Polizeiliche Nachrichten von Gaunern, Dieben und Landstreichern von 1835

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  • Konni
    Erfahrener Benutzer
    • 19.08.2008
    • 2999

    #31
    Peter Fritz III., vulgo die Schlange, aus Ulfa geb.
    Alter: 40 Jahre; Statur: schlank; Haare: dunkelbraun; Stirne: gewöhnlich; Augenbraunen: braun; Augen: grau; Nase: etwas gebogen; Mund: gewöhnlich; Kinn: stark; Gesichtsform: länglich; Besondere Kennzeichen: er trägt den Oberkörper und namentlich den Kopf vorgebeugt.
    Er ist am 16. Juli 1834 mittelst Sprengung seiner Fesseln aus dem Gefängnisse des großh. hess. gräfl. Landgerichts zu Ortenberg, wo er wegen Verübung zahlreicher Diebstähle saß, entsprungen.

    Johann Georg Schleifenheimer, Schäfersknecht, von Boderndorf, herzogl. sächs. coburg. Amts Neustadt a. d. H., geb. und in Stöppach bei Coburg erzogen; Bruder des Johann Schleifenheimer.
    Alter: 27 Jahre; Statur: etwas lang und schlank; Haare: dunkelblond; Stirne: etwas hoch; Augenbraunen: dunkelblond; Augen: groß, grau; Nase: lang; Mund: klein; Kinn: oval, mit einer kleinen Vertiefung; Bart: blond; Backenbart: hellbraun, schwach; Zähne: gut, weiß; Gesicht: glatt; Besondere Kennzeichen: eine Schramme an der rechten Wade.
    Er ist für die öffentliche Sicherheit sehr gefährlich, und war wegen Diebstahls und Vagabundirens schon mehrmals in Haft und Untersuchung. Namentlich wurde er am 12. Aug. 1828 bei dem herz. Justiz-Amte Coburg wegen Entwendung mehrerer Kleider körperlich gezüchtigt; im Febr. 1829 bei dem herz. Justiz-Amt Neuhaus aus gleicher Ursache zur Untersuchung gezogen und am 11. März 1829 von dem v. könitz. Patrimonial-Gericht in Unter-Siemau, so wie am 12. Febr. 1830 von dem kön. baier. Landgericht Seßlach, wo er wegen schlechter Streiche arretirt werden mußte, dem herz. Justiz-Amte Coburg zugeschoben und zur strengsten Beaufsichtigung empfohlen, von diesem aber auf drei Monate in die dasige Corrections-Anstalt befördert. Im Monat Mai 1832 gerieth derselbe bei dem kön. baier. Landgericht Schweinfurt wegen Diebstahlsvergehen in Verhaft und wurde deshalb mit 14tägigem, doppelt geschärftem Arrest bestraft. Bald nachher unterlag er bei dem herz. Kreisamte zu Sonnefeld aufs Neue der Untersuchung und ward nun in Folge derselben zu Correctionshaus-Strafe auf unbestimmte Zeit verurtheilt. Nachdem er am 24. März 1834 seine Freiheit wieder erlangt hatte, setzte er seine vagantische und verbrecherische Laufbahn fort, wurde am 12. Aug. 1834 von dem kön. baier. Landgericht Gerolzhofen nach Coburg ausgeliefert und befindet sich nun wegen eines zu Lützelbach verübten Einbruchs und Diebstahls bei dem Amte Coburg im Untersuchungs-Arrest.

    Nikol Kunzenheimer, auch Gunzenheimer, aus Gleicherwiesen bei Römhild im Meining. geb., Bruder des Balth. Nik. Kunzenheimer.
    Alter: 38 Jahre; Statur: mittler, schmächtig; Haare: blond; Augen: hellgrau; Nase: spitz; Mund: gewöhnlich; Zähne: gut; Gesichtsform: etwas länglich; Gesichtsfarbe: blaß; Haltung: gerade.
    Er saß wegen Diebstahls 2 Jahre in der Strafanstalt zu Maßfeld und treibt sich seit seiner, am 19. Juni 1832 erfolgten, Entlassung in Gesellschaft einer Zuhälterin unstet herum.

    Friedrich Müller, Hammerschmied, aus Auerbach im Voigtlande geb.
    Alter: 19 Jahre; Statur: ungefähr 70 Zoll lang; Haare: hellbraun; Augen: grau; Gesicht: rund.
    Der Verübung mehrerer Diebstähle dringend verdächtig, wurde er von der kön. sächs. Gensd'armerie arretirt und an das kön. sächs. Justiz-Amt Eibenstock abgeliefert, entsprang aber am 31. Juli 1834 aus dem das. Gefängniß und wird nun von dem eben erwähnten Amte steckbrieflich verfolgt.
    Viele Grüsse
    Konni

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    • Konni
      Erfahrener Benutzer
      • 19.08.2008
      • 2999

      #32
      Friedrich August Richter, Nagelschmiedegeselle, von Bauzen im Königreich Sachsen geb.
      Alter: 26 Jahre; Statur: kurz, untersetzt; Haare: hellbraun; Stirne: breit; Augenbraunen: hellbraun; Augen: bläulich; Nase: breit; Mund: proportionirt; Zähne: vollständig; Kinn: oval; Bart: blond; Gesichtsform: voll, glatt; Besondere Kennzeichen: auf dem rechten Brustblatt eine Brandnarbe in der Größe eine Hühnereies.
      In seiner frühen Jugend hat er bei verschiedenen Bauern die Gänse gehütet, sodann aber die Nagelschmiede-Profession erlernt und während er im J. 1833 zu Gotha arbeitete, mittelst Anwendung selbst gefertigter Dietriche die Kasse seines Meisters geöffnet und aus derselben nach und nach eine ziemlich bedeutende Summe entwendet. Er wurde deshalb von dem herz. Justiz-Collegium in Gotha zu einer 2jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt und am 10. Juni 1834 von dem herzogl. Justiz-Amte allda in die dasige Strafanstalt abgeliefert, aus der er am 1. Sept. 1834 auf eine fast unerklärbare Weise entkommen war, jedoch bald darauf in Dresden wieder ergriffen und nach Gotha zurückgeschafft worden ist.

      Anna Katharina Elisabetha Bügel, aus Berkach bei Römhild geb., Tochter des Gauners Nikol Bügel, vulgo Pflaster-Nikel (kommt auf der Stammtafel unter dem Namen Johanne Bügel vor).
      Alter: 38 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: dünn, schwarzbraun; Stirne: hoch, schmal; Augenbraunen: sehr schwach; Augen: braungrau, mittelmäßig; Nase: klein, schmal, spitz; Mund: mittelgroß; Unterlippe: etwas stark; Zähne: in der oberen Reihe lückenhaft; Gesichtsform: etwas eingefallen; Besondere Kennzeichen: Ringe in den Ohren; auf der rechten Hand nächst dem Daumen eine Narbe; auf der Stirne eine senkrecht laufende, schmale, weiße Narbe.
      Früher ist dieselbe 7 Jahre lang mit dem Schleifer und Pfannenflicker Johann Friedrich Rothenberger, aus Dobareuth bei Hirschberg geb., im Voigtlande und in Böhmen herumgezogen, hat mit diesem 2 Kinder, als:
      1) Philipp Rothenberger, aus Mendhausen geb., dermalen 8 Jahre alt, und
      2) Friedrich Rothenberger, aus Mültau, Amts Krannichfeld, geb., dermalen 6 Jahre alt,
      gezeugt, und sich nach dessen Ableben zu dem gefährlichen Vagabunden Veit Valentin Anschütz von Mehlis gesellt, von dem sich auch einige Kinder, die jedoch wieder gestorben seyn sollen, gehabt hat.

      Johann Matthäus Renner, Zimmermann, von Unter-Siemau bei Coburg, gebürtig.
      Alter: 39 Jahre; Statur: mittler; Haare: dunkelblond; Stirne: flach, bedeckt und faltig; Augenbraunen: dunkelblond; Augen: blaugrau; Nase: länglich; Mund: etwas schief; Lippen: etwas aufgeworfen; Kinn: oval; Gesichtsform: oval; Gang: etwas schleichend und gebückt; Besondere Kennzeichen: pockennarbig im Gesicht; Narbe am Daumen der linken Hand, auf der Stirne, Schulter und am linken Bein.
      Er ist ein unverbesserlicher Vagabund und wurde deshalb seit dem J. 1826 mehrmals längere Zeit in der Corrections-Anstalt auf der Veste Coburg detinirt. Im Jahre 1828 ward derselbe bei einem Streifzug in dem Kreise Ellnbogen unter dem fälschlich angenommenen Namen Matth. Raab als Landstreicher arretirt. Da Renner seinen wahren Namen und Geburtsort standhaft verheimlichte, so mußte derselbe fast 18 Monate zu Ellnbogen in Arrest zubringen. Endlich gab er über seine Heimaths-Verhältnisse die erforderliche Auskunft, und nun erst konnte er in seinen Geburtsort befördert werden. Am 2. Sept. 1830 wurde er wegen Fortsetzung seiner vagantischen Lebensweise und wegen Annahme des Namens Lorenz Schmidt so lange, bis seine Heimath ermittelt war, in die Arbeits-Anstalt zu Benninghausen bei Lippstadt eingeliefert und später von dort nach Unter-Siemau abgeschoben. Im Juli 1833 saß er wegen Vagabundirens in Quedlinburg, und im Monat August 1834 wegen gleicher Ursache in der Corrections-Anstalt zu Gotha.

      Michael Brenn, Schneidergeselle, von Salzungen gebürtig.
      Alter: 24 Jahre; Statur: schlank, 5' 5'' 2'''; Haare: hellbraun; Stirne: halbbedeckt; Augenbraunen: blond; Augen: blau mit dunklen Pupillen; Blick: munter; Nase und Mund: gewöhnlich; Lippen: etwas aufgeworfen; Zähne: gesund; Kinn: oval; Gesichtsform: länglich.
      Derselbe saß wegen verschiedener Diebstähle und Betrügereien ein Jahr in der Strafanstalt zu Maßfeld, kam kurz nach seiner am 25. Juli 1832 erfolgten Entlassung aus solcher unter das herz. meining. Militär, wurde jedoch von diesem schon nach 4 Monaten verabschiedet, worauf er sich von Neuem dem Streunerleben ergab. Im Monat Februar 1833 befand sich Brenn bei dem herz. Justiz-Amte Tenneberg in Verhaft, und nun (im Sept. 1834) soll derselbe wegen Fortsetzung seiner vagantischen Lebensweise abermals 6 Monate in dem Arbeitshause zu Maßfeld detinirt werden.
      Viele Grüsse
      Konni

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      • Konni
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        • 19.08.2008
        • 2999

        #33
        Wilhelm Heinrich Rußwurm, Weber, aus Holzhausen, herz. gothaisch. Amts Ichtershausen, geb.
        Alter: 18 Jahre; Statur: mehr klein, als mittler; Haare: braun, dick; Stirne: bedeckt; Augenbraunen: hellbraun; Augen: graubraun; Nase: etwas kurz; Mund: mittelmäßig; Gesicht: etwas aufgedunsen; Benehmen: finster und tükisch; Besondere Kennzeichen: etwas dicker Hals.
        Derselbe hat sich schon in seinem 15. Jahre der Dieberei, Fälschung und dem Vagabundiren ergeben, und wurde deshalb mit mehrmaliger Detention in der Corrections-Anstalt zu Gotha bestraft, aus der er in der Nacht vom 10. zum 11. Sept. 1834 wiederholt mit außerordentlicher Kühnheit entsprungen ist. Wegen seiner Gefährlichkeit und Bosheit verdient Rußwurm auf das Sorgfältigste beaufsichtigt zu werden.

        Johann Christoph Friedrich Vogler, gewesener Schaafknecht, aus Ehrenstein geb.
        Alter: 43 Jahre; Statur: schlank; Haare: blond; Stirne: schmal und bedeckt; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase: gestreckt; Mund: klein; Kinn: rund; Dialect: thüringer.
        Er war bereits im Frühjahr 1823 bei dem fürstl. schwarzb. Amte Arnstadt wegen Schaafdiebstahls in Untersuchung und wurde nach deren Beendigung mit 25 Prügeln bestraft und dann an das fürstl. Amt Paulinzella abgeschoben. Im Sommer 1824 saß er wegen ähnlicher Verbrechen bei dem großh. sächs. Criminal-Gericht in Weimar, und mußte daselbst, obgleich er wegen des beschuldigten Schaafdiebstahls von der Instanz entbunden worden war, den Gebrauch eines wissentlich falschen Dienstzeugnisses mit 15 Peitschenhieben büßen, worauf er an das fürstlich schwarzburgische Amt Rudolstadt ausgeliefert wurde, damit dort die Untersuchung wegen zweier in Groß-Gölitz ausgeführten Schaafdiebstählen geführt werden konnte. Auch hat das herz. Ober-Amt zu Krannichfeld wegen eines in Riechheim verübten Schaafdiebstahls auf Voglers Auslieferung angetragen. Uebrigens befand sich derselbe im J. 1829 bei dem Kreis- und Stadtgericht in Saalfeld, und im Monat Juni 1832 wegen Verdachtes, mehrere Schaafdiebstähle begangen zu haben, abermals bei dem fürstl. schwarzb. Amte Arnstadt in Arrest und wurde nach Beendigung der Untersuchung, welche kein vollständiges Resultat gewährte, zwar straflos entlassen, jedoch wegen seiner Gefährlichkeit gewarnt, sich bei Vermeidung einer körperlichen Züchtigung von 20 Hieben fernerhin nicht mehr in den schwarzb. Landen betreten zu lassen.

