Johann Geth gibt zu Protokoll - Wortlücken u. Interpretationshilfe, bitte

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  • Bienenkönigin
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2019
    • 1696

    [gelöst] Johann Geth gibt zu Protokoll - Wortlücken u. Interpretationshilfe, bitte

    Quelle bzw. Art des Textes: Protokoll
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1886
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: München
    Namen um die es sich handeln sollte:


    UPDATE: Lückentext ist gelöst, Interpretationshilfe wird noch gewünscht. Danke!

    Liebe Mitforscher,
    ich habe heute im Münchener Staatsarchiv die dicke Personalakte meines - jetzt bestätigten - Ururgroßvaters in Händen halten dürfen.
    Auswertung erfolgt nach und nach, aber hier ist ein Ausschnitt, der aufschlussreich ist, da er über die Pflegestelle meines Urgroßvaters handelt.

    Ich habe einige Lücken und unsichere Wörter, mit +++ und ? markiert.
    Es wäre toll, wenn Ihr davon welche lösen könntet.
    Übrigens hat der Vorgesetzte mit blauem Stift Anmerkungen gemacht. Daneben steht erbost: Wie kommt diese Person auf einmal herein?

    Bevor ich auf Patrouille fortging, erklärte mir die
    Katharina Demmel, daß sie mit dem Zuge um 9
    Uhr abends desselben Tages nach München fahre
    und bekümmerte mich nicht weiter darum.
    Als ich gestern meine Frau von den Angaben
    der Anna Spielberger, daß sie mir an diesem
    Tage abends eine Flasche Wein als Präsent in
    das Lokal gebracht haben will, und ich ihr von
    dem +++ Mittheilung machte, ge-
    stand sie mir zu, daß sie die Katharina Demmel
    am benannten Tage ohne mein Wissen in
    dem an die Wohnung getrenntsch+++
    Zimmer über Nacht behielt.
    Wenn die C. Demmel hierüber vernommen
    werden wird, so wird ++++ bestätigen
    müssen, eben auch das, daß ich den ganzen
    Abend nicht im Lokal anwesend war und daß
    die Anna Spielberger nicht ins Lokal kam
    und mir eine Flasche Wein +++.
    Die Katharina Demmel hatte eben an diesem
    Tage mit meiner Frau naeheres? zu reden,
    weil sie ihr Kind um eine jährliche Entschä-
    digung von 60 Mark in Kost und Pflege vers+++
    sollte.
    Johann Geth
    Stationskommandant.


    Zur Interpretationshilfe:
    Versteht Ihr das so, dass Katharina ihr Kind der Ehefrau von Johann Geth übergibt? Das würde vieles ändern (Vormundschaftsakten dazu gab es mal, aber die existieren nicht mehr).
    Zum Verständnis:
    Katharina Demmel bekommt ihren Sohn 1884 ledig, Vater ist Johann Geth. Der heiratet im folgenden Jahr eine Katharina Rächel. Dieses Paar hat wohl keine eigenen Kinder bekommen.

    Vielen Dank!

    Viele Grüße
    Bienenkönigin
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 11.01.2022, 21:17.
    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich
  • teakross
    Erfahrener Benutzer
    • 14.06.2016
    • 1119

    #2
    Hallo Bienenkönigin,
    ich lese (nur die ++++ Stellen):

    vorstehendem
    getrenntstehendem
    wird sie? vorstehendes
    brachte
    nehmen

    LG Rolf

    Kommentar

    • Bienenkönigin
      Erfahrener Benutzer
      • 09.04.2019
      • 1696

      #3
      Hallo Rolf,

      genial, vielen Dank!

      Ich lasse noch mal auf ungelöst, falls sich jemand an der Interpretation der Kindspflege versuchen will.

      Mir ist nicht ganz klar, welches Kind bei wem in Pflege soll: Wirklich der einjährige Bub von Katharina Demmel (also Johann Geths uneheliches Kind) bei dem neu verheirateten Paar Geth? Woher hat Katharina die 60 Mark? Wenn es von Johann ist, wieso sollte dann Katharina auch noch Geld zahlen für den Unterhalt (anstatt zu bekommen)?
      Oder hat die Frau von Johann Geth ein uneheliches Kind aus einer unehelichen Beziehung, das die Katharina Demmel in Bayersoien/Saulgrub gegen ein Entgelt aufzieht?

      Vielleicht ergibt sich was aus den anderen Protokollen, aber momentan bin ich wieder völlig verunsichert.

