Gute KB u. schlechte KB

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  • Paulchen
    Erfahrener Benutzer
    • 28.11.2008
    • 316

    Gute KB u. schlechte KB

    Hallo!

    Nein, gemeint sind nicht der Erhaltungszustand (Einband, Blätter usw.) und auch nicht die Schriftqualität der Kirchenbücher.
    Mir geht es um die Qualität der Eintragungen aus der Sicht des Familienforschers.

    Hier sind ja jede Menge Leute mit ganz unterschiedlichen Forschungsgebieten versammelt. Als schlesischer Familenforscher ist mir aufgefallen:
    1.) Die Eintragungen der evangelischen Pfarrer sind praktisch durchweg besser als katholische. Soll heißen: Die ev. sind ausführlicher, geben oftmals z.B. Hinweise zu den Eltern beider Brauteleute. In den Städte wird die Herkunft öfters noch durch den Straßennamen ergänzt.

    2.) Die Eintragungen der kath. Geistlichen sind besonders in Oberschlesien mangelhaft bis ungenügend. Selbst bei einer Beerdigung gegen Ende des 19. Jhd. machte sich niemand die Arbeit, den Geburtsort oder gar das genaue Geburtsdatum festzuhalten. Selbst das Lebensalter (z.B. 65 J, 10 M u. 12 T) ist manchmals noch immer ungenau. Hinweise über den Vater des Ehemannes sind die absolute Ausnahme. In den meisten Fällen muß man neben dem Kirchenbucheintrag sich noch den Standesamtseintrag besorgen, um die vollständigen Daten zu erhalten.

    Mich würde nun interessieren, wie es mit den guten und schlechten KB in anderen Forschungsgebieten ausschaut. Läßt sich generell sagen, daß ev. KB ausführlicher, damit also wertvollere Quellen für die Familienforscher darstellen als die kath. KB? Gibt es KB, in denen vielleicht schon im 18. Jhd. Geburtsort u. -datum bei einer Beerdigung festgehalten sind?

    Paulchen
  • Molle09
    Erfahrener Benutzer
    • 24.03.2009
    • 1379

    #2
    Hallo Paulchen,

    ich kann Dir nur von den Matriken der kath. Kirche von Nordböhmen berichten. Da ist es eigendlich wie bei Deinen evang. Einträgen.
    Es steht da der Brautvater mit Beruf , Hausnummer bzw. dem Herkunftsort ebenso die Brautmutter. Das Alter und der Beruf (beim Mann)der Brautleute ist auch angegeben. Selbst die Zeugen stehen da mit Beruf und Adresse eingetragen.
    Jedoch betrifft dies den Zeitraum ab Mitte 18. Jahrhundert. Voher waren die Pfarrer auch fauler oder haben nur lat. gekritzelt. Gekritzelt deswegen, weil es einfach kaum zu übersetzen ist,die Schrift sieht wie von ´nem 1.Klässler aus.
    Bei den Sterbeeintragungen habe ich aber auch manchmal Detektiv sein müssen. Da stand dann z.B. Datum - Vorname des Toten- Name des Vaters-Todesursache. Kennt man da nur den Mädchennamen der Mutter ist man aufgeschmissen.

    L.G.
    Molle
    Liebe Grüße
    Mlle
    ----------------
    Es gibt keine Zufälle!!!

    Suche Nürnberger in Hardisleben
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    den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

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    • Paulchen
      Erfahrener Benutzer
      • 28.11.2008
      • 316

      #3
      Hallo Molle,

      ich glaube, in Böhmen gingen die ev. KB aus der Reformationszeit praktisch vollständig verloren. Anschließend gab es für sehr lange Zeit gar keine ev. Pfarreien. Somit fehlen dort etwas die Vergleichsmöglichkeiten. Interessant aber, daß für das 18. Jhd. die Tr-Einträge schon so umfangreich sind.

