Eisenbahnkatastrophe 30.03.1910 in Köln-Mülheim - IR 130 und IR 144 betroffen

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  • Zetteltante
    Erfahrener Benutzer
    • 02.11.2009
    • 615

    Eisenbahnkatastrophe 30.03.1910 in Köln-Mülheim - IR 130 und IR 144 betroffen

    Gibt es zu den zwei genannten Regimentern eventuell Literatur?
    Kann jemand die Vornamen der Toten und Verletzten hinzufügen?
    Ich hätte in meinen Forschungsunterlagen einen Bezug zu vier Namen.



    Dortmunder Zeitung vom 31.03.1910


    Eisenbahnkatastrophe


    Gestern nachmittag, kurz vor Schluß unserer Abendausgabe, brachte der Draht die Trauernachricht, etwa 500 Meter vor Mülheim am Rhein sei der nach Genua fahrende Luxuszug Nr. 174 auf den Militärurlauberzug Nr. 40 aufgefahren und habe ein grausiges Unglück angerichtet.
    Der Militärzug stand auf dem Gleis und der Luxuszug fuhr von hinten in den Militärzug hinein. Die beiden letzten Wagen des Militärzuges wurden übereinander geschoben und auch die beiden folgenden Wagen wurden teilweise zertrümmert. Im Militärzug, der um 9 Uhr 55 Min. in Dortmund abgelassen worden war, befanden sich Beurlaubte aus Soest, Wanne und Hamm, die zu ihren in Straßburg und Metz garnisonierenden Infanterieregimentern Nr. 130 bzw. 144 zurückkehren wollten. Das Unglück ereignete sich nachmittags um 2 ½ Uhr. Im Luxuszug, der seine Fahrt um 5 Uhr nach Genua fortsetzte, befanden sich 13-16 Passagiere, von denen niemand verletzt wurde. Der Oberkellner des Luxuszuges erhielt eine Kopfverletzung. Der Speisewagen wurde beschädigt.


    Nach amtlicher Meldung sind bis gestern abend folgende 19 Tote und 39 Schwerverletzte festgestellt worden:


    Tot sind:
    die Musketiere FISCHER KRZYZNIAK SCHUCK BENZOLA MÖHLEN und Hornist RÖTTGEN , sämtlich aus der Garnison Metz ,
    der Musketier BRUCKSTEG , Gefreiter KÖHLER , der Kanonier BEDORF und die Musketiere SUENNING , BONGERS , KLECZKOWSKI , RENTZ , KOKOWCINSKI , KÖHLER , ORTMANN , KULETZKI , SCHNOCK und PREUß


    Schwerverletzt sind:
    STEINCHEN , HEZEK , BOLLWERK , BUDZINSKI , Theodor WORBERG , GRESCHKOWIAK , HEIMANN , KOTTHOFF , WAWRZYMIAK , BRUECKER , MARX , BURMANN , BALONIAK , KOZAK , POBLANSKI , SZYNCKOWIAK , WOYCZAK , MRASEK , SÖSKEN , BUDNICK , BAUHAUS , SPELLEKEN , MIKOLOSYK , JÄGER , ULOT , WEWERS , DONCZYK , HAEUSLER , KUREK , OSTERLAND , MEYER , HEITRICH , ZDIARSTIK , KRAKOWICK , PRESLOSKI , WIEDELMANN , HAGE , SYPAKOWSKI , HOFFCHEN , BREHSMANN , KÖPFERT , TERFOORTH , TEERHAAN , DERAEZENSKI ( Dortmund ) ;


    außerdem wurden zwei Schaffner des Militärzuges schwer verletzt.


    Die Unglücksstätte bietet ein Bild grauenhafter Verwüstung. Sämtliche Sanitätsoffiziere und -unteroffiziere der Garnison Köln-Deutz sind zur Hilfeleistung an Ort und Stelle erschienen. Der Gouverneur von Köln Excellenz VON SPERLING besuchte die Verwundeten in den Krankenhäusern.


    Der Eisenbahnminister VON BREITENBACH , der zur Besichtigung der neuen Strecke Köln-Südbrücke-Kalk zufälligerweise anwesend war, weilte an der Unglücksstelle. Er hat das beteiligte Lokomotiv- und Stellwerkspersonal über den Unfall persönlich vernommen. Die Schuld trifft den Lokomotivführer. Ein Ministerialkommissar ist sofort zur Unglücksstätte geeilt.


