Adelsabschaffung im Rheinland

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4823

    Adelsabschaffung im Rheinland

    Hallo beisammen,

    als die Franzosenab 1790 das Rheinland besetzten, haben sie, soweit mir bekannt, "den Adel abgeschafft".

    Meine Fragen dazu:

    - was hieß das genau? Fiel da nur ein "von und zu" in etwaigen Urkunden weg?
    - wurde enteignet?
    - welche Vorteile fielen für einen "Wald-und-Wiesen"-Adligen weg? Es geht mir also nicht um regierende Fürsten.
    - später ging die Gegend an Preußen, wo es ja wieder Adel gab. Was bedeutete das für die vormaligen Adligen? Was bekamen sie wieder? Brauchten sie dafür eine formale Adelsanerkennung?

    Besten Dank!
    Gruß
    gki
  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4823

    #2
    Hallo,

    fällt da niemandem was zu ein?

    Konkret geht es mir um die Anmerkung in einem Buch, daß ein solcher Adliger aus Kummer über den Verlust sein Vermögen, das wohl ohnehin nicht riesig war, vertrank. Die Anmerkung erschließt sich mir nicht, da er ja in der preußischen Zeit starb.
    Gruß
    gki

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    • Kasstor
      Erfahrener Benutzer
      • 09.11.2009
      • 13440

      #3
      Hallo,

      für einen doch etwas höher gestellten sh hier: https://adelsarchive-rheinland.de/fi...z_20180209.pdf auf S. 9 aber auch allgemeine Betrachtungen.

      Grüße

      Thomas
      FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

      Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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      • gki
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2012
        • 4823

        #4
        Herzlichen Dank, das war sehr lesenswert!

        Enteignungen dürfte es also nicht direkt gegeben haben, ich vermute aber, daß evtl. Verwaltungsarbeiten (Zehenten oä) für Klöster wegfielen. Ich weiß aber nichtmal, ob da was zum Wegfallen war...
        Gruß
        gki

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        • Christian40489
          Erfahrener Benutzer
          • 25.03.2008
          • 1683

          #5
          Hallo zusammen,
          "mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 kam ein Großteil der bis dahin reichsunmittelbaren Reichsstände durch Mediatisierung unter die Herrschaft von Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes; sie behielten als Standesherren nur noch rudimentäre Sonderrechte; auch der niedere Adel hatte in den meisten Ländern des Deutschen Kaiserreichs kaum noch Sonderrechte. Bis ins frühe 20. Jahrhundert waren aber weite Teile des öffentlichen Lebens, zumal herausgehobene Positionen in Verwaltung, Diplomatie und Militär durch Gepflogenheit Adligen vorbehalten; herausragend befähigte Bürgerliche wurden oft nobilitiert und bildeten einen gesellschaftlich dem Bürgertum näherstehenden, kaum je landgesessenen Offiziers-, Beamten- und Professorenadel."
          Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Adel#Deutschland
          Offiziell wurde der Adel nicht mal nach dem Ende des Heiligen Deutschen Reichs Deutscher Nation abgeschafft; sondern nur dessen öffentlich-rechtlichen Vorrechte. Der Artikel 109 der Weimarer Verfassung (Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919) bestimmte: „Öffentlich-rechtliche Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes sind aufzuheben." Tatsächlich war 1919 bei der Ausarbeitung der Verfassung auch die Formulierung „Der Adel ist abgeschafft“ im Gespräch. Sie fand aber keine Mehrheit.
          Viele Grüße Christian
          suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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          • gki
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2012
            • 4823

            #6
            Hallo,

            nochmal zur Klarstellung: mich interessiert die Konstellation

            1) Adel vor ca. 1795
            2) Kein Adel durch franz. Besetzung
            3) wieder Adel spätestens ab 1815, evtl. auch schon früher.

            spätere Entwicklungen interessieren hierr nicht.
            Gruß
            gki

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5527

              #7
              Hallo gki,

              zumindest unter Napoleon wird es wieder Adel gegeben haben. Der Kaiser von eigenen Gnaden hat doch selbst fleißig nobilitiert. Da stellt sich mir, ganz nebenbei, die Frage, inwieweit eine Standeserhöhung, die von einem selbsternannten Souverän durchgeführt wurde, überhaupt legitim ist.