      Insgesamt gibt es aber zweifelsohne regionale Unterschiede bei der KB-Führung. Als schlesischer Familienforscher war ich kürzlich völlig sprachlos, als ich mit großer Freude Eintragungen aus einem ev. KB aus dem Hunsrück einsehen durfte. Die Schreiber hatten sich mächtig Mühe gemacht und bei Bg-Eintragungen von ca. 1820 (!!) die Eltern des Verstorbenen, dessen genaues Geburtsdatum - und ort durchweg angegeben. Ich hatte so etwas zuvor noch nicht gesehen.

      Das hat in der Ecke aber wohl etwas mit Napoleon zu tun ;-)

      Paulchen

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11322

        #4
        Zitat von Paulchen Beitrag anzeigen
        Das hat in der Ecke aber wohl etwas mit Napoleon zu tun ;-)
        Moin zusammen,

        auf jeden Fall sind wir linksrheinisch, und das bedeutet: Napoleon war da und hatte die Zivilstandsregister im Gefolge. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß das Auswirkungen auf die Ausführlichkeit der KB-Eintragungen hatte.

        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

        Kommentar

        • Paulchen
          Erfahrener Benutzer
          • 28.11.2008
          • 316

          #5
          Linksrheinisch - genau. Etwas in der Art gibt es auch in Polen (Großherzogtum Warschau). Dahinter steckte auch der Franzose. So gibt es dort dann ebenfalls sehr frühe Standesamtsregister, die aber - glaube ich - auch von den Pfarrern geführt werden mußten.

          Noch zum linksrheinischen Gebiet. Die Sache nahm dort stellenweise überhand, wurde doch in manchen (großen) Pfarreien gefordert, daß der KB-Band immer nur für ein Jahr genutzt werden durfte. Entsprechend 'riesig' - aber auch ergiebig - sind die Eintragungen. In der Kleinstadt Idar-Oberstein gab es für längere Zeit diese Regelung - bis man dafür kein Geld mehr hatte ....
          Aber schön anzusehen, sind diese Bände allemal.

          Kommentar

          • hightown
            Benutzer
            • 13.06.2009
            • 16

            #6
            Zitat von Paulchen Beitrag anzeigen
            Mich würde nun interessieren, wie es mit den guten und schlechten KB in anderen Forschungsgebieten ausschaut. Läßt sich generell sagen, daß ev. KB ausführlicher, damit also wertvollere Quellen für die Familienforscher darstellen als die kath. KB? Gibt es KB, in denen vielleicht schon im 18. Jhd. Geburtsort u. -datum bei einer Beerdigung festgehalten sind?
            Bei meinen Forschungen in den KB von Obereisesheim bei Heilbronn ( evangelisch ) war es wirklich vom jeweiligen Pfarrer abhängig, was drin verzeichnet wurde. Teilweise hab ich im EheRegister nur den Vornamen der Braut^^ ( ohne Nachnamen, ohne Herkunftsort ), teilweise Einträge mit dem Beruf der Väter. Das zieht sich von 1600 bis 1750 in allen Varianten durch die Bücher. Auch hab ich desöfteren Lücken ( von bis zu 6 Jahren ) im Totenbuch ( zu einer Zeit, in der die anderen Bücher freilich geschrieben wurden, aber keine kriegerische Handlung im Umkreis war; im Gegenteil, 1626, Pest wütet in Obereisesheim; da wurden einen Monat lang jeden Tag meist um die 10 Menschen beerdigt, alle mit Namen verzeichnet, trotz des Aufkommens ). Das Lebensalter der Verstorbenen wurde in Oheim etwa ab 1660 geregelt für fast jeden Verstorbenen eingetragen, der Geburtsort eigentlich nie.

            Gruß
            hightown

            Kommentar

            • karin-oö
              Erfahrener Benutzer
              • 01.04.2009
              • 2633

              #7
              Bei uns in Oberösterreich gibt es seit etwa 1780 diözesane Vorschriften, was alles in den Kirchenbüchern eingetragen werden musste.
              Anfangs wurden z. B. bei den Trauungen nur die Namen und das Alter (und das eher geschätzt als errechnet), evtl. noch der Beruf eingetragen, und höchstens bei der Braut ein Hinweis auf den Vater.
              Erst um 1850 wurden die Einträge genauer, da wurden auch die Eltern der Brautleute und die Geburtsorte erwähnt.
              Die Sterbeeinträge wurden erst kurz vor 1900 detaillierter ausgeführt. Da findet man dann auch Geburtsdatum und -ort sowie den Namen des Ehepartners und Datum der Heirat.
              Das war auch wichtig, denn die Kirchenbücher sind bei uns zu dieser Zeit noch die einzigen Quellen, Standesämter gab es in Österreich erst nach 1938.

