Waren Vornamen früher weniger Ausdruck von Individualität als in späteren Zeiten?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5525

    Waren Vornamen früher weniger Ausdruck von Individualität als in späteren Zeiten?

    Hallo zusammen!

    Eine philosophische Frage. Ich möchte jedoch die Jetztzeit aus der Betrachtung ausnehmen, in der die Namensgebung aus dem Wunsch heraus, dem Neugeborenen den individuellsten aller Vornamen zu geben, teils kuriose Blüten treibt (und oft das genaue Gegenteil bewirkt, da sehr viele Menschen sich dieselben amerikanischen Fernsehserien anschauen).

    Mir geht es um etwas anderes. Wie wir wissen, hatten Menschen, vereinfacht gesagt, ganz früher nur einen Rufnamen, dem irgendwann Beinamen, Herkunftsnamen und dergleichen hinzugefügt wurden, da man gezwungen war, die wachsende Anzahl an Einzelpersonen unterscheiden zu können. Der Familienname wurde geboren.

    Und da habe ich in einer Linie dann folgendes Phänomen: offenbar ist der Familiennamen ausreichend, denn der überwiegende Teil der männlichen Nachkommen erhält denselben Vornamen. Ich meine nicht nur die Großvater-Vater-Sohn-Linie, denn das wäre im Mittelalter und auch später ja nicht ungewöhnlich, sondern auch Brüder heißen (fast) alle Heinrich, und das über mehrere Generationen! Ähnliches stellte ich bei anderen Familien vereinzelt auch fest.

    Abgesehen von den Schwierigkeiten im täglichen Leben ("Heinrich, komm mal bitte, Deine Freundin ist am Telefon!", nein Scherz, sowohl Telefone als auch Freundinnen waren ja noch gar nicht erfunden...) scheint mir diese Art der Namensgebung von einer Art Geringschätzung des Individuums zu zeugen. Oder mache ich da nur den Fehler, die Angelegenheit aus heutiger Perspektive zu betrachten?

    Was denkt Ihr?
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11321

    #2
    Moin consanguineus,


    dieses Phänomen kommt in den besten Familien vor:

    siehe unter "Zählung der Reußen". Die hießen/heißen auch alle Heinrich.


    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • zeilenweise
      Erfahrener Benutzer
      • 10.07.2018
      • 322

      #3
      Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie war früher wichtiger. Man war vernetzt über die gleichen Vornamen, die man mit Vorfahren und Paten teilte. Im Alltag hatte dann jeder seinen eigenen Ruf- oder Spitznamen, der auf dem Vornamen basieren konnte oder auch nicht.
      Das Individuum war auch früher wichtig, aber nicht unbedingt die "Individualität".
      Gruß, zeilenweise

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      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5525

        #4
        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
        Die hießen/heißen auch alle Heinrich.

        Das stimmt wohl, aber die geben sich heute, wie sie es früher machten weiß ich nicht, alle Spitznamen, meistens irgendeine Variante des Namens Heinrich.
        Suche:

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        • consanguineus
          Erfahrener Benutzer
          • 15.05.2018
          • 5525

          #5
          Zitat von zeilenweise Beitrag anzeigen
          Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie war früher wichtiger.

          Ja, aber die dokumentierte man doch ohnehin über den Familiennamen. Sonst hätte man so etwas ja gar nicht erfinden müssen.
          Suche:

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          • Tunnelratte
            Erfahrener Benutzer
            • 10.03.2014
            • 726

            #6
            Namensvergabe um Individualität zu zeigen, ist imho ein eher modernes Phänomen, siehe die ganzen bescheuerten Promikindernamen.
            Gerne mal auch nach dem Ort der Zeugung....

            Naja in manchen Regionen würde da 50 Prozent der Leute ganz einfach "Hintermbierzelt" heißen, und die anderen 50% "Discoscheißhaus" ;-)
            wenn man den Nachbarshund zum angeln mitnimmt, ist wenigstens die Köterfrage geklärt

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5525

              #7
              Danke, Tunnelratte, für die ebenso offenen wie wahren Worte!

              Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt: natürlich ist es unter intelligenten Menschen nicht das Ziel, mit der Vergabe eines Vornamens Individualität auszudrücken. Allerdings finde ich es schon befremdlich, allen seinen Söhnen denselben Vornamen zu verpassen, weil es nach meinem Verständnis schon danach aussieht, als seien sie nicht mehr als bloße Nummern.
              Suche:

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              • Marco H
                Erfahrener Benutzer
                • 26.05.2006
                • 284

                #8
                Hallo Consanguineus

                wenn alle Heinrich heißen ist es schon recht ungewöhnlich, aber überlebten sie alle einander?

                Kommentar

                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5525

                  #9
                  Ja, das kam wiederholt vor.
                  Zuletzt ge?ndert von consanguineus; 02.08.2018, 14:30.
                  Suche:

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                  • Alter Mansfelder
                    Super-Moderator
                    • 21.12.2013
                    • 4653

                    #10
                    Hallo zusammen,

                    meiner Meinung nach maß man den Vornamen mindestens bis zum 16. Jahrhundert die größere Bedeutung zu. Man erkennt das m. E. wunderbar z. B. daran, dass alphabetische Register nach Vornamen sortiert sind oder dass es in KB-Einträgen "Heinrich (Müller) der Schmied" u. ä. heißt.

                    Ob das etwas mit "Individualität" zu tun hat oder ob man damals überhaupt eine dahingehende Vorstellung hatte, weiß ich nicht.

                    Seit dem Spätmittelalter nutzte man den Familiennamen, um mehrere Träger zusammen zu fassen, z. B. in Urkunden und Lehnsbüchern "Heinrich und Hans die Müller".

                    Dass mehrere Kinder denselben Vornamen erhalten, ist vielleicht eher Ausdruck der Wertschätzung für diesen Namen und nicht dafür, dass damit weniger "Individualität" verbunden ist. Dass jedes Kind zwingend anders heißen muss, ist vielleicht eine eher modernere Vorstellung.

                    Es grüßt (aus dem Urlaub) der Alte Mansfelder
                    Gesucht:
                    - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
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                    Kommentar

                    • Anna Sara Weingart
                      Erfahrener Benutzer
                      • 23.10.2012
                      • 15111

                      #11
                      Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                      ... auch Brüder heißen (fast) alle Heinrich ...
                      Hallo, das glaube ich nicht. Gruss
                      Viele Grüße

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                      • consanguineus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.05.2018
                        • 5525

                        #12
                        Doch, Anna Sara, das darfst Du ruhig glauben. Ich habe zahlreiche urkundliche Belege zusammengetragen, aus denen diese Tatsache eindeutig hervorgeht.
                        Suche:

                        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
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                        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                        • Anna Sara Weingart
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.10.2012
                          • 15111

                          #13
                          Hallo, reden ist Silber, schweigen und beweisen ist Gold. Gruss
                          Viele Grüße

                          Kommentar

                          • Andrea1984
                            Erfahrener Benutzer
                            • 29.03.2017
                            • 2545

                            #14
                            Ein Vorfahr von mir: Kaspar Schweinhuber, verheiratet mit einer Maria (?). U.a. zwei Töchter: Maria Anna und Anna - die beide mit mir verwandt sind. Anna jedoch nur dank ihres zweiten Ehemannes, über den ersten wäre sie, so ich das recherchiert habe, nicht.

                            Ein bisschen mehr Kreativität meine Herren und Damen Vorfahren.
                            Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                            Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                            Kommentar

                            • consanguineus
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.05.2018
                              • 5525

                              #15
                              Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                              Hallo, reden ist Silber, schweigen und beweisen ist Gold. Gruss

                              LASA, Cop., Nr. 802d, No. 91 und 92
                              Ilfelder Regesten, No. 291
                              UB Walkenried, No. 1104, 1105, 1113
                              Sa. StA 10001, No. 03160, 03432, 03831, 03944
                              UB Hochstift Halberstadt, No. 2536, 2558, 2668


                              Reicht das erstmal?
                              Suche:

                              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
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                              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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