Aufbewahrungsfristen Ermittlungsakten Mord

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  • LDH1
    Erfahrener Benutzer
    • 31.01.2023
    • 185

    Aufbewahrungsfristen Ermittlungsakten Mord

    Hallo zusammen,


    im Zuge meiner Ahnenforschung stellt sich mir folgende Frage, zu der ich bisher keine umfassende Antwort finden konnte:

    Besteht die Chance, dass 77 Jahre nach einem Mord evtl. noch die zugehörigen Ermittlungsakten existieren, wenn es nie zu einem Prozess / Urteil gekommen ist?

    Hintergrund:
    Mein Urgroßvater fiel 1946 in Insel / Kreis Stendal einem (vermutl. politisch motiviertem) Mord zum Opfer.
    Auf der Sterbeurkunde ist seitens der attestierenden Kreispolizei vermerkt, dass er erschossen und "ermordet" wurde.

    Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob hier überhaupt noch theoretisch Akten existieren können, zumal der Tatort ja später in DDR-Territorium fiel.

    Hat hier evtl. jemand schon ähnliche Erfahrungen / Recherchen betrieben?
    Danke im Voraus.
    Gruß
    R.Franz
  • NadineK
    Benutzer
    • 27.09.2022
    • 81

    #2
    Hallo,

    zu einem Mord oder den zugehörigen Akten habe ich noch keine Forschungs-Erfahrung.
    Allerdings hab ich einige (Gerichts-)Unterlagen von Todeserklärungen gesucht und gefunden.

    Sollten in deinem Fall also Ermittlungsakten existieren, kann ich mir gut vorstellen, dass das damals zuständige Amt diese ans Landesarchiv übergeben hat. Auch dort gibt es meines Wissens manchmal Polizei-Abteilungen, falls es zu keinen "offiziellen" Ermittlungen kam.

    Liebe Grüße
    Nadine
    //
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    //

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    • Mysterysolver
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2014
      • 391

      #3
      Meldungen in Zeitungen über das "Tagesgeschehen" vielleicht...

      Kennst du den Namen des vermuteten Täters? Wenn du entsprechende Informationen hast, evtl.:
      - Wenn es zu Prozess, aber nicht zu Urteil kam: Akten der zuständigen Staatsanwaltschaft im Landesarchiv
      - Wenn es nicht zum Prozess kam, und der Täter im "öffentlichen Dienst" war: Personalakten beim jeweils zuständigen Archiv
      - Ansonsten vielleicht auch noch Gefängnisakten?
      Zuletzt geändert von Mysterysolver; 17.03.2023, 15:03.
      Lg,
      Susanne

      PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
      --
      FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

      Kommentar

      • Brunoni
        Erfahrener Benutzer
        • 07.04.2012
        • 2185

        #4
        Hallo R. Franz,

        wie Susanne schreibt, sollte es in der Tageszeitung eine Meldung über den Mord geben,
        später auch eine Meldung über den Ausgang/Fortgang der Ermittlungen.
        Ich habe mich im Rahmen der Heimatforschung vor einigen Jahren mit einem
        Fall von 1920 befasst.
        Im zuständigen Landesarchiv gab es noch eine dünne Akte dazu - Reste von einst vielen Ordnern.
        Über den Verbleib des Täters ist nichts bekannt, denn es kam der Krieg dazwischen,
        das Gefängnis wurde geräumt und alle Gefängnisunterlagen vernichtet.
        Nur weil ich den Namen des Täters hatte wurde man im Archiv fündig.
        Sehr erstaunlich fand ich, daß die Staatanwaltschaft sogar noch weit nach Kriegsende nach seinem Verbleib forschte.

        Viele Grüße
        Brunoni

        Kommentar

        • LDH1
          Erfahrener Benutzer
          • 31.01.2023
          • 185

          #5
          Hallo zusammen,


          vielen Dank für euer Feedback.
          Leider ist der Fall etwas komplexer.
          Mein Uropa wurde 1946 auf seinem Hof (Einzellage außerhalb des Dorfes)
          von einem oder zwei russischen Sodaten aufgesucht und gezielt erschossen.
          Meine Großmutter (zu dem Zeitpunkt 25 Jahre alt) war Augenzeuge dieses Mordes.
          Da mein Urgroßvater zuvor Amtmann und Bürgermeister in einem Ort in NRW war und 1933 von den Nazis aus dem Amt gejagt wurde (unter Anderem wurde versucht, ihn unzurechnungsfähig zu deklarieren), er angeblich kurzzeitig im Zuge des Hitler-Attentats im Juni 1944 verhaftet wurde und er zu Amtszeiten teilweise umstritten war und unbequeme Entscheidungen fällte,
          liegt die gezielte Beauftragung des Mordes auf der Hand, zumal er an dem Tag seines Todes gerade von einer Geschäftsreise aus seiner frühreren Wirkungsstätte zurückkam.

          Täter sind nicht bekannt und wurden meines Wissens auch nie belangt,
          mich interessiert auch eher, ob es einen Hinweis auf den Auftraggeber gibt. Hier gibt es zwei bis drei Personen, die in Betracht kommen.
          Aufgrund der oben beschriebenen Konstellation war ich auch überrascht auf der
          Sterbeanzeige die Worte "erschossen" und "ermordet" zu lesen, zumal der Tod von der örtlichen Landespolizei attestiert wurde.

