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  #1  
Alt 29.11.2014, 22:01
DrGrille DrGrille ist offline
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Standard Polnisch-Deutsche Familiennamen


Mein Großvater hat sich mit Polnisch-Deutschen Familiennamen beschäftigt.
Er selbst hat kein Internet, daher stelle ich (Enkel) seine Liste hier ein.
Hoffentlich habe ich das richtige Unterforum erwischt.
Den nachfolgenden Text hat mein Großvater geschrieben.
Eure Reaktionen/Antworten werde ich weitergeben.

Von den in Deutschland heute vorhandenen 500.000 Familiennamen sind mehr als 1600,somit 0,3 % , polnischen Ursprungs. Die größte Zuwanderung von Polen erfolgte im 16. Jahrhundert, hauptsächlich bedingt durch eine länger währende Leibeigenschaft in Polen als in Westeuropa.
Während meiner dreißigjährigen, tierärztlichen Landpraxis in Mecklenburg interessierte ich mich für die häufigen Familiennamen polnischen Ursprungs besonders bei am Kriegsende aus Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Schlesien vertriebenen Deutschen.
Ohne polnische Sprachkenntnisse überetzte ich mit Hilfe polnischer Lexika die Namen und bitte kundige Leser um Hilfe, Korrektur und Mitteilung.
Angehängte Dateien
Dateityp: pdf FAMILIENNAMEN POLN.-DEUTSCH.pdf (154,7 KB, 102x aufgerufen)
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  #2  
Alt 30.11.2014, 10:15
goli goli ist offline
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Wie kommt denn dein Großvater darauf, das "nur" 0,3% der Familiennamen in Deutschland sich aus Polen/polnischen Familiennamen ableiten lassen?
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  #3  
Alt 30.11.2014, 15:22
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Laurin Laurin ist offline männlich
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Hallo,

aus dem Klappentext zum Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft:
Zitat:
Ca. 13 % der Familiennamen in Deutschland sind polnischer Herkunft.
Im Ruhrgebiet, als dem klassischen Einwanderungsgebiet polnischer Arbeitskräfte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,
ist der Anteil noch deutlich höher.
Wer, wenn nicht der bekannte polnische Namenforscher Prof. Kazimierz Rymut, wüßte es noch besser?
Das Werk Deines Großvaters in allen Ehren - es steckt sicherlich eine gehörige Menge an Fleiß darin.
Man sollte aber zur Etymologie von Familiennamen nicht nur Lexika und Wörterbücher zu Rate ziehen,
sondern zusätzlich den erfahrenen Wissenschaftlern vertrauen bzw. sich zumindest bei diesen Rat holen.

Neben der freien Website Etymologia nazwisk von Janusz Stankiewicz, der sich zum großen Teil auf die Arbeiten von Prof. Rymut bezieht,
wäre auch ein Blick in das zitierte Namenlexikon ratsam. Nur müßte man dafür etwas tiefer in die eigene Geldbörse greifen.

Hier ein Beispiel eindeutig falscher Etymologie aus Großvaters Werk: Antusch (zu) antyczny = antik.
Stankiewicz:
Zitat:
Antusz
  • 1404 od imienia Antoni. Imię, notowane w Polsce od XIII wieku, pochodzi od łacińskiego Antonius.
    Pierwotnie była to nazwa znanego rodu rzymskiego.
  • (erwähnt) 1404 vom Namen Antoni. Der Name ist seit dem dreizehnten Jahrhundert in Polen bekannt,
    kommt vom lateinischen Antonius. Dieser ist ursprünglich als römischer Familienname bekannt.
Der Großvater hat hier die Eigenheiten zur Aussprache des Polnischen außer acht gelassen und kam zur Fehlinterpretation.
Poln. antyczny wird gesprochen "antitschni", der poln. FN Antusz jedoch "Antusch".

Insofern betrachte ich es als müßig, weitere Namen der Ausarbeitung unter die Lupe zu nehmen.
__________________
Freundliche Grüße
Laurin

Geändert von Laurin (30.11.2014 um 17:57 Uhr) Grund: ergänzt um Namensbeispiel
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  #4  
Alt 30.11.2014, 20:02
DrGrille DrGrille ist offline
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Danke für die Antworten.
@Laurin
Danke für die hilfreichen Informationen und vor allem für das Beispiel.
Werde eure Beiträge in der kommenden Woche überbringen.
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  #5  
Alt 07.12.2014, 04:11
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Herbstkind93 Herbstkind93 ist offline männlich
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Aber ist in der Liste der Begriff "polnische Herkunft" nicht zu eng gefasst?
Müsste es nicht eher westslawische Herkunft heißen?
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  #6  
Alt 07.12.2014, 18:51
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Zitat:
Zitat von Herbstkind93 Beitrag anzeigen
Aber ist in der Liste der Begriff "polnische Herkunft" nicht zu eng gefasst?
Müsste es nicht eher westslawische Herkunft heißen?
Der Großvater hätte sich ja dann z.B. auch mit FN tschechischer, slowakischer, slowenischer, kroatischer ... Herkunft befassen müssen.
Auch wenn sich viele (west)slawische Worte ähneln, geht das augenscheinlich aus der Liste nicht hervor.
Es sind nur polnische Worte, und diese z.T. falsch übersetzt, als vermutlich namensgebend aufgeführt.

