Vagabundus gallus

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  • EmmaD
    Benutzer
    • 25.06.2022
    • 14

    [gelöst] Vagabundus gallus

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1762
    Region, aus der der Begriff stammt: Sauerland (NRW)



    Schönen guten Morgen zusammen,


    im Kirchenbuch Kallenhardt bin ich über den Begriff "vagabundus gallus" gestolpert. Ich hätte das nun frei als Gaukler übersetzt.


    Weiß jemand vielleicht mehr zu dem Begriff?


    Viele Grüße
    Emma
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  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 19748

    #2

    Hier gibt es eine Deutung zu diesem Begriff bei einem frz. "Zigeuner" in dem mit "Heinrich Küntgen" beginnenden Absatz.
    Der Name Schincke hört sich aber eher nord- oder ostdeutsch an
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

    Kommentar

    • EmmaD
      Benutzer
      • 25.06.2022
      • 14

      #3
      vielen Dank für deine Info!
      Weitere Infos gibt es zu Jakob Schicke nicht. Ich würde mal vermuten, dass er auf der Durchreise dort gestorben ist.



      Schönen Tag allerseits

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      • sternap
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2011
        • 4072

        #4
        Zitat von EmmaD Beitrag anzeigen
        [fragebogen]

        im Kirchenbuch Kallenhardt bin ich über den Begriff "vagabundus gallus" gestolpert. Ich hätte das nun frei als Gaukler übersetzt.

        besonders nach kriegen gab es mitunter das frühere gebiet nicht mehr, wenn aus dem oder einem anderen grund jemand nicht zu den neuen herren zurückkehren wollte oder ein untertan nicht in seine alte heimat bzw. ein handwerksmeister den lohn vorenthalten hatte, dann blieb er eben landstreicher und unterhielt wie ein gockel=gallus die leute mit irgendeiner kunst.


        beim kapitel deutschland...
        Zuletzt geändert von sternap; 06.08.2022, 08:23.
        freundliche grüße
        sternap
        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




        Kommentar

        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #5
          Hallo zusammen,
          gallus könnte auch einfach "Gallier" bedeuten, also Franzose. vagabundus bedeutet oft "nichteinheimisch".
          Viele Grüße
          Peter

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          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #6
            Hallo, hier ist die Erklärung:
            Demnach so wie Peter sagt: Gallus = aus Frankreich
            vagabundus = Zigeuner (Sinti)

            Heinrich Küntgen war demnach der letzte „villicus Hambachensis". Als Kuriosum seien noch folgende Eintragungen mitgeteilt: „Am 6. 1. 1763 wurde mit Genehmigung des Pfarrers von Ringen in Holzweiler getauft: Mathias Moreng i,Morin), der auf Landgut Hambach geboren war. Eltern: Josef Moreng und Katharina Rysers, "vagabundi ex provincia Gallicana" (d. i. Zigeuner aus der Provence in Frankreich). Am 30. 4. 1779 ist dieser „vagabundus Gallus" Josef Moreng gestorben. Er hatte auf Hof Hambach als Knecht gedient.



            Sein Name lautet also Moreng, und nicht Schincke
            Zitat von Horst von Linie 1 Beitrag anzeigen
            https://relaunch.kreis-ahrweiler.de/.../hjb1955.7.htm
            Hier gibt es eine Deutung zu diesem Begriff bei einem frz. "Zigeuner" in dem mit "Heinrich Küntgen" beginnenden Absatz.
            Der Name Schincke hört sich aber eher nord- oder ostdeutsch an
            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 06.08.2022, 12:34.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Korrektur: die ethnische Zuordnung Sinti ist nur eine Mutmaßung von mir gewesen, und möchte ich zurückziehen