          Ich versuche mal, im lokalen Archiv zu forschen.
          Zu seiner Verhaftung 1944 (wenn denn tatsächlich stattgefunden), war leider nichts mehr im Archiv vorhanden.



          Schönen Gruß
          R.Franz
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          • Zetteltante
            Erfahrener Benutzer
            • 02.11.2009
            • 615

            #6
            Zitat von Brunoni Beitrag anzeigen
            Sehr erstaunlich fand ich, daß die Staatanwaltschaft sogar noch weit nach Kriegsende nach seinem Verbleib forschte.

            Viele Grüße
            Brunoni



            Mord verjährt nicht...

            Kommentar

            • Zetteltante
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 615

              #7
              Zitat von LDH1 Beitrag anzeigen

              Ich versuche mal, im lokalen Archiv zu forschen.
              Zu seiner Verhaftung 1944 (wenn denn tatsächlich stattgefunden), war leider nichts mehr im Archiv vorhanden.



              Schönen Gruß
              R.Franz

              In welchem Archiv wurde denn gesucht?
              An welchem Ort war seine frühere Wirkungsstätte?
              Im Bundesarchiv hast Du sicher schon gefragt?

              Kommentar

              • Brunoni
                Erfahrener Benutzer
                • 07.04.2012
                • 2185

                #8
                Zitat von Zetteltante Beitrag anzeigen
                Mord verjährt nicht...



                Auszug Zitat:

                Verjährungsdebatte zum Mord

                Am 10. März 1965 debattierte das bundesdeutsche Parlament über die Verjährung von Mord, um nationalsozialistisches Unrecht weiter sühnen zu können. Es hatte zuvor eine ähnliche Debatte 1960 gegeben, danach gab es sie nochmals 1969 und 1979. Diese Debatten – vor allem 1965 – führten zur Aufhebung der Verjährung von Mord, deren Frist zuvor 20 Jahre betragen hatte. Der Zeitpunkt 1965 war daher 20 Jahre nach der deutschen Kapitulation vom Mai 1945 logisch.....


                Er wurde erst über 20 Jahre nach der Tat verhaftet.
                Doch schon vor 1945 wurde an diesem Gesetz gearbeitet, wie die Schreiben der Staatsanwaltschaften untereinander belegen.
                Zuletzt geändert von Brunoni; 19.03.2023, 11:33.

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                • Ingenieur
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.03.2012
                  • 279

                  #9
                  Soweit ich weiß, verjährte Mord in der DDR nach 25 Jahren. 1946 existierte die DDR zwar noch nicht, es kann durchaus sein, dass die Ermittlungsakten, nach Eintritt der Verjährung in der DDR, vernichtet oder sehr stark ausgedünnt archiviert wurden.

                  Kommentar

                  • Silvio52
                    Erfahrener Benutzer
                    • 17.06.2021
                    • 230

                    #10
                    Erschwerend käme hier dazu, daß der Mord von sowjetischen Soldaten begannen worden sein soll. Diese stellte die Besatzungsmacht. Möglich, daß Ermittlungen von dieser Seite durchgeführt und ggf. eine Verurteilung durch ein sowjetisches Truppengericht erfolgte.

                    Vielleicht führt eine Suche in russischen Archiven zum Erfolg?
                    Suche FN: Dülge (Stettin, Lublin) / Streich und Hintz (Großpolen, Lublin) / Seeger (Elbing, Danzig und Berlin) / Havemann, Thiede und Stolz (Breslau, Bernau und Berlin).

                    Kommentar

                    • LDH1
                      Erfahrener Benutzer
                      • 31.01.2023
                      • 185

                      #11
                      Zitat von Zetteltante Beitrag anzeigen
                      In welchem Archiv wurde denn gesucht?
                      An welchem Ort war seine frühere Wirkungsstätte?
                      Im Bundesarchiv hast Du sicher schon gefragt?

                      Hallo zusammen,


                      Archiv: Archiv Kreis Stendal, Sachsen-Anhalt, da in dem Kreis auch der Mord stattfand.
                      Allerdings habe ich dort noch nicht zu den Ermittlungsakten recherchiert.
                      Die mir vorliegende Sterbeurkunde stammt von dort.
                      Frühere Wirkungsstätte: Borgholzhausen, Kreis Gütersloh, NRW
                      Er war dort vor seiner Vertreibung Amtsmann und Bürgermeister, floh aber 1933 von dort und kaufte seiner Frau und sich im Kreis Stendal einen Hof.
                      Im Bundesarchiv habe ich noch nicht angefragt, wird umgehend erledigt.


                      Danke euch schonmal für die konstruktiven Beiträge.

                      Gruß
                      R.Franz

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                      • LDH1
                        Erfahrener Benutzer
                        • 31.01.2023
                        • 185

                        #12
                        Hallo zusammen,


                        mittlerweile habe ich eine Antwort vom Landesarchiv Sachsem-Anhalt bekommen:

                        Um Sie bei Ihren Nachforschungen zu unterstützen, wurden die Findmittel zu einer Vielzahl grundsätzlich relevanter Bestände unseres Archivs ausgewertet, so von Polizei- und Justizbehörden aus den Überlieferungszeiträumen bis 1945 und 1952 sowie auf kommunaler Ebene der Kreisverwaltung Stendal und der Bezirksverwaltung Magdeburg. Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass in allen genannten Beständen keine sachdienlichen Hinweise oder Vorgänge Ihren Urgroßvater, Herrn Albert Friedrich August Müller, betreffend ermittelt werden konnten.

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