Wiederum ein Beispiel (translate.google führt teilweis in die Irre, besser ist das Heranziehen historischer Wörterbücher):

Großvater: (FN) Aas --> as = das Ass
Hist. WB von 1805: poln. as = römische Münze, Taus (Spielkarte)
Stankiewicz: Aas --> nicht erwähnt
moikrewni.pl: 3 Einträge für Aas in PL (Westpreußen und Pommern)

kdejsme.cz: kein Eintrag zu Aas in der ČR
D. Moldánová, Naše příjmení:
Aas --> nicht erwähnt

verwandt.de: 13 Einträge für Aas, v. A. in Süddt.
Geogen-AT:
4 Einträge zu Aas in Niederösterreich
DUDEN LexFN:
Aas, zu german. ans "Gottheit"

Das spricht eindeutig für einen FN mit Etymologie im deutschen und nicht im slawischen Sprachraum.

Schlußendlich erübrigt es sich für mich, zur bewußten "Ausarbeitung" noch irgendeinen Kommentar abzugeben.
Hier handelt es m.E. nach um "Küchenonomastik höherer Qualität".
__________________
Freundliche Grüße
Laurin

Geändert von Laurin (07.12.2014 um 18:59 Uhr)
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  #7  
Alt 07.12.2014, 20:12
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Herbstkind93 Herbstkind93 ist offline männlich
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Aber da taucht z.B auch der Name Ribbeck auf; im brandenburgischen Havelland existiert ein Ort namens Ribbeck, der liegt im ehemaligen Siedlungsgebiet der Heveller, d.h. wenn jemand diesen Namen hat, würde ich doch eher sagen, der Name sei elbslawischer Herkunft und nicht polnischer; so war das gemeint.
Für andere Namen dieser Liste gilt das vielleicht auch, habe sie mir nicht alle angeschaut.
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  #8  
Alt 07.12.2014, 23:03
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Laurin Laurin ist offline männlich
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Zitat:
Zitat von Herbstkind93 Beitrag anzeigen
Aber da taucht z.B auch der Name Ribbeck auf; im brandenburgischen Havelland existiert ein Ort namens Ribbeck, der liegt im ehemaligen Siedlungsgebiet der Heveller, d.h. wenn jemand diesen Namen hat, würde ich doch eher sagen, der Name sei elbslawischer Herkunft und nicht polnischer; so war das gemeint.
Das ist m.E. nach nicht so, der Name ist eher (mittelnieder-)deutscher Etymologie.
Ribbeck - märkischer Uradel, zurückgehend auf ihren Ahnherren Heinricus de Ritbeke (urkundl. erwähnt 1237).
Ritbeke - zu mhd. rīt -> rēt "Platz" + mhd. bēke "Bach"

Auch beim Namen Rescheiße hat man sich total vertan - das ist ein verschliffener Übername für den Schmied;
von Röscheisen, dem von seiner Schlacke befreiten Eisen ( nach Prof. Udolphs Buch der Namen).
Die vermutete "polnische" Lautmalerei käme bei diesem FN auch nicht zum Tragen:
- "Großvaters Werk": reszta = der Rest + szczescie (exakt szczęście) = das Glück
- gesprochen: reschta (nun gut, bis Resch... stimmt's ja überein) + (etwa) schtschenßzije (siehe auch wieder hier: Aussprache_des_Polnischen)

Am Besten, wir diskutieren nicht mehr über das bewußte Werk.
__________________
Freundliche Grüße
Laurin

Geändert von Laurin (08.12.2014 um 14:43 Uhr) Grund: Ergänzungen zum FN Rescheiße
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  #9  
Alt 07.12.2014, 23:17
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JuHo54 JuHo54 ist offline weiblich
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Hallo Laurin,
es finden sich in der Tat noch viele Merktümlichkeiten in dieser Liste, auch Namen lettischen Ursprungs...., auch sind die vielen Einwanderer ins Ruhrgebiet nicht erfasst, die sich ob ihres polnisch klingenden Namens, einen deutsch klingenden Namen gegeben haben ...Außerdem auch Namen von Würtembergern, die im 18. Jahrhundert ins polnische Gebiet eingewandert sind, von Schlesiern, die nie polnisch waren höchstens böhmisch.....das ist eben so eine Sache mit dem Ursprung, es gab sehr viele Wanderbewegungen und viele Namensänderungen vom Deutschen ins Polnische und umgekehrt, da kann man sich wirklich fragen, wo ist nun der Ursprung . Ich finde das nicht so wichtig, viele Namen traten ja auch in den verschiedensten Gegenden zeitgleich auf . Wichtig finde ich nur die Verbreitungsgebiete und dass man z.B. bei dem Namen Friese in Oberschlesien, der dort schon seit Einführung der Kirchenbücher existiert (1648), ein Indiz für die schon frühen Wanderbewegungen ist...
Liebe Grüße
Jutta
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Carl Friedrich Gauß


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