Namensgebung mit Verdacht auf Blasphemie ?

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  • mandlsucher
    Benutzer
    • 13.05.2022
    • 43

    Namensgebung mit Verdacht auf Blasphemie ?

    Familienname: Wimmer
    Zeit/Jahr der Nennung: 1770
    Ort/Region der Nennung: Flossing / Bayern


    Liebe Forschergemeinde,

    In einem Flossinger Geburts-/Taufeintrag steht als Name für den Neugeborenen „Antonius de Padua“.

    Das dürfte ja schon an Blasphemie grenzen. Gibt es eine Erklärung für diese Namensgebung oder sind ähnliche Fälle bekannt?

    Für Hinweise bedanke ich mich recht herzlich
  • nav
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 715

    #2
    Soweit ich weiß ist das durchaus üblich in der Ecke (Bayern/Österreich/Tschechien), dass dort vollständige Heiligennamen vergeben wurden. Franz de Paula ist mir z. B. mehrmals schon begegnet. Im späteren Leben wurde dann aber oft wohl nur der normale Vorname (Franz) verwendet.

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    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 25.04.2011
      • 4072

      #3
      Zitat von mandlsucher Beitrag anzeigen
      In einem Flossinger Geburts-/Taufeintrag steht als Name für den Neugeborenen „Antonius de Padua“.

      möchtest du die religion des täuflings nennen?
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




      Kommentar

      • Andre_J
        Erfahrener Benutzer
        • 20.06.2019
        • 1910

        #4
        Ist vielleicht wichtig, wenn es um den Namenstag des Täuflings geht.
        Es gibt ja schließlich noch den Antonius Abbas (bzw Eremit).

        Ebenso bei Johannes den Täufer, den Evangelist oder Nepomuk.
        Gruß,
        Andre

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        • Hracholusky
          Moderator
          • 17.03.2016
          • 911

          #5
          Das war in kath. Gebieten normal um anzuzeigen nach welchem hl. Antonius das Kind benannt wurde. Antonius von Padua mag der bekannteste sein aber nicht der einzige.
          Mit besten Grüssen
          Gerd

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          • mandlsucher
            Benutzer
            • 13.05.2022
            • 43

            #6
            Ich vergaß die Angabe der Religion des Täuflings: er war katholisch

            Kommentar

            • Hracholusky
              Moderator
              • 17.03.2016
              • 911

              #7
              Zitat von Andre_J Beitrag anzeigen
              Ist vielleicht wichtig, wenn es um den Namenstag des Täuflings geht.
              Das ist ein wichtiger Punkt daran. In Böhmen, heute in Tschechien, ist der Namenstag weitaus wichtiger als der Geburtstag.
              Mit besten Grüssen
              Gerd

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              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2011
                • 4072

                #8
                man feierte die geburt nicht, wie auch, war das kind doch von erbsünde befallen und von dunklen mächten umgeben.
                erst die taufe befreite es davon so weit, dass man sich im kontakt mit ihm keinen schaden zuzog.


                gefeiert wurde daher der namenstag.
                das gab für die kirche eine chance, daran zu verdienen.
                hier sind die möglichen heiligen antons.



                der dem geburtstag folgende sollte als namensgeber gefeiert werden.
                hoffentlich hatte die pfarre einen seitenaltar von ihm, denn dann würde man dort heilige lichter zünden und heiligenbildchen kaufen - einnahmen für die kirche.
                so manches mal versuchte der pfarrer, den eltern einen anderen namen einzureden, damit das geschäft im haus blieb.


                mit der regel, den dem geburtstag folgenden heiligen haben zu sollen, wurden die einnahmen breiter verteilt.
                so bekamen wallfahrtsorte und krankenhauskapellen auch was vom reichtum ab.
                franz von sales stand in bildungseinrichtungen als statue rum, andere franzl trösteten in krankenhäusern die leute, franz von assisi wurde überall geschätzt, aber seine verehrung sollte assisi reich machen etc..
                so waren auch die unterschiedlichen antons spezialisten, aber ihre biographien weit nicht so publikumswirksam wie die franzeln.
                Zuletzt geändert von sternap; 11.10.2022, 19:08.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                • franz ferdinand
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.01.2013
                  • 345

                  #9
                  @mandlsucher
                  Was soll daran blasphemisch sein, nach einem Namenspatron zu taufen? Wie hier schon richtig geantwortet wurde, ist das in katholischen Gebieten völlig üblich. In Österreich habe ich das in meiner Forschung dutzendfach.

