste Fluchtbewegung aus Niederschlesien in Richtung (heutiges) Tschechien gegeben hat, mit anschließender Rückkehr.

    Vielen Dank im Voraus für alle eventuell brauchbaren Hinweise!
    PH
  • Rieke
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2012
    • 1290

    #2
    Hallo PH,

    Herzlich willkommen hier im Forum.

    Im Rahmen meiner Suche nach meinen Vorfahren in Schlesien und der heutigen Tschechei bin ich auf viele Zeitzeugenberichte ueber Flucht und Verteibung aus Schlesien gestossen.
    Am besten machst Du mal eine Suche bei Google mit dem Suchbegriff 'Flucht aus Schlesien' oder aehnlichen Worten. Da werden Dir so viele Treffer angezeigt, dass Du sehr viel zu lesen findest. Wenn Du die Suche eingrenzt auf die fuer Dich interessanten Orte, wirst Du sicherlich einen Eindruck bekommen, wie es Deiner Grossmutter und ihrer Familie ergangen sein koennte.

    Warnung: Das Lesen von Zeitzeugenberichten kann sehr aufwuehlend sein.

    Liebe Gruesse
    Rieke
    Zuletzt geändert von Rieke; 14.05.2015, 17:38. Grund: Vertipper
    Meine Spitzenahnen....
    waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

    Kommentar

    • henry
      Erfahrener Benutzer
      • 18.05.2014
      • 2162

      #3
      hallo,


      Buch...Bücher...


      1.
      Günter Böddeker – Die Flüchtlinge/Die Vertreibung der Deutschen im Osten.


      Inhalt
      I.Nemmersdorf
      II.Ostpreussen 1945
      III.Elbing
      IV.Das Frische Haff
      V.Ostsee
      VI.Königsberg
      VII.Pommern
      VIII.Kolberg
      IX.Schlesien
      X.Dresden
      XI.Verschleppung
      XII.Breslau
      XIII.Flucht nach Böhmen
      XIV.Prag
      XV.Sudetenland I
      XVI.Östlich von Oder und Neisse I
      XVII.Östlich von Oder und Neisse II
      XVIII.Teheran,Jalta,Potsdam
      XIX.Östlich von Oder und Neisse III
      XX.Sudetenland II
      XXI.Slowakai
      XXII.Jugoslawien
      XXIII.Flüchlinge und Wiederaufbau
      XXIV.
      2.
      Letzte Tage in Schlessien –

      Tagebücher, Erinnerungen und Dokumente der Vertreibung von Herbert Hupka




      Gruss henry

      Kommentar

      • Zebe
        Benutzer
        • 23.01.2015
        • 43

        #4
        Moin PH,

        ich beschäftige mich momentan mit dem gleichen Thema. Meine Großeltern stammen ebenfalls aus dem Kreis Goldberg-Haynau. Aus Erzählungen und den Gemeindeschicksalsberichten aus dem Lastenausgleichsarchiv konnte ich recht gut rekonstruieren was passiert ist. Für das Heimatdorf meiner Großmutter kam im Februar 1945 der Räumungsbefehl und die Gemeinde ist über diverse Orte bis in den Kreis Friedland im Sudetengau (genauer: Kunnersdorf) geflohen. Insgesamt ca. 120 km nach Südwesten. Anschließend wurden sie dann zurück in ihr Heimatdorf geschickt und blieben dort bis zur endgültigen Vertreibung im Juli 1946. Der Ablauf deckt sich also mit deiner Beschreibung.

        Falls du noch nicht beim Lastenausgleichsarchiv recherchiert hast, kann ich dir das nur empfehlen. Der Detailgrad ist zwar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich aber vlt hast du - wie ich - Glück. Das oben beschriebene gilt für die Gemeinde Giersdorf. Aus welchem Ort kommen denn deine Vorfahren?

        Beste Grüße,
        Zebe
        Zuletzt geändert von Andi1912; 15.05.2015, 06:54. Grund: Link eingefügt

        Kommentar

        • phparis
          Neuer Benutzer
          • 28.03.2015
          • 3

          #5
          Danke für die Buch- und Lesetipps.

