Hallo miteinander!
Ich werde hier in sehr loser Folge einige Artikelchen zu bereits vor etwas längerer Zeit verstorbenen Persönlichkeiten einstellen.
In loser Folge deshalb, weil das Tippen auch etwas Zeit erfordert und ich nicht immer Lust dazu habe.
Es wird sich vornehmlich um adelige und geistliche Personen handeln, aber auch um Schriftsteller, Erfinder und dergl.; also um (damals) überregional bekannte(re) Leute - daher eher für die wichtig, die sich mit Blaublütern oder "Prominenten" schmücken... interessant aber sicher auch für einige andere.
Also viel Spaß beim Stöbern...
Gruß
-Jens
Quelle:
Alte und Neue Welt
Illustriertes Katholisches Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung.
Mit den Beilagen Rundschau in Wort und Bild und Für die Frauen und Kinder.
32. Jahrgang, Verlag Benziger und Co. A.G.
Typographen des hl. Apostol. Stuhles
1898
Also, los geht's
JG: 1897, HEFT 1
Prälat Dr. Joseph Jahnel, fürstbischöflicher Delegat und Propst von St. Hedwig in Berlin, hat am 11. Juli, nach einem 63jährigen ungemein thätigen und segensreichen Leben das Zeitliche gesegnet.
Mehr denn einer konnte er sagen: Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Denn seit 1888 stand er als Propst der St. Hedwigskirche an der Spitze eines kirchlichen Gemeinwesens, bei dem das Mißverhältnis von Arbeit und Arbeitern bereits zur stehenden Klage geworden ist. Mit unermüdlicher Arbeitskraft hat er der Seelsorge- und Kirchennot in Berlin zu steuern gesucht, und wenn nach seinem Hinscheiden selbst der Evangelische kirchl. Anzeiger Berlins von ihm schrieb:
"Persönlich ein Mann von milder Gemütsart und frei von konfessioneller Gereiztheit, wird der Propst Dr. Jahnel in Berlin das Andenken eines friedliebenden ersten kathol. Geistlichen der Reichshauptstadt hinterlassen" - so ist das ein Beweis, mit welcher Klugheit und Ruhe der Verewigte dabei zu Werk gegagen ist.
Prälat Jahnel wurde am 1. Nov. 1834 in dem Dorfe Bischofswalde des Neisser Kreises in bäuerlichen Verhältnissen geboren, absolvierte das Gymnasium und die Universität und besuchte, zum Priester geweiht, aus Liebe zu den Wissenschaften noch einmal die Universität zu Berlin, um seine philosophische Ausbildung zu vervollkommnen. Nachdem er promoviert hatte, übernahm er an dem Gymnasium zu Glatz eine Stelle als Lehrer der Prosan-Wissenschaften. Aber von der praktischen Seelsorge angezogen, vertauschte er schon bald das Lehrfach mit dem Pfarramt, das er zunächst in Schmottseifen, dann in Breslau bei St. Mauritius verwaltete, von wo er dann nach Berlin berufen wurde.
Hier beschloß er nach längerem Leiden sein Leben, nicht ohne sich in den Herzen der dortigen Katholiken sowie in zahlreichen Schöpfungen auf dem Gebiete des Vereins- und Kirchenbauwesens ein bleibendes Denkmal errichtet zu haben.
Prälat Dr. Jos. Relbert, Prof. an der theologischen Lehranstalt zu Paderborn, Schriftsteller von volkstümlicher Ader, Redakteur des Sonntagsblattes Leo und eifriger Förderer der zum Priesterstand Berufenen. Geb. am 19. Mai 1837 zu Winterberg in Westfalen; † in Paderborn am 13. Juli.
Dr. Wilhelm Th. Preyer, Hofrat und Prof. der Physiologie in Jena (von 1869 - 1888), später Universitätslehrer in Berlin; Verfasser mehrerer sich an die gebildete Laienwelt wendenden Schriften über Hypnotismus und eines Buches über "Die Seele des Kindes" (4. Aufl. 1895); geb. zu Most Side bei Manchester am 4. Juli 1841; † zu Wiesbaden am 15. Juli.
Dr. Max Jos. Oertel, Professor der Kehlkopfheilkunde an der Universität München, Erfinder der Oertel-Kur bei Störungen des Blutkreislaufs infolge von Herzschwäche, Entdecker des Diphteritisbazillus und eine der ersten Autoritäten bei Erkrankungen des Herzens durch Fettansatz; geb. zu Dillingen am 20. März 1835; † in München am 17. Juli.
