Forschung in Münster: Wie ist das so?

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4832

    Forschung in Münster: Wie ist das so?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 19. Jhd
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Bistum Münster
    Konfession der gesuchten Person(en): kath.
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): matricula
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): keine



    Hallo beisammen,

    nachdem ich im Grenzgebiet Niederbayern/Oberösterreich seit ca. 5 Jahren meine Ahnen erforsche, wollte ich mich - da man ja auch nicht mehr viel neues findet - meinen Münsteraner Ahnen widmen. Die Bücher werden ja jetzt auch online gestellt.


    Meine Ahnen waren hier wie dort katholisch, aber offenbar waren die Gebräuche doch recht unterschiedlich.

    1) Bei Trauungen sind in Münster offenbar nur die Väter angegeben. In Bayern immer auch die Mütter. In Münster fehlen manchmal die Eltern auch ganz.

    2) In Münster fehlen die Orte bei Paten und Zeugen. Da ist jemand Trauzeuge, der vielleicht ein Bruder ist, man findet ihn aber nicht...

    3) In Münster werden die Ehefrauen offenbar auch nach der Hochzeit mit dem Geburtsnamen geführt. In Bayern stehen sie bei den eigenen Kindern als "geb. XY", sonst aber immer mit dem Familiennamen

    4) In Münster gibt es immer 2 Paten, die offenbar bei jedem Kind andere sind. In Bayern gab es die Patenfamilie, wo der Mann für die Buben, die Frau für die Madel zuständig war. In Bayern waren die Paten auch, je früher man kommt, desto seltener Familienangehörige.

    5) In Bayern waren nur Verheiratete Paten oder Zeugen. In Ausnahmefällen stand das dann dabei. In Münster hab ich noch nicht rausgefunden, wie das war, da man ja die Leute schlecht zuordnen kann...

    6) In Bayern gibt es gewöhnlich wenigstens ein paar Register, in Münster hab ich Pfarren gefunden, die hatten offenbar keine.

    7) In Bayern gibt es nie irgendwelche Hinweise auf hinterlassene Kinder.

    Ihr versteht also, daß ich manchmal nicht recht weiß, wie es weitergeht, vielleicht könnt ihr mir etwas Nachhilfe geben.


    Mal ein Beispiel:

    1866 heiratet in Münster Lamberti Johanna Bernhardine Angela Antonia Dahlhaus. Ihr Vater soll verstorben sein, er hieß Hermann Dahlhaus genannt Middelhoff, er war "Kötter auch Jäger" und verstarb in Nottuln. Die Braut war 28 Jahre alt.

    Mit diesen Auskünften findet man in Nottuln (dort gibt es Indizes!) auch die Taufe 1838. Beim Vater steht "Hermann Dahlhues Pferdekötter Middelhoff", die Mutter ist Anna Elisabeth Middelhoff. Stevern Nr. 38.

    Man findet zu diesem Ehepaar auch ein paar weitere Kinder, insgesamt hab ich jetzt 6 zwischen 1827 und 1842. Bei fast allen ist die Hausnummer eine andere. Wurde da umnummeriert oder umgezogen? Der Vater ist mal (Pferde)kötter, mal Zeller.

    1854 heiratet ein Heinrich Dahlhues, der wohl ein Sohn zu sein scheint. Es müßte der älteste sein, getauft als Bernhard Heinrich, getraut nur als Heinrich.

    1859 stirbt ein Hermann D., "Jäger und Tagelöhner im Dorf". Er hinterläßt eine Witwe und 7 Kinder, von denen 4 noch minderjährig seien.

    Kann das der Vater sein? Kommt mir eigenartig vor, daß der offenbar vom eigenen Hof wegzog. War das der Normalfall? Vom Alter her tät er passen, bei den Kindern würde mir noch eins fehlen.

    1826 heiratet ein Hermann Dahlhues eine Elisabeth Middelhoff, das paßt mir als Hochzeit. Beide Väter leben offenbar noch, denn sie willigen mündlich in die Hochzeit ein. Namentlich genannt werden sie aber beide nicht...

    Ich weiß natürlich, daß es wohl auch zivile Unterlagen geben müßte, die liegen mir aber nicht vor, und ich behelf mir daher erstmal mit den KB. Vor 1800 hab ich die Zivilsachen ja auch nicht.

