Ustor

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  • Locutus
    Benutzer
    • 19.04.2021
    • 14

    [ungelöst] Ustor

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1780
    Region, aus der der Begriff stammt: Iglau in Mähren

    Was bedeutet die Berufsbezeichnung "ustor crematus" in einem Trauungsbuch? Der Vater der Braut ist "cives et ustor crematus"
  • Su1963
    Erfahrener Benutzer
    • 08.01.2021
    • 1243

    #2
    In dict.cc, der mehrsprachigen Übersetzungs-Website, ist die Übersetzung für ustor Leichenverbrenner.

    Kommentar

    • Xtine
      Administrator
      • 16.07.2006
      • 28326

      #3
      Wenn man Cäsar fragt, sagt er das auch.
      Viele Grüße .................................. .
      Christine
      sigpic .. .............
      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
      (Konfuzius)

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Hi
        Es gibt aber auch die Übersetzung als "Verbrenner" (ohne "Leichen-" davor).

        Aber es scheint wohl doch um Leichen zu gehen

        Nach dem Althochdeutschen Wörterbuch war der ustor Brandknecht am Scheiterhaufen
        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 19.04.2021, 15:36.
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 15113

          #5
          Im Zedler-Lexikon wird für ustor auch die Berufsbezeichnung Totengräber genannt

          Angehängte Dateien
          Viele Grüße

          Kommentar

          • Su1963
            Erfahrener Benutzer
            • 08.01.2021
            • 1243

            #6
            Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
            Im Zedler-Lexikon wird für ustor auch die Berufsbezeichnung Totengräber genannt

            Der hier gesuchte "ustor crematus" trägt zusätzlich das Verbrennen (=cremare) im Namen

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Brennmeister im Silbergwerk

              Hier ist der ustor der Brennmeister im Silbergwerk


              Silberbergbau war bedeutsam in Iglau !!! - http://www.weltkulturerbe-online.inf...en/jihlava.htm

              "Gewaltige Silberfunde hatten Jihlava im 13. und 14. Jh. zu einer mächtigen und wohlhabenden Stadt werden lassen.
              Das ehemalige Iglau gilt als die älteste Bergbaustadt Böhmens.
              "


              Quelle: Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch von 1741
              Angehängte Dateien
              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 19.04.2021, 17:14.
              Viele Grüße

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              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 15113

                #8
                Demnach hatte der Vater der Braut vermutlich den bedeutsamen Beruf des Silberbrenners (Brennmeister)

                So sah das im Jahr 1561 aus: https://austria-forum.org/af/Wissens.../Silberbrenner
                Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 19.04.2021, 17:20.
                Viele Grüße

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                • Su1963
                  Erfahrener Benutzer
                  • 08.01.2021
                  • 1243

                  #9
                  Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                  Hier ist der ustor ein Brennmeister im Silbergwerk
                  Silberbergbau war bedeutsam in Iglau !!! - http://www.weltkulturerbe-online.inf...en/jihlava.htm

                  Sehr interessant!

                  "Bürger und Brennmeister im Silberbergbau" klingt jedenfalls deutlich wahrscheinlicher als "Bürger und Leichenverbrenner/Brandknecht am Scheiterhaufen"

                  Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert, wie viel Wissen und Perspektiven hier im Forum vertreten sind
                  Zuletzt geändert von Su1963; 19.04.2021, 17:19.

                  Kommentar

                  • Anna Sara Weingart
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2012
                    • 15113

                    #10
                    Zeitlich passt das auch:

                    "Johannes Haupt wußte sehr gut, daß der Bergbau im Iglauer Bergrevier zu dieser Zeit nicht beendet war. Er nahm in seinen Zug auch die
                    Gestalten des 18. Jahrhunderts auf, in dem Iglau zum letzten Mal seinen silberreichen Ruhm erlebte."




                    "Das System der unteridischen Gänge in Jihlava wird als Katakomben bezeichnet und erstreckt sich auf eine Fläche von 50.000 m2. Mit einer Länge von 25 km ist es nach jenem in Znojmo das zweitgrößte Gangsystem solcher Art in Tschechien. Das unterirdische Wegenetz befinden sich unterhalb fast aller historischen Gebäuden und der gesamten Altstadt. Dieses historische und technische Wahrzeichen ist eines der letzten erhaltenen Überreste der Tätigkeit mittelalterlicher Bergleute aus Jihlava, die Gänge in den Felsen gruben, die sich immer weiter ausdehnten und vertieften. Die Korridore wurden auf mehreren Etagen in den Fels gehauen. Während das 1. Stockwerk im 14. Jahrhundert gegraben wurde, enstanden der 2. und 3. Stock im 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurden die Stollen verstärkt und die einzelnen Abschnitte durch kurze Verbindungskorridore vereint."
                    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 19.04.2021, 17:35.
                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • rigrü
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.01.2010
                      • 2559