Alfred Ritter von Arneth, hochverdienter österreichischer Historiker, Sohn des Archäologen und Kunsthistorikers Joseph Calasanza Ritter von Arneth und der Antonie Adamberger (der einstigen Braut Theodor Körners), seit 1868 Direktor des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, seit 1881 Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Mitglied des Herrenhauses des Reichsrats, Wirkl. Geh. Rath, Verfasser des ersten quellenmäßigen Werkes über den Prinzen Eugen von Savoyen und einer zehnbändigen Geschichte maria Theresias, Herausgeber einer stattlichen Reihe von Quellenpublikationen aus der Zeit Maria Theresias, Josephs II., und Leopolds II., am 10. Juli 1819 zu Wien geboren; † in Wien am 30. Juli.
Frau Marie Seebach, eine der bedeutendsten deutschen Tragödinnen der Gegenwart, in ihrer Jugend gefeiert in Rollen, wie Klärchen, Gretchen, Julia, Ophelia, Luise Millerin, später als Maria Stuart, Lady Macbeth, Kriemhild u.s.w., in früheren Jahren Mitglied des Wiener Burgtheaters, dann des Hoftheaters in Hannover, später meist in Gastspielen künstlerisch thätig, 1887 in den Verband des königl. Schauspielhauses in Berlin eingetreten, 1859 mit dem Heldentenor Albert Niemann vermählt, 1868 von diesem geschieden, durch die Begründung der Marie-Seebach-Stiftung in Weimar um ihre Standesgenossen verdient, geb. am 24. Febr. 1834 zu Riga, † 3. August in St. Moritz.
Don Antonio Canovas des Castillo, einflußreicher, konservativer spanischer Staatsmann, zuletzt Ministerpräsident, welche leitende Stellung er wiederholt bekleidete, Ende 1874 die Seele der Restaurationsbewegung, durch die Alfons XII. auf den Thron berufen wurde, um dessen Konsolidierung er sich große Verdienste erwarb, bedeutender Dichter und historischer Schriftsteller, Mitglied der spanischen Akademie, am 8. Februar 1826 zu Malaga geboren, † in Santa Agueda am 8. August als Opfereines anarchistischen Attentats.
Jakob Burckhardt. Der ausgezeichnete Kunst- und Kulturhistoriker Jakob Burckhardt, der in Basel am 8. August einem Herzleiden erlegen ist, war am 25. Mai 1818 in Basel geboren, wo er auch Geschichte und Theologie studierte. In den Jahren 1839 bis 1843 setzte er in Berlin seine Studien fort und wurde dann zum Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der Universität zu Basel ernannt, wo er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tode wirkte.
Die kunstkritischen Arbeiten Burckhardts zeichnen sich durch scharfes Urteil, klare Darstellung und gründliche Kenntnis der Litteratur und ihrer Quellen aus. Die wichtigsten Schriften sind: "Der Cicerone, Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens" (1855. 5. Auflage 1884 von Wilh. Bode); "Die Zeit Konstantins des Großen" 1853; "Die Kultur der Renaissance in Italien" (1860. 4. Auflage 1885 von Geiger); Geschichte der Renaissance in Italien (1890-91).
Prof. Dr. Jakob Bächthold. Der am 8. August in Zürich verstorbene Schweizer Philologe und Litteraturhistoriker Jakob Bächthold, der besonders durch die Herausgabe der nachgelassenen Schriften Gottfried Kellers bekannt geworden, war am 27. Januar 1848 zu Schleitheim im Kanton Schaffhausen geboren.
Er studierte in Heidelberg, München und Tübingen, besuchte Paris und London und wurde 1872 Gymnasiallehrer in Solothurn, 1878 in Zürich, wo er sich 1880 an der Universität habilitierte. Seit 1888 hatte er die ordentliche Professur für deutsche Litteraturgeschichte an dieser Hochschule inne. Unter Bächtholds selbständigen litterarischen Werken ist seine i. J. 1888 begonnene Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz zu nennen. Der Herausgabe des keller-Nachlasses (1892) ließ er in den letzten Jahren noch eine Biographie Gottfried Kellers folgen. Von den übrigen zahlreichen Publikationen verdienen noch Erwähnung die Veröffentlichung der Briefe Mörikes und seine Beiträge zur Goethe-Litteratur.