              Zitat Krünitz:
              Vagabund, Vagant, Vagabundus, ein Landstreicher. Es kommt von dem Lateinischen vagare, umhertreiben, umherziehen; man hat davon auch im gemeinen Leben das Zeitwort vagieren, welches sowohl unstät herumlaufen, herumschweifen, bedeutet, als auch mit etwas unbehutsam hin und her fahren; daher sagt man auch: Jemandem mit der Hand vor dem Gesichte herumvagieren, so wie man auch sagt: auf den Straßen, im Lande herumvagieren. -- In der Rechtswissenschaft versteht man darunter eine Person, welche nirgends einen festen Wohnsitz hat, sondern sich bald hier, bald dorthin begiebt, immer auf der Landstraße liegt, und seine Herberge in niederen Wirthshäusern oder Schenken, bei den Landleuten auf Heuböden und in Holzställen sucht. Dieses ist die eigentliche Bezeichnung eines Vagabunden, wie man das Wort rechtlich versteht; damit ist aber nichts Ehrenrühriges verbunden; denn die herumziehende Lebensart ist nicht immer Folge eines liederlichen Lebenswandels, sondern rührt oft von herumziehenden Eltern her, wo es zur Gewohnheit bei den Kindern geworden ist, sich unter freiem Himmel umherzutreiben; dann auch durch die Art des Erwerbes, wenn Individuen ihr Brod durch das Helfen der Landleute beim Feldbau und andere Beschäftigungen suchen, und also, um diesen nachzukommen, bald hier, bald dorthin als Tagelöhner ziehen, im Sommer auf den Feldern und in Gehölzen, und im Winter auf Heuböden schlafen. Wenn daher mit diesem Herumziehen weiter nichts verbunden ist, als sich auf eine ehrliche Weise zu ernähren, so hat es, wie schon bemerkt, nichts Ehrenrühriges an sich. Da aber mit dem Begriffe eines Vagabunden oder Landstreichers oft eine verächtliche Lebensart verbunden ist, er auf Zigeuner, Glücksritter, Gaukler, Marktschreier, Taschenspieler, Bären= und Affenführer etc. angewendet wird, so pflegt man oft den Ausdruck Vagabund dem von Gauner gleichzustellen, weil viele der genannten Individuen sich bei ihrem fahrenden Gewerbe auch Gaunereyen zu Schulden kommen lassen; sie auch Jahrmärkte und Messen beziehen, und hierauf ein anrüchiges Nebengewerbe betreiben. In diesem Sinne nun nimmt man gewöhnlich das Wort Vagabund oder Landstreicher, und leitet es hauptsächlich, was die Lebensart betrifft, von den Zigeunern her, welche zuerst zu Anfange des funfzehnten Jahrhunderts Deutschland betraten, und sich dann weiter nach Westen, nach der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien etc., ausbreiteten. Da nun dieses Volk auch ein Nomadenleben in Europa fortführte, und sich in abgelegenen Gegenden unter freiem Himmel in Zelten und Hütten aufhielt, so gesellten sich in der Folge auch andere Herumtreiber, die zu keiner dauernden Beschäftigung Lust hatten, zu ihnen, oder erwählten ihre Lebensart, als der Faullenzerey günstig ...
              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 06.08.2022, 12:48.
              Viele Grüße

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              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2011
                • 4072

                #8
                Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                Hallo, hier ist die Erklärung:
                Demnach so wie Peter sagt: Gallus = aus Frankreich
                vagabundus = Zigeuner (Sinti)

                die zuordnung zu sinti und roma geht von einer relativ jungen herkunft von indien aus, keine 700 jahre.


                sogenannte ursprünglich schwäbische und linksrheinische jenische oder tiroler karrner, demnach vagabundierende herumstreifende, kamen zu einem großen teil aus normalen mittel- und westeuropäischen haushalten.
                weichende erben, verdrossene bürger, ehemalige soldaten verkaufter herrschaftsgebiete, söldner und zum tross gehörende,auf der landstraße gestrandete, handwerker und verarmte betteljuden wurde dazugezählt.

                da die jenische sprache - nachträglich wurde den so sprechenden eine identität als volk reklamiert- elemente der jaunersprache, des gaunerischen enthielt, und in deutschsprachigen ländern sich dazu ein gemisch aus französischen und italienischen wörtern sehr gut eignete, verkannte man sie als franzosen oder italiener bzw. nachkommen der alten galliuier.


                seit romagruppen die heilige sarah als ihre schutzheilige feiern und auf der alljährlichen reise nach Saintes-Maries-de-la-Mer linksrheinische und jenische orte für ihren weg und zwischenaufenthalt wählen, verstehen sich noch nicht als volksgruppe anerkannte jenische zunehmend als teil der anerkannten roma bzw. sinti.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6447

                  #9
                  Schincke ist ja nun tatsächlich kein französischer Name, auch kein Elsässer. Aber mW auch kein Sauerländer. Auch als Sinti- oder Roma-Namen finde ich ihn nicht. Entweder stimmt sternaps Erklärung, oder die Familie hatte vielleicht vorher in Frankreich gewohnt oder dies behauptet.
                  Viele Grüße
                  Peter
                  Zuletzt geändert von Xylander; 06.08.2022, 16:49.