    Von Dortmunder Urlaubern scheint nur einer schwer verletzt worden zu sein. Nach Mitteilungen vom hiesigen Bahnhof waren die Urlauber aus Dortmund und nächster Umgebung in den ersten Wagen untergebracht, die vom Unglück wenig oder gar nicht betroffen worden sind. Man kann sich die Furchtbarkeit der Katastrophe nur so erklären, daß der Militärzug gebremst im Gleise gestanden haben müsse.


    Es war ein ergreifender Anblick, die vom Unglück verschont gebliebenen Soldaten, die große Zahl Kameraden, alle Söhne der roten Erde, die noch kurz vorher munter und guter Dinge die Heimat verlassen hatten, als Tote betten oder als Schwerverletzte, mit dem Tote Ringende, die kameradschaftliche Hand zum letzten Male reichen zu sehen. Keinem dieser Unglücklichen hat sich wohl beim Abschied von seinen Angehörigen, beim Scheidegruß von seinen Lieben, die Ahnung ins Herz gesenkt, daß es der letzte sein werde, daß nach des Schicksals unerforschlichen Mächten er die Todesfahrt zu machen habe.“


    Ich habe 46 Schwerverletzte statt 39 gezählt.
  • sonki
    Erfahrener Benutzer
    • 10.05.2018
    • 4699

    #2
    Schau mal einfach in die Standesamtsunterlagen von Mühlheim - dort findest du die Toten mit exakten Regimentsbezeichnungen:

    Ab Urkunden-Nr. 231 gehts los.
    Zuletzt geändert von sonki; 07.10.2021, 21:06.
    Слава Україні

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    • Zetteltante
      Erfahrener Benutzer
      • 02.11.2009
      • 615

      #3
      Standesamt Köln

      Dankeschön, Sonki, da hab ich garnicht dran gedacht.
      Werde gleich mal auf die Suche gehen.

      Auf diversen Seiten zu den beiden Regimentern habe ich keinerlei Erwähnung dieses Zugunglücks entdecken können.

      Kommentar

      • Zetteltante
        Erfahrener Benutzer
        • 02.11.2009
        • 615

        #4
        Tote lt. Standesamt Mülheim am Rhein ( Köln )

        Tote lt. Sterbeurkunden:


        SU 231/1910 Fritz Hermann Andreas KÖHLER - 22 Jahre alt - geboren in Sobbowitz Kr. Dirschau – 3. Lothringisches IR 135
        SU 232/1910 Leon Franz KOKOSCHINSKI – 22 Jahre alt – geboren in Nieczychowske Kr. Wirsitz – IR Graf Barfuss 4. Westfälisches No. 17
        SU 233/1910 Albert Wilhelm Franz KÖHLER – 24 Jahre alt – geboren in Hartan Kr. Waldenburg – 1. Lothringisches IR 130
        SU 234/1910 Ludwig Anton SÜNNING – 22 Jahre alt – geboren in Bochum – 1. Lothringisches IR 130
        SU 235/1910 Franz Bernhard BRUCKSTEG – 23 Jahre alt – geboren in Essen – 1. Lothringisches IR 130
        SU 236/1910 Ludwig Otto BENZULLA – 21 Jahre alt – geboren in Kupferdreeh, Landkreis Essen – 1. Lothringisches IR 130
        SU 237/1910 Ludwig Adam PREUSS – 22 Jahre alt – geboren in Niostry, Kr. Neidenburg – 1. Lothringisches IR 130
        SU 238/1910 Robert Paul KULETZKI – 23 Jahre alt – geboren in Magdeburg – 1. Lothringisches IR 130
        SU 239/1910 Julius Max SCHUCK – 20 Jahre alt – geboren in Sachsengrund, Kr. Auerbach – 1. Lothringisches IR 130
        SU 240/1910 Friedrich Wilhelm RÖTTGEN – 24 Jahre alt – geboren in Hiesfeld, Kreis Ruhrort – 6. Lothringisches IR 145
        SU 241/1910 Jakob MÖHLEN – 23 Jahre alt – geboren in Hochemmerich, Kr. Mörs – 6. Lothringisches IR 145
        SU 242/1910 Jakob Franz BEDORF – 23 Jahre alt – geboren in Düsseldorf – 4. Lothringisches Feldartillerie Regiment No. 70
        SU 243/1910 Johann BONGERS – 20 Jahre alt – geboren in Essen – 3. Lothringisches IR 135
        SU 244/1910 Karl RENTZ – 20 Jahre alt – geboren in Godziemba, Kr. Hohensalza – 2. Lothringisches IR 131
        SU 245/1910 Franz Paul FISCHER – 20 Jahre alt – geboren in Ruchocice, Kr. Bomst – Metzer IR 98
        SU 246/1910 Franz KRZYZANIAK – 20 Jahre alt – geboren in Emmchen, Kr. Schrimm – Metzer IR 98
        SU 247/1910 Johann ORTMANN – 23 Jahre alt – geboren in Alstaden, Kr. Mülheim an der Ruhr – 5. Lothringisches IR 144
        SU 248/1910 Johann KLECZKOWSKI – 22 Jahre alt – geboren in Morzewo, Kr. Kolmar in Posen – 5. Lothringisches IR 144
        SU 249/1910 Josef Jakob SCHNOCK – 22 Jahre alt – geboren in Düsseldorf – 5. Lothringisches IR 144
        SU 250/1910 Friedrich Wilhelm OSTERLAND – 20 Jahre alt – geboren in Essen – 3. Lothringisches IR 135
        SU 251/1910 Dietrich Wilhelm WEFERS – 21 Jahre alt – geboren in Mörs – 5. Lothringisches IR 144
        SU 252/1910 Heinrich Wilhelm KNIERIEM – 23 Jahre alt – geboren in Essen – 1. Lothringisches IR 130

