Wir verändern Geschichte !

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    Wir verändern Geschichte !

    Hallo,
    was ich mit meiner Überschrift meine: in einem Familienregister des 20. Jht. fand ich folgende Berufsangabe einer Person des 17. Jht.:
    "Seiler u. Kastenknecht bei der Stiftsverwaltung"

    Nun hatte ich mich gefragt, wozu eine Stiftsverwaltung einen Seiler benötigt. Manche würden sich nichts bei denken, und sich damit abfinden. Wenn man aber weiter forscht kommt man zu einem anderen Ergebnis, im Kirchenbuch lautet der Originaleintrag nämlich:
    "Seiler, und bey der Stiftsverwaltung Kastenknecht"
    Daraus geht wunderschön hervor, mit Komma betont, dass er bei der Stiftsverwaltung nur Kastenknecht war.

    Es ist also wichtig bei der Übernahme der Kirchenbucheinträge darauf zu achten, dass man bei Umformulierungen etwaige Sinnveränderungen im Auge behält. Am besten das Originalzitat mit in den Stammbaum übernehmen.
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 03.07.2019, 16:48.
    Viele Grüße
  • AKocur
    Erfahrener Benutzer
    • 28.05.2017
    • 1371

    #2
    Hallo,

    das erinnert mich an "Kommas retten Leben", z.B. "Wir essen jetzt(,) Opa"

    Aber auch ohne Komma wäre für mich in dem von dir genannten Eintrag ersichtlich, dass er bei der Stiftsverwaltung nur als Kastenknecht war und nicht als auch Seiler. Da hat die Umstellung der Satzteile größere Unklarheit reingebracht.

    Ich bin bei Personen mit mehr als einer Berufs/Standesbezeichnung mittlerweile dazu übergegangen, dazu zu notieren, wann die jeweilige Bezeichnung auftaucht. Das sieht dann im der Übersicht z.B. so aus:
    Zimmermann (1859, 1861, 1870), Ackerer (1863), Ackersmann (1865), Kötter (1867, 1878) in [Name der Bauernschaft]
    Dadurch kann ich es hier relativ knapp, aber trotzdem übersichtlich halten und solche Fehlinterpretationen wie in deinem Beispiel (wahrscheinlich) vermeiden. Problematisch wäre es nur, wenn, wie im Beispiel eine doppelte Berufsbezeichnung auftaucht und der KB Eintrag der Einzige mit diesen Bezeichnungen wäre. Er also nicht z.B. an anderer Stelle noch mal als Seiler benannt wird. In so einem Fall würde ich wohl die Originalformulierung des KB Eintrags verwenden.

    LG,
    Antje

    Kommentar

    • OlliL
      Erfahrener Benutzer
      • 11.02.2017
      • 4596

      #3
      moin,

      ich erfasse einfach mehrere Berufe... So viele verschiedene wie ich finde... Zuschneider, Schneider, Schneidermeister ergeben bei mir drei Berufe somit drei getrennte Einträge.

      Vg OlliL
      Mein Ortsfamilienbuch Güstow, Kr. Randow: https://ofb.genealogy.net/guestow/
      Website zum Familienname Vollus: http://www.familie-vollus.de/

      Kommentar

      • OliverS
        Erfahrener Benutzer
        • 27.07.2014
        • 2938

        #4
        "Wir verändern Geschichte"


        Sehr schön ausgedrückt. Ich habe auch einen Fall gerade.
        Bin über alle Dinge hinweg schwer enttäuscht aber was will man machen, wenn Personen meinen Sie sind schließlich schon seit 30 Jahren am Forschen, wissen was sie tun und helfen ja schließlich anderen Personen.


        Ein, nennen wir ihn mal "Herr" aus den USA - geboren in Heiligenbeil "Im gelobten Land" (Zitat von seiner Mail) - hat einen Stammbaum der bei mir passen könnte.
        Ihn darauf angesprochen überschüttet er mich mit Unterlagen, Stammbaum, Hilfe die er mir anbieten würde weil er ja... achso das hatte ich schon gesagt er forscht für andere.