Ich werde hier in sehr loser Folge einige Artikelchen zu bereits vor etwas längerer Zeit verstorbenen Persönlichkeiten einstellen.
In loser Folge deshalb, weil das Tippen auch etwas Zeit erfordert und ich nicht immer Lust dazu habe.
Es wird sich vornehmlich um adelige und geistliche Personen handeln, aber auch um Schriftsteller, Erfinder und dergl.; also um (damals) überregional bekannte(re) Leute - daher eher für die wichtig, die sich mit Blaublütern oder "Prominenten" schmücken... interessant aber sicher auch für einige andere.
Also viel Spaß beim Stöbern...
Gruß
-Jens
Quelle:
Alte und Neue Welt
Illustriertes Katholisches Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung.
Mit den Beilagen Rundschau in Wort und Bild und Für die Frauen und Kinder.
32. Jahrgang, Verlag Benziger und Co. A.G.
Typographen des hl. Apostol. Stuhles
1898
Also, los geht's
JG: 1897, HEFT 1
Prälat Dr. Joseph Jahnel, fürstbischöflicher Delegat und Propst von St. Hedwig in Berlin, hat am 11. Juli, nach einem 63jährigen ungemein thätigen und segensreichen Leben das Zeitliche gesegnet.
Mehr denn einer konnte er sagen: Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Denn seit 1888 stand er als Propst der St. Hedwigskirche an der Spitze eines kirchlichen Gemeinwesens, bei dem das Mißverhältnis von Arbeit und Arbeitern bereits zur stehenden Klage geworden ist. Mit unermüdlicher Arbeitskraft hat er der Seelsorge- und Kirchennot in Berlin zu steuern gesucht, und wenn nach seinem Hinscheiden selbst der Evangelische kirchl. Anzeiger Berlins von ihm schrieb:
"Persönlich ein Mann von milder Gemütsart und frei von konfessioneller Gereiztheit, wird der Propst Dr. Jahnel in Berlin das Andenken eines friedliebenden ersten kathol. Geistlichen der Reichshauptstadt hinterlassen" - so ist das ein Beweis, mit welcher Klugheit und Ruhe der Verewigte dabei zu Werk gegagen ist.
Prälat Jahnel wurde am 1. Nov. 1834 in dem Dorfe Bischofswalde des Neisser Kreises in bäuerlichen Verhältnissen geboren, absolvierte das Gymnasium und die Universität und besuchte, zum Priester geweiht, aus Liebe zu den Wissenschaften noch einmal die Universität zu Berlin, um seine philosophische Ausbildung zu vervollkommnen. Nachdem er promoviert hatte, übernahm er an dem Gymnasium zu Glatz eine Stelle als Lehrer der Prosan-Wissenschaften. Aber von der praktischen Seelsorge angezogen, vertauschte er schon bald das Lehrfach mit dem Pfarramt, das er zunächst in Schmottseifen, dann in Breslau bei St. Mauritius verwaltete, von wo er dann nach Berlin berufen wurde.
Hier beschloß er nach längerem Leiden sein Leben, nicht ohne sich in den Herzen der dortigen Katholiken sowie in zahlreichen Schöpfungen auf dem Gebiete des Vereins- und Kirchenbauwesens ein bleibendes Denkmal errichtet zu haben.
Prälat Dr. Jos. Relbert, Prof. an der theologischen Lehranstalt zu Paderborn, Schriftsteller von volkstümlicher Ader, Redakteur des Sonntagsblattes Leo und eifriger Förderer der zum Priesterstand Berufenen. Geb. am 19. Mai 1837 zu Winterberg in Westfalen; † in Paderborn am 13. Juli.
Dr. Wilhelm Th. Preyer, Hofrat und Prof. der Physiologie in Jena (von 1869 - 1888), später Universitätslehrer in Berlin; Verfasser mehrerer sich an die gebildete Laienwelt wendenden Schriften über Hypnotismus und eines Buches über "Die Seele des Kindes" (4. Aufl. 1895); geb. zu Most Side bei Manchester am 4. Juli 1841; † zu Wiesbaden am 15. Juli.
Dr. Max Jos. Oertel, Professor der Kehlkopfheilkunde an der Universität München, Erfinder der Oertel-Kur bei Störungen des Blutkreislaufs infolge von Herzschwäche, Entdecker des Diphteritisbazillus und eine der ersten Autoritäten bei Erkrankungen des Herzens durch Fettansatz; geb. zu Dillingen am 20. März 1835; † in München am 17. Juli.