        Johann Andreas Mich. Hieronymus Vogler, Bierbrauer- und Branntweinbrenner-Gehülfe, aus Ohrdruff geb., in Arnstadt verheirathet.
        Alter: 32 Jahre; Statur: mittler, untersetzt; Haare: hellbraun; Stirne: hoch; Augenbraunen: braun; Augen: graubraun; Nase: etwas dick; Mund: voll; Zähne: oben sind einige abgebrochen; Unterlippe: etwas dick; Kinn: kurz, rund; Bart: braun; Gesichtsform: etwas breit; Besondere Kennzeichen: eine Narbe am Zeigefinger der linken Hand; auf dem linken Arm ein Herz mit den Buchstaben H. A. V. und darunter die Jahreszahl 1826; auf dem rechten Arm ein Schilderhaus mit einer weißrothen Figur roth eingeätzt; am linken Auge eine kleine Narbe und auf der Stirne braune Fleckchen.
        Er ist dem Vagabundiren sehr ergeben, hat sich in neuerer Zeit mit der Johanne Rosalie Mühlich, auch Flemming genannt, von Altenburg geb., im Reußischen und Saalfeldischen herumgetrieben, zu seiner Legitimation falsche Pässe geführt und wurde deshalb am 8. Sept. 1834 von der fürstl. hohenloh. Canzlei in Ohrdruff auf 4 Monate in die Corrections-Anstalt zu Gotha eingeliefert.

        Johanne Rosalie Mühlich, aus Altenburg geb.
        Alter: 26 Jahre; Statur: lang; Haare: blond; Augen: blau.
        Sie hat sich mit der Porzellanhändlerin Flemming, von Gera, längere Zeit herumgetrieben und häufig deren Namen geführt.
        Viele Grüsse
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        • Konni
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          • 19.08.2008
          • 2999

          #34
          Henriette Wilhelmine König, geb. Bielefeld, nachher verehelichte Lange, geschiedene Papiermachersfrau, aus Werningerode.
          Alter: 36 Jahre; Statur: schlank; Haare: dunkelbraun; Augenbraunen: braun; Augen: blau; Nase: stark und kurz; Mund: gewöhnlich; Gesichtsbildung: länglich; Benehmen: sehr fein und gewandt.
          Sie saß wegen Betrugs im J. 1824 8 Monate und im J. 1826 aus gleicher Ursache 3 Monate im Zuchthause zu Magdeburg, befand sich dann als angebliche Pastoren-Witwe bei der königlichen Polizei-Dicrection zu Hannover, und im Monat 1827 bei dem kön. preuß. Inquisitoriat zu Halle in Untersuchung. Anfangs Januar 1827 ist sie aus Merseburg, wo sie unter dem Namen Sophie Köbel, aus Kochstedt, verhaftet war, entsprungen. Gewöhnlich bettelt sie als eine durch Brand verunglückte Predigers-Witwe, Namens Bielefeld, aus Nöschenrode, und unterlag deshalb mehreremal und zuletzt im December 1830 bei dem Criminal-Gericht in Werningerode der Untersuchung.

          Peter Christ, vulgo Groß-Krotzenburger Judenbube, aus Groß-Krotzenburg im Kreise Hanau geb.
          Alter: 40 Jahre; Statur: gut mittler, untersetzt; Haare: dunkelbraun, vorn etwas dünn; Stirne: hoch, gewölbt; Augenbraunen: braun; Augen: blaugrau; Nase: groß, dick, gebogen; Mund: mittelmäßig; Unterlippe: dick; Zähne: gut; Kinn: rund; Bart: braun; Backenbart: braun, stark; Gesichtsbildung: oval, etwas jüdisches Aussehen; Gesichtsfarbe: bräunlich; Besondere Kennzeichen: Hiebnarbe auf der Stirne; Narbe hinter dem rechten Ohr; etwas behaarte Brust; Dialect: frankfurter.
          Er ist ein berüchtigter Gauner und kommt schon mit seinen beiden Brüdern, Martin und Johannes Christ, in Dr. Pfeiffers actenmäßigen Nachrichten über das Gauner-Gesindel am Rhein und Main, vor. In der neuesten Zeit hat er sich für einen vertriebenen Polen ausgegeben und die hie und da bestehenden Vereine von Polenfreunden besucht und gebrandschatzt. Zu seiner Legitimation führte er einen Paß von der k. k. österr. Gesandtschaft in München d. d. 24. Mai 1832 zur Rückkehr in seinen angeblichen Geburtsort Lemberg in Gallizien, und mehrere Empfehlungsschreiben von verschiedenen Polen-Committées bei sich. Auch befand sich in seiner Gesellschaft eine Zitterspielerin, Namens Mariane Elisabethe Wojatscheck, aus Lemberg, welche er fälschlich für seine Ehefrau ausgab. Er wurde am 6. Mai 1833 als Collectant in Gotha arretirt, von seiner Zuhälterin getrennt und nach körperlicher Züchtigung mittelst Schubs nach Hanau befördert.

          Mariane Elisabethe Wojatscheck, aus Lemberg geb., Zuhälterin des Vorstehenden.
          Alter: 26 Jahre; Statur: mehr mittler, als klein, etwas schwächlich; Haare: dunkelbraun; Stirne: schmal; Augenbraunen: graubraun; Nase: mittelmäßig, etwas spitz; Mund: mittelmäßig, mit etwas dicker Oberlippe; Zähne: gut; Kinn: oval; Gesichtsform: oval, etwas aufgedunsen; Besondere Kennzeichen: eine kleine Narbe auf der linken Hand hinter dem Mittelfinger; Sprache: polnisch u. deutsch.
          Sie war längere Zeit wegen Vagabundirens und Bettelns in Gotha verhaftet und wurde am 21. Dec. 1833 nach Feststellung ihrer wahren Verhältnisse mittelst Schubs nach Lemberg befördert.

          Michael Frosch, auch Joseph Fahrer von Wien genannt, herumziehender Musikus aus Jedersburg, kön. baier. Landgerichts Pfarrkirchen, geb.
          Alter: 48 Jahre, geb. 1783; Statur: gut mittler, stark und untersetzt; Kopf: groß und dick; Haare: schwarz, vorn sehr schwach; Stirne: hoch, kahl, gewölbt, in der Mitte eine kleine Vertiefung; Augenbraunen: braun, sehr schwach; Augen: braun, klein; Nase: mittelmäßig, dick; Mund: groß; Lippen: etwas stark; Zähne: gesund; Kinn: rund mit einem Grübchen; Bart: braun, stark; Gesichtsform: breit; Gesichtsfarbe: dunkel; Besondere Kennzeichen: zieht den Mund beim Sprechen etwas rechts; hat einen dicken Bauch; behaarte Brust mit einem Leberfleckchen; an der Unterlippe eine kleine Narbe.
          Er stammt von Zigeunern und ist von seiner Geburt an unstet in der Welt herumgezogen. Seit mehreren Jahren führt er den fälschlich angenommenen Namen Joseph Fahrer, gab sich von Wien gebürtig aus, und ließ sich allenthalben als fertiger Violin- und Guitarrenspieler für Geld hören. Im J. 1829 trieb er sich mit der ledigen Dorothea Elisabetha Borchert, aus Eitzum, herz. braunschweig. Kreis-Amts Schöppenstedt, herum, ließ solche aber später (1830) schwanger in Gandersheim zurück, und wurde deshalb von dem Herrn Bürgermeister Uda, wegen seines lüderlichen Lebenswandels, allen Polizei-Behörden zur strengen Beaufsichtigung empfohlen. Im Monat Mai 1833 kam er mit der ledigen Theresia Leinfelder, aus Wemdingen, kön. baier. Landgerichts Mannheim, die er fälschlich für seine Ehefrau ausgab, und mit seinem 6jährigen Knaben, Joseph Robert Fahrer, aus Kempten in Baiern geb., nach Gotha, producirte zu seiner Legitimation einen, von dem kön. baier. Landgericht Pottenstein am 26. April 1833 erschlichenen, Paß, und wurde, nach gehöriger Ermittelung seiner wahren Verhältnisse, als verdächtiger Vagant am 27. Juni 1833 mittelst Zwangspasses ein seine Heimath gewiesen, die Leinfelder aber gleich nach ihrer Arretirung von demselben getrennt und in ihren Geburtsort intradirt.
          Viele Grüsse
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          • Konni
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            • 19.08.2008
            • 2999

            #35
            Alexander Eduard Ißleiber, aus Lübeck geb.
            Alter: 26 Jahre; Statur: mittler, 5' 3''; Haare: dunkelbraun, gelockt; Stirne: hoch und frei; Augenbraunen: dünn, dunkelbraun; Augen: dunkelbraun, grau; Nase: schmal, etwas spitz; Mund: mittelmäßig; Kinn: oval; Bart: schwach, braun; Gesichtsfarbe: gelb.
            Er gibt sich gewöhnlich für einen Kellner, zuweilen aber auch fälschlich für einen Handlungs-Commis aus, bettelt bei den Logen und treibt sich als Hochstappler herum. Er war deshalb im Monat April 1833 zu Gotha, und einen Monat später zu Wiesbaden verhaftet.

            Friedrich Wilhelm Buchholz, Jäger, aus Berlin gebürtig.
            Alter: 29 Jahre; Statur: schlank, 5' 8''; Haare: blond, kraus; Stirne: frei; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase: länglich, spitz und gewölbt; Mund: gewöhnlich; Bart: blond; Zähne: gut; Kinn: oval; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: roth, munter; Besondere Kennzeichen: der Daumen an der linken Hand ist verkrüppelt; über dem rechten Nasenflügel eine braune Warze; mitten auf der Stirn eine weiße Narbe; am linken Fuß, drei Zolle über dem Knöchel, auf jeder Seite des Beines ein brauner Fleck; an demselben Fuße, etwas höher, auf dem Schienbein eine 1 Zoll lange bläuliche Narbe.
            Er befand sich vom Jahre 1821 bis 1829 bei der Criminal-Desputation des Stadtgerichts zu Berlin fünf Mal wegen wiederholten Diebstahls, Anmaßung des Adels oder Grafenstandes und wegen Betrugs in Untersuchung, und wurde deshalb mit Gefängniß, Strafarbeit, Ruthenhieben und Verlust der preuß. National-Kokarde bestraft. Im Monat August 1832 kam er beim kön. preuß. Inquisitoriate zu Eilenburg wegen unbefugten Tragens des rothen Adler-Ordens und Paßfälschung in Untersuchungs-Arrest, ward deshalb mit einer 3monatlichen Gefängnißstrafe belegt und am 7. Jan. 1834 mittelst Marschroute nach Berlin gewiesen; allein er zog über Leipzig, Dresden, Leitmeritz, Halle, Magdeburg, Braunschweig, Hildesheim, Hannover, Hamburg, Lübeck, Berlin, Potsdam mit falschen Legitimationen und unter erdichteten Namen umher und verübte an verschiedenen Orten mehrfache Schwindeleien. Am 23. Februar 1833 gerieth er bei der Sicherheits-Behörde in Leipzig wegen Paßverfälschung, Anmaßung des Adels und Prellerei in Untersuchung und wurde nach deren Beendigung am 5. Juli 1833 nach Berlin abgeschoben. Im Monat Januar 1834 kam er mit selbstverfertigtem Passe nach Gotha, gab sich hier fälschlich für den Schriftsteller Friedrich v. Voß, von Arad in Ungarn geb., aus, wurde aber entlarvt, wegen Entweichung von Berlin und Entwendung eines Mantels daselbst zur weitern Untersuchung an das kön. preuß. Inquisitoriat in Erfurt abgeliefert, und später zu 18montlicher Zuchthausstrafe, die er in Lichtenburg verbüßt, condemnirt. Er gehört zur Classe der abgefeimtesten Betrüger und gewandtetsten Vagabunden, ist heimtückisch, stökisch und weiß vortrefflich die Rolle eines Vornehmen zu spielen. Bei seinen Schwindeleien nennt er sich bald Graf Winzingerode, von Klinkowström, bald von der Lühe, von Voß, von Reitzenstein, und bald von Buchholz, schmückt sich mit Orden und Officiers-Uniformen und gibt vor, in Ungarn, wo er sich einige Zeit aufgehalten hat, wohnhaft zu seyn.