          @Zebe: Vielen Dank für die Hinweise, die tatsächlich genau zu meiner Suche passen. Ich bin ganz am Anfang meiner Recherche, habe also noch keine Archivdokumente konsultiert.

          Meine Vorfahren kommen teils aus Goldberg direkt (Zlotoryja) sowie im dortigen Landkreis Modelsdorf (Modlikowice) und seinem Nachbardorf Alzenau (Olszanica). Zum Zeitpunkt der Flucht lebte die Familie in Modelsdorf.

          Interessant in Deinem Text ist besonders die Erwähnung von Räumungsbefehlen. In den (wenigen) Erzählungen klang das deutlich weniger organisiert. Du schreibst, dass "die Gemeinde" geflohen ist; kann man davon ausgehen, dass im Allgemeinen ganz Dörfer (mehr oder weniger) gemeinsam geflohen und zurückgekehrt sind?

          Hast Du Informationen darüber, wie die Route der Vertreibung Deiner Vorfahren 1946 war?

          Danke & Gruß
          PH

          Kommentar

          • opledamu
            Erfahrener Benutzer
            • 10.11.2008
            • 115

            #6
            Hallo phparis,

            das stimmt alles, was bisher gesagt wurde. Ich kann hier nur für die Gemeinde Rohnstock Krs. Jauer sprechen. Es gab am 13.2.45 einen Räumungsbefehl der deutschen Wehrmacht "zum Schutz der deutschen Bevölkerung", weil bei uns die Front unmittelbar vor dem Ort stand. Im Prinzip kann man man von einer Flucht vor den Russen sprechen. Eigentlich konnten wir nur froh sein, dass es so gekommen ist. Wenn ich nur an die haarsträubenden Geschehnisse von anderen Orten denke, die nicht vor den Russen evakuiert wurden!

            Am 10+11. Mai 45 kehrte ein Teil der Dorfbewohner wieder zurück in den Ort. Da waren noch keine Polen da. Die kamen erst im Juni und nahmen alles in Besitz.
            Hier gibt es noch sehr ausführliche Berichte.

            MfG
            opledamu
            Zuletzt geändert von opledamu; 16.05.2015, 13:21.

            Kommentar

            • Zebe
              Benutzer
              • 23.01.2015
              • 43

              #7
              Hallo PH und opledamu,
              Ich denke auch das unsere Vorfahren großes Glück hatten den Russen nicht direkt an der Front ausgesetzt sein zu müssen. @opledamu: Weisst du zufällig ob die Rückkehr in die Heimatdörfer freiwillig war? Von den Giersdorfern sind einige aus dem Sudetenland direkt weiter in den Westen gegangen und der Rest (die Mehrheit) zurück nach Giersdorf. Im Gemeindeschicksalsbericht heißt es "67 Personen konnten nach Westen weiterziehen, 220 kehrten zurück und 38 Personen kamen ums Leben". Ich frage mich ob die 220 nicht weiter nach Westen "konnten" weil es nicht erlaubt war oder weil sie nicht wollten.

              @PH: Ja, der Begriff Räumungsbefehl impliziert irgendwie eine gewisse Ordnung und Disziplin. Das Wording stammt aus den behördlichen Fragebögen, daher würde ich das nicht überbewerten. In dem Zusammenhang folgendes Beispiel:

              Gemeindeschicksalsbericht Giersdorf:
              Die Durchführung der Räumung:
              "Die Räumung wurde am 9.2.45 morgens um 5 Uhr angeordnet und nachmittags 15 Uhr durchgeführt"

