Was sind unfröhlich verstorbene Kinder?

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  • katla
    Erfahrener Benutzer
    • 28.01.2023
    • 242

    Was sind unfröhlich verstorbene Kinder?

    Ich stöbere gerade in den Memminger Totengräberlisten.
    Dabei stoße ich bei den Einträgen von Kindern immer wieder auf den Hinweis, sie seien "unfröhlich" verstorben.




    Was mag das bedeuten?
    viele Grüße
    Katharina
  • nav
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 715

    #2
    Mein erster Gedanke wäre, dass diese Kinder ungetauft gestorben sind.

    Ob das den Totengräber so sehr interessiert hat, dass er es unbedingt notieren musste, und ob die Anzahl bzw. der Anteil ungetaufter Kinder realistisch wäre, kann ich allerdings nicht beurteilen.

    Nico

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    • Ed Gonzalez
      Erfahrener Benutzer
      • 18.12.2021
      • 150

      #3
      Moin,

      "Bei Ausgrabungen an der Kirche wurden Gebeine von so genannten »unfröhlichen Kindern« gefunden. Es waren dies uneheliche Kinder (»Bankert«), die kurz nach der Geburt verstorben waren und nicht auf dem Friedhof begraben werden durften. Sie wurden hier an der Kirchenmauer bestattet, damit das vom Dach herunter laufende Regenwasser sie gleichsam taufe."

      Meine heutige Reise führte mich in den Morgenstunden in die Wachau rund um Emmersdorf! In einem unscheinbaren Ort Gossam führte mich ein Wanderweg zu einer Burgkirche die bereits zu einer Ruine verfiehl. Die romantisch Stille und mystische Umgebung, erinnert mich an einen geheimnisvollen Ort...
      Auf der Suche nach:
      Herkunft des Joannes Gerhardus SCHMITZ, Schmied in Asbeck/Ahaus; geboren Dez. 1783 (berechnet).

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      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Hallo
        Mit dem Stand der Mutter hatte das aber nichts zu tun.
        Es sind die Kinder einer unfröhlichen Geburt, dass heißt unglücklichen Geburt, die so tragisch verlief, dass die Kinder kurz darauf verstarben, bzw. Kinder die schon vor der Geburt tot waren

        Der Menschheit ging es gesundheitlich noch nie so gut wie heutzutage. Die Lebenserwartung stieg in Europa allein in den letzten hundertfünfzig Jahren auf mehr als das Doppelte. Doch auch früher erreichten Menschen ein durchaus hohes Alter - allerdings nicht so viele wie heute. Schuld daran ist unter anderem die hohe Kindersterblichkeit in vergangenen Zeiten. Was diese jedoch mit einer kleinen, verfallenen Wehrkirche in der Wachau zu tun hat, soll im vorliegenden Artikel geklärt werden.



        Quelle: Regierungsblatt für die Kurpfalzbaierische Provinz in Schwaben, 1803
        Angehängte Dateien
        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 15.09.2023, 21:07.
        Viele Grüße

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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          unser heutiges synonym einer unglücklich verlaufenen geburt ist sehr nahe dran.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #6
            Es waren also zumeist ehelich erzeugte Kinder

            Der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf erklärt in seinem Roman "Leiden und Freuden eines Schulmeisters" sehr eindringlich, was man sich unter jenen "Traufkindern" vorzustellen habe:
            "Je näher der Kirche man begraben werde, desto sicherer sei man vor den bösen Erdgeistern, und da ungetaufte Kinder nicht durch die Taufe vor ihnen geschützt würden, so tue man sie an die Kirche, um durch die Kirche selbst beschützt zu werden. Dann tue man sie ins Dachtrauf, damit sie noch hier getauft würden. Wenn nämlich der Pfarrer das Taufwasser segne, so werde alles Wasser in und an der Kirche zu Taufwasser (das heißt, der Heilige Geist komme in dasselbe), sodass, wenn es einmal stark regne zu selber Zeit, so werde auch Regenwasser auf dem Dach Taufwasser, und wenn es nun hinunterrinne und bis zu dem Kinde dringe, so werde das Kind im Boden so gütig und gültig getauft als das Kind in der Kirche."

            (Quelle: Link oben)


            Friedhöfe waren früher um die Kirche herum. Sie wurden also nicht außerhalb des Friedhofs begraben, wenn sie an der Kirchenmauer beerdigt wurden.
            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 15.09.2023, 21:15.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Eine ganze Diplomarbeit zu dem Thema:
              Titel der Diplomarbeit:

              „Traufkinder“ – Ein besonderer Umgang mit ungetauft
              verstorbenen Kindern in der Frühen Neuzeit


              Quelle: Universität Wien
              Angehängte Dateien
              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 15.09.2023, 21:22.
              Viele Grüße

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              • katla
                Erfahrener Benutzer
                • 28.01.2023
                • 242

                #8
                Da habe ich wieder etwas dazugelernt.
                Ich danke euch!
                viele Grüße
                Katharina

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                • fajo
                  Erfahrener Benutzer
                  • 08.10.2018
                  • 2353

                  #9
                  Auch ich sage danke, habe auch etwas dazugelernt!
                  Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







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