        Nachdem ich mir seinen Baum angesehn hatte, stellte ich fest, das die 2. älteste Person auf dem er aufgebaut hat nicht sein kann. Diese Person die er hat, habe ich auch aber als Kleinkind verstorben. Nun für ihn war das egal er hat das schließlich nicht gesehen aber irgendwann 20 Jahre nach Geburt hieß doch auch einer so das wird er schon sein......


        ....drei Wochen ruhe.... dann schrieb ich ihn nochmal an was jetzt wäre, ob er mir glaubt und habe nochmal das KB dabei gefügt UND ihm gezeigt wo "seine" Person geboren wurde



        .....drei Wochen ruhe.... aber er arbeitet am Stammbaum konnte ich sehen.
        Plötzlich kommt er mit einer Nachricht, so nach dem Motto, naja dann war das nicht
        so aber er hat "meinen" gefunden, drei Kirchspiele entfernt wurde noch einer geboren der so hieß. Und er baut darauf nun auf und bastelt mir einen Stammbaum.


        Ok ich habe aber bis heute keine Übereinstimmung und so ist mal wieder mindestens ein falscher Baum im Netz (Ancestry) der nicht verifiziert ist und nicht passen kann aus meiner Sicht.


        WIR ÄNDERN FAMILIEN
        Dauersuchen:

        1) Frau ?? verwitwerte WIECHERT, zwischen 1845 und 1852 neu verheiratete SPRINGER, wohnhaft 1852 in Leysuhnen/Leisuhn
        2) GESELLE, geboren ca 1802, Schäfer in/aus Kiewitz bei Schwerin a.d. Warthe und seine Frau Henkel
        3) WIECHERT, geboren in Alikendorf (Großalsleben) später in Schönebeck

        Kommentar

        • Mr. Black
          Erfahrener Benutzer
          • 12.08.2009
          • 760

          #5
          Zitat von OliverS Beitrag anzeigen
          " Bin über alle Dinge hinweg schwer enttäuscht
          Nach dem x-ten Mal verringert sich die Enttäuschung etwas. In Ancestry wimmelt es von falschen SB, besonders auf die Forscherfreunde aus USA und Australien bezogen. Ich wollte in diesem Kontext eigentlich niemand mehr anschreiben (eh sinnlos) und auf solche Fehler hinweisen, habe es vor kurzem dennoch getan und siehe da - keine Antwort.

          Es ist auch unschön, wenn man korrekte SB weiter gibt, die dann falsch übernommen werden, so im Netz landen und diese unnötigen Fehler fleißig übernommen werden. So ist das Leben.

          Alles Gute

          Marcus
          Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
          http://ahnensuche.wordpress.com/

          Kommentar

          • Bergkellner
            Erfahrener Benutzer
            • 15.09.2017
            • 2351

            #6
            Die "Bastelfreunde" finden sich nicht nur Übersee - wir hatten letztens einen Fall bei ancestry, der Andreas' Oma entgegen aller Wirklichkeit nach Berlin verfrachtet und ihr dort zu einer Pension verholfen hatte. Andreas hat ihm eine Mail geschickt, dass das nicht den Tatsachen entsprach. - Wenigstens hat derjenige das in seinem Baum geändert.

            Ich habe es bis auf wenige Ausnahmen aufgegeben, den Leuten zu schreiben. Sie bestehen entweder auf ihre Sichtweise oder man bekommt gar keine Reaktion.
            Letzte Woche konnte ich es mir doch nicht verkneifen, jemandem anzuschreiben, mit dem ich einen Großteil der Steinbacher Vorfahren teile(wohlgemerkt Steinbach im Erzgebirge). Er hatte sie alle in den Taunus verpflanzt, wo es offensichtlich auch ein Steinbach gibt. 0 Reaktion bisher.