    Hier noch die Paten der Kinder:

    1827:
    Bernard Henrich Middelhoff, Catharina Elisabeth Dahlhaus

    1830: Everwin Buſsmann gt. Tiemann, Anna Elisabeth Middelhoff

    [die eigene Mutter kann schlecht Patin sein, oder?]


    1833: Maria Anna Middelhoff, Bernard Henrich Schmiemann

    [der Schmiemann hat 1831 eine Catharina Elisabeth Middelhoff geheiratet, er war 60 und sie 57]

    1836: Hermann Henrich Humpohl, Anna Elisabeth Dahlhues

    1838: Maria Anna Königs Ehefrau Ahlmer, Gerhard Heinrich Knabbe

    1842: Bernard Mengelkamp, Gertrud Althoff, Ehefrau Uling?


    Was mach ich mit denen?

    Schon mal besten Dank!
    Gruß
    gki
  • AKocur
    Erfahrener Benutzer
    • 28.05.2017
    • 1371

    #2
    Hallo,

    ich forsche derzeit hauptsächlich im Münsterischen, wenn auch nicht in Münster selbst (bis auf eine Nebenlinie, die dorthin verzogen ist, und die ich kurz verfolgt habe). Meine Forschungsorte liegen alle im südlichen Münsterland.

    1) Bei Trauungen sind in Münster offenbar nur die Väter angegeben. In Bayern immer auch die Mütter. In Münster fehlen manchmal die Eltern auch ganz.
    In der Regel sind in den KBs, die ich durchsuche, beide Eltern angegeben. In älteren KBs (18. Jh und früher) gibt es aber durchaus manchmal Fälle in denen die Mutter nicht, oder nur mit Vornamen angegeben wurde. Dass die Eltern völlig fehlen habe ich bisher nur bei Findelkindern gesehen.

    2) In Münster fehlen die Orte bei Paten und Zeugen. Da ist jemand Trauzeuge, der vielleicht ein Bruder ist, man findet ihn aber nicht...
    Ja, das ist leider so. Ich habe das Gefühl, die Pfarrer des Fürstbistums waren eher schreibfaul. Das Orte angegeben werden kommt leider nur selten vor (Faustregel: je früher es ist, desto weniger Angaben.)

    3) In Münster werden die Ehefrauen offenbar auch nach der Hochzeit mit dem Geburtsnamen geführt. In Bayern stehen sie bei den eigenen Kindern als "geb. XY", sonst aber immer mit dem Familiennamen
    Stimmt. In Heiratseinträgen und den Geburtseinträgen der Kinder wird die Frau eigentlich immer mit ihrem Geburtsnamen geführt. Aber aufpassen: wenn sie Taufpatin ist, kann sie durchaus (muss aber nicht) unter ihrem Ehenamen geführt werden, ohne das besonders darauf hingewiesen wird!

    4) In Münster gibt es immer 2 Paten, die offenbar bei jedem Kind andere sind. In Bayern gab es die Patenfamilie, wo der Mann für die Buben, die Frau für die Madel zuständig war. In Bayern waren die Paten auch, je früher man kommt, desto seltener Familienangehörige.
    5) In Bayern waren nur Verheiratete Paten oder Zeugen. In Ausnahmefällen stand das dann dabei. In Münster hab ich noch nicht rausgefunden, wie das war, da man ja die Leute schlecht zuordnen kann...
    So etwas wie "Patenfamilien" gab es im Münsterischen wohl nicht. Zumindest ist es mir noch nicht untergekommen. Erstgeborene bekommen gerne die Großeltern als Paten, so sie noch leben. In den Dörfern, in denen ich forsche, sind die Paten der nachfolgenden Kinder meist Verwandte, aber wohl durchaus auch mal Freunde/Nachbarn. Da ja genauere Angaben ja oft fehlen, kann man das i.d.R. nur erahnen/schlussfolgern.
    Ob man verheiratet sein sollte um Pate zu werden, kann ich aus den selben Gründen wie du auch nicht sagen. Ich bin mir sicher, unter den Paten auch schon unverheiratete Geschwister der Eltern gesehen zu haben, aber meines Wissens nach war nirgends darauf verwiesen worden und ich "weiß" es nur, weil ich die Person einordnen kann.