              Aus dem Bericht einer Zeitzeugin aus Giersdorf:
              "Am Freitag, dem 9.2.45 früh um 4 Uhr wurden wir durch heftiges Klopfen an der Haustür geweckt: "Packbefehl!". (…) Schon klirrten bei uns die Fensterscheiben unter der Wucht der Schießereien. Der Russe hatte Liegnitz erreicht. Über uns tobten heftige Luftkämpfe, da 4km entfernt ein großer Flugeinsatzhafen lag. Uns ließ das Gefühl, alles zu verlassen was uns lieb und teuer war, fast das Herz brechen. Da, um 2 Uhr erreichte uns der Befehl, daß der Ort in 1 1/2 Stunden geräumt sein muß. Nun brach eine wahre Panik aus. Das Weinen und Schluchzen wollte kein Ende nehmen. (…) Am Ende des Dorfes sammelten sich die Wagen und nun hieß es Abschied nehmen von unseren Volkssturmmännern, bei denen auch Vati dabei war. Diese mußten bis zur Feindberührung im Dorf zurückbleiben, um das Vieh zu versorgen. Es fing schon an zu dunkeln, als sich unser Treck in Bewegung setzte."

              An dem Vergleich wird deutlich: Was sich als Anordnung und Durchführung von (Räumungs-) befehlen so nüchtern liest, ist in der Praxis wohl wesentlich chaotischer abgelaufen. Will sagen, die Erfahrungsberichte deiner Großeltern und das Vorhanden sein von Räumungsbefehlen schließen sich nicht aus. Im Allgemeinen denke ich sind die Räumungsbefehle jeweils für das gesamte Dorf erfolgt, sodass die Dörfer in den Trecks mehr oder weniger zusammengeblieben sind. Genau weiß ich das aber auch nicht.

              Im Hinblick auf die Route der Vertreibung 1946 kann ich dir leider (noch) nichts sagen. Ich stehe auch noch relativ am Anfang meiner Nachforschungen. Ich meine im Staatsarchiv Wolfenbüttel gibt es Transportlisten dazu. Was da genau drinsteht und wie man da rankommt weiß ich allerdings nicht. Vlt kann da ein erfahrenerer Forianer weiterhelfen.

              Gruß und schönen Sonntag,
              Zebe

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              • opledamu
                Erfahrener Benutzer
                • 10.11.2008
                • 115

                #8
                Hallo Zebe,

                ich war damals 5 Jahre alt und kann mich nur noch Bruchstückweise an die Evakuierung erinnern. Die weiteren Infos habe ich von meiner Mutter und meinen älteren (weiblichen) Geschwistern. Einen offiziellen Bericht gibt es nicht.

                Bei uns ist auch das ganze Dorf geräumt worden. Wir sind bis Grüssau getreckt. Aber es ist doch so, dass eine Dorfgemeinschaft von ca. 1000 Personen bei den nächsten Übernachtungen unmöglich zusammen bleiben konnten. Wir wurden sogar über mehrere Orte jeweils verteilt. Alle Häuser waren hoffnungslos überfüllt.

                Ein Teil unserer Leute treckte dann weiter (Befehl? freiwillig?) in die Tschechei. Ein anderer Teil wurde "vergessen" oder bekam es einfach nicht mit, weil wir weit auseinander gezogen waren. So blieb unsere Familie ein paar Tage bei einem Bauern in Grüssau.
                Es muß der 9.5. gewesen sein, als uns die russische Armee überrollte. Russische Lautsprecher tönten: Geht zurück in eure Dörfer. wir brauchen die Leute für die Felder- und Viehwirtschaft! Was sollen wir mit leeren Orten?

                So gingen wir zurück und kamen am 11.5. wieder in Rohnstock an. Da rauchte der Trümmerhaufen unseres Hauses noch. Wer es angezündet hat, ob Partisanen oder Russen, haben wir nie erfahren. Wir mussten dann bei Bekannten unterkommen und vegetierten dann über 1 Jahr mehr schlecht als recht unter polnischer Herrschaft, die wie gesagt im Juni 45 alles beschlagnahmten.

                Ich glaube, wir haben noch einmal insofern Glück gehabt, dass wir nicht in die Tschechei gezogen sind. Diese Leute haben noch viel Schlimmeres erlebt. Die Tschechen waren ja den Deutschen gegenüber nicht freundlich eingestellt. - Eine Bekannte von mir, 9 Jahre älter, hat ein Tagebuch von Ihrer Tante über diese Flucht, das gibt sie aber nicht raus. Sie will wohl die eigenen schrecklichen Erlebnisse nicht preis geben.