                  Kommentar

                  • sternap
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.04.2011
                    • 4072

                    #10
                    wie vermutet, kommt der name schinke im krummen elsaß vor.
                    somit könnte der gaukler ein lothringer österreicher oder ein vorderösterreicher sein.
                    denn der kleine teil lothringens weigerte sich, zum katholischen glauben zu wechseln und wollte deshalb dem elsaß zugeschlagen werden.


                    Internetseite zu Ahnenforschung/Genealogie von Johann Heinrich Barth (Barth, Gen-Roms.de) aus Oberhausen. Autor/Herausgeber Genealogisch-Etymologischen Lexikon.



                    Zuletzt geändert von sternap; 06.08.2022, 17:36.
                    freundliche grüße
                    sternap
                    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                    • Xylander
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.10.2009
                      • 6447

                      #11
                      ah, sternap, also doch. Auch 2 Namensträger 1891-1915 im Dep. Haut Rhin.
                      Tout savoir sur son patronyme: faire ma généalogie, découvrir l’origine de mon nom de famille, son blason, l’état-civil de mes parents, la popularité du nom de famille


                      Aber irgendwie reicht mir das nicht. Die NVK 1890 zeigt einen mitteldeutschen schwerpunkt mit ausstrahlung in den Westen:


                      Und das OFB Kallenhardt hat einen Jacobus Schincke, der um 1762 mit einer Anna Maria Trapje verheiratet war, was wiederum nach den Niederlanden oder Flandern klingt:


                      Das Paar hatte einen Sohn Clemens Josephus, bei dessen Taufe am 19.03.1763 in Kallenhardt es folgende Paten gab: Clemens Augustus Maria de WEICHS * am 10.09.1742 in Kallenhardt-Körtlinghausen. † am 21.11.1781 in Kallenhardt. (2380); Joes Georgius FROHNE ~ am 28.03.1725 in Kallenhardt. (0607).


                      Der Clemens August gehört wohl zu dieser Familie:


                      und auch der Frohne klingt einheimisch.

                      Viele Grüße
                      Peter
                      Zuletzt geändert von Xylander; 06.08.2022, 18:13.

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                      • sternap
                        Erfahrener Benutzer
                        • 25.04.2011
                        • 4072

                        #12
                        wenn gallus einen gallier, einen franzosen bezeichnen soll, sind linksrheinische namensvorkommen interessant.


                        gockelnde gaukler können von überall gekommen sein.
                        freundliche grüße
                        sternap
                        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                        • Xylander
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.10.2009
                          • 6447

                          #13
                          Hier die Taufe am 19.3.1763, als Patin wird noch Johanna Westrem genannt, sie gehört wohl zu den von Westrem, der Clemens de Weichs ist ein gratiosus Dominus, und den "Frohne" lese ich als Fihne. Die von Weichs waren Nachfolger der von Westrem auf dem benachbarten Schloss Körtlinghausen.

                          Jedenfalls, nach Gauklern sieht das irgendwie nicht aus. Ich plädiere noch einmal dafür, vagabundus hier in einer allgemeineren Bedeutung als nicht fest Ansässiger, Zugezogener, Durchreisender zu verstehen. Wir hatten das Thema schon einmal, ich finde es grad nicht.
                          Viele Grüße
                          Peter
                          Zuletzt geändert von Xylander; 06.08.2022, 20:11.

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                          • sternap
                            Erfahrener Benutzer
                            • 25.04.2011
                            • 4072

                            #14
                            von sinti und roma kann man sich wohl verabschieden.



                            es gibt paten und testo, mglw. ein ehrenpate, der durch eine wirklich anwesende person vertreten wurde.



                            mit der belgisch klingenden patin könnte der gallier aus belgien gekommen sein. der name der mama deutet heute nach niederlande.
                            holland und französisch holland.


                            schinke, reisender aus gallien.
                            freundliche grüße
                            sternap
                            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                            • sternap
                              Erfahrener Benutzer
                              • 25.04.2011
                              • 4072

                              #15
                              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                              Jedenfalls, nach Gauklern sieht das irgendwie nicht aus. Ich plädiere noch einmal dafür, vagabundus hier in einer allgemeineren Bedeutung als nicht fest Ansässiger, Zugezogener, Durchreisender zu verstehen. Wir hatten das Thema schon einmal, ich finde es grad nicht.
                              Viele Grüße
                              Peter

                              deutlicher wird das, wenn man das österreichische wort für jenische oder auch vagabunden nimmt, karrner, die einen karren hatten und reisten.
                              freundliche grüße
                              sternap
                              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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