jewey/gewey bzw. jiwey/giwey als Bezeichnung von verwandschaftlicher Beziehung

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  • WastelG
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2021
    • 591

    [gelöst] jewey/gewey bzw. jiwey/giwey als Bezeichnung von verwandschaftlicher Beziehung

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1806
    Region, aus der der Begriff stammt: Schwarzwald (Schwarzach bei Rheinmünster)


    Hallo in die Runde,

    Ich bin derzeit immernoch dabei einen Brief (siehe Thema) von 1806 zu transkribieren, und wollte eure Meinung zu folgenden Begriff wissen.

    "unter dessen seyd ir von mir und ewer
    geschwister schwäger und jiwey/giwey vil taußent mal
    grüsst [...]"


    In Zeile 7 von oben lässt der Verfasser im Namen seiner Geschwister, Schwäger und der unklaren Personengruppe die Adressaten grüßen. In einem anderen Forum habe ich erfahren, dass in manchen Dialekten bei dem Wort "Weib" im Gesprochen das "b" wegfällt. Laut Grimmschen Wörterbuch bezeichnet "Geweibtes" das "Weibervolk" im allgemeinen (siehe); Verbindet man nun die beiden Wörter, so erhählt man "Gewei" bze. "Gewey". Könnte das hier gemeint sein?
    Ich bin mir sehr unsicher, zumal das "g" m.E. auch ein "j" sein könnte. Auch der zweite Buchstabe ist unklar; für ein "e" fehlt ein Strich, für das "i" der i-Punkt. Was meint ihr?

    Ich danke euch im voraus für eure Hilfe und wünsche beste Grüße,
    Sebastian
    Angehängte Dateien
  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 19711

    #2
    Vielleicht hat er auch nur zwey geschrieben. 2000 mal?
    Vielleicht wollte er Freiligrath imitieren.
    Zuletzt ge?ndert von Horst von Linie 1; 07.12.2022, 16:43.
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

    Kommentar

    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15111

      #3
      Hallo, ich lese "gewey"
      vielleicht meinte er das Wort "gewer" [Gewährsmann], das würde vielleicht passen
      gewer --> https://fwb-online.de/lemma/gewer.s.0m?q=gewer&page=1
      Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 07.12.2022, 17:18.
      Viele Grüße

      Kommentar

      • WastelG
        Erfahrener Benutzer
        • 09.04.2021
        • 591

        #4
        Guten Abend,

        Danke euch beiden für die Einwürfe!

        Vielleicht hat er auch nur zwey geschrieben. 2000 mal?
        Vielleicht wollte er Freiligrath imitieren.
        Daran hatte ich auch schon gedacht, aber nachdem ich den Anfangsbuchstaben mit den "z's" des Verfassers verglichen habe, habe ich die Idee wieder verworfen. Das würde auch von der Satzstellung her wenig Sinn machen ("... und zwey vil taußent mal"). Deswegen bin ich davon überzeugt, dass das fragliche Wort eine Person(-engruppe) meint, was auch besser in diese Aufzählung passen würde.

        vielleicht meinte er das Wort "gewer" [Gewährsmann]
        Diese Bezeichnung kannte ich bislang nicht. Rein von der Ausformung des Wortes würde ich "gewer" nicht für unwahrscheinlich halten, doch die Bedeutung stört mich. Aus den Belegblöcken wird klar, dass der Begriff ausschließlich in der Rechtssprache verwendet wurde.


        Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass "jewey[ls]" gemeint ist, aber auch hier passt die Satzstellung nicht wirklich. Sehr frustrierend das Ganze, aber dennoch herzlichen Dank für eure Vermutungen!


        Viele Grüße,
        Sebastian
        Zuletzt ge?ndert von WastelG; 08.12.2022, 23:14.

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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4071

          #5
          derweilen=dawey
          ihrereins= ihrige=ihrweilen =ihrwey. bzw wie im text zu lesen irwey. das i durch j ersetzt, zu lesen wie i.

          jeweils das gegenteil vom duzen.

          es wird auch nicht von euch geschwistern geschrieben, sondern von ewer=euer.
          eigentlich eine form des innerfamiliären siezens, gegenüber dem ranghöheren nochmal gesteigert um majestätischen plural.
          das duzen war in solchen hierarchien auf das gesinde beschränkt.


          bis vor ein, zwei jahrzehnten im bäuerlichen noch erhalten, wie gehts eng denn heute, eng steht für euereins, aber nicht für ihnen. was hat der arzt ihner gesagt, stehend für plural ihnen.
          wie geht es euer majestät, dieses ewer für euer ist im brief enthalten, es zeigt, wie es zu lesen ist, wie der am österreichischen hof übliche anredestil.
          in der parodie bei der sendung, wir sind kaiser, zu sehen.
          Zuletzt ge?ndert von sternap; 08.12.2022, 23:55.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • WastelG
            Erfahrener Benutzer
            • 09.04.2021
            • 591

            #6
            Danke sternap!

            Vielen herzlichen Dank,

            Ich glaube du hast mit deiner Deutung ins Schwarze getroffen! Wenn ich es richtig verstehe quasi die höflichere Form des heute noch gebräuchlichen "eurigen"; "Ihr seit von (den) eurigen/ihrigen gegrüßt".

            Das Grimmsche Wörterbuch sagt: 3) der plur. die ihrigen,auf ein vorausgegangenes feminines subst. bezogen, die angehörigen, familie: und (die ameise) den irigen ein schetzlein erübert.Mathes.Sar.26a;oder wiederum in der anrede: schreiben sie mir, wie die ihrigen sich befinden.Göthean Schiller

            Das passt perfekt in den Kontext und in die Satzstellung; ich jedenfalls bin überzeugt!

            Das "eng" habe ich auch bei der älteren Generation noch gehört; bei uns aber eher als "eing" ausgesprochen; z.B. "Wos duad si bei eing" (="Was tut sich bei euereins").

            Nochmal danke Sternap für die Auflösung!

            Liebe Grüße,
            Sebastian

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