                Noch einmal Glück hatte unsere Familie mit meinen zwei älteren Brüdern, die beide mit nur leichten Verletzung aus der Kriegsgefangenschaft zu uns in den Westen kommen konnten.

                Viele Grüße
                opledamu
                Zuletzt geändert von opledamu; 17.05.2015, 12:09.

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                • Zebe
                  Benutzer
                  • 23.01.2015
                  • 43

                  #9
                  Hallo opledamu,

                  ja du hast Recht, eine Dorfgemeinschaft konnte unter diesen Bedingungen schwerlich zusammen bleiben. Für mich sind die Verhältnisse die zu der Zeit geherrscht haben müssen manchmal schwer vorzustellen. In meiner Familie ist es wie bei PH - die Zeitzeugen sind bereits verstorben. Und als Kind bzw. Jugendlicher habe ich nie nachgefragt...

                  Ich bin dir sehr dankbar, dass du deine Erfahrungen hier mit uns teilst!

                  Beste Grüße,
                  Zebe

                  Kommentar

                  • henry
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.05.2014
                    • 2162

                    #10
                    hallo zusammen,

                    Listy Transport Vertreibung Stettin - 16.1.1947


                    Brzezno – Radkowo-Bialogard-Polczyn-Bialy Zdroj-Rabino-Swidnin-Leczno-Zadkowo-Pomianowo-Tychowo-Sadkowo-Torun

                    Zuletzt geändert von henry; 20.05.2015, 08:12.




                    Gruss henry

                    Kommentar

                    • PetraNeu
                      Erfahrener Benutzer
                      • 31.07.2015
                      • 306

                      #11
                      Lieber PH

                      ich kann eine Kleinigkeit beitragen zu der Situation in Komotau Mai 45. Meine Mutter war hierher als 17-Jährige mit ihrer Familie nach 3-monatigem Aufenthalt im Lager Kruschowitz wohlorganisiert verlegt worden. Sie kamen mit dem Zug dort an und wurden in einer Schule untergebracht, die am Abend des Waffenstillstands von russischen Frontsoldaten belegt wurde. Es kam nicht zu Übergriffen, die Soldaten legten sich in der Turnhalle zum Schlafen hin.
                      Trotzdem packten die Flüchtlinge morgens schnell ihre Sachen und gingen in die Stadt in der Hoffnung auf einen Transport. Die 2-oder 3-tägige Wartezeit kamen sie notdürftig in einer Zuckerfabrik unter. Dann wurde ein Zug bereitgestellt, mit dem meine Familie auf einem offenen Pritschenwagen bis zur Endstation Dresden mitfuhr. Ab hier waren alle auf sich selbst gestellt. Es ging zu Fuß über Görlitz auf die polnische Seite und durch das Riesengebirge zurück nach Ratibor. Unterwegs hieltensie sichmit Betteln über Wasser. Bis auf zwei Übergriffe auf das Gepäck kam es nicht zu körperlicher Gewalt und meine Familie hat auch nichts selbst beobachtet. Aber die Angst davor war groß und das Leid, von dem andere Flüchtlinge berichteten, hat sie sehr bedrückt.
                      Vielleicht war Deine Familie auch auf diese Weise unterwegs und hat keine schlechten Erfahrungen gemacht?

                      Viele Grüße
                      Petra

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                      • Mysterysolver
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.09.2014
                        • 391

                        #12
                        Ich empfehle dir sehr das Buch "Ordnungsgemäße Überführung : Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg" vonR. M. Douglas. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern ist es nicht tendenziös, aber dennoch ehrlich & sachlich geschrieben mit Quellennachweisen. Aus diesem Buch habe ich sehr viel gelernt über den komplizierten Vertreibungsablauf, der für mich vorher immer an irgend einer Stelle noch ein Buch mit mindestens einem übrigen Siegel war

                        Wenn ich mich korrekt an die Angaben im Buch erinnere, wurde zunächst in Polen "wild" vertrieben, dort wohl auch besonders brutal. Es gab massive Völkerbewegungen, die Höfe etc. wurden platt gemacht oder an polnische Heimkehrer vergeben. Da wäre die "erste" Flucht Richtung Tschechien denkbar, denn dort wurde meiner Erinnerung nach erst ein wenig später vertrieben. Dann wäre eine Rückkehr nach Schlesien denkbar, als die große Aufregung sich gelegt hätte... Und dann irgendwann wäre die offizielle Ausweisung 1946.
                        Lg,
                        Susanne