            Pierre Leon Bertin, angebl. Student der Rechte, aus Metz gebürtig.
            Alter: 20 Jahre (geb. 2. Febr. 1813); Statur: mittler, schlank; Haare: schwarzbraun; Stirne: hoch; Augenbraunen: schwarz; Augen: grau; Blick: falsch; Nase: breit; Mund: mittelmäßig; Unterlippe: etwas dick; Bart: im Entstehen; Zähne: gut und weiß; Kinn: rund; Gesichtsbildung: rund, glatt; Sprache: französisch, italienisch, englisch u. deutsch.
            Er ist ein Mensch von wissenschaftlicher Bildung und vielen Fähigkeiten. Leider hat er letztere nur zur Ausführung schlechter Streiche benutzt. Im Monat Juli 1832 kam er unter dem Namen eines Grafen Bertin nach Weimar, wußte sich daselbst am großh. Hofe eine sehr ehrenvolle Aufnahme zu erschleichen, und begab sich von dort, nachdem er einen hohen Staatsbeamten um 30 Rthlr. geprellt hatte, nach Leipzig und suchte hier auf falsche, von ihm selbst verfertigte Creditbriefe und Wechsel bedeutende Summen zu erheben, wurde aber als Betrüger entlarvt, von dem dasigen Criminal-Amt zur Untersuchung gezogen und zu einjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Nach seiner Wegweisung von Leipzig begab er sich im Monat April 1833 nach Dresden, erhielt von der kön. franz. Gesandtschaft allda einen neuen Paß, wurde aber diesem ungeachtet von der dortigen Stadt-Polizei-Deputation als verdächtig über Hof nach Frankreich zurückgewiesen. Anstatt die ihm von Dresden aus vorgeschriebene Reise-Route einzuhalten, ging Bertin nach Berlin, trieb sich dort abermals auf eine zweideutige Weise herum und mußte deshalb am 29. Mai 1833 die Rückreise von dort nach Saarlouis unter polizeilicher Bedeckung antreten.

            Ludwig Stegmann, aus Cassel gebürtig und in Marburg verheirathet und wohnhaft.
            Alter: angebl. 67 Jahre; Statur: mittler, untersetzt; Haare: schwarz; Stirne: frei, gewölbt; Augenbraunen: dunkelbraun; Augen: braun; Nase: sehr groß und dick; Mund: mittelmäßig; Zähne: fehlen oben; Kinn: oval; Bart: schwarzbraun; Gesichtsform: oval, eingefallen, runzelig; Gesichtsfarbe: bräunlich; Besondere Kennzeichen: etwas breite Finger; spricht sehr schnell und ist sehr heftig im Umgange.
            Er ist der Sohn eines verstorbenen Professors der Heilkunde in Marburg, widmete sich selbst den Studien, wurde aber wegen mehrerer jugendlicher Verirrungen von der dasigen Hochschule relegirt und trieb sich dann lange Zeit als Schauspieler im Auslande herum; auch soll er verschiedenen Mächten als gemeiner Soldat gedient haben. Im Jahre 1806 kehrte er verheirathet nach Marburg zurück, bildete sich dort zum Chirurgen aus, machte als solcher den Feldzug gegen Frankreich mit und practicirte zuletzt in Zierenberg in Niederhessen. Später reiste er als Declamator und wurde endlich im Monat August 1827 nach einem 2jährigen Untersuchungsarrest in Cassel mittelst Erkenntnisses des kurfürstl. hess. Obergerichts daselbst wegen Betrügerei und Anfertigung von Drohbriefen zu 1jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt, die er auch verbüßen mußte. Im Monat Mai 1833 kam derselbe mit verfälschtem Passe nach Gotha, gab sich für einen Dr. med. aus, und wollte auf verschiedene, angeblich von ihm verfaßte Schriften Pränumeranten und Subscribenten sammeln, fiel aber, da er auf verdächtige Weise herumzog, der dasigen Polizei in die Hände und wurde nach Feststellung seiner Heimaths- und sonstigen Verhältnisse mittelst Schubs nach Marburg befördert. Unbemerkt kann übrigens nicht gelassen werden, daß bei dem Stegmann in Gotha ein scharf geladenes Terzerol gefunden worden ist.
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            • Konni
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              • 19.08.2008
              • 2999

              #36
              Johann Heinrich Bethmann, Jäger, aus Hornhausen bei Aschersleben geb.
              Alter: 35 - 36 Jahre; Statur: 5' 7'', mittler; Haare: dunkelbraun; Stirne: hoch; Augenbraunen: blond; Augen: braun; Nase: klein; Mund: mittelmäßig; Unterlippe: stark; Bart: blond; Kinn: breit; Sprache: hochdeutsch; etwas durch die Nase.
              Er hat bis zum Jahre 1827 in der 3ten Compagnie der kön. preuß. 4ten Jäger-Abtheilung gedient, wurde aber wegen Betrugs mit 2monatlicher Festungsstrafe belegt und in die 2te Klasse des Soldatenstandes versetzt, im Monat August 1827 von dem Criminal-Gericht Werningerode wegen neuer Betrügereien mit 14tägigem Arrest bestraft und dann nach seiner Heimath abgeschoben, ist aber aus dem Gefängnisse zu Derenburg entsprungen und hat sich dann bis zu seiner, am 10. Juli 1828 in Walkenried, im Braunschweigischen, erfolgten Arretirung vagirend herumgetrieben.

              Wolf Kronheim, angeblich aus Grätz, bei Posen, gebürtig.
              Alter: 21 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: schwarz, glatt; Stirne: hoch, frei; Augenbraunen: braun; Augen: braun; Nase: länglich, spitz; Mund: proportionirt; Zähne: schön, weiß; Kinn: oval; Bart: schwarz; Gesichtsform: oval, glatt; Gesichtsfarbe: bräunlich.
              Er gibt sich für einen Studenten der Medicin aus, bettelt bei den Geistlichen und Gelehrten, und wurde am 18. Juni 1833 wegen Hochstappelns, Mangels an genügender Legitimation, Besitzes selbstverfertigter Atteste und wegen sonst verdächtigen Herumziehens in Gotha arretirt und als kön. preuß. Unterthan zur weitern geeigneten Verfügung an das k. Inquisit. in Erfurt abgeliefert, von diesem aber wegen Anfertigung falscher Urkunden mit 6wöchentlicher Gefängnißstrafe belegt.

              Johann Michael Griebel, Schlossergeselle, aus Wildenspring, von hollebenschen Gerichts, im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt gebürtig.
              Alter: 29 Jahre; Statur: mittler; Haare: dunkelbraun; Stirne: niedrig; Augen: grau, klein; Nase: gebogen, stark; Mund: breit, krumm, aufgeworfen; Zähne: gut; Kinn: breit; Gesichtsbildung: schmal, etwas krumm; Gesichtsfarbe: dunkel; Dialect: thüringisch; Anstand: militärisch; Besondere Kennzeichen: feine Pockengrübchen im Gesicht; unterm rechten Schulterblatt eine Narbe; zwischen den Schulterblättern mehrere braune Muttermahle; am linken Vorderarm zwei kleine, in einen Winkel zusammenlaufende Narben.
              Er verlor frühzeitig seine Eltern, wurde als Waisenknabe in Rudolstadt erzogen und in Böhlen als Schlosser angelernt. Nach seiner Entlassung aus der Lehre hat er sich einige Zeit in der Fremde herumgetrieben und ist im Jahr 1822 als Tambour in fürstl. schwarzb. Militärdienste getreten, aus denen er jedoch zu 3 verschiedenen Malen desertirte. Er wurde sowohl deshalb, als wegen seiner vagantischen Lebensweise am 12. März 1827 zu 4jähr. Zuchthausstrafe verurtheilt und nach Abbüßung derselben von dem fürstl. Amte Königsee mit einem Wanderbuche versehen, um auswärts Arbeit suchen zu können. Auf seinen Zügen verübte er jedoch, indem er sich bei heirathslustigen Frauenspersonen als Brautwerber einschlich, mehrere Betrügereien und sollte deshalb von Lahm aus in seine Heimath transportirt werden, ist aber von der Polizei-Behörde in Coburg vom Schub entlassen worden. Nun trieb sich derselbe unter dem Namen Louis Adjutant, mit militärischen Ehrenzeichen decorirt, so lange herum, bis er am 22. Juni 1831 in der Gegend von Sonneberg verhaftet und an das dasige Kreis-Gericht abgeliefert wurde. Bei der allda geführten Untersuchung kamen eine Menge Betrügereien und zum Theil große Diebstähle, die Griebel im Coburg., Meining., Schwarzburg., Weimarschen verübt haben sollte, zur Sprache, und es wurde derselbe wegen der im Herzogthum Meiningen begangenen Verbrechen von dem Kreis-Gericht in Sonneberg am 12. Dec. 1831 mit 8 Tagen Gefängniß und 20 Peitschenhieben bestraft und hierauf an das Justiz-Amt Coburg, wo ihm eine 4wöchentliche Zuchthausstrafe zu Theil wurde, abgeliefert, nach seiner Entlassung aus dem coburgschen Zuchthause aber an das fürstl. schwarzburg. Amt Königsee befördert und von diesem gleichfalls zur Untersuchung gezogen. Auch dort wurde ihm eine 6monatliche Zuchthausstrafe zu Theil. Später befand sich derselbe wegen eines qualificirten Diebstahls bei dem herzogl. Kreis-Gericht Saalfeld gefänglich in Haft, kam deshalb auf 1 Jahr in die Straf-Anstalt zu Maßfeld und trieb sich zuletzt unter allerlei erborgten Namen und Titeln in Begleitung einer gewissen Maria Schwarz, aus Sondershausen, die er fälschlich für seine Ehefrau ausgab, im Gothaischen herum, prellte und bestahl die Wirthe und fiel endlich im Monat Juli 1834 der kön. pr. Gensd'armerie im Bezirk von Schleusingen in die Hände, welche ihn an die kön. preuß. Inquis.-Deputation zu Schleusingen ablieferte. Das Kreisgericht Sonneberg schildert ihn als einen sehr boshaften, jähzornigen, verwegenen, listigen, frechen und verstockten Menschen.

              Johann Gotthilf Wiedemann, Raschmacher und gewesener kön. preuß. Husar, aus Danzig geb., in Werningerode wohnhaft.
              Alter: 51 Jahre; Statur: mittler, 5' 5''; Haare: schwarzbraun; Stirne: halbbedeckt; Augen: braun; Nase und Mund: gewöhnlich; Zähne: mangelhaft; Bart: schwarz; Kinn: breit; Besondere Kennzeichen: trug sonst einen Schnurrbart; hat eine Narbe auf der rechten Seite des Kopfes; auf dem Rücken Spuren von früheren Züchtigungen; eine Narbe auf dem dicken Fleische unterhalb der rechten Hüfte.
              Er ist ein frecher Hochstappler und befand sich wegen Collegirens und verdächtigen Besitzes einer bedeutenden Summe Goldes und anderer werthvoller Sachen im Jahre 1826 bei der kön. preuß. Polizei-Intendantur zu Berlin in Haft und Untersuchung, zog dann längere Zeit mit einer gewissen Wilhelmine Herthan oder Herdam, aus Röschenrode, oder der verwitweten Charlotte Wilhelmine Seraphin, geb. Zoachin, früher verehelicht gewesene Zimienicken aus Zehden, herum, und war auch im J. 1829 zu Werningerode wegen Vagabundirens längere Zeit verhaftet.
              Viele Grüsse
              Konni

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              • Konni
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                • 19.08.2008
                • 2999

                #37
                Franzisca Maria Havestadt, angebl. verehelichte Thielen, aus Dülmen bei Coesfeld im Münsterschen geb., berüchtigte Hochstapplerin und Vagantin.
                Alter: 55 Jahre; Statur: schlank; Haare: dunkelblond; Augen: blond ?; Nase: lang, etwas rechts gebogen; Mund: breit; Stirne: breit; Kinn: rund; Zähne: oben lückenhaft.

                Wilhelmine Albeck, geb. Böhnke, Soldatenwitwe, aus Alt-Balga bei Heiligenbeil, Regierungs-Bezirk Königsberg in Preußen, gebürtig, angeblich in Elbing wohnhaft.
                Alter: 33 Jahre; Statur: gut mittler, schlank; Haare: braun; Stirne: frei; Augenbraunen: blond; Augen: grau; Nase und Mund: mittelmäßig; Zähne: oben Lücken und schadhaft; Gesichtsform: oval; Besondere Kennzeichen: nahe am rechten Mundwinkel eine starke Pockennarbe; in der rechten Augenbraune einige Pockengrübchen; spricht sehr geziert und verzieht dabei den Mund.
                Sie gibt sich gewöhnlich für die Witwe eines verunglückten Kaufmanns aus, talft bei den Kaufleuten, Officier-Corps und besitzt alle Eigenschaften einer gewandten Hochstapplerin. Sie wurde im Monat Januar 1833 wegen Collegirens zu Gotha verhaftet und mittels Schubs an die kön. preuß. Polizei-Direction in Erfurt zur Weiterbeförderung in ihre Heimath abgeliefert. Ihrem eigenen Geständnisse nach war sie im vorigen Jahre bei der Polizei in Potsdam wegen Paßfälschung einige Zeit in Untersuchungs-Arrest.