      VG
      Bienenkönigin
      Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 11.01.2022, 21:23.
      Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

      Kommentar

      • acim
        Erfahrener Benutzer
        • 25.12.2020
        • 1076

        #4
        Hallo Bienenkönigin,
        ich hätte nur zwei Kleinigkeiten dazu:

        das Lokal gebracht haben will befragte und ich ihr von

        Tage mit meiner Frau mehreres zu reden,


        Viele Grüße
        Aleš

        Kommentar

        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          in welcher abteilung war das archiviert?


          ich entnehme daraus sinngemäß nur, er hat nie nichts gemacht.
          sich nicht von von der anna spielberger mit einer flasche wein bestechen lassen,
          er ist nicht ins lokal trinken oder mit der katharina dort schlafen gegangen,
          hat somit nicht gegen ein dienstrecht verstoßen, sondern die freuen haben frauenzeugs beredet über pflege oder so und er kann nie nichts dafür.
          alles korrekt bei ihm.


          auf deutsch, seine frau gab ihm ein alibi.


          die seitenbemerkung, wie diese prosa herein komme, sagt doch, dass es eine hübsche story war.
          Zuletzt geändert von sternap; 12.01.2022, 02:27.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • Bienenkönigin
            Erfahrener Benutzer
            • 09.04.2019
            • 1696

            #6
            Zitat von acim Beitrag anzeigen
            Hallo Bienenkönigin,
            ich hätte nur zwei Kleinigkeiten dazu:
            Vielen Dank, Aleš, dann steht also der Text:

            Bevor ich auf Patrouille fortging, erklärte mir die
            Katharina Demmel, daß sie mit dem Zuge um 9
            Uhr abends desselben Tages nach München fahre
            und bekümmerte mich nicht weiter darum.
            Als ich gestern meine Frau von den Angaben
            der Anna Spielberger, daß sie mir an diesem
            Tage abends eine Flasche Wein als Präsent in
            das Lokal gebracht haben will befragte und ich ihr von
            dem vorstehenden Mittheilung machte, ge-
            stand sie mir zu, daß sie die Katharina Demmel
            am benannten Tage ohne mein Wissen in
            dem an die Wohnung getrenntstehenden
            Zimmer über Nacht behielt.
            Wenn die C. Demmel hierüber vernommen
            werden wird, so wird sie bestätigen
            müssen, eben auch das, daß ich den ganzen
            Abend nicht im Lokal anwesend war und daß
            die Anna Spielberger nicht ins Lokal kam
            und mir eine Flasche Wein brachte
            Die Katharina Demmel hatte eben an diesem
            Tage mit meiner Frau mehreres zu reden,
            weil sie ihr Kind um eine jährliche Entschä-
            digung von 60 Mark in Kost und Pflege nehmen
            sollte.


            Allerdings bin ich immer noch nicht ganz schlau.
            @sternap, ja, der Johann war eben ein Schlawiner, so viel ist sicher. Hiebfeste Beweise für seine Vaterschaft habe ich nicht, außer:
            * Josef Demmel gibt beim Militär an, Johann Geth sei sein Vater
            * In der Personalakte wird Kindsmutter Katharina Demmel mehrfach erwähnt, auch dass sie ihn an seinem neuen Posten in Ebersberg bei München besucht
            * Die vorige Station von Johann Geth war Bayersoien bei Schongau, also am Wohnort von Katharina. Dort hat er sich wohl mit ihr "angefreundet".

            Diese hatte zu dem Zeitpunkt bereits ein zehnjähriges uneheliches Kind (lebte das bei ihr?).
            Zum Zeitpunkt der Geburt des zweiten unehelichen Kindes, meines Josef Demmels, lebte sie als Dienstmagd (mutmaßlich) im Haushalt von Schwester und Schwager. Verdiente sie so viel, dass sie dafür ihr Kind in Pflege geben konnte?

            Johann Geths nächste Station war Ebersberg, dort hat er wohl die Bauerstochter Katharina Rächel geheiratet
            (https://www.ancestry.de/imageviewer/...7?pId=90008878), und nach seinem Übertritt ins zivile Berufsleben als Gerichtsdiener sind sie dann irgendwann nach München gezogen, wo später auch seine Witwe in den Adressbüchern auftritt.
            (In den Adressbüchern gibt es sogar einen anderen Geth, vielleicht hatten sie ja doch einen Sohn aus der Ehe?).
            Wo meine Ururgroßmutter Katharina dann gelebt hat und gestorben ist, konnte ich noch nicht herausfinden. Es gibt noch ein Foto von ihr von ca. 1930 aus München mit Sohn Josef und Enkeln.

            In welcher Kategorie die Akte eingeordnet war, weiß ich gar nicht mehr.
            Es ist die Personalakte zu seiner Militärzeit als Gendarm, von ca. 1874 bis 1887 - allein in der Zeit hat er einen dicken Stapel Unterlagen produziert. Bürokratie gab es schon damals.

            Danke für eure Gedanken dazu, vielleicht hat jemand einen ähnlichen Fall?

