Die merkwürdige Verwandlung eines Vornamen innerhalb von nicht mal 60 Jahren

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5533

    Die merkwürdige Verwandlung eines Vornamen innerhalb von nicht mal 60 Jahren

    Hallo zusammen!

    Analog zu dem Thread, in dem die Verwandlung eines Familiennamens beschrieben wird, möchte ich einen zu Vornamen eröffnen.

    KB Schladen Taufen 1750

    Joachim Heinrich Cromen Fr.
    d. 11t May eine Tochter gebohren ist den 14t getaufft worden
    und Maria Elisabeth benahmt. Gev. Peter Cromen Mar. Cromen

    KB Schladen Trauungen 1780

    d. 19. 7br ist d. Mühlknecht Joh. Geo. Sudhoff aus Calförde Heinr. Jul. Sudhoff Freysaß
    in Wülperode dritter ehel. Sohn u. Jfr. Cathr. Elis. Cromen Joach. Heinr. Crome
    Halbspänner hieselbst ehel. Tochter in Cranz copulirt worden

    KB Hornburg Bestattungen 1809

    d. 24. Januar Mittags 12 Uhr des hiesigen Müllers Johann Georg Sudhoff Ehefrau
    Cathrine Craumen aus Schladen geb. (Alter 57, aber unsicher wegen eines kleinen Lochs im Papier. Könnte auch 59 sein)

    KB Hornburg Bestattungen 1809 (anderes Buch mit weniger Informationen, daher vlt. Zweitschrift)

    H. Wilh.(sic!) Sudhoffs Müllers ux. Cathar. Kraumen d. 24.t Jan Mittags u. 12 (Alter 51 Jahre)

    Daß es sich um ein und dieselbe Person handelt dürfte ohne Zweifel sein. Joachim Heinrich Crome heiratete 1744 und danach gibt es nur diese eine Crome-Tochter. Auf fast 20 Jahre keine andere. 1730 wurde eine Catharina Margaretha geboren, die aber nicht Joachim Heinrichs Tochter ist und sein kann.

    Nicht immer ist die Quellenlage so gut und übersichtlich wie hier. Wie schnell kann man in solchen Situationen etwas durcheinanderbringen! Kein Wunder, daß manche OFB Fehler und falsche Zuordnungen enthalten. Irren ist halt menschlich und man tut daher gut daran, jede Angabe nachzuprüfen. Ich meine das nur so generell. Für Schladen oder Hornburg gibt es kein OFB.

    Die Frage ist nur, warum ein als Maria Elisabeth getauftes Kind Catharina gerufen wird. Und, vielleicht noch interessanter, warum im zweiten Hornburger Sterbebuch, der mutmaßlichen Abschrift, aus Johann Georg ein Wilhelm wird....

    Viele Grüße
    consanguineus
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

  • #2
    Mir ist das auch schon häufiger im Kirchenbuch von Demmin und Bergen vorgekommen. Der Name Sophia Carolina Johanna Behm wurde in allen Heiratseintragungen und auch in den Taufeintragungen ihrer Kinder so genannt.
    Im Taufeintrag 1783 wurde allerdings der Name Carolina Dorothea Johanna Behm eingetragen, da ihre Mutter Dorothea hieß. Allerdings hieß ihre Taufpatin Anna Maria Carolina Sophia Löhr, die auch zusammen mit ihren beiden Ehemännern mehrmals die Taufpatin ihrer Kinder war und eine enge Freundin war.
    Sie wurde also in dem Fall nach ihrer Taufpatin benannt.
    Und die Gemeindemitarbeiterin in Bergen auf Rügen hat auch alle Taufeintragungen durchsucht und nur diesen Taufeintrag gefunden.
    Auch in Demmin ist mir dasselbe vorgekommen. So etwas kommt vor, dass der falsche Vorname eingetragen wurde, da manchmal die Namen der Taufpaten und der Eltern verwechselt werden.
    Du solltest dir also auf jeden Fall mal die Namen der Taufpaten anschauen, ob jemand von dem Taufpaten Catharina hieß. Das sollte ein sicherer Hinweis sein, dass es sich um die richtige Person handelt.
    Zuletzt geändert von Gast; 18.10.2020, 14:06.