                      #11
                      Zitat von Su1963 Beitrag anzeigen
                      Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert, wie viel Wissen und Perspektiven hier im Forum vertreten sind

                      Perspektiven ja, Wissen bedingt ... Ich denke, dass unbegründete Spekulationen nicht hilfreich sind und schlage vor, stattdessen sinnvoll zu recherchieren, zum Beispiel so:

                      Schritt 1: "ustor cremati" googeln.
                      Schritt 2: ersten Treffer bei google anklicken: https://www.genedict.net/2474-en/ustor-cremati/ Die slovakische Übersetzung von "ustor cremati" lautet Páleník, die altungarische Pálinkafőző
                      Schritt 3: Google-Buchsuche nach "Páleník deutsch" - es erscheint ein deutsch-böhmisches Wörterbuch, das Páleník mit Brranntweinbrenner übersetzt
                      Schritt 4: Google-Bildersuche nach "Pálinkafőző" - es erscheinen zahlreiche Abbildungen mit Destillationsgerätschaften
                      Schritt 5: Logischer Schluss: Weil es unwahrscheinlich ist, dass 1780 Leichenverbrennen ein Beruf war und von Silber in der Quelle wirklich gar keine Rede ist, dürfte die Vermutung, dass "ustor cremati" Branntweinbrenner bedeutet, nicht ganz abwegig sein.
                      Zuletzt geändert von rigrü; 19.04.2021, 19:40.
                      rigrü

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                      • Anna Sara Weingart
                        Erfahrener Benutzer
                        • 23.10.2012
                        • 15113

                        #12
                        Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
                        ... "ustor cremati" Branntweinbrenner ...
                        Da hast Du meine volle Zustimmung


                        Die Quelle ist von 1911:
                        Angehängte Dateien
                        Viele Grüße

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                        • Anna Sara Weingart
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.10.2012
                          • 15113

                          #13
                          Auf einer slowakischen Genealogie-Seite mit Auflistung von Berufsbezeichnungen steht:

                          cremati ustor = liehovarník, výrobca liehu, pálenky

                          => google translate: "Brennerei, Produzent von Alkohol, Spirituosen"

                          Slovník obsahujúci viac ako 1900 výrazov označujúcich zamestnania, povolenia a funkcie s ktorými sa môžete stretnúť pri svojom rodopisnom bádaní. Slov...
                          Viele Grüße

                          Kommentar

                          • Silvestra
                            Benutzer
                            • 26.01.2021
                            • 26

                            #14
                            Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
                            Perspektiven ja, Wissen bedingt ... Ich denke, dass unbegründete Spekulationen nicht hilfreich sind und schlage vor, stattdessen sinnvoll zu recherchieren, zum Beispiel so:

                            Schritt 1: "ustor cremati" googeln.
                            Und wenn man stattdessen "cremati ustor" googelt, findet man für die Schnapsbrenner-These noch deutlich mehr Unterstützung.

                            Grüße,
                            Silvestra

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                            • Locutus
                              Benutzer
                              • 19.04.2021
                              • 14

                              #15
                              Ustor crematus

                              Ich bin sehr dankbar für die Vorschläge in Sachen Ustor crematus. Aber Leichenverbrenner kann ich mir nicht vorstellen - wurden im 17. Jahrhundert in unseren Breiten Leichen verbrannt?
                              Silberbrenner mit dem Konnex zum Silberbergbau in Iglau finde ich sehr interessant und es wäre durchaus plausibel, wenn nicht 2 Fakten dagegen sprächen. Der Silberbergbau endete lange vor Mitte des 18. Jahrhunderts (http://www.weltkulturerbe-online.inf...en/jihlava.htm) und der angezeigte Beruf ist nicht einfach Ustor, sondern Ustor crematus. Ich glaube nach Studium der Oekonomischen Encyclopädie des J. G. Krünitz (http://www.kruenitz1.uni-trier.de/) eine Erklärung gefunden zu haben: Aschenbrenner - ein Mann, der Holzasche herstellt, u.a. für das Gewerbe der Seifensiederei.

                              Ich danke und würde mich über Kommentare freuen

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