            Viele Grüße
            Bienenkönigin
            Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 12.01.2022, 08:52.
            Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

            Kommentar

            • sternap
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2011
              • 4072

              #7
              ich glaube, der angelpunkt ist nicht, ob das ein pflegeverhältnis ist - die frage stellt sich später - sondern, was ein beamtenverhältnis zerstört bzw, zur fristlosen entlassung führt.


              hier in österreich wäre ein öffentliches pantscherl - neben der ehe noch etwas gehabt - ein grund gewesen.
              mit einer selbst unehelich geboren gewesenen frau hätte man wahrscheinlich nie den aufstieg geschafft.


              einer dienstmagd einfach zig mark per post überweisen, das wäre vielleicht einem vaterschaftsanerkenntnis gleichgekommen.
              dass die ehefrau bei trennug ihren beamtensgattin status verloren hätte, liegt nahe.

              vielleicht war zu einem bestimmten zeitpunkt dem buben eine schul- oder berufsausbildung nur durch eine schein - pflegschaft beim eigentlichen vater zu ermöglichen.
              es wäre interessant zu sehen, ob katharina ehefrau zum zeitpunkt, da der bub beim militär sagt, wer sein vater ist, schon verstorben, bzw. vater schlawiner bereits außer dienst war.
              freundliche grüße
              sternap
              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




              Kommentar

              • Bienenkönigin
                Erfahrener Benutzer
                • 09.04.2019
                • 1696

                #8
                Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                ich glaube, der angelpunkt ist nicht, ob das ein pflegeverhältnis ist - die frage stellt sich später - sondern, was ein beamtenverhältnis zerstört bzw, zur fristlosen entlassung führt.
                Am 1. Okt. 1887 wurde Johann Geth auf eigenes Ansuchen entlassen. Hat wohl mit seinem Gesundheitszustand zu tun.

                Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                hier in österreich wäre ein öffentliches pantscherl - neben der ehe noch etwas gehabt - ein grund gewesen.
                mit einer selbst unehelich geboren gewesenen frau hätte man wahrscheinlich nie den aufstieg geschafft.
                Vielleicht ist er ja ab der Ehe mit Katharina Rächel rechtschaffen geworden? Das uneheliche Kind wurde 1884 geboren, Heirat mit der anderen Katharina ist 1885.
                (Wahrscheinlich hast du recht, dass die Heirat mit einer Frau, die schon ein uneheliches Kind hat, nicht so vorteilhaft gewesen wäre).
                Trotzdem hat er während seiner Laufbahn wohl so einigen Unmut angehäuft. Leider kann ich die 190 Seiten in Handschrift nicht so schnell überfliegen und zusammenfassen, das wäre Thema einer Diplomarbeit ;-)

                Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                einer dienstmagd einfach zig mark per post überweisen, das wäre vielleicht einem vaterschaftsanerkenntnis gleichgekommen.
                dass die ehefrau bei trennug ihren beamtensgattin status verloren hätte, liegt nahe.

                vielleicht war zu einem bestimmten zeitpunkt dem buben eine schul- oder berufsausbildung nur durch eine schein - pflegschaft beim eigentlichen vater zu ermöglichen.
                es wäre interessant zu sehen, ob katharina ehefrau zum zeitpunkt, da der bub beim militär sagt, wer sein vater ist, schon verstorben, bzw. vater schlawiner bereits außer dienst war.
                Beim Militär 1. Weltkrieg war der Vater schon tot (+1908).
                Die Witwe Katharina Geth geb. Rächel war noch 1915 im Münchener Adressbuch, sie wohnte dann auch in Haidhausen wie der Sohn ihres verstorbenen Mannes zu dieser Zeit.

                Der Sohn Josef Demmel hat wohl eine gute Realschule besucht (auch Französisch gelernt - was eher für Dunstkreis München spricht als Kohlgrub). Er hat auch jung bei Gericht in München gearbeitet, was dafür spricht, dass er noch Kontakt zum biologischen Vater hatte und der ihn dort vielleicht untergebracht hat.

                Und Katharina Demmel lebte bis in die 30er Jahre.

                Bei beiden Frauen dürfte es schwierig sein, eine Sterbeurkunde zu bekommen, denn ich kann das Jahr überhaupt nicht eingrenzen (oder den Wohnort).

                VG
                Bienenkönigin
                Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

                Kommentar

                • DeDeWa
                  Benutzer
                  • 09.02.2022
                  • 72

                  #9
                  die seitenbemerkung, wie diese prosa herein komme, sagt doch, dass es eine hübsche story war


                  Hallo,
                  statt Prosa lese ich Person.


                  Gruß
                  DeDeWa

                  Kommentar

                  • Bienenkönigin
                    Erfahrener Benutzer
                    • 09.04.2019
                    • 1696

                    #10
                    Zitat von DeDeWa Beitrag anzeigen
                    die seitenbemerkung, wie diese prosa herein komme, sagt doch, dass es eine hübsche story war


                    Hallo,
                    statt Prosa lese ich Person.


                    Gruß
                    DeDeWa
                    Danke für die Anmerkung. Ich denke auch eher, dass es "Person" heißen soll, denn eine Gendarmerie-Station war sicher kein öffentliches Gebäude, wo die Bürger noch Belieben ein und aus spazieren konnten.
                    Viele Grüße
                    Bienenkönigin

                    Ich setze jetzt trotzdem auf "gelöst", auch wenn ich zu gern wüsste, ob die neue Frau des leiblichen Vaters den kleinen Josef zur Pflege angenommen hat...
                    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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