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    • Bergkellner
      Erfahrener Benutzer
      • 15.09.2017
      • 2351

      #3
      Laut KB Königswalde heißt der Vater vom 1739 geborenen Gottlob Benjamin Langer Christoph Benjamin Langer. Dieser stammt aus dem benachbarten Jöhstadt und ist angeblich der Sohn des dortigen Spitzenhändlers Johann Benjamin Langer.

      Das Dumme an der Sache ist nur, es gibt in der Zeit keinen Johann Benjamin Langer in Jöhstadt, der in Frage käme, nur einen Benjamin Langer ... Und dieser hatte in dritter Ehe 1716 einen Sohn namens Christoph Heinrich Langer, übrigens der einzige Christoph unter seinen Kindern...

      Da lassen sich ganze Romane draus stricken.
      Zuletzt geändert von Bergkellner; 18.10.2020, 14:09.
      Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5533

        #4
        Zitat von Balduin1297 Beitrag anzeigen
        Du solltest dir also auf jeden Fall mal die Namen der Taufpaten anschauen, ob jemand von dem Taufpaten Catharina hieß. Das sollte ein sicherer Hinweis sein, dass es sich um die richtige Person handelt.
        Hallo Balduin,

        ich bin mir in diesem Falle zu 100% sicher, daß es sich um dieselbe Person handelt. Die Taufpaten habe ich oben aufgeführt. Der Informationsgehalt ist in diesem Falle nicht sehr groß. Aber grundsätzlich hast Du recht.

        Viele Grüße
        consanguineus
        Suche:

        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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        • HeikoH
          Erfahrener Benutzer
          • 13.11.2017
          • 231

          #5
          Hallo zusammen,

          der immer wieder überraschende „Vornamenwechsel“ bei Taufe, Heirat und Tod derselben Person ist sowohl in den katholischen als auch den evangelischen Kirchenbüchern nicht selten. Ursachen hierfür können möglicherweise sein:

          1. Der gebräuchliche Rufname wich vom Taufnamen ab;
          2. es wurde bei späteren Ereignissen (z. B. Heirat, Tod) ein anderer (der meist mehreren) Taufnamen verwendet;
          3. der (selbst verliehene) Firmname wurde bei späteren Eintragungen verwendet;
          4. der Pfarrer/Beamte hat sich schlicht verschrieben.

          So heißt es z. B. zu den Firmnamen im „Grundriß der Liturgik der christkatholischen Religion“ von 1836: „Im Mittelalter und in der neuern Zeit geschieht es öfters, daß den Firmlingen ein Name (Firmname) gegeben wird.“ Dies war besonders gewünscht, wenn der Taufname „für einen Christen wenig zur Tugend Aneiferndes“ hatte. So konnte sichergestellt werden, dass „wenigstens bey der Firmung wieder gut gemacht werde, was bey der Taufe nicht hätte unterlassen werden sollen“ (Schmid 1836, S. 160). Luther lehnte die Firmung als Sakrament ab, sie wurde jedoch in der protestantischen Tradition als Konfirmation beibehalten.

          Viele Grüße
          Heiko (Hungerige)
          Genealogische Visitenkarte
          Forschungsgebiete:
          Bochum, östl. Teil von Ostwestfalen-Lippe (Kreise Lippe, Paderborn und Höxter), West- und Ostpreußen, Eichsfeld
          Interessengebiete:
          Ahnenimplex, Verwandtenehen, Heiratskreise, Quantitative Genealogie, Nummerierungssysteme, Visualisierung
          Häufigste Namen im Stammbaum:
          Hungerige, Hungrige, Hungerge, Hungern, Gröblinghoff, Crawinkel, Reisdorf, Döring, Haase, Pudenz, Galuske, Grabowski (bis 1920, dann: Rechner), Micus, Reineke, Berg, Leyk

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          • podenco
            Erfahrener Benutzer
            • 05.01.2011
            • 1497

            #6
            Hallo consanguineus,

            auch mich hat dieser Vornamen-Wirrwarr schon an den Rand des Wahnsinns getrieben.

            in Liemke lebte Franz Potthoff, der mit seiner Frau Theresia neun Kinder hatte (KB Kaunitz, kath.).