Alfred Ritter von Arneth, hochverdienter österreichischer Historiker, Sohn des Archäologen und Kunsthistorikers Joseph Calasanza Ritter von Arneth und der Antonie Adamberger (der einstigen Braut Theodor Körners), seit 1868 Direktor des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, seit 1881 Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Mitglied des Herrenhauses des Reichsrats, Wirkl. Geh. Rath, Verfasser des ersten quellenmäßigen Werkes über den Prinzen Eugen von Savoyen und einer zehnbändigen Geschichte maria Theresias, Herausgeber einer stattlichen Reihe von Quellenpublikationen aus der Zeit Maria Theresias, Josephs II., und Leopolds II., am 10. Juli 1819 zu Wien geboren; † in Wien am 30. Juli.
Frau Marie Seebach, eine der bedeutendsten deutschen Tragödinnen der Gegenwart, in ihrer Jugend gefeiert in Rollen, wie Klärchen, Gretchen, Julia, Ophelia, Luise Millerin, später als Maria Stuart, Lady Macbeth, Kriemhild u.s.w., in früheren Jahren Mitglied des Wiener Burgtheaters, dann des Hoftheaters in Hannover, später meist in Gastspielen künstlerisch thätig, 1887 in den Verband des königl. Schauspielhauses in Berlin eingetreten, 1859 mit dem Heldentenor Albert Niemann vermählt, 1868 von diesem geschieden, durch die Begründung der Marie-Seebach-Stiftung in Weimar um ihre Standesgenossen verdient, geb. am 24. Febr. 1834 zu Riga, † 3. August in St. Moritz.
Don Antonio Canovas des Castillo, einflußreicher, konservativer spanischer Staatsmann, zuletzt Ministerpräsident, welche leitende Stellung er wiederholt bekleidete, Ende 1874 die Seele der Restaurationsbewegung, durch die Alfons XII. auf den Thron berufen wurde, um dessen Konsolidierung er sich große Verdienste erwarb, bedeutender Dichter und historischer Schriftsteller, Mitglied der spanischen Akademie, am 8. Februar 1826 zu Malaga geboren, † in Santa Agueda am 8. August als Opfereines anarchistischen Attentats.
Jakob Burckhardt. Der ausgezeichnete Kunst- und Kulturhistoriker Jakob Burckhardt, der in Basel am 8. August einem Herzleiden erlegen ist, war am 25. Mai 1818 in Basel geboren, wo er auch Geschichte und Theologie studierte. In den Jahren 1839 bis 1843 setzte er in Berlin seine Studien fort und wurde dann zum Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der Universität zu Basel ernannt, wo er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tode wirkte.
Die kunstkritischen Arbeiten Burckhardts zeichnen sich durch scharfes Urteil, klare Darstellung und gründliche Kenntnis der Litteratur und ihrer Quellen aus. Die wichtigsten Schriften sind: "Der Cicerone, Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens" (1855. 5. Auflage 1884 von Wilh. Bode); "Die Zeit Konstantins des Großen" 1853; "Die Kultur der Renaissance in Italien" (1860. 4. Auflage 1885 von Geiger); Geschichte der Renaissance in Italien (1890-91).
Prof. Dr. Jakob Bächthold. Der am 8. August in Zürich verstorbene Schweizer Philologe und Litteraturhistoriker Jakob Bächthold, der besonders durch die Herausgabe der nachgelassenen Schriften Gottfried Kellers bekannt geworden, war am 27. Januar 1848 zu Schleitheim im Kanton Schaffhausen geboren.
Er studierte in Heidelberg, München und Tübingen, besuchte Paris und London und wurde 1872 Gymnasiallehrer in Solothurn, 1878 in Zürich, wo er sich 1880 an der Universität habilitierte. Seit 1888 hatte er die ordentliche Professur für deutsche Litteraturgeschichte an dieser Hochschule inne. Unter Bächtholds selbständigen litterarischen Werken ist seine i. J. 1888 begonnene Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz zu nennen. Der Herausgabe des keller-Nachlasses (1892) ließ er in den letzten Jahren noch eine Biographie Gottfried Kellers folgen. Von den übrigen zahlreichen Publikationen verdienen noch Erwähnung die Veröffentlichung der Briefe Mörikes und seine Beiträge zur Goethe-Litteratur.
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