              Was bei uns üblich war, ist die Nennung des Haus- oder Hofnamens sowie der Ortschaft und Hausnummer. Das erleichter die Zuordnung zu den verschiedenen Familien bei den oft gleichen Namen ungemein.

              Schöne Grüße
              Karin

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              • Ursula
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2007
                • 1348

                #8
                Hallo,

                also dass die evangelischen KB ausführlicher sind als die katholischen konnte ich nicht feststellen.

                Im ev. KB schrieb der Pfarrer nur den Vornamen der Braut oder Kindsmutter. Wenn er einen besonders "geschwätzigen" Tag hatte, nannte er noch den Vater. Aber eben meistens nicht.

                Das ist mir in einem katholischen noch nicht untergekommen.

                Je "jünger" die Einträge sind, desto ausführlicher sind sie, habe ich (in Baden) festgestellt.

                In älteren Einträgen findet sich bei der Heirat nur der Name des Vaters. Maximal noch der Herkunftsort, aber meistens nicht.
                Heiratet ein Witwer oder eine Witwe, bleibt auch der Name des Vaters im Dunkeln, der frühere Ehepartner wird nur in Ausnahmefällen genannt.

                In den Todeseinträgen wirds noch spärlicher. Beerdigungsdatum und Name, basta. Da kann man es sich dann aussuchen, wenn es im Dorf mindestens 5 verschiedene "Anna Mayers" gab.

                Gestorbene Kinder fehlen ganz.


                Viele Grüße
                Uschi

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                • Aida
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.12.2008
                  • 379

                  #9
                  Was mich ja immer ärgert, ist die ....klaue der Kapläne! Jeder hat eine andere Schrift, man wird ganz kirre, wenn man so ein Buch durchackert. Alles mit Federkiel gekratzt und getropst, dazwischen wieder mal eine Schönschrift, wie man es gerne hätte, aber nur für ein paar Zeilen... Aber so ist halt das Leben.

                  Gruß
                  Christel

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11322

                    #10
                    Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
                    Was bei uns üblich war, ist die Nennung des Haus- oder Hofnamens sowie der Ortschaft und Hausnummer. Das erleichter die Zuordnung zu den verschiedenen Familien bei den oft gleichen Namen ungemein.
                    Moin Karin,

                    da kann ich Dir aus eigener Erfahrung nur beipflichten!

                    Es geht doch nix über Vulgonamen!

                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                    • Eva64
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.07.2006
                      • 811

                      #11
                      In den evangelischen Kirchenbüchern die ich gesehen habe, kam es sehr auf den Pfarrer an. Einen liebe ich ganz besonders, der im 18. Jahrhundert in Endersbach war. Der verfasste richtige Romane und das nicht nur bei der "Haute Volet", sondern bei allen seinen Schäfchen. Klar wusste er bei der Oberschicht im Dorf mehr zu erzählen, dennoch kamen die Kleinen auch nicht zu kurz.

                      Es gab dann aber auch wieder diejenigen die nur das Allernotwendigste niederschrieben und bei den Frauen nicht mal deren Namen hinterließen. Da war es dann z.B. im Totenbuch nur die Frau oder Witwe von Soundso.

                      Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Württemberg Normen vorgegeben, wie ein Eintrag verfasst werden musste. Leider fallen dadurch all die schönen Anmerkungen weg, andererseits erhalten die Einträge mehr sachlichen Hintergrund, weil z.B. bei Heiratseinträgen nicht nur der Vater genannt wird, sondern auch die Mutter und der Ort woher sie stammen ist auch besser festgehalten.

                      Grüße
                      Eva

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                      • Ursula
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2007
                        • 1348

                        #12
                        Hallo,

                        grad heute habe ich ein KB gehabt in dem der Pfarrer meinte, nicht mal den Vater der Brautleute nennen zu müssen, aber Name und Stand der Trauzeugen

                        Das hilft mir viel, wenn es von Schneiders, Müllers, Mayers und Walters nur so wimmelt in diesem Dorf.