            Bei seiner Heirat 1872 hieß er noch Heinrich, ebenso bei seiner Taufe 1849, und zwar ohne weitere Vornamen.

            Seine Eltern waren lt. Heiratseintrag Peter P. und Anna Catharina A. Als ich deren Kinder zusammensuchte, ergab sich folgendes Bild:

            Bei der Taufe der ersten beiden Kinder heißen die Eltern Gerhard und Anna Catharina.
            Beim dritten Kind heißt er Heinrich, beim vierten Peter und bei den folgenden wieder Gerhard. Dafür wird beim fünften Kind aus Anna Catharina eine Elisabeth. In ihren Sterbeeinträgen 1894 und 1897 heißen sie dann richtig Gerhard und Anna Catharina.

            Ich habe alles in vielen Stunden mehrfach gegengeprüft und kann falsche Zuordnungen sicher ausschließen.
            Bei der Familie von Franz Gattin Theresia verhält es sich ähnlich…

            So wie Heiko es oben aufgeführt hat, tendiere ich als Ursache des Wirrwarrs zu den Punkten 1. und 4.

            Viele Grüße
            Gaby
            ROHNER in Wachtel Kunzendorf Neustadt OS
            SCHREIER in Loos, Prinzdorf, Wehrau in NSL und Kreis Oppeln in OSL
            HAUGH in Mettmann und Wülfrath
            KOSIEK in Velbert und (Essen)Borbeck
            JÄGER in Zellingen
            RIESENWEBER / MEUSENHELDER o. MEISENHALTER / POHL /WIEHR o. WIER in der Ukraine, Wolhynien und Mittelpolen

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            • anika
              Erfahrener Benutzer
              • 08.09.2008
              • 2631

              #7
              Die merkwürdige Verwandlung eines Vornamen innerhalb von nicht mal 60 Jahren

              Hallo

              Ich besitze Urkunden von 1826 in dem der Erbauer eines Hofes als Johann der nicht Jacob hieß bezeichnet wurde. Erst als ich seinen Tauf Eintrag fand wurde mir klar was damit gemeint war.

              Er wurde als Johann getauft aber später nur Jacob gerufen.

              Ähnlich ist es mit Spitznamen, manche verfestigen sich und wenn man fragt weiß keiner wie der Mensch wirklich mit Vornamen heißt.

              Mein Vater nannte mich nur immer unsere Lehn oder Lehnchen manche in seinem Umfeld die mich nicht kannten dachten das ich Helene oder so heiße.

              anika
              Ahnenforschung bildet

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              • Pauli s ucht
                Erfahrener Benutzer
                • 13.04.2011
                • 1306

                #8
                Hallo,

                da bin ich einigermaßen froh, dass dieses Thema jetzt beleuchtet wird und will auch noch meinen Senf dazugeben.
                Da ich schon mal falsch abgebogen bin und 2 Jahre in die falsche Richtung geforscht habe macht mir dieses Thema wieder Mut die Personen doch als ein und dieselbe anzusehen.
                Es ist ja eh schon verzwickt wenn im Kirchspiel nur 2-3 Vornamen pro Person, ob Dame oder Herr, sich ein Stelldichein geben.
                Bei mir gern Anna Marie Dorothea oder Heinrich Christian Christoph, gerne mal gemixt mit den nicht besser zuortenbaren Elisabeths und Johanns.
                Da kann, glaube ich, jeder ein Lied von singen.
                Wenn dann in *-Einträgen bei Mutter oder Vater nur eine Maria oder ein Heinrich steht ist das immer besonders toll .