                Carl Töpfer, aus Glatz in Schlesien gebürtig.
                Alter: 36 Jahre; Statur: gut mittler, schlank; Haare: dunkelblond, glatt; Stirne: frei; Augenbraunen: blond, schwach; Augen: bräunlich; Nase: etwas stark; Mund: mittelmäßig; Sprache: rein deutsch; Besondere Kennzeichen: hat feine Pockengrübchen im Gesicht; an der Oberlippe eine kleine Verlezzung; 2 Stichwunden an der rechten Seite. Benehmen: sehr gewandt, einschmeichelnd und schlau.
                Er war früher preuß. Unter-Officier und Divisions-Schreiber, mißbrauchte aber die ihm anvertrauten königl. Siegel zur Anfertigung falscher Urkunden und trieb sich längere Zeit unter den erdichteten Namen v. Walther und v. Brück herum, gab sich fälschlich für einen kön. preuß. Officier aus, trug mehrere Orden, die ihm nicht gebührten, und wurde endlich im Jahre 1817 von dem Kriegs-Gericht des königl. preuß. 11. Husaren-Regiments in Münster zu 12jähriger Festungsstrafe verurtheilt. Im J. 1823 entsprang er aus Cöln, nahm die Ehefrau des dortigen Gefangen-Aufsehers B., die ausreichende Geldmittel besaß, mit sich fort, und reiste unter dem angenommenen Namen eines kön. preuß. Capitäns v. Schönemark mit Postpferden bis Grätz in Steiermark, wo er erkannt, verhaftet und nach Cöln zurückgeführt wurde. Im Monat Januar 1833 erhielt er auf dem Wege der kön. Gnade seine Entlassung aus der Strafanstalt zu Cöln, und wurde von dort in seine Heimath gewiesen.

                Christiane Wilhelmine Eisel, verehelicht gewesene Pachtamtmann Meyer, aus Rinteln geb., zuletzt in Werningerode sich aufhaltend, Mutter einiger Kinder.
                Alter: 29 - 30 Jahre; Statur: mittler, schwächlich; Haare: blond; Stirne: flach; Augenbraunen: blond; Augen: grau; Nase: länglich; Mund: klein; Kinn: oval; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: blaß; Besondere Kennzeichen: hört etwas schwer und hat starren Blick.
                Sie ist eine sehr verschmitzte Betrügerin und gefährliche Vagantin, welche sich bald für eine natürliche Tochter der im J. 1821 verstorbenen Königin von England, bald für die Tochter eines Grafen R... oder eines Fürstbischofs ausgibt und unter der Vorspiegelung, daß sie über ein bedeutendes Vermögen zu verfügen habe, schon mehrere, selbst vornehme Personen verführt hat, sich in eheliche Versprechungen mit ihr einzulassen, und ihr bedeutende Summen vorzuschießen. Bereits im J. 1821 hat sie in Hamburg und Hannover allerlei Schwindeleien verübt und wurde schon damals mittelst Gensd'armerie-Escorte von Hannover wegen Vagabundirens nach Rinteln geschafft, von wo aus sie sich jedoch bald wieder entfernt hatte. Uebrigens ist sie auch im Dec. 1825 von Berlin, und im J. 1828 oder 1829 von Magdeburg weggewiesen worden.
                Viele Grüsse
                Konni

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                • Konni
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                  • 19.08.2008
                  • 2999

                  #38
                  Johann Theodor Meurs, Taglöhner und Kunstspringer, aus Emmerich im Reg.-Bezirk Düsseldorf geb.
                  Alter: 47 Jahre, geb. 1786; Statur: 5' 4 1/2''; Haare: weißblond; Stirne: rund, niedrig; Augenbraunen: weißblond; Augen: blau; Nase: dick; Mund: groß; Kinn: spitz; Gesicht: oval; Besondere Kennzeichen: auf dem linken Arm die Jahreszahl 1823 roth und die Buchstaben I. D. M. und A. C. blau eingeätzt.
                  Nach einem, in den Acten der Direction der Arbeits-Anstalt zu Brauweiler befindlichen, Schreiben der Bürgermeisterei zu Emmerich, d. d. 15. August 1826, ist Meurs schon im J. 1815 als Mitglied einer Diebesbande gefänglich eingezogen und zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe, die er zu Werden abgebüßt haben soll, verurtheilt worden. Nicht weniger soll derselbe um das Jahr 1824 wegen eines, in dem Dorfe Hamminkeln, Gerichtsbezirk Wesel, unter Beistand eines Frauenzimmers verübten Diebstahls gleichfalls längere Zeit im Zuchthause zu Werden gesessen haben. Seiner höchst zudringlichen, gewissermaßen gewaltsamen Bettelei wegen auf holländischem Gebiete, ist er mit einjähriger Einsperrung in der Strafanstalt zu Arnheim bestraft und von der Polizei-Behörde in Emmerich wegen Trunkenheit, Bettelei und Schlägerei sehr häufig gezüchtiget und mehr als zwanzig Mal gefänglich eingezogen worden. Für die Bewohner des platten Landes in der Gegend von Emmerich ist er ein Schrecken. Dieselben kommen ihm, wenn er sich nur von Weitem sehen läßt, aus Furcht vor Gewaltthätigkeiten, mit Lebensmitteln entgegen, und Niemand wagt es, ihn zu denunciren. Aus der Provinzial-Arbeits-Anstalt zu Brauweiler, woselbst er wegen seines Vagabundirens mehrere Male detinirt wurde, ist er am 28. Juli 1829 zum zweiten Male entwichen.

                  Anton Sebastian Moritz Sattlokal, auch Friedrich Müller genannt, aus Broich, Bürgermeisterei Mülheim an der Ruhr, Reg.-Bezirk Düsseldorf, geb.
                  Alter: 40 Jahre, geb. 1793; Statur: stark, 5' 7''; Haare: braungrau; Augenbraunen: braun; Augen: grau; Nase: groß, etwas breit; Mund: gewöhnlich; Bart: braungrau; Zähne: schlecht; Kinn: rund, mit einem Grübchen; Besondere Kennzeichen: an der linken Hand ein steifer Finger; auf dem linken Arm rothe und blaue Bezeichnungen; kann weder lesen, noch schreiben und ist dem Trunk ergeben.
                  Er ist ein durchtriebener Bösewicht, listiger Betrüger und gefährlicher Vagant und wird deshalb allenthalben gefürchtet. Im J. 1813 wurde er wegen Mißhandlung seines 78jährigen Vaters zur Ausstellung am Pranger und zu 5jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Nach Verbüßung derselben gerieth er wegen schlechter Streiche und vagantischer Lebensweise mehrmals in Arrest und wurde selbst aus weiter Ferne nach Mülheim zurückgebracht, und deshalb bereits im J. 1828 und 1830 längere Zeit in der Provinzial-Arbeits-Anstalt zu Brauweiler detinirt. Schon im J. 1827 mußte er von dem kön. pr. Inquisitoriat zu Hamm wegen Betrugs und Fälschung steckbrieflich verfolgt werden. Auch aus dem 36. kön. preuß. Infanterie-Regiment ist Sattlokal desertirt und deshalb mit 9monatlicher Festungsstrafe und Versetzung in die 2. Classe des Soldatenstandes bestraft worden. Nun ging er nach Oestreich, nahm dort militärische Dienste, entwich aber im J. 1823 aus solchen und wurde bald nachher als Vagabund in Nordhausen arretirt und nach seiner Heimath abgeschoben. Jetzt befindet er sich wegen Verdachts der Theilnahme an einem Diebstahle auf flüchtigem Fuße und wird deshalb von dem Inquisitoriat zu Hamm abermals steckbrieflich verfolgt.

                  Johann Gottlieb Joseph Lindecker, auch Leindecker, Johann Ferdinand Linde, Jos. Dandecker, Christian Heiburger, J. Baumgart, Johannes Landeck, Sander genannt, aus Rawicz im Großherzogthum Posen geb.
                  Alter: 41 Jahre, geb. 1792; Statur: untersetzt, 5' 2'' 2'''; Haare: dunkelblond; Stirne: niedrig; Augen: grün od. gelblich-grau; Augenbraunen: dunkelblond; Mund: proportionirt; Kinn: etwas spitz; Backenbart: dunkelblond; Gesichtsbildung: regelmäßig; Blick: trotzig; Benehmen: etwas komödiantenartig; Besondere Kennzeichen: unter dem linken Auge eine Schramme; am Ballen der rechten Hand eine dergl.; am rechten Backen eine Warze oder Erhöhung; zwischen beiden Augen eine kleine Warze.
                  Er hat keinen festen Wohnsitz, ist angeblich in der Erziehungs-Anstalt zu Iglau in Mähren eine Zeitlang unterhalten worden und dann größtentheils unter allerlei Namen und Titeln in der Welt unstet herumgezogen. Einige Jahre hindurch hat er theils königl. preuß., theils in k. k. österr. Militärdiensten gestanden, ist aber im J. 1814 aus solchen desertirt, und war wegen Vagabundirens im J. 1820 zu Grimma und Erfurt, im J. 1825 zu Elbingerode und Werningerode, im Januar 1830 zu Düren, bei Aachen, im April 1830 zu Paderborn und Torgau, und im J. 1831 zu Sonneberg im Herzogthum Meiningen verhaftet. Da sich die Behörde zu Rawicz weigert, den Lindecker daselbst aufzunehmen, so wird er, alle Eigenschaften eines geandten Vaganten besitzend, den Sicherheits-Behörden noch mancherlei zu schaffen machen. Zu beklagen ist es, daß Lindecker auf seinen Zügen immer dienstfertige Behörden fand, die ihm für Geld und gute Worte förmliche Reisepässe auf beliebige Namen und Prädicate zu seinem ungehinderten Fortkommen ertheilten.

                  Carl Ludwig Leopold Wild, Metzgergeselle und gewesener frankfurter Stadtsoldat, aus Ballenstedt im Herzogthum Anhalt-Bernburg gebürtig.
                  Alter: 28 Jahre; Statur: mittler; Haare: röthlich-blond, gelockt; Stirne: schmal, etwas runzelig; Augenbraunen: blond; Augen: blaugrau; Blick: tückisch; Nase: etwas gebogen und spitz; Mund: mittelmäßig; Zähne: angelaufen; Kinn: oval; Bart: rothbraun, stark, unten am Halse zusammenlaufend; Gesichtsform: oval, glatt; Besondere Kennzeichen: auf dem rechten Arm ein Ochsenkopf und unter diesem zwei übereinander liegende Beile roth eingeätzt; mitten auf der Stirne eine kleine Narbe; am Mittelfinger der rechten Hand eine Warze; der Nagel am Zeigefinger der linken Hand zum Theil dunkelblau; hinter dem linken Ohre eine Brandnarbe.
                  Er ist am 5. Febr. 1833 unter dem fälschlich angenommenen Namen Ißler, sich von Frankfurt a. M. gebürtig ausgebend, in Gotha als verdächtiger Vagabund polizeilich angehalten worden. Er führte zu seiner Legitimation eine auf den Namen Ißler lautende und von der königl. preuß. landräthlichen Behörde zu Helmsdorf, die er zu täuschen wußte, ausgestellte Reiseroute bei sich und wurde am 17. Febr. 1833 nach Feststellung seiner wahren Heimaths-Verhältnisse mittelst Schubs an das herz. anhalt. Justiz-Amt Ballenstedt befördert.
                  Viele Grüsse
                  Konni

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                  • Konni
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                    • 19.08.2008
                    • 2999

                    #39
                    Louis Gustav Strauß, aus Magdeburg gebürtig; nennt sich auch Binner.
                    Alter: 20 Jahre; mehr mittler, als klein, schmächtig; Haare: schwarzbraun, etwas borstig; Stirne: schmal, hoch; Augenbraunen: dunkelbraun, stark; Augen: dunkelbraun; Nase: länglich, spitz, etwas gebogen; Mund: mittelmäßig; Unterlippe: etwas dick; Zähne: gut; Kinn: oval; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: bräunlich; Besondere Kennzeichen: jüdisches Aussehen; auf der Stirne eine kleine Narbe. Sprache: rein deutsch und französisch.
                    Er gibt sich bald für einen Handlungs-Commis, bald für einen Kellner aus, und ist, nachdem er in Magdeburg mehrere Schwindeleien verübt hatte, ohne Legitimation von dort weggegangen, hat sich im Monat Mai 1833 in der Gegend von Gotha und Erfurt auf eine verdächtige Weise herumgetrieben, und dabei mehrere Prellereien und Diebereien verübt. Er ging von da ohne Paß nach Frankreich, nahm in Metz freiwillig Dienste bei der Fremden-Legion, diente im Jahre in Algier und wurde im Monat November 1834 von der kön. preuß. Polizei-Direction zu Aachen verhaftet und zur weiteren Verfügung an das kön. preuß. Inquisitoriat in Erfurt ausgeliefert.