            Manchmal birgt die Geschichtsveränderung allerdings unfreiwillige Komik. Zum Bespiel, wenn eine(r) im Traueintrag beim Beruf des Vaters "Schuhmacher und Gaukler" liest statt "Schuhmacher und Häußler"und es dann mindestens 20 Leute abschreiben... Der arme Kerl, zum Glück ist er schon lange tot und bekommt nicht mehr mit, was aus ihm gemacht wurde.


            Lg, Claudia von den bergkellners
            Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


            Kommentar

            • Silke Schieske
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 4398

              #7
              Davon hab ich auch schon so manche Stammbäume bei Ancestry gesehen. Am beeindruckendsten fand ich ja vor paar Jahren die Tatsache, das sich jemend das Bild meiner Ururgroßeltern in seinen Stammbaum herunterlud und der Meinung war wir wären verwandt.
              Auch hier war der Grund eine Ortsverwechslung. Beide kamen aus dem Ort Schönberg nur die meinigen aus Schönberg im Kreis Stendal in Sachen Anhalt und die seinigen aus Schönberg in Brandenburg.
              Auf eine Antwort von dem jenigen warte ich noch heute. Danach habe ich meinen Stammbaum bei Ancestry auf Privat umgestellt. Wer eine Frage hat, muss mich seit dem anschreiben und um Erlaubnis fragen.


              LG Silke
              Wir haben alle was gemeinsam.
              Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

              Kommentar

              • Hracholusky
                Moderator
                • 17.03.2016
                • 896

                #8
                Zitat von Bergkellner Beitrag anzeigen
                Manchmal birgt die Geschichtsveränderung allerdings unfreiwillige Komik. Zum Bespiel, wenn eine(r) im Traueintrag beim Beruf des Vaters "Schuhmacher und Gaukler" liest statt "Schuhmacher und Häußler"und es dann mindestens 20 Leute abschreiben... Der arme Kerl, zum Glück ist er schon lange tot und bekommt nicht mehr mit, was aus ihm gemacht wurde.

                So etwas ist mir gestern hier bei der Lesehilfe passiert. Ich habe erst gelesen: "pastýř hostince u zlaty hvezdy", was "Hirte vom Gasthof 'Zum goldenen Stern' bedeuten würde.

                Nachdem ich gegrübelt habe wozu ein Gasthof einen Hirten braucht, habe ich nochmal hingesehen und kam dann auf "pachtýř" was "Pächter" bedeutet und wohl eher passt.


                Beste Grüsse
                Mit besten Grüssen
                Gerd

                Kommentar

                • AKocur
                  Erfahrener Benutzer
                  • 28.05.2017
                  • 1371

                  #9
                  Zitat von Bergkellner Beitrag anzeigen
                  Ich habe es bis auf wenige Ausnahmen aufgegeben, den Leuten zu schreiben.
                  Bei Ancestry gibt es die schöne Funktion des Kommentars, die ich in solchen Fällen nutze. Da schreibe ich dann rein, was nicht stimmt und weswegen ich mir dessen sicher bin (Verweis auf Quellen, etc.). Was der Einsteller des Stammbaums dann damit macht (direkt löschen kann er den Kommentar ja nicht) ist dann seine Sache und mir relativ egal. Diejenigen, die an der Realität interessiert sind, haben dann ja die Möglichkeit meinen Angaben im Kommentar nachzugehen und das reicht mir

                  LG,
                  Antje

                  Kommentar

                  • Anna Sara Weingart
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2012
                    • 15113

                    #10
                    Letztens bin ich fast vom Hocker gefallen. Da hat ein ausländischer "Genealoge" seinen deutschen Ahnen allen neue (in seine Sprache übersetzte) Namen verpasst, aber komplett allen.