                        Viele Grüße
                        Uschi

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                        • Paulchen
                          Erfahrener Benutzer
                          • 28.11.2008
                          • 316

                          #13
                          Vielen Dank für die interessanten Erfahrungsberichte. In der Tat gibt es auch ev. KB in Schlesien um 1600 (z.B. in Schweidnitz), bei denen niemals die Mutter bei der Taufe genannt wird. Wahrscheinlich kam es auch oder sogar vor allem auf den jeweiligen Kirchenbuchführer an. Bedenkt man aber, daß es die für uns so wichtigen Leichenpredigten praktisch ausschließlich für Evangelische gab, sollte doch in der ev. Kirche eher der Trend dahin gegangen sein, etwas mehr für die Nachwelt über die jeweilige Person festzuhalten. Schließlich noch die Anzahl der Paten - was ja auch eine wichtige Sache ist. Bei kath. KB aus Schlesien habe ich höchstens bei Adligen mal mehr als 3 Paten festgestellt - fast durchweg sind es die bekannten zwei. Hingegen kenne ich Eintragungen ev. Taufen in schlesischen KB mit mehr als 30 Paten (z.B. in Liegnitz).

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                          • Whodunit
                            Erfahrener Benutzer
                            • 14.09.2008
                            • 198

                            #14
                            Aus Nordböhmen (katholisch) kann ich berichten, dass die Einträge bis Anfang 19. Jh. sehr ausführlich (bei der Geburt werden meist immer alle 4 Großeltern sowie die Geburtsorte der Eltern, Gleiches gilt auch für Heiratseinträge. Anfang 18. Jh. wird es spärlich, aber immer noch ausreichend, um gut zu forschen (bei Heiratsregistern ist meist nur der Vorname der Braut angegeben, nichts weiter). Kommt man ins 17. Jh., wird es teilweise unmöglich weiterzusuchen.

                            Schlimm finde ich Eintragungen Mitte des 18. Jh. für die Innenstadt Leipzig (evangelisch). Die Vororte sind ausführlicher geführt, aber für die Nikolai- und Thomaskirche habe ich bei einer Hochzeit nur den Namen des Bräutigams und den Vater der Braut. Da kann man nicht weiterkommen, da es ja jedes Jahr an die tausend Geburten gab - und ohne Namen der Eltern! Da die Sterberegister in einem anderen Archiv lagern, ist die Suche also erheblich schwerer.

                            Zu Schlesien (kath. + ev.) möchte ich nicht viel sagen ... da bin ich noch im 19. Jh.

                            Genial ist das Kirchenbuch (evangelisch) von Thossen/Dehles/Schönlind bei Reuth im Vogtland. Mein letztes Datum, als ich anreiste, war 1856. Als ich nach 3,5 Stunden wieder fuhr, war ich in einer Linie bei 1623.

                            Ansonsten lasse ich mir oft Abschriften schicken, sodass ich die Qualität nicht für alle meine Suchgebiete einschätzen kann.
                            Viele Grüße,
                            Daniel.


                            Suche alles zu folgenden Namen:
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                            Kommentar

                            • ralf65
                              • 21.11.2007
                              • 1268

                              #15
                              Ich hatte mir letztens das katholische KB aus Hönningen angesehen. Im 18.Jahrhundert ist es sehr schwierig. Zwischendurch fehlen einfach mal 10 Jahre Heiratseinträge, aber es fehlen keine Seiten in dem Buch. Die sind einfach nicht geschrieben worden. Die vorhandenen Einträge sind auch nicht sehr ausführlich. Mehr wie "A heiratet B" und das Datum steht da nicht.

                              Trotz allem bin ich ein gutes Stück weiter gekommen. In einer Linie habe ich einen Heiratseintrag von 1652. Die Geburt konnte nicht festgestellt werden, da die KB erst in dem Jahr anfingen. Dürfte aber grob geschätzt so um 1630 liegen. Das ist bisher meine älteste Linie

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