                    Carl Friedrich Schneider, Schreinergeselle, aus Darmstadt geb.
                    Alter: 22 Jahre; Statur: gewöhnlich; Haare: dunkel; Augen: dunkel; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: bleich.
                    Derselbe ist schon früher wegen Betrugs und Diebstahls bestraft worden und gerieth im Monat April 1833 wegen anderweit verübter Betrügereien beim großh. hess. Stadtgericht zu Darmstadt aufs Neue in Untersuchung, entzog sich jedoch derselben durch die Flucht und führte wahrscheinlich zu seiner Legitimation ein vom Polizei-Büreau zu Darmstadt zur Reise nach Mannheim visirtes Wanderbuch bei sich.

                    Hartschinsky-Schmidt, auch Simon Herz genannt, Israelit, angeblich aus Wollkawisgen in Polen geb., in Grodno wohnhaft.
                    Alter: 26 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: schwarzbraun, etwas gelockt; Stirne: schmal, frei; Augenbraunen: hellbraun; Augen: braun; Nase: etwas gestümpft, in der Mitte eine sehr unbedeutende Erhöhung; Mund: gewöhnlich; Unterlippe: etwas dick; Zähne: gut; Kinn: oval; Bart: röthlich-blond; Gesichtsform: oval, glatt; Gesichtsfarbe: gesund; Besondere Kennzeichen: auf dem Rücken flechtenartige Flecken; an der linken Weiche ein länglich braunes Mahl; an der linken Wade blaue Adern in der Form von Schriftzügen; am Knorren des linken Fußes eine Narbe; behaarte Brust; röthlicher Schnurr- und Backenbart; spricht polnisch und deutsch.
                    Ohne Zweifel gehört der oben bezeichnete zur Classe der gefährlichen Umtreiber. Schon seit mehreren Jahren zieht derselbe in England, Frankreich und Deutschland auf eine verdächtige Weise umher. Früher reiste er als angeblicher Handelsmann, nachher erschlich er sich in Straßburg als Glasergeselle ein Wanderbuch und kam mit diesem im Monat November 1832 nach Gotha. Unterwegs besuchte er die Polen-Committées und nahm, indem er sich für einen aus seinem Vaterlande vertriebenen, poln. Unteroff. ausgab, deren Hülfe und Unterstützung in Anspruch. Da Hartschinsky-Schmidt von der Glaser-Profession gar nichts verstand und in dem vor dem herz. Ober-Polizei-Commissariat zu Gotha stattgehabten Verhöre bekennen mußte, daß er kein Glaser sei, derselbe übrigens auch ungewöhnlich viel Geld und mehrere Pretiosen bei sich führte, so wurde er als verdächtiger Landstreicher über Eisenach nach Straßburg, woher er gekommen war, zurücktransportirt.

                    Carl Schuckhardt, Handlungslehrling, von Homburg vor der Höhe geb.
                    Alter: 19 - 20 Jahre; Statur: groß und schlank; Haare: blond; Augen: grau; Nase und Mund: proportionirt; Gesichtsfarbe: blaß.
                    Er stand in Frankfurt a. M. in der Lehre, hat sich in der letzten Woche der Ostermesse 1833 von dort heimlich entfernt und sich der Verfertigung falscher Wechsel im hohen Grade verdächtig gemacht.
                    Viele Grüsse
                    Konni

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                      • 2999

                      #40
                      Carl Wilhelm Emil Nieme, auch Theobald Ernst, Weißendorf, Baron von Minnigerode, Graf und Freiherr von Müller, Eschenthal, Baron von Müllerstein, Dr. Feilgenhauer, Dr. Otto Hugo Freiherr von Eichsfeld, Baron von Krüdener, Alexander de Doutrelepont, Ladislaw Bernadowitz gen., aus Gr. Glogau.
                      Alter: 29 Jahre; Statur: untersetzt; Größe: mehr kurz, als mittelmäßig; Haare: dunkelbraun; Stirne: hoch, frei; Augenbraunen: braun, in etwas großen Bogen; Augen: braun; Nase: etwas breit, zugespitzt und auf den Seiten ein wenig eingedrückt; Mund: groß; Unterlippe: dick; Oberlippe: etwas aufgeworfen; Zähne: vollständig, etwas angelaufen; Kinn: oval, mit einem kleinen Grübchen; Bart: bräunlich; Backenbart: etwas stark, braunroth schillernd; Gesichtsform: etwas breit und voll; Gesichtsfarbe: gesund; Gestalt: untersetzt; Besondere Kennzeichen: an der linken Wange ein ganz kleines braunes Fleckchen; Kinn: etwas eingebogen, jedoch kaum bemerkbar; verzieht zuweilen beim Sprechen den Mund, stößt etwas mit der Zunge an und wird öfters ungewöhnlich laut. Benehmen: vornehm, freundlich und sehr gewandt; die Betonung einzelner Sylben scheint auf eine jüdische Abkunft hinzudeuten; auf dem linken Schulterblatt ein kleines Muttermahl mit einigen Haaren; in der rechten Seite ein Wärzchen; am linken Oberarm ein braunes Fleckchen; auf der rechten Achsel eine kleine weißliche Narbe und ein Leberfleckchen; auf dem Bauch, rechts neben dem Nabel, ein braunrothes Muttermahl; über dem Nabel einige weiße Fleckchen; auf dem rechten Arm mehrere braune Pünktchen.
                      Am 4. September 1830 kam ein junger, wohlgekleideter Mann mit einem Lohnkutscher nach Weimar, stieg daselbst im Gasthof zum Erbprinzen ab, gab sich für den Domainen-Rath Neumann, von Mecklenburg-Strelitz, aus und verweilte allda bis zum 25. October desselben Jahres. Er besuchte regelmäßig das Theater, ging auf die Parade, sprach viel von seinen Gütern im Mecklenburgischen und in Schlesien, so wie von seinen Heiraths-Projecten, lebte auf einem anständigen Fuße, machte zuweilen Reisen nach Erfurt, und suchte Coupons von ausländischen Staats-Papieren umzusetzen, fand jedoch daselbst keine Abnehmer. Durch seinen Wirth, dem er eine bedeutende Zeche schuldig geworden war, gedrängt, übertrug er demselben einen Wechsel über 2000 Rthlr. an Gebrüder Schickler in Berlin, versiegelte solchen nebst einem Brief an Fr. u. Comp. in L.... in Gegenwart des Wirthes und schickte ihn unter der bezeichneten Adresse auf die Post, er selbst aber reiste mit Zurücklassung mehrerer Effecten gleich nach dem Abgange eines gewissen Kaufmanns Ernst Friedrich Schulze und dessen angeblicher Frau aus Berlin, von Weimar auf einige Tage nach Jena, kam jedoch von dort nicht wieder zurück. Zwei Tage später (am 25. October 1830) empfing der Besitzer des Gasthauses zum Erbprinzen in Weimar auf den abgesandten Wechsel wirklich die baare Summe von 2000 Rthlr. Zum Glücke war Neumann, der, wie er später erklärte, selbst nicht ahnete, daß sein falscher Wechsel acceptirt und honorirt werden würde, nicht, wie vorgespiegelt hatte, nach Weimar zurückgekehrt und die Unrichtigkeit des von demselben verkauften Wechsels durch die Herrn Gebrüder Schickler in Berlin zeitig genug entdeckt worden, um dem betrogenen Hause in L.... wiederum zu seinem Gelde zu verhelfen. Nach seiner Flucht von Weimar trat Neumann unter dem Namen eines Forst-Candidaten Schröder in Halle a. d. Saale auf, wirkte dort mehrere Schulden und verschwand am 3. November 1830, noch eh man seine Verhältnisse ermittelt hatte. Inzwischen wurde von dem kön. preuß. Polizei-Präsidium zu Berlin am 27. November 1830 bekannt gemacht, daß Neumann, der sich auch für einen Studenten Rößler aus Strelitz ausgegeben, mit einem, in Berlin bereits wegen Betrugs durch Anfertigung falscher Wechsel und Anmaßung des Adels, zur Untersuchung gezogenen und im Jahre 1828 mit 9 monatlicher Festungsstrafe belegten ehemaligen Bombardier Carl Wilhelm Emil Nieme identisch sei, so wie daß derselbe 2 Doppel-Pistolen mit kurzen Bajonetten, 1 Büchse und 1 Vogelflinte bei sich führe und seine Reise von Halle in der Richtung gen Schlesien fortgesetzt habe. Auf Veranlassung des großherz. Criminal-Gerichts in Weimar wurden nun auch von dem großherz. mecklenb. Amte Strelitz am 2. Dec. 1830 über den angeblichen Domainen-Rath Neumann nähere Nachforschungen angestellt und von diesem die Vermuthung ausgesprochen, daß sich das von Weimar aus verfolgte Individuum einige Zeit in der Ufferiner Mühle bei Strelitz aufgehalten und sich daselbst für einen Artillerie-Officier ausgegeben, auch in Strelitz mehrere Geldschwindeleien versucht habe. Bei der hierauf eingeleiteten förmlichen Vernehmung des betreffenden Mühlenbesitzers hat sich nun herausgestellt, daß jener angebliche Artillerie-Officier kein anderer, als der oben erwähnte Nieme gewesen ist. Derselbe kannte die Familien-Verhältnisse jenes Mühlenbesitzers sehr genau und wußte sich das Vertrauen desselben dadurch zu erwerben, daß er Briefe von des Müllers Schwiegervater producirte, sich um die Hand der Tochter des Müllers bewarb und sich dabei erbot, die Geldverhältnisse des Erstern mit seinen bei dem Kammergericht in Berlin deponirten Erbschaftsgeldern von 30000 Rthlr. zu ordnen. Um den treffenden Mühlenbesitzer recht sicher zu machen, und wahrscheinlich, um sich die Schriftzüge eines angesehenen Banquierhauses zur Nachahmung bei der Anfertigung falscher Wechsel zu verschaffen, versprach ihm Nieme vorläufig an Anleihen von 10000 Rthlr. und schickte zu diesem Behufe einen Brief an den Banquier Sch. in Berlin, von dem er auch bald nachher Antwort erhielt. Den Schutzjuden Sylvester Cohn in Strelitz prellte er gegen Verpfändung einer Zahlungs-Anweisung auf 10000 Rthlr. um 500 Rthlr. und reiste dann mit dem erwähnten Mühlenbesitzer und dessen Ehefrau über Spandau nach Berlin. In Spandau traf Nieme zufällig mit dem von Berlin zurückkehrenden, enttäuschten Juden Cohn, der ihn mit Vorwürfen überhäufte, zusammen, wußte aber denselben dadurch zu beruhigen, daß er einen gewissen Weise bestimmte, einstweilen für ihn zu gut zu sagen. In Berlin verschwand Nieme mit dem Weise, fiel jedoch nicht lange nachher der Polizei daselbst in die Hände und wurde von dieser im Monat December 1830 an die Criminal-Deputation des dasigen Stadtgerichts abgegeben. Bei dieser bekannte er sich nicht blos zu der in Weimar verübten Betrügerei und zu der Bekanntschaft mit dem ehemaligen Kaufmann Schulze von Berlin, sondern geständigte auch, in Halle, Alt-Strelitz und Züllichau gleichfalls bedeutende Wechselverfälschungen und Betrügereien verübt zu haben, und machte sich nicht minder verdächtig, daß er auch in Hamburg Prellereien ausgeführt habe. Als Bombardier sollte Nieme zur vorläufigen Antretung der ihn erwartenden Strafe nach der Festung Küstrin abgeführt werden, ist auch wirklich am 8. Juli 1831 unter Escorte dahin abgegangen, jedoch am 11. Juli 1831 bei Seelow seinem Führer entsprungen. Obgleich mit Steckbriefen verfolgt, ist es ihm dennoch gelungen, unter dem Namen eines polnischen Emigranten Ladislaw Bernadowitz von der französischen Gesandtschaft in Hannover einen Paß zur Reise nach London zu erhalten, um sein betrügerisches Gewerbe lange unentdeckt fortzusetzen. Im Monat März 1832 verließ Nieme England, nachdem er sich unter dem Namen de Doutrelepont von der kurfürstl. hess. Gesandtschaft in London einen förmlichen Reisepaß erschlichen hatte, ging über Calais nach Frankreich und Belgien, wo er sich längere Zeit aufhielt. Die Bekanntmachung des großherz. hess. Staatsprocurators beim Kreisgericht in Mainz vom 29. October 1833 über die Wechselbetrügereien eines angeblichen Freiherrn von Minnigerode oder Dr. phil. Otto Hugo, veranlaßte das herzogl. Ober-Polizei-Commissariat zu Gotha, einem am 4. Nov. 1833 daselbst mit dem Eilwagen von Cassel angekommenen Fremden, der sich Maximilian Freiherr von Eichsfeld nannte und für einen kön. sächs. Officier, so wie für einen Verwandten der kön. sächs. Regenten-Familie ausgab, besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Der Herr Freiherr besaß neben einer ausgezeichneten Garderobe Alles, was zur feinen Lebensweise nöthig ist. Er trug mehrere schöne, goldne Ringe mit Steinen an den Fingern, war mit goldnen Ketten behängt, und wußte sich durch sein Auftreten und durch seine Erzählungen Ansehen und Vertrauen zu Erwerben. Dieses benutzend, ließ er sich bei einem Graveur ein Petschaft mit dem kön. sächs. Wappen und der Umschrift: "kön. sächs. Gesandtschaft in Berlin" fertigen. Im Begriff mit dem Eilwagen nach Coburg abzufahren, mußte er, der bestehenden polizeilichen Einrichtung gemäß, seinen Paß dem Fremden-Büreau zum Visiren vorlegen. Bei der Prüfung desselben ward der von der kön. sächs. Gesandtschaft in Berlin angeblich ausgestellte Paß, ungeachtet derselbe alle Zeichen der Aechtheit an sich zu tragen schien und mit dem kön. sächs. Wappen geziert, auch mit dem ächten Visa der kaiserl. königl. österreich. Gesandtschaft in Cassel versehen war, dennoch für falsch, der Besitzer selbst aber für den, aus Mainz entflohenen, angeblichen Baron von Minnigerode erkannt. Es mußte sich der Pseudo-Freiherr alles Schmuckes begeben, ehe man ihn mit der gegen ihn vorliegenden Anzeige näher bekannt machte. Diese Procedur brachte den mit seltener Unbefangenheit, Heiterkeit und Vornehmthuerei im Fremden-Büreau aufgetretenen Herrn Baron dergestalt außer Fassung, daß es eben keine sonderliche Mühe kostete, Geständnisse von ihm zu erlangen, die er, wenn man den ersten Schrecken desselben ungenützt hätte vorüber gehen lassen und ihm Zeit zur Sammlung seiner verlornen Geistesgegenwart gestattet hätte, niemals, oder doch nicht so leicht gemacht haben würde. Die augenblickliche Beschlagnahme und genaue Untersuchung seiner, im Gasthause zurückgelassenen Effecten und Papiere führten zu wichtigen Entdeckungen. In der ersten Bestürzung gestand er ein, daß er unlängst, als angeblicher Baron von Minnigerode, nicht blos das Banquier-Haus Lazarus Hamburg in Mainz mittelst falschen Wechsels um die baare Summe von 500 Rthlr., sondern auch den Banquier Ladenburger in Mannheim um 400 Rthlr. und als angeblicher Baron von Müller Ende März d. J. einen ihm dem Namen nach bekannten Kaufmann zu Magdeburg um 600 Francs betrogen habe, mit seinem wahren Namen aber Karl Friedrich Ludwig Weißendorf heiße, von Gewerbe ein Handlungsdiener sei und in Charlottenburg Heimathsrechte erlangt habe. In seiner Chatoulle und in seinem Coffre fand man außer anderem einen Beutel mit 43 Louisd'ors, das oben erwähnte von einem Graveur gefertigte Petschaft, sowie ein anderes mit einem Wappen und der Umschrift: "von Bitterfeld'sches Dominium zu Kroppenstedt" und das nachgestochene Petschaft des kön. sächs. Herrn General-Lieutnants und Gesandten von Watzdorf am Berliner Hofe, mehrere ächte und falsche Pässe, auf verschiedene Namen lautend, mehrere unausgefüllte Wechsel und eine Anzahl Visiten-Karten mit der Aufschrift: "Baron von Minnigerode", und andere Gegenstände mehr. Kaum hatte sich jedoch Arrestat von der ersten Ueberraschung wieder erholt, so stimmte derselbe auf's Neue einen hohen Ton an, und suchte hauptsächlich dadurch zu imponiren, daß er bedeutungsvoll von politischen Verbindungen sprach und auf Auslieferung an die hohe Central-Untersuchungs-Behörde der Bundes-Versammlung in Frankfurt a. M. antrug, vorgebend, daß er Entdeckungen von der größten Wichtigkeit zu machen habe. Als er jedoch sahe, daß man sich durch seine Prahlereien und seine sonst angewandten Künste nicht irre machen ließ, ihn für einen eben so gewandten als gefährlichen Betrüger zu halten, so legte er endlich ein Geständniß ab, daß er im Monat Mai d. J. auch den reichen ungarischen Edelmann Kheymüller in Wien um 100 Stück Ducaten und bald nachher einen Kaufmann zu Friedland in Böhmen, den er im Bade Liebwerda kennen gelernt, um 600 Gulden Conv. Geld mittelst falschen Wechsels betrogen habe und daß sein wahrer Name Theobald Ernst und sein Geburtsort Berlin sei, daß er aber auf seinen Reisen und um unerkannt zu bleiben, Namen und Titel so häufig habe wechseln müssen, daß er unmöglich über alle Namen, die er bisher geführt, genaue Auskunft geben könne. So viel aber steht fest, daß derselbe immer nur vornehme Rollen gespielt, und sich unter dem erborgten Namen eines Grafen sowohl in Wien und Prag, als auch in Mainz und an den verschiedenen Bade-Orten allenthalben in die vornehmsten Häuser und Zirkel Zutritt und eine ausgezeichnete Aufnahme zu verschaffen gewußt hat. Auch deutet sein ganzes Benehmen darauf hin, daß er häufig Umgang mit hohen Herrschaften gepflogen und sich die Manieren eines vornehmen Libertius anzueignen gewußt hat. Deshalb suchte er seinen wahren Namen in Gotha sorgfältig zu verheimlichen und gestand erst dann, als er sich vollständig entlarvt glaubte, daß er derjenige Karl Wilhelm Emil Nieme von Berlin sei, welcher sich am 11. Juli 1831 auf dem Wege nach Küstrin befreit habe. Gewiß gibt es außer Nieme nur wenige Individuen, welche mit so umfassenden Kenntnissen aller Art und mit der nöthigen Weltbildung auch so vorzügliche Anlagen eines Gauners verbinden, um überall mit so glücklichem Erfolge, wie dieser, operiren zu können, und es ist daher wohl anzunehmen, daß bei Fortsetzung der Untersuchung gegen denselben noch interessante Thatsachen und fein durchdachte Betrügereien werden ermittelt werden. In Mainz, wo sich der Nieme vor seiner in Gotha erfolgten Verhaftung längere Zeit aufgehalten hat, hinterließ er in seiner Mietwohnung eine kleine Steindrucker-Presse, die er in Straßburg gekauft haben will. Ueber den Zweck, wozu derselbe die erwähnte Presse angeschafft hat, dürfte kaum ein Zweifel obwalten. Nach seinem am 18. October 1833 erfolgten Abgange aus Mainz begab er sich nach Frankfurt a. M. und erhielt dort, ohne daß er sich zu legitimiren brauchte, sofort die Erlaubniß, mit dem Eilwagen nach Berlin zu fahren. So war es ihm leicht, sich den Nachstellungen der Polizei zu entziehen. Von Berlin fuhr er mit dem Eilwagen nach Cassel und von da nach Gotha, wo man seine Festnehmung einer Maaßregel verdankt, die, wenn sie allgemein durchgeführt würde, das ungehinderte Fortkommen gefährlicher Subjecte sehr erschweren und den rechtlichen Mann nicht im mindesten belästigen würde. Uebrigens wurde der Nieme am 5. Dec. 1833 zur weiteren Untersuchung zunächst an den Herrn Staats-Procurator in Mainz befördert und von dem dasigen großherz. Untersuchungs-Gericht zu 5jähriger Zuchthausstrafe und 1stündiger Ausstellung am Pranger verurtheilt. Auch hat sich später noch ermittelt, daß Nieme in der Strafanstalt zu Hamburg gesessen und wegen Betrügereien in Luzern (vor seiner in Gotha erfolgten Verhaftung) mit Pranger-Ausstellung bestraft worden ist und dann nach Erfurt ausgeliefert werden sollte, in Liestal (Basel-Landsch.) aber Gelegenheit zur Flucht gefunden hat. Bei seiner Arretirung in Luzern war er mit einem in Harburg am 16. Juli 1833 ausgestellten, auf den Baron von Grabow, aus Wilna, lautenden Paß, sowie auch mit einem Paß d. d. Marburg 24. Juli 1833, auf den Studenten Heinrich Jost von Fechenheim lautend, versehen. Außerdem verdient die in den Beiträgen zur Erleichterung des Gelingens der praktischen Polizei, herausgegeben von dem Hrn. Polizeirath Merker in Berlin, No. 49 Jahrg. 1833, enthaltene Geschichte nachgelesen zu werden.
                      Viele Grüsse
                      Konni