              Viele Grüße
              consanguineus
              Suche:

              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
              Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
              Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
              Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
              Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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              • Christian40489
                Erfahrener Benutzer
                • 25.03.2008
                • 1683

                #8
                Hallo gki,
                auch unter Napoleon wurde der Adel nicht abgeschafft. Allerdings war er durchaus Einschränkungen seiner Privilegien und vereinzelten Enteignungen ausgesetzt. "Die Wegnahme der Pferd und des Hornvieh, des Getreides und der Mobilien, die Störung im Ackerbau, die Verwüstung der aufkeimenden Saat im Felde, die anhaltende Lieferungen, die gedrengte Einquartierungen und damit verpaarte Wegnehmung allichen Vorraths […] sind die untrüglichsten Beweise über die Erschöpfung aller unserer Kräfte." (Vgl. Gudrun Gersmann / Hans-Werner Langbrandtner, Im Banne Napoleons, Rheinischer Adel unter französischer Herrschaft, Essen 2013, Seite. 13)
                Nach dem Ende der Napoleonischen Zeit bestand der Adelsstand im Rheinland auch weiterhin fort. Allerdings hatte er seine führende Rolle in Verwaltung, Wirtschaft und Politik weitgehend verloren, während die sozialpolitische Vorherrschaft des Adels im preußischen Kernland, dessen patrimoniale, das heißt auf eigenständiger Verfügungsgewalt basierende Herrschaft, auf seinen ostelbischen Gütern noch fortlebte. Insofern bedarf es einer Differenzierung zwischen formalen und machtpolitischen Aspekten des Adelsstands im Rheinland. Übrigens nahm der Einfluss des Adels nach Gründung des Deutschen Reichs 1871 in Politik und Verwaltung auch im Rheinland wieder deutlich zu, ohne dass damit grundherrschaftlichen Rechte der Nobilität restituiert worden wären.
                Gruß Christian
                Zuletzt geändert von Christian40489; 27.09.2021, 16:43.
                suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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                • Andre_J
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.06.2019
                  • 1901

                  #9
                  Zitat von Christian40489 Beitrag anzeigen
                  Nach dem Ende der Napoleonischen Zeit bestand der Adelsstand im Rheinland auch weiterhin fort. Allerdings hatte er seine führende Rolle in Verwaltung, Wirtschaft und Politik weitgehend verloren,
                  Im Adreßbuch des Regierungsbezirks Düsseldorf von 1842 tauchten bei den Landräthen und Bürgermeistern etliche "Freiherr von" auf. Insofern wurden sie gerne zu führenden Positionen ernannt, bevor solche Posten von den Bürgern frei gewählt werden konnten.
                  Gruß,
                  Andre

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                  • Christian40489
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.03.2008
                    • 1683

                    #10
                    Andre, Du hast völlig recht, auch nach 1815 wurden Adelige von der preußischen Regierung häufig in alle möglichen Ämter berufen. Aber der Adel hatte seine Macht als Grundherrlichkeit verloren. Zwar wurden die Reformen des Oktoberedikts (1807) des Freiherrn vom Stein im Rheinbund nach 1814 oft wieder zurückgenommen, aber 1831 wurden wichtige Reformgesetze (Ablösungen) erlassen und durch die Revolution von 1848 abgeschlossen. Mit den Steinschen Reformen waren aber die Bauern von der Leibeigenschaft sowie Erbuntertänigkeit (Patrimonialhierarchie) befreit, die freie Berufswahl bzw. die Gewerbefreiheit eingeführt, Eheschließungen mussten nicht mehr durch den Grundherrn genehmigt werden, Grund und Boden durften frei ge- und verkauft werden. Seine ursprüngliche Macht hatte der Adel damit verloren.
                    suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4823

                      #11
                      Hallo Christian!

                      Zitat von Christian40489 Beitrag anzeigen
                      auch unter Napoleon wurde der Adel nicht abgeschafft.
                      Nein, abgeschafft wurde er unter der Republik. Ob die Quasi-Wiedereinführung unter Napoleon auf den rheinischen Niederadel eine direkte Auswirkung hatte, weiß ich nicht.