                Hier ein bestätigter Fall:
                Die Mutter des unehelichen Sohnes Peter Heinrich
                Bei seiner * Anna Ilse, bei seinem + Ilse Marie genannt.
                Die bei Peters + genannte Lebenszeit führt auf den Tag genau zum *Datum. Auch oo-Vermerke bestätigen das es derselbe Peter Heinrich bzw selbe Mutter ist.


                Nächster Fall:
                Mutter bei oo des Johann Heinrich Christoph: Dorothee Marie.
                Eigentlich kommt nur Anne Marie in Frage.
                Die Infos zu Vater, dessen Beruf und zeitlichen Rahmenpunkten etc. lassen dies sinnvoll erscheinen. Auch ist der Nachname nicht so häufig das dort ein zweites Pärchen mit genannten "Attributen" so einfach auftauchen sollte (aber: immerhin möglich !)
                Hierzu muß ich noch mal ins KB-Amt.


                Dann hätte ich noch eine Catherine Marie die vermutlich Anna Marie heißt.
                Ebenso eine Anna Margarethe die auch Dorothea Margarethe heißen könnte und einen Herrn Hans Heinrich Cristoph der dann Johann Hans Carsten Christoph heißt.
                Ebenso einen Herrn der eigentlich Carl Heinrich genannt wird aber in den vielen Unterlagen Carsten Heinrich oder Karl Heinrich und einmal gar
                Günther Carl Heinrich genannt wird.
                Wo bitte kommt da ein Günther her ?
                Den Vornamen habe ich dort noch nie gelesen.


                Alles in einem Kirchspiel und einer Nachkommenschaft

                Nun ja...ich werde in den nächsten Jahren nochmals die Rahmenbedingungen beleuchten und mich dann wohl dazu entschließen diese als dieselben Personen anzusehen.

                Beste Grüße
                Pauli
                Dauersuche:
                Sachsen-Anhalt: Stodtmeister *um1704 +Mieste1774
                Huf- und Waffenschmied.
                Möllenbeck
                (<1807 Neu-Ferchau?)
                Schleswig-Holstein: Andresen (*1760 Eggebeck),
                Jacobsen (+1830 Geilwang/Treia)

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                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5533

                  #9
                  Hallo Pauli,

                  Du darfst natürlich nie aus den Augen verlieren, daß beispielsweise Hans und Johann, Carsten und Christian, Cord und Conrad, Jürgen und Georg jeweils zwei Varianten desselben Namens sind. Die Liste ließe sich noch endlos verlängern. Da muß man achtgeben und auch mal die Inspiration walten lassen.

                  Viele Grüße
                  consanguineus
                  Suche:

                  Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                  Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                  Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                  Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                  Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                  • Pauli s ucht
                    Erfahrener Benutzer
                    • 13.04.2011
                    • 1306

                    #10
                    Hallo consanguineus,

                    ja mit der Inspiration habe ich so meine Schwächen.
                    Johann Hans... in einem Vornamengebilde ist dann aber doch sehr doppelt gemoppelt aber vielleicht wollte man den Paten gerecht werden.
                    Da muß ich beim nächsten Besuch im Kirchbuchamt drauf achten.
                    Wo nun der Günther hergezaubert wird verschließt sich mir ja auch noch.
                    Außerdem ist der Wechsel von Carsten und Christoph auch immer eine Herausforderung.

                    Allen ein schönes Wochenende ... hier kommt gerade die Sonne raus
                    Beste Grüße
                    Pauli
                    Dauersuche:
                    Sachsen-Anhalt: Stodtmeister *um1704 +Mieste1774
                    Huf- und Waffenschmied.
                    Möllenbeck
                    (<1807 Neu-Ferchau?)
                    Schleswig-Holstein: Andresen (*1760 Eggebeck),
                    Jacobsen (+1830 Geilwang/Treia)

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