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                        • 19.08.2008
                        • 2999

                        #41
                        Ludwig Schlieper, Handlungsbeflissener, aus Kronenberg in Westphalen.
                        Alter: 25 Jahre; Statur: schlank, gut mittler; Größe: 5' 10 ''; Haare: braun; Augenbraunen: braun; Augen: graubraun; Nase: etwas lang und spitz; Mund: mittelmäßig; Gesichtsform: oval, glatt; Bart: stark und schön.
                        Er hat sich der Anfertigung von falschen Wechsel und Zahlungs-Anweisungen dringend verdächtig gemacht und ist deshalb bereits unter'm 13. Jun. 1832 von dem kön. preuß. Ober-Procurator, Herrn von Collenbach, in Cölln, steckbrieflich verfolgt worden. Damals führte derselbe zu seiner Legitimation einen Paß von Elberfeld bei sich. Uebrigens beschuldiget ihn der berüchtigte Nieme, daß er auch an den von ihm verübten Wechselbetrügereien Antheil genommen habe und sich unter allerlei Namen und Titeln in Deutschland, in der Schweiz und in den Niederlanden herumtreibe und von dem Ertrage seiner Schwindeleien lebe.

                        Johann Carl Tiedke, Cigarrenmacher, aus Hamburg.
                        Alter: 31 - 32 Jahre; Statur: groß; Haare: blond; Augenbraunen: blond; Bart: blond; Stirne: oval; Augen: grau; Nase: mittelmäßig; Mund: gewöhnlich; Kinn: länglich; Gesicht: blatternarbig; Gesichtsfarbe: gesund.
                        Er kolligirt und ist im Jahre 1826 mit seiner angeblichen Ehefrau Eleonore Amalie Johanne, geb. von Driesen, wegen Vagabundirens von Sondershausen aus auf den Schub in seine Heimath gesetzt worden.

                        August Wilhelm von Buttler, Witwer und Vater eines Knaben, Namens Julius Cäsar Otto von Buttler, aus Liegnitz in Schlesien geb.
                        Alter: 37 Jahre (angebl. im J. 1796 geb.); Statur: mittler, schlank; Haare: dunkelbraun, glatt, glänzend; Stirne: schmal, etwas hoch; Augenbraunen: bräunlich; Augen: grau; Nase: mittelmäßig, etwas gestümpft, mit einem kleinen Höcker; Mund: gewöhnlich; Unterlippe: etwas dick; Zähne: angelaufen, vollständig; Kinn: oval; Bart: braun; Backenbart: braun; Gesichtsform: oval; Gesichtsfarbe: gesund; Besondere Kennzeichen: pockennarbig.
                        Er ist ein höchst zudringlicher und unverschämter Hochstappler, gibt sich fälschlich für einen verabschiedeten Officier aus und ist von Jugend an auf eine ordnungswidrige Weise in schlechter Gesellschaft unstet in der Welt herumgezogen. Ueber seine Heimaths- und Familien-Verhältnisse will derselbe keine genügende Aufschlüsse geben können. In seinem Verhöre vor dem herz. Ober-Polizei-Commissariat zu Gotha sagte Buttler am 28. Febr. 1834 unter anderem folgendes aus: "Ich bin wie in die Welt geschneit, habe keinen Bekannten und Verwandten, der sich meiner wohlwollend annimmt, und war daher in Ermangelung eines festen Wohnsitzes und ordentlichen Gewerbes wider meinen Willen gezwungen, von einem Orte zu dem anderen herumzuziehen und meinen Unterhalt zu suchen, wo ich ihn fand. Ob mein Vater wirklich kön. preuß. Major gewesen, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Er reiste in früheren Zeiten als Spieler in den Bädern herum. Ich mußte ihn allenthalben begleiten. Meine Mutter habe ich gar nicht gekannt. Von meinem Vater hörte ich immer sagen, daß solche ein Fräulein von Eicke sei. Als ich erst 15 Jahre alt war, übergab mich mein Vater in Königsberg einem reisenden Roulette-Spieler, Namens Dübrü aus Frankreich, der mich bis Pommern mit sich nahm. Nun war ich mir ganz selbst überlassen. Was aus meinem Vater geworden ist, habe ich, aller Nachforschungen ungeachtet, nicht ermitteln können. Schul-Unterricht habe ich nirgends genossen, auch bin ich noch nicht confirmirt. Auf Anrathen des Dübrü suchte ich die Edelleute auf und lebte von den Geschenken, die ich von denselben erhielt. Auf meinen vielen Reisen lernte ich mancherlei Menschen kennen, welche die öffentliche Sicherheit gefährden. Deshalb möchte ich wo möglich beim Polizeiwesen eine Anstellung erhalten, um mich in meinen noch kräftigen Jahren nützlich und wirksam bezeigen zu können. Die Kochemer Sprache verstehe ich, eben so die Sprache der jüdischen Gauner." Im Laufe der Untersuchung ergab es sich auch, daß Buttler umfaßende Kenntnisse vom Gaunerleben besaß, und es ist um so mehr anzunehmen, daß er selbst zur Klasse der gefährlichsten Vagabunden gehört, da er seine Abkunft sorgfältig verbirgt und wegen Hochstappelns und Paßfälschung bereits an mehreren Orten, als im Jahre 1827 zu Heiligenstadt in Thüringen und Amberg, verhaftet war und zuletzt im Monat April 1834 von Gotha aus über die Landesgrenze geschafft und mittelst Zwangspasses nach Hammeln, wo er am 12. August 1833 einen förmlichen Reisepaß erhalten hatte, zurückgewiesen worden ist. Seine Zuhälterin, die Schneiders-Witwe Karoline Friederike Messer, geb. Kaudelka von Berlin, wurde in Gotha von dem Buttler, der sie fälschlich für seine Frau ausgab, getrennt und mit ihren 2 Kindern in ihre Heimath intradirt.