    6) In Bayern gibt es gewöhnlich wenigstens ein paar Register, in Münster hab ich Pfarren gefunden, die hatten offenbar keine.
    Ich freue mich tierisch über jedes Register, das ich finde. Die sind wirklich Mangelware. Ich helfe mir da gerne mit Ancestry und familysearch aus (wenn möglich), suche da nach den Familiennamen in einem erweitertem Zeitraum und schreibe mir wirklich alle raus. Dann erst nehme ich mir das eigentliche Kirchenbuch vor und gleiche die Daten ab, trage die Paten ein, etc.

    7) In Bayern gibt es nie irgendwelche Hinweise auf hinterlassene Kinder.
    Im Sterbebuch? Ab ca. dem 19ten Jahrhundert war das in Westfalen wohl üblich. Es ist aber nicht unbedingt immer gemacht worden (d.h. ich habe auch schon Sterbeeinträge von Personen gesehen, wo ich sicher wusste, dass Kinder hinterlassen wurden, sogar welche, die immer noch im gleichen Dorf wohnten, und trotzdem hat der Pfarrer sie nicht erähnt.). Vor 1800 kann man i.d.R. aber schon froh sein, überhaupt einen Sterbeeintrag zu finden und zuordnen zu können (zumindest in meinen Suchorten). Die sehen dann gerne man so aus: "13 April, Joes Henricus Niehues, lenta tabe"

    Ihr versteht also, daß ich manchmal nicht recht weiß, wie es weitergeht, vielleicht könnt ihr mir etwas Nachhilfe geben.
    Also meine Methode habe ich ja oben schon etwas angerissen. Ich nutze wenn möglich, Ancestry/familysearch für einen ersten Überblick und schreibe mir erstmal alle Einträge zu Nameninhabern innerhalb meines Forschungsorts/zeit raus. Dafür habe ich für jeden Ort ein eigenes Dokument, das ähnlich eines OFBs aufgebaut ist. Mit Hilfe der Kirchenbücher fülle ich die Details (Zeugen und Paten) dort ein und korrigiere natürlich auch, was bei den Internetangeboten falsch war. Da Paten ja gerne Verwandte waren, bringt einen das meist schon weiter. Wenn nicht, nutze ich die Internetangebote um im Umland zu suchen, weitere Geschwister aufzufinden und dort wiederum Paten zu notieren, etc. Das klappt eigentlich ganz gut so.


    Zu deinem Beispiel:

    Auf den ersten Blick ist das für mich alles stimmig. Zu den Hausnummern kann ich nichts sagen, die habe ich in der Regel nicht mal und Nottuln ist kein Suchort von mir. Aber davon abgesehen, passt es wohl.

    Die Elisabeth Middelhoff scheint die Hoferbin des elterlichen Hofs gewesen zu sein, da ihr Ehemann später auch ihren Namen trägt. Kinder können also unter beiden Nachnamen auftauchen, also er lediglich als "Hermann Middlehoff" genannt sein, ohne Verweis auf seinen Geburtsnamen.

    Vom Alter her könnte es diese sein:
    Maria Elisabetha Middelhof
    Taufdatum: 6. Mai 1805
    Taufort: Sankt Martinus Katholisch,Nottuln,Westfalen,Prussia
    Vater: Bernardus Henricus Middelhof
    Mutter: Anna Elisabetha Schraeer

    Aus dem Heiratseintrag von 1826 geht ja hervor, dass der Hermann Dahlhues wohl aus Groß-Reken stammt. Leider ist wohl Reken nicht durch Ancestry/familysearch erfasst, also bleibt nichts übrig als direkt in die KBs zu schauen. Register gibt's natürlich keine.
    Aber altersmäßig passt der oberste Eintrag auf der rechten Seite.

    1830: Everwin Buſsmann gt. Tiemann, Anna Elisabeth Middelhoff
    [die eigene Mutter kann schlecht Patin sein, oder?]
    Ich würde in der Anna Elisabeth Middlehoff die Großmutter des Kindes vermuten.



    Das noch fehlende Kind ist wohl ein im Juni 1845 geborenen Bernard Heinrich.



    LG,
    Antje

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