Kaffeeduft
Hallo,
meine Eltern wohnten in einer Kleinstadt in einem kleinen 2-Familien-Haus in der oberen Etage über 55 Jahre zur Miete. In meiner Kindheit (Jahrgang 61) bis zu neun Jahren, erinnere ich mich an keine gekauften Getränke,(und danach auch nur sporadisch) bei uns gab es keine Milch, höchstens Büchsenmilch. Man war sehr bescheiden.
Obst, Gemüse und Fleisch dagegen hatten wir jeden Tag. Unter der Woche gab es die unterschiedlichsten Eintöpfe. Was muss man da noch trinken
Morgens war immer Bohnenkaffee angesagt, auch für uns Kinder, wenn auch in verdünnter Form. Besucher behaupteten, der Kaffee meiner Mutter wäre so stark, da würde der Löffel drin stehen bleiben.
Trotzallem war dies gar nichts gegen den Kaffeeduft, den die Hausbesitzerin sonntags verbreitete. Es roch im ganzen Haus und ein Wohl- und Festtagsgefühl überkam uns, der uns jedesmal von neuem staunen ließ. Heute denke ich, es lag an der uralten Kaffeemühle, mit der ich als kleines Kind gar nicht und später wirklich nur sehr schwer mahlen konnte. Immer nur so halbe Umdrehungen. Auch unsere Hauswirtin tat sich schwer. Sie klemmte das Teil zwischen die Schenkel und sagte: "Diu isch no von dr Ahne und no guot! Musch bloss wisse wiea!"
Zur nächst größeren Stadt fuhr das "Bähnle." (Zug) Dort nun hätte man auf den Omnibus umsteigen müssen oder auf einen weiteren Zug um in die Kreisstadt zu kommen. Aber der Bahnhof im Ort lag am anderen Ende und 50 Meter von unserm Zuhause fuhr auch der Omnibus.
So kam es, daß ich nie mit diesem Zug gefahren bin und als ich 7 Jahre alt war, wurde die Strecke eingestellt.
Wenn man in der Kreisstadt ankam, erschlug einen beinahe der Duft von der Kathreiner-Malzkaffeefabrik. Ich roch das sehr gerne. Für mich war das (fast) der Duft der großen weiten Welt.
Von Bekannten überredet, kaufte meine Mutter für uns Kinder einmal Caro-Kaffee. Das war ein Elend bis die Dose endlich leer war. Da war für mich wirklich nur die Dose schön. Bis zum heutigen Tag lehne ich Anrühr-Kaffee ab! Auch den heutigen Pads kann ich nichts abgewinnen. Wer mich zu Besuch haben will, muß mich mit Kaffeekanne im Gepäck ertragen.
Wenige Male in meinem Leben war ich ohne meinen geliebten Bohnen-Kaffee. Da mußte ich immer einen furchtbar schmerzhaften Muskelkater ertragen!
Ist das schon Sucht???
PS: Nun erinnere ich mich auch wieder an unsere alte Kaffeekannenhaube zum Warmhalten aus wattierten Stoff. Meine Mutter entsorgte sie recht bald mit den Worten: "Das Ding konnte ich noch nie leiden! Weg mit der Sauerei!"
Auch der Tropfschutz, welcher um die Schneppe (Ausguß der Kanne) gespannt wurde, fällt mir wieder ein.
Und natürlich Utensilien wie Kaffeefilter von Melitta aus Porzellan und der unumgängliche Tauchsieder zum Erhitzen des Wassers, der sehr viel Strom verbrauchte und mehr als einmal verschmorte, weil das Wasser im hohen Topf verkocht war. Och, Tauchsieder hatten wir immer auf Reserve da!
Beste Grüße
Artsch
Hallo,
meine Eltern wohnten in einer Kleinstadt in einem kleinen 2-Familien-Haus in der oberen Etage über 55 Jahre zur Miete. In meiner Kindheit (Jahrgang 61) bis zu neun Jahren, erinnere ich mich an keine gekauften Getränke,(und danach auch nur sporadisch) bei uns gab es keine Milch, höchstens Büchsenmilch. Man war sehr bescheiden.
Obst, Gemüse und Fleisch dagegen hatten wir jeden Tag. Unter der Woche gab es die unterschiedlichsten Eintöpfe. Was muss man da noch trinken
Morgens war immer Bohnenkaffee angesagt, auch für uns Kinder, wenn auch in verdünnter Form. Besucher behaupteten, der Kaffee meiner Mutter wäre so stark, da würde der Löffel drin stehen bleiben.
Trotzallem war dies gar nichts gegen den Kaffeeduft, den die Hausbesitzerin sonntags verbreitete. Es roch im ganzen Haus und ein Wohl- und Festtagsgefühl überkam uns, der uns jedesmal von neuem staunen ließ. Heute denke ich, es lag an der uralten Kaffeemühle, mit der ich als kleines Kind gar nicht und später wirklich nur sehr schwer mahlen konnte. Immer nur so halbe Umdrehungen. Auch unsere Hauswirtin tat sich schwer. Sie klemmte das Teil zwischen die Schenkel und sagte: "Diu isch no von dr Ahne und no guot! Musch bloss wisse wiea!"
Zur nächst größeren Stadt fuhr das "Bähnle." (Zug) Dort nun hätte man auf den Omnibus umsteigen müssen oder auf einen weiteren Zug um in die Kreisstadt zu kommen. Aber der Bahnhof im Ort lag am anderen Ende und 50 Meter von unserm Zuhause fuhr auch der Omnibus.
So kam es, daß ich nie mit diesem Zug gefahren bin und als ich 7 Jahre alt war, wurde die Strecke eingestellt.
Wenn man in der Kreisstadt ankam, erschlug einen beinahe der Duft von der Kathreiner-Malzkaffeefabrik. Ich roch das sehr gerne. Für mich war das (fast) der Duft der großen weiten Welt.
Von Bekannten überredet, kaufte meine Mutter für uns Kinder einmal Caro-Kaffee. Das war ein Elend bis die Dose endlich leer war. Da war für mich wirklich nur die Dose schön. Bis zum heutigen Tag lehne ich Anrühr-Kaffee ab! Auch den heutigen Pads kann ich nichts abgewinnen. Wer mich zu Besuch haben will, muß mich mit Kaffeekanne im Gepäck ertragen.
Wenige Male in meinem Leben war ich ohne meinen geliebten Bohnen-Kaffee. Da mußte ich immer einen furchtbar schmerzhaften Muskelkater ertragen!
Ist das schon Sucht???
PS: Nun erinnere ich mich auch wieder an unsere alte Kaffeekannenhaube zum Warmhalten aus wattierten Stoff. Meine Mutter entsorgte sie recht bald mit den Worten: "Das Ding konnte ich noch nie leiden! Weg mit der Sauerei!"
Auch der Tropfschutz, welcher um die Schneppe (Ausguß der Kanne) gespannt wurde, fällt mir wieder ein.
Und natürlich Utensilien wie Kaffeefilter von Melitta aus Porzellan und der unumgängliche Tauchsieder zum Erhitzen des Wassers, der sehr viel Strom verbrauchte und mehr als einmal verschmorte, weil das Wasser im hohen Topf verkocht war. Och, Tauchsieder hatten wir immer auf Reserve da!
Beste Grüße
Artsch
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