                        Henriette Rosine verwitwete Reinhold, geborne Wegel, aus Neustadt a. d. O. gebürtig, in Pösneck sich aufhaltend.
                        Alter: 54 Jahre (gibt sich gewöhnlich jünger aus); Statur: 69 1/2 Zoll, schlank; Haare: dunkelblond, falsche Locken; Augenbraunen: blond und sehr schwach; Augen: blau, nicht klein, etwas tiefliegend, mit starken Liedern; Mund: proportionirt; Oberlippe: etwas eingekniffen; Nase: länglich, wenig gebogen; Zähne: die oberen Schneidezähne fehlen; die untere Reihe ist sehr abgenutzt; Kinn: klein, rund; Gesicht: oval, noch ziemlich voll, wenig Runzeln und eine für ihr Alter sehr zarte Haut; Gesichtsfarbe: munter; Sprache: gebildet; Stimme: wohllautend; Besondere Kennzeichen: auf der rechten Wange eine kleine Warze. Benehmen: gewandt, vornehm, anständig.
                        Sie befand sich wegen Vagabundirens, betrügerischen Schuldenmachens und Hochstappelns bereits zu Berlin, Dresden, Coburg, Leipzig, Altenburg, Glauchau, Schleiz u. a. O. in Haft und Untersuchung und wurde erst am 19. Aug. 1833 von Leipzig mittelst Schubs in ihre Heimath geschafft, hat sich aber sogleich wieder von dort heimlich entfernt und ihre gaunerischen Kreuz- und Querzüge fortgesetzt, bis sie am 8. Januar 1834 abermals in Leipzig in Arrest gerieth. Auf ihren Reisen spielt sie bald die Rolle einer reichen Wollhändlerin, und sucht unter diesem Aushängeschild Gelder aufzunehmen, bald aber die einer Unglücklichen und brandschatzt in dieser Eigenschaft hauptsächlich die Geistlichen.
                        Viele Grüsse
                        Konni

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                          • 2999

                          #42
                          Karl Ludwig August Ramm, vormals Friseur, nachher franz. Soldat, jetzt Hoch- und Massenstappler, aus Berlin geb. und nirgends wohnhaft.
                          Alter 43 Jahre; Statur: mittler, etwas untersetzt; Haare: braun, dünn; Stirne: hoch, gewölbt, ganz frei; Augenbraunen: braun; Augen: graublau; Nase: dick; Mund: etwas groß; Oberlippe: etwas dick; Zähne: gut; Bart: dunkelbraun; Gesichtsform: etwas breit und voll; Gesichtsfarbe: bräunlich; Besondere Kennzeichen: hat eine Glatze; am Halse eine kleine Narbe; auf dem Rücken mehrere Narben und eine braune Warze; die Oberarme sind behaart.
                          Derselbe treibt sich schon seit mehreren Jahren als angeblicher Kaufmann auf eine verdächtige Weise in der Welt herum und brandschatzt unter allerlei Vorspiegelungen die höheren Stände, insbesondere aber die Handlungshäuser und die Logen. Als er im Jahre 1827 wegen Hochstappelns in Swinemünde arretirt und von dort bald hernach aus den kön. preuß. Staaten gewiesen wurde, um sich nach Hamburg, seinem damaligen Wohnorte zu begeben, hatte er eine gewisse Johanne Malmenström, geb. Fischer aus Hamburg, die er fälschlich für seine Ehefrau ausgab, bei sich. Im Jahre 1834 reiste er in Gesellschaft der Charlotte Wilhelmine Hildebrand von Leißnig, mit der er in deren Geburtsort am 10. April 1834 kopulirt worden war. Er wurde am 29. Mai 1834 als Hochstappler in Gotha arretirt und hauptsächlich um deswillen nach Erfurt, woher er zunächst gekommen, zurückgeschoben, weil er nach seinem von dem Magistrat in Torgau am 22. April 1834 ausgestellten förml. Reisepaß als preuß. Unterthan angesehen werden mußte.

                          Heinrich Ambrosius Seeliger, Maurergesellensohn, aus Liegnitz in Schlesien gebürtig.
                          Alter: 26 - 30 Jahre; Statur: mittler; Haare: blond; Stirne: schmal, hoch; Augen: blau; Nase: stark, gebogen; Mund: gewöhnlich; Kinn: rund; Bart: roth, schwach; Gesichtsform: länglich.
                          Er war früher Gymnasiast und trieb sich später auf eine ordnungswidrige Weise herum. Unter dem Scheine der Frömmelei und unter dem erdichteten Vorgeben, daß er wegen seines Uebertritts zum Protestantismus von der katholischen Geistlichkeit verfolgt werde, prellte er die Lehrer und Geistlichen, gibt sich öfters für einen Missionair aus, sammelt als angeblicher Priester Almosen für seinen vorgeblichen Zweck und ist überhaupt ein schlechtes Subject. Nach Angabe des Magistrats in Liegnitz sind alle Strafen bisher fruchtlos gewesen und haben die Ueberzeugung herbeigeführt, daß Seeliger incorrigibel ist.

                          Ludwig Meuberth, gewes. Kellner, aus Dörnberg bei Cassel geb. und in Elberfeld wohnhaft, verheirathet und Vater von 3 Kindern.
                          Alter 38 Jahre; Statur: mittler, untersetzt; Haare: braun; Stirne: hoch und frei; Augenbraunen: bräunlich, schwach; Augen: blau; Blick: starr; Nase: länglich; Mund: mittelmäßig; Unterlippe: etwas dick; Zähne: gesund; Kinn: rund; Bart: röthlich; Gesichtsform: oval, vollkommen; Gesichtsfarbe: gesund; Besondere Kennzeichen: auf dem rechten Arm ein M eingeätzt; hat einen Leistenbruch auf der rechten Seite.
                          Derselbe ist schon in seinem 9ten Lebensjahre zu dem Galanterie-Waarenhändler Simon Weinrauth aus Bittburg bei Trier gekommen und ist dann mit diesem längere Zeit in Deutschland und in der Schweiz herumgezogen. Nach dem im J. 1823 erfolgten Ableben des Weinrauth diente Meuberth an verschiedenen Orten als Kellner, verheirathete sich später in Elberfeld und reiste dann mit lithographirten Zeichnungen, auf welche er Subscribenten sammelte, umher. In Siegen hat derselbe im November 1832 einen dortigen Gastwirth um die Zeche von 12 Rthlr. geprellt und im Monat März 1834 wurde er in Gotha wegen Vagabundirens und Besitzes mehrerer falscher Atteste und Siegel verhaftet und nach Feststellung seiner Heimaths-Verhältnisse nach Elberfeld transportirt.

                          Doris Kruse, auch von Westerhagen gen., aus Nettelkamp bei Uelzen geb. und in Trüffelbeck, kön. hannöverschen Amts Giffhorn erzogen, Mutter eines unehel. Kindes.
                          Alter: 31 Jahre; Statur: klein; Haare: schwarzbraun; Stirne: hoch, frei; Augen: dunkelbraun; Nase und Mund: mittelmäßig; Zähne: gut; Kinn: oval; Gesichtsfarbe: gelblich.
                          Sie ist die Zuhälterin des bezeichneten Hochstapplers Franz Ludwig Westerhagen von Duderstadt, zieht mit diesem unstet in Deutschland herum, und war mit demselben im Jahre 1830 zu Gotha und im Jahre 1833 bei dem kön. baier. Universitäts- und Stadt-Commissariat in Erlangen wegen Vagabundirens und Bettelns verhaftet, und wurde von dort in ihre Heimath auf den Schub gesetzt. Früher soll sie mit einem kais. russ. Officier gereist seyn.
                          Viele Grüsse
                          Konni

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                            • 19.08.2008
                            • 2999

                            #43
                            Heinrich Eissel, Tuchmacherssohn und Scribent, aus Melsungen im Kurfürstenthum Hessen geboren.
                            Alter: 21 Jahre; Statur: mehr mittler, als klein; Haare: braun; Stirne: hoch, frei, etwas breit; Augenbraunen: braun; Augen: dunkelgrau; Nase: etwas gebogen; Mund: mittelmäßig; Oberlippe: etwas erhaben; Zähne: gut; Kinn: oval; Bart: blond; sehr schwach; Gesichtsform: oval, glatt; Besondere Kennzeichen: der Daumen der rechten Hand ist krumm.
                            Er hat bereits im Jahre 1831 wegen Beraubung der Gerichtsstempelkasse in Melsungen eine eine 2monatliche Zwangs-Arbeitsstrafe in Cassel bestanden, trieb sich später unter der Maske eines wegen politischer Vergehungen verfolgten Studenten herum, brandschatzte die Studierenden und die Beamten und wurde endlich im Monat September 1834 zu Gotha als Hochstappler arretirt und mittelst Schubs an das kurf. Kreis-Amt Melsungen abgeführt.

                            Maria Katharina Spelthahn, geborne Helthacke, Professors-Witwe, aus Cöln, von Aachen gebürtig.
                            Alter: 46 Jahre; Größe: mittler; Haare: dunkelbraun; Stirne: rund; Augenbraunen: dunkelbraun; Augen: dunkelbraun; Nase: stumpf; Mund: mittelmäßig; Gesicht: oval; Kinn: rund; Gesichtsfarbe: gesund.
                            Sie brandschatzt als Hochstapplerin vorzüglich die Geistlichkeit und den Lehrstand und ist nach einer Bekanntmachung der kurf. hess. Polizei-Direction zu Hanau vom 30. April 1834 wegen Fortsetzung ihres unerlaubten Gewerbes mit 8tägigem Arrest bestraft und dann mittelst Schubs in ihre Heimath befördert, ihr aber zuvor die Rückkehr nach Hessen bei Vermeidung 4wöchentl. Zwangs-Arbeitsstrafe verboten worden.

                            Katharina Riedel, geb. Müller, Tischlersfrau, aus Schönau bei Buchau geb.
                            Alter: 40 Jahre; Größe: mittler, (65 Zolle sächs.); Haare: schwarzbraun, wenig; Stirne: mittelhoch, frei, mit mehreren Querfalten; Augenbraunen: lichtbraun; Augen: bräunlich; die äußern Ränder blaugrau; Nase: gerade, mittelgroß; Mund: geschlossen; Zähne: unvollständig; Gesichtsbildung: länglich, etwas hager; Gesichtsfarbe: etwas gelblich, auf jedem Backen ein rother Fleck; Schultern: breit; Sprache: böhmisch und deutsch; Besondere Kennzeichen: eine Falte zwischen den Augenbraunen und darunter einige Querfalten; einige Falten an beiden Seiten des Mundes; einige Sommerflecken; gebräunte, hagere Hände; am rechten Zeigefinger eine Narbe.
                            Sie war zu 4 verschiedenen Malen in den Jahren 1824, 1829, 1831 und 1833 wegen Diebstahls bei dem k. k. österr. Kreis-Criminal-Gericht zu Leutmeritz in Haft und Untersuchung, und wird auch von der Stadt-Polizei-Deputation in Dresden als eine sehr gefährliche Marktdiebin und Gaunerin, welche sich in Gesellschaft der Wilhelmine Alexander und deren Tochter Therese herumtreibt, bezeichnet.