                  @sternap
                  Ohne katholische Kirche würden wir Ahnenforscher ganz schön arm dastehen. Vielleicht sollte man das bei der Formulierung der Postings bedenken.
                  Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR

                  Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben

                  Kommentar

                  • sternap
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.04.2011
                    • 4072

                    #10
                    Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
                    @mandlsucher
                    Was soll daran blasphemisch sein, nach einem Namenspatron zu taufen?
                    evangelische oder christen aus anderen gegenden haben diese praxis nicht, speziell die heiligenverehrung ist ihnen sinngemäß blasphemisch.
                    freundliche grüße
                    sternap
                    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                    Kommentar

                    • fps
                      Erfahrener Benutzer
                      • 07.01.2010
                      • 2161

                      #11
                      Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
                      Ohne katholische Kirche würden wir Ahnenforscher ganz schön arm dastehen. Vielleicht sollte man das bei der Formulierung der Postings bedenken.
                      Hm, des öfteren stehe ich wegen der katholischen Kirche bei meiner Familienforschung arm da, weil es immer noch Bistümer in Deutschland gibt, die auf ihren Kirchenbüchern hocken wie die Glucke auf den Eiern.

                      Außerdem finde ich, dass sternap das Verhältnis der katholischen Kirche zum "schnöden Mammon" gar nicht so schlecht beschrieben hat.

                      Zurück zum Thema: Diese Namensgebung nach bestimmten Heiligen (und der jeweils detaillierte Eintrag im Taufbuch) hat mich auch irritiert, als ich zum ersten Mal darauf stieß, in böhmischen Taufbüchern.
                      Für Nicht-Katholiken muss das absolut sonderbar anmuten.
                      Und richtig, der Geburtstag galt in katholischen Gegenden nichts, nur der Namenstag wurde gefeiert. Man findet in manchen Kirchenbüchern auch den Begriff "re-natus" resp. "re-nata", also wiedergeboren, für den Taufvorgang. Erst von da ab war das Kind ein Mensch.
                      Die Bewertung überlasse ich jedem individuell.
                      Gruß, fps
                      Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                      • consanguineus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.05.2018
                        • 5535

                        #12
                        Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
                        Ohne katholische Kirche würden wir Ahnenforscher ganz schön arm dastehen. Vielleicht sollte man das bei der Formulierung der Postings bedenken.
                        Hallo Franz Ferdinand,

                        an welcher konkreten Formulierung nimmst Du Anstoß?

                        Viele Grüße
                        consanguineus
                        Suche:

                        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                        • nav
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.03.2014
                          • 715

                          #13
                          Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
                          @sternap
                          Ohne katholische Kirche würden wir Ahnenforscher ganz schön arm dastehen. Vielleicht sollte man das bei der Formulierung der Postings bedenken.
                          Die Überarbeitung der Standesamtsregister, die von den Nazis 1938 vorgenommen wurde, ist für uns Ahnenforscher auch phänomenal, gerade im Vergleich dazu, wie karg die Standesamtsregister von ~1920 bis 1938 waren.

                          Dass ich den Rest ihrer "Errungenschaften" sowie die Absichten hinter den ausführlichen Standesamtsregistern etwas weniger positiv bewerte brauche ich denke ich nicht zu erwähnen.

                          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                          an welcher konkreten Formulierung nimmst Du Anstoß?
                          Das wüsste ich allerdings auch noch gerne.

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                          • sternap
                            Erfahrener Benutzer
                            • 25.04.2011
                            • 4072

                            #14
                            da ich selbst kind aus katholischer prägung bin, kann ich verletzte gefühle gut verstehen.

                            meine dankbarkeit für funde zu meinen ahnen entspringt einer persönlichen sicht auf die dinge, da es sich jedoch um menschen aus der vergangenheit handelt,die unter todesdrohung - dem druck der inquisition - in allem gehorchen und kirchentreue durch kaufleistung beweisen mussten, möchte ich ihre not stärker berücksichtigen als meine heutigen emotionen.

                            in österreich und bayern findet man kirchenbücher, in denen es scheint, als hätte es gerade mal vier namen gegeben, weil den eltern nichts besseres eingefallen wäre. zu erkennen, wie die sicherung der finanziellen basis der örtlichen pfarre durch lenkung zu bestimmten heiligengeschichten verbessert werden konnte, lässt verstehen, wie geschickt man die namenswahl einengte.

                            den gläubigen aufgezwungener ablasshandel und teure heiligenverehrung befremdeten martin luther so sehr, dass er mahnte - jesus warf gar die tische der händler im tempel um - , aber der unwille gieriger kreise innerhalb der katholischen kirche drängten den reformator unfreiwillig in die rolle des kirchenspalters.

                            mein sehr konservativer professor für neues testament schilderte stets unweigerlich, dass und wo unsere katholische kirche herzlos handelte oder menschen drangsalierte.

                            wir lieben unsere partner oder kirchen nicht, weil sie perfekt sind, sondern obwohl wir über ihre unperfektheit wissen.
                            Zuletzt geändert von sternap; 28.10.2022, 16:31.
                            freundliche grüße
                            sternap
                            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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