                      Allerdings war er durchaus Einschränkungen seiner Privilegien und vereinzelten Enteignungen ausgesetzt. "Die Wegnahme der Pferd und des Hornvieh, des Getreides und der Mobilien, die Störung im Ackerbau, die Verwüstung der aufkeimenden Saat im Felde, die anhaltende Lieferungen, die gedrengte Einquartierungen und damit verpaarte Wegnehmung allichen Vorraths […] sind die untrüglichsten Beweise über die Erschöpfung aller unserer Kräfte." (Vgl. Gudrun Gersmann / Hans-Werner Langbrandtner, Im Banne Napoleons, Rheinischer Adel unter französischer Herrschaft, Essen 2013, Seite. 13)
                      Ich frage mich, ob der Adel da mehr zu leiden hatte, als andere.

                      Nach dem Ende der Napoleonischen Zeit bestand der Adelsstand im Rheinland auch weiterhin fort. Allerdings hatte er seine führende Rolle in Verwaltung, Wirtschaft und Politik weitgehend verloren, während die sozialpolitische Vorherrschaft des Adels im preußischen Kernland, dessen patrimoniale, das heißt auf eigenständiger Verfügungsgewalt basierende Herrschaft, auf seinen ostelbischen Gütern noch fortlebte. Insofern bedarf es einer Differenzierung zwischen formalen und machtpolitischen Aspekten des Adelsstands im Rheinland. Übrigens nahm der Einfluss des Adels nach Gründung des Deutschen Reichs 1871 in Politik und Verwaltung auch im Rheinland wieder deutlich zu, ohne dass damit grundherrschaftlichen Rechte der Nobilität restituiert worden wären.

                      Irgendeine führende Rolle haben meine Niederadligen nach 1720 wohl eh nicht mehr gespielt.
                      Gruß
                      gki

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                      • EmWe
                        Erfahrener Benutzer
                        • 17.07.2012
                        • 281

                        #12
                        Da waren die Franzosen aber nicht sehr gründlich, denn den FN Schmitz gibt es ja bis heute...


                        VG, EmWe
                        Gesucht werden:
                        Germershausen, Marina Christina, * wo? ca. 1666
                        Götze, Caspar, Maurer in Geithain, * wo? ca. 1663
                        Heinecke, Johann George, in Aschersleben, * wo? ca. 1702
                        Lindner, Heinrich, Carabiner in Neuhaldensleben, * wo? ca. 1768
                        Liesegang, Gottfried, in Magdeburg, * wo? um 1720, oo (H/T)ermissen
                        Schreyer, Johann Balthasar, Hammerschmied in Katzhütte, * wo? ca. 1712
                        Wittig, Christian, Blechmeister in Burgkhammer, * wo? ca. 1675

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                        • gki
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.01.2012
                          • 4823

                          #13
                          Ich versteh den "Einwand" nicht, magst Du mich erleuchten?
                          Gruß
                          gki

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                          • EmWe
                            Erfahrener Benutzer
                            • 17.07.2012
                            • 281

                            #14
                            Na weil der Name so häufig ist - deswegen kölscher oder rheinscher Adel. Kleines Späßchen aus der Bütt...
                            Gesucht werden:
                            Germershausen, Marina Christina, * wo? ca. 1666
                            Götze, Caspar, Maurer in Geithain, * wo? ca. 1663
                            Heinecke, Johann George, in Aschersleben, * wo? ca. 1702
                            Lindner, Heinrich, Carabiner in Neuhaldensleben, * wo? ca. 1768
                            Liesegang, Gottfried, in Magdeburg, * wo? um 1720, oo (H/T)ermissen
                            Schreyer, Johann Balthasar, Hammerschmied in Katzhütte, * wo? ca. 1712
                            Wittig, Christian, Blechmeister in Burgkhammer, * wo? ca. 1675

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                            • fps
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                              • 07.01.2010
                              • 2158

                              #15
                              Auch "Rheinischer Landadel" genannt - wegen der Häufigkeit des Vorkommens.
                              Nicht-Rheinländern mag sich der Sinn nicht erschließen.
                              Gruß, fps
                              Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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