                    Da wurde aus dem um 1650 in Bayern geborenen und auch dort gestorbenen Wilhelm Hintereggger ein "Guillaume Hintereggger", der ist ganz sicher im Leben noch nie in Fronkreisch gewesen. Und so geht es bei ihm mit allen Namen. Das nenn ich mal Vergewaltigung der eigenen Ahnen.
                    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 14.07.2019, 18:50.
                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4823

                      #11
                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      Letztens bin ich fast vom Hocker gefallen. Da hat ein ausländischer "Genealoge" seinen deutschen Ahnen allen neue (in seine Sprache übersetzte) Namen verpasst, aber komplett allen.

                      Da wurde aus dem um 1650 in Bayern geborenen und auch dort gestorbenen Wilhelm Hintereggger ein "Guillaume Hintereggger", der ist ganz sicher im Leben noch nie in Fronkreisch gewesen. Und so geht es bei ihm mit allen Namen. Das nenn ich mal Vergewaltigung der eigenen Ahnen.
                      Das find ich jetzt nicht übermäßig tragisch. Um die Zeit wird der Hinteregger als "Guilhelmus" im KB gestanden haben. Wenn ich da einen Wilhelm draus mache und ein Franzose einen Guillaume ist das im Prinzip beides eine Übersetzung mit der man leben kann.

                      Solange er Hinteregger nicht übersetzt...
                      Gruß
                      gki

                      Kommentar

                      • Anna Sara Weingart
                        Erfahrener Benutzer
                        • 23.10.2012
                        • 15113

                        #12
                        Ich möchte etwas anderes thematisieren: die g-y-Falle.

                        Aktueller Fall: habe gerade die Angaben eines anderen Genealogen überprüft, der da schrieb, Margaretha sei die Tochter eines Hans Mayer aus Stuttgart.
                        Ancestry aufgerufen - Ehebuch geguckt - o.k. scheint zu stimmen. Suche nach ihrer Taufe, in Stuttgart müsste doch eine Margaretha Mayer zu finden sein - nein, nicht da. ... Zum Glück!

                        Beim näheren Betrachten des Eheintrags sehe ich wie sie wirklich heißt. Na, kommt ihr drauf?
                        Angehängte Dateien
                        Viele Grüße

                        Kommentar

                        • OlliL
                          Erfahrener Benutzer
                          • 11.02.2017
                          • 4596

                          #13
                          Räbuer Hotzenplotz vielleicht?


                          Ist das eigentlich ein Suhlen in der Unfähigkeit anderer?
                          Mein Ortsfamilienbuch Güstow, Kr. Randow: https://ofb.genealogy.net/guestow/
                          Website zum Familienname Vollus: http://www.familie-vollus.de/

                          Kommentar

                          • Anna Sara Weingart
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2012
                            • 15113

                            #14
                            Nein, das nennt man Pädagogik.
                            Viele Grüße

                            Kommentar

                            • AKocur
                              Erfahrener Benutzer
                              • 28.05.2017
                              • 1371

                              #15
                              Hallo,

                              ich finde das ein sehr gutes Beispiel für die y/g-Falle, vor allem, weil es uns das y im Kontext ja durchaus gibt. Der Bräutigam ist ja ein Herr Meyer. Sowohl bei ihm, als auch bei seinem Vater, ist schön erkennbar, dass der Schreiber seine y mit Pünktchen darüber kennzeichnet und damit eine Verwechslungsgefahr zwischen y und g verhindert.

                              Dennoch gebe ich zu, dass ich den FN der Braut auch wohl zuerst als Mayer gelesen hätte. Das haben Fallen ja so an sich, dass man auf sie reinfällt

                              Ich stolpere in dem KB, dass ich gerade bearbeite, z.B. immer über das Sp..., dass ich trotz besserem Wissen doch immer wieder anfänglich als St... lesen will. Beispiel siehe Anhang.

                              LG,
                              Antje
                              Angehängte Dateien

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X