                        PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
                        --
                        FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

                        Kommentar

                        • henry
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.05.2014
                          • 2162

                          #13
                          hallo,

                          Berichte aus Groß Tuchen und Ostpommern
                          über Flucht und Vertreibung


                          Inhalt Übertragung - Vertreibung

                          Bitte um Entschuldigung.
                          Zuletzt geändert von henry; 01.08.2015, 10:19.




                          Gruss henry

                          Kommentar

                          • Schneerose
                            Erfahrener Benutzer
                            • 06.02.2015
                            • 203

                            #14
                            Hallo opledamu

                            danke, dass Sie Ihre Erinnerung mit uns teilen.

                            Sie sind ein Jahr jünger als mein Vater und er konnte nie darüber wirklich reden.

                            Hallo phparis

                            Meine Großmutter floh mit ihren vier jüngeren Kindern 1945 aus Niederschlesien. Se liessen Hof, Acker, Land und Tiere zurück.
                            Unter furchtbaren Umständen. Ein Sohn, gerade 16, war zum Volksturm eingezogen worden, mein Großvater ebenfalls in den letzten Kriegs"tagen".
                            Ein weiterer Sohn, 19, war ebenfalls eingezogen.

                            Hunger, Demütigung, Gewalt waren Begleiter der Flucht.

                            Als es hiess, es sei sicher, kehrten sie unter fast genauso bitteren Umständen zurück. Bei Ankunft fanden sie in der "guten Stube" Polen vor, die dort einquartiert wurden.
                            Galizierpolen, die, wie ein Familienmitglied sagte, das gleiche Schicksal hatten, wie es den Schlesiern noch bevorstand.

                            Die einquartierten Polen arbeiteten nicht, das tat meine Familie.
                            Meine Großmutter und ihre Kinder lebten relativ ruhig mit den Polen.

                            Bis Juli 1946. Räumungsbefehl. Am Abend.
                            Die Polen, die nun als Besitzer des Eigentums, das Jahrhunderte in unserem Familienbesitz war, galten, "karrte" meine Großmutter mit den vier Kindern, die sie schon auf der Flucht im Jahr vorher mitnehmen konnte, zum befohlenen Abtransportsort.
                            Dort wurden sie registriert und am nächsten Tag"weggekarrt"

                            Erst bei Ankunft im Westen bekamen sie zu essen. Und die Kleinkinder Milch.
                            Von den Briten. Die sie wie Menschen behandelten

                            Sie wurden dann "verteilt". Die Familie dabei getrennt. Die jugendlichen Söhne kamen woanders unter als die Kleinkinder mit meiner Großmutter.

                            Die beiden Söhne, die eingezogen waren, kamen nach Gefangenschaft "illegal" über Görlitz und fanden ihre Angehörigen.
                            Mein Großvater verhungerte einige Monate vor der Vertreibung in der heutigen Ukraine in sowjetischer Gefangenschaft.

                            Von einem Bruder meines Vaters weiss ich, dass er noch heute sich an jede Kleinigkeit erinnert. Jeden Namen, jeden Nachbarn, Häuser, Schulereignisse und so weiter.

                            Traumatisch ist es bis heute für alle, die noch leben.

                            Ich kann jedem nur raten, fragt die Zeitzeugen.

                            LG
                            Schneerose

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                            • Kunze Peter
                              Erfahrener Benutzer
                              • 17.11.2010
                              • 1172

                              #15
                              Ich kann jeden nur raten, fragt die Zeitzeugen.

                              Das habe ich getan. So konnte ich die schrecklichen Erlebnisse, Namen und Geschehnisse 1945 in Reutnitz , meiner Mutti und ihrer Eltern und ihre Flucht für ihre Nachkommem aufschreiben.
                              Es tut so weh war ihnen passiert ist.
                              Grüße Renate

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