                            Tobias Ferder (vulgo Ziendörfer), Handwerks-Gesell, aus Dambach, kön. baier. Landger. Nürnb., gebürtig.
                            Alter: 20 - 23 Jahre; Statur: klein; Haare: blond oder hellbraun; Gesichtsfarbe: blaß; Besondere Kennzeichen: Narben von den erst kürzlich gehabten Blattern; litt am chronischen Kopfausschlage, der wahrscheinlich noch sichtbar ist; stottert; kleines Schnurrbärtchen.
                            Er wird von dem kön. baier. Kreis- und Stadtgericht in Würzburg als ein Gauner, der sich des Verbrechens des Diebstahls höchst verdächtig gemacht hat, geschildert und soll mit einem von dem kön. baier. Polizei-Commissariate Speyer am 18. October 1833 ausgefertigten Wanderbuche versehen sein. Im Betretungsfalle ist derselbe wohlverwahrt nach Würzburg an das dasige Kreisgericht abzuliefern.
                            Viele Grüsse
                            Konni

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                            • Konni
                              Erfahrener Benutzer
                              • 19.08.2008
                              • 2999

                              #44
                              Christian Friedrich Söllner, aus Reimersgrün bei Reichenbach gebürtig.
                              Alter: 46 Jahre; Statur: mittler; Haltung: gerade; Haare: braun; Stirne: rund; Augenbraunen: gelblich; Augen: blau; Nase: lang; Mund: mittelmäßig; Zähne: schadhaft; Kinn: rund; Bart: braun; Gesichtsfarbe: gesund.
                              Nachdem er wegen Vagabundirens längere Zeit in Leipzig verhaftet war, sollte er nach beendigter Untersuchung von dort in seine Heimath abgeschoben werden, fand jedoch bei Zwickau Gelegenheit, seinem Führer zu entwischen.

                              August Alexander Grünert, Amtsdienergehülfe, aus Dobeln geb.
                              Alter: 21 Jahre; Statur: mittler; Haare: blond; Stirne: bedeckt; Augenbraunen: blond; Augen: braun; Nase: spitz; Mund: gewöhnlich; Bart: wenig; Kinn: rund; Gesichtsfarbe: gesund.
                              Nach einer Bekanntmachung des herz. sächs. Kreis- und Stadtgerichts in Saalfeld hat Grünert am 2. Sept. 1834 aus dem Geschäftslocale des herz. Amtes Gräfenthal 85 Fl. 52 Kr. baar, und seinem Dienstherrn, dem Amtsdiener Becher das., eine mit Silber beschlagene Meerschaumpfeife und einen braungelben Hund (Saufänger) entwendet und führt aller Wahrscheinlichkeit nach einen falschen Regierungspaß bei sich, wozu er ein Formular an sich zu bringen gewußt haben dürfte.

                              Wilhelm (richtiger Wolf) Lustig, Jude, angeblich aus Michalowicz in Ungarn geb. und in Comorn wohhaft.
                              Alter: 34 Jahre; Statur: mehr mittler, als klein, untersetzt, stark und breitschultrig; Haare: ganz schwarz, kraus und kurz; Stirne: hoch, frei, runzelig; Augenbraunen: schwarz; Augen: schwarzbraun; Nase: etwas lang und gestreckt; Mund: mittelmäßig; Zähne: vorn gut, auf beiden Seiten lückenhaft; Kinn: oval; Backenbart: schwarz, ins Röthliche spielend; Bart: schwarz; Gesichtsform: oval; Besondere Kennzeichen: pockennarbig, besonders an der Nase und am Kinn; neigt den Kopf etwas vor.
                              Er gibt sich für einen Kalligraphen und Chemiker aus und treibt sich schon seit einigen Jahren unter dem Vorwande, daß er das Geheimniß, wie man transparente Krystall-Kerzen auf die schnellste und wohlfeilste Weise verfertigen könne, an Wachslichter-Fabrikanten ausbieten und verkaufen wolle, in Deutschland und Holland herum, und hat auf seinen Reisen bereits bedeutende Summen baaren Geldes zusammengebracht und theils nach Comorn, wo er zwei Knaben zurückgelassen hat, theils nach Wien vorausgeschickt. Seine auffallende Aehnlichkeit mit dem am 15. Juli 1827 von Regenz entwichenen und von dem k. k. österr. Kreis-Amte zu Iglau steckbrieflich verfolgten Raubmörder Johann Lustig, aus Regenz im iglauer Kreise, hatte übrigens für denselben die nachtheilige Folge, daß er im Monat October 1832 zu Breslau, wo er sich auf eine verdächtige Art herumgetrieben hatte, arretirt wurde. Damals führte er zu seiner Legitimation einen Paß von dem Magistrate in Ottmachau d. d. 18. Sept. 1832 bei sich. Ehe er diesen Paß erhielt, kam er mit eigenem Fuhrwerk und einem Kutscher nach Neisse, gab sich daselbst für einen Professor der Kalligraphie und Chemie aus, nahm in einem der vorzüglichsten Gasthöfe sein Absteigequartier, wurde aber mit seinem vorgezeigten ungarischen Paß über die kön. preuß. Grenze zurückgewiesen, und wegen des Verdachtes, daß er der von Iglau verfolgte Raubmörder, Johann Lustig, seyn könnte, dem Magistrat in Weidenau zur weitern Untersuchung überliefert. Außerdem hat sich Lustig in Neisse dadurch eines Betruges schuldig gemacht, daß er einem dasigen Wachszieher unter der Vorspiegelung, ihn lehren zu wollen, wie er eine sehr gute und wohlfeile Sorte Wachslichter verfertigen könne, 15 Thlr. abgelockt hat. Den oben erwähnten Paß erhielt Lustig, nach seiner in Breslau gethanen Aussage, in Ottmachau auf die bloße Verwendung eines ihm ganz unbekannten Juden. In Breslau hat Lustig gegen zwei Monate im Polizei-Arrest zugebracht, und weil sich die Identität seiner Person mit der des flüchtig gewordenen Raubmörders Johann Lustig nicht vollständig erheben ließ, so wurde er am 8. December 1832 mittelst Zwangspasses über Troppau in seine Heimath instradirt. Dieser polizeilichen Mittheilung scheint jedoch Lustig nicht nachgekommen zu seyn, denn derselbe trieb sich später wieder in Baiern, am Rhein und in Holland herum, und wußte sich unter der listigen Angabe, daß ihm sein Lohnbedienter im Haag mit seinen sämmtlichen Reiselegitimationen und Proben seiner Geschicklichkeit in der Verfertigung transparenter Wachskerzen entlaufen sei, von der k. k. österr. Gesandtschaft daselbst am 3. Jan. 1834 einen neuen Paß zur Reise nach England und Ungarn zu verschaffen. Mit diesem Paß kam Lustig im Monat Juli 1834 in Begleitung der 17jährigen Elisabeth Nagel, von Cassel, nach Leipzig, wo er durch sein betrügerisches Gewerbe die Aufmerksamkeit der Sicherheits-Behörde auf sich zog. Ein Bekannter des Lustig, welcher zufällig in Leipzig anwesend war, als Letzterer von der dasigen Polizei angehalten wurde, sagte aus: daß Lustig überall Unzufriedenheit zurückgelassen habe, indem sich ergeben, daß seine verkauften Recepte viel zu theuer seyen und er auf anderer Leute Unkosten lebe. Er ward deshalb von Leipzig aus auf directem Wege in seine Heimath, die Nagel hingegen nach Cassel gewiesen und auf dem Passe des Lustig angemerkt, daß er nicht Wilhelm, sondern Wolf Lustig heiße und keineswegs, wie in dem oben erwähnten Gesandtschafts-Paß angegeben werde, römisch-katholischer Religion, sonder mosaischen Glaubens sey. Dieser Weisung zuwider fuhr Lustig mit der Nagel zunächst nach Weimar, gab dort sieben und dreißig Friedrichsdors unter seiner Addresse nach Wien auf die Post, und setzte dann seine Reise mit Postpferden nach Gotha fort, wo er theils wegen Mangels an gehöriger Legitimation, theils wegen heimlicher Ausübung seines betrügerischen Recepten-Handels am 5. Aug. 1834 gerade in dem Augenblick festgenommen wurde, als er eben im Begriff stand, mit Extrapost weiter nach Cassel zu reisen. In Gemäßheit der hierauf mit dem k. k. österr. Kreis-Amte Iglau gepflogenen Verhandlung ward Lustig, Behufs seiner Entlarvung, am 10. Sept. 1834 mittels Schubs über Coburg, Eger und Prag nach Iglau befördert, die Nagel hingegen nach Cassel zurückgeschickt.

                              Johann Philipp Trescher, gewesener Dienstknecht, ledigen Standes, aus Menterode, herz. sächs. gothaischen Amts Volkenrode, geb.
                              Alter: 42 Jahre; Statur: mittel, untersetzt; Haare: dunkelbraun, glatt; Stirne: schmal, hoch; Augenbraunen: dunkelbraun, schwach; Augen: bläulich; Nase: etwas eingebogen und lang; Mund: groß; Lippen: dick; Kinn: oval; Gesichtsform: schmal, eingefallen, glatt; Zähne: an den Seiten mangelhaft; Besondere Kennzeichen: eine lange Hiebnarbe von der Oberlippe bis an das linke Ohr; durchstochene Ohrläppchen; auf dem linken Unterarm das herzogl. gothaische Wappen, so wie die Jahreszahl 1814 und ein Herz mit einer Krone und den Buchstaben C. V. T. roth tätowirt.
                              Alle seit dem J. 1820 angewendeten Corrections-Mittel haben bis jetzt eine Sinnesänderung des Trescher nicht hervorgebracht. Er ist sonach ein unverbesserlicher Landstreicher, Bettler und Trunkenbold, und wurde am 29. Juli 1823 als ein für die öffentliche Sicherheit gefährliches Subject von dem Magistrat in Langensalza an das herz. Amt Volkenrode abgeschoben, zuvor aber bei dem fürstl. schwarzb. Amte Keula wegen Diebstahls mit 4wöchentlichem Gefängniß bestraft. Wegen Fortsetzung seiner vagantischen Lebensweise und verbotener Rückkehr in die kön. preuß. Staaten kam er im Monat Januar 1828 aus 2 Jahre in die Strafanstalt zu Lichtenburg. Jetzt befindet er sich abermals in dem Zwangs-Arbeitshause zu Gotha.
                              Viele Grüsse
                              Konni

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                              • Konni
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                                • 19.08.2008
                                • 2999

                                #45
                                Johanne Caroline Hartmann, aus Zwickau geb. und in Pausa wohnhaft, Mutter eines 1 1/4 Jahr alten Knaben.
                                Alter: 21 Jahre; Statur: mittler; Haare: braun; Stirne: breit; Augenbraunen: schwärzlich; Augen: braun; Nase: klein, gebogen; Mund: schmal; Lippen: stark; Gesicht: blaß, oval; Zähne: fehlen zwei; Hals: etwas dick; Mundart: voigtländisch.
                                Sie treibt sich bettelnd umher und befand sich im Monat August 1834 wegen verbotener Rückkehr in das Großherzogthum Weimar bei dem Criminal-Gericht zu Weida in Haft und Untersuchung, und wurde dann nach erhaltener Ruthenzüchtigung nach ihrer Heimath auf den Schub gesetzt.

                                Caspar Ulrich, Dienstknecht, aus Harras im Herzogthum Meiningen, geb.
                                Alter: 41 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 4''; Haare: braun; Augen: blaugrau; Nase: etwas eingebogen; Mund: gewöhnlich; Backenbart: schwarzbraun; Zähne: vollständig; Kinn: rund; Gesichtsbildung: breit; Besondere Kennzeichen: lahmt am rechten Fuße in Folge einer erhaltenen Blessur.
                                Er ist im Monat August 1834 Vagabundirens halber von Erfurt aus über die Landesgrenze gebracht und ihm die Rückkehr in die kön. preuß. Staaten bei Vermeidung 2jähriger Zuchthausstrafe untersagt worden.

                                Heinrich Stadermann, Zimmergeselle, aus Erfurt geb.
                                Alter: 29 Jahre; Statur: groß, 5' 9''; Haare: braun; Stirne: frei; Augenbraunen: braun; Nase: groß; Mund: gewöhnlich; Bart: braun; Zähne: gut; Kinn: rund; Gesichtsfarbe: gesund.
                                Ein schon oft bestrafter Verbrecher, welcher sich neuerdings der polizeilichen Aufsicht entzogen hat und nach einer Bekanntmachung des Magistrats in Erfurt vom 21. Sept. 1834 die öffentliche Sicherheit aufs Neue bedrohet und gefährdet.

                                Johann Friedrich Haacke, aus Großmölsen im Weimarischen geb.
                                Alter: 28 Jahre; Statur: mittler; Gesicht: voll.
                                Er befand sich im Monat September 1834 wegen mehrerer straßenräuberischer Anfälle bei dem großh. Criminal-Gericht zu Weimar in Haft und Untersuchung.
                                Viele Grüsse
                                Konni

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