Jedes Kind in einem anderen Ort

[Max90]

Guten Abend zusammen,

ich recherchiere gerade den Familienzweig Herholdt/Schult im Bereich der Mecklenburger Seenplatte zwischen etwa 1880-1920.

Dabei erscheinen mir folgende Dinge rätselhaft. Jedes ihrer Kinder ist in einem anderen Ort getauft und auch Hochzeiten, Konfirmationen etc. immer wieder in anderen Orten. Der Vater ist als Arbeiter angegeben (nicht Tagelöhner). Welchen Grund kann es geben, dass sie innerhalb dieses Radius (ich hänge ein Bild an) derart mobil waren?

Und zweitens noch, der Vater wurde geboren in Neustadt an der Orla in Thüringen. Eigentlich dachte ich gerade in der Zeit zieht es die Landbevölkerung eher in die Städte, um in den Fabriken zu arbeiten. Welchen Grund könnte er gehabt haben in dieser Zeit aufs Land zu ziehen?

Lieben Gruß
Max

[Manu0379]

Hallo Max, Schul(d)ts gibt es viele in meinem Stammbaum in der Schweriner Ecke. Wobei meine etwas südwestlicher verortet sind als deine. Der Name Herholdt sagt mir im Moment nichts in dem Zusammenhang. Aber ich halte mal die Augen offen bei der Suche

[Malte55]

Moin Max,
für einen nichtseßhaften Tagelöhner sehe ich nichts besonderes was den Radius betrifft. Bei einem Bauern wäre es schon eher rätselhaft.
Die Kinder wurden mit 10 Jahren oder gar früher als Dienstjungen oder Dienstmädchen vermietet, und meistens dann in dem Ort auch konfirmiert. Bei den Heiraten wird es ähnlich gewesen sein, das hängt dann davon ab ob sie ihrem Vater als Tagelöhner nacheiferten oder durch harte Arbeit bei ihrem Dienstherrn an Ansehen gewonnen haben und vielleicht auf den Hof einheiraten konnten. Und dementsprechend variieren die Heiratsorte.

Auch auf dem Land gab es zu diesen Zeiten Fabriken und generell gab es doch fast überall Arbeit.
LG Malte

[schulkindel]

Jedes Kind in einem anderen Ort

Hallo Max,

die Bezeichnung Arbeiter musst Du nicht nach heutigem Verständnis interpretieren.
Arbeiter bzw. Arbeiterin stand auch als Berufsbezeichnung auf der Heiratsurkunde meiner Großeltern 1916.
Sie waren als (nichtselbständige) Landarbeiter auf einem westpreußischen Gut angestellt.
Auch der Vater meines Großvaters ist um die Jahrhundertwende wohl „der Arbeit hinterhergezogen“, wie wir es heute bezeichnen. Er hat vermutlich auf verschiedenen Gütern gearbeitet, denn seine Kinder sind auch in verschiedenen Ortschaften geboren bzw. getauft worden.

Auch in Mecklenburg habe ich einen solchen Fall recherchiert: Geboren 1864 auf einem Gut bei Ribnitz (/Damgarten), in Schwerin laut Volkszählung 1900 wohnhaft, Berufsangabe. „landwirtschaftlicher Arbeiter“, weiter gezogen nach Schleswig, dort geheiratet und Vater eines Sohnes geworden, weiter gezogen nach Rostock, dort um 1912 mit der Familie gewohnt, 1939 im dortigen Adressbuch nachgewiesen und daselbst 1943 gestorben, bezeichnet in der Sterbeurkunde „der frühere Arbeiter“ (denn zu dem Zeitpunkt Rentner).
Weshalb er Anfang des vorigen Jahrhunderts nach Rostock zog, erschließt sich mir nicht.
Wäre interessant zu wissen.

Gruß
Renate