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        • Zetteltante
          Erfahrener Benutzer
          • 02.11.2009
          • 615

          #5
          Drei, der vier Namen, die für mich von Interesse waren, sind nun geklärt.
          Aber wie finde ich nun die Vornamen der Verletzten heraus?

          Hat jemand eine Idee?

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          • Delilah
            Erfahrener Benutzer
            • 15.02.2011
            • 312

            #6
            Hallo, eventuell sind in den Unterlagen des Krankenbuch-Lagers, welche heute beim Bundesarchiv in Berlin gelagert sind, weitere Angaben zu finden.

            LG Delilah

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            • Zetteltante
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 615

              #7
              Hallo Delilah,

              danke für den Hinweis.

              Nach der von mir gesuchten Person habe ich dort schon recherchiert.
              Es war leider nichts zu ihm zu finden.

              Viele Grüße

              Zetteltante

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              • Zetteltante
                Erfahrener Benutzer
                • 02.11.2009
                • 615

                #8
                Echo der Gegenwart vom 31.03.1910

                Echo der Gegenwart vom 31.03.1910


                hat ausführlicher über das Unglück berichtet.
                Ich werde aber nur die zusätzlichen Daten der Verletzten hier aufführen
                ( Namen weichen in ihrer Schreibweise von denen in der Dortmunder Zeitung teilweise ab ):


                „Die Namen der Schwerverletzten, die im städtischen Krankenhause in Mülheim untergebracht sind, sind folgende:


                STEINCHEN , Maschinengewehrkompanie 144. IR
                HEZEK , 4. Komp. IR 130
                BOLLWERK , 8. Komp. IR 145
                BUDZINSKI , 4. Komp. IR 130
                Theodor WORBERG , 12. Komp. IR 144
                GRESCHKOWIAK , 7. Komp. IR 130
                Wilhelm HEIMANN , 5 Komp. IR 145
                KOTTHOFF , 9.Komp. IR 131
                WAWRZYNIAK , 9. Komp. IR 145
                BRÜCKER , 7. Komp. IR 135
                MARX , 7. Komp. IR 135
                BURMANN , 4. Komp. IR 130
                BALONIAK , 4. Komp. IR 130
                KOZAK , 5. Komp. IR 67
                POBLANSKI , 4. Komp. IR 130
                Martin SZYNCKOWIAK , 4. Komp. IR 130
                WOYCZACK II , 5. Komp. IR 174
                MRASEK , 4. Komp. IR 130
                SÖSKEN , 2. Komp. IR 130
                BUDNICK , 9. Komp. IR 135
                BAUHAUS , 12. Komp. IR 144
                SPELLEKEN , 4. Komp. IR 130
                MIKOLOSYK , 7. Komp. IR 130
                JÄGER , 11. Komp. IR 135
                ULOT , Maschinengewehrabteilung des IR 144
                WEWERS, Maschinengewehrabteilung des IR 144
                DONCZYK , 1. Komp. IR 67
                KOCH , 1. Komp IR 130
                Paul HÄUSLER , 9. Komp. IR 135
                KUREK , 10. Komp. IR 131
                OSTERLAND , 8. Komp. IR 135
                Aug. MEYER , 7. Komp. IR 130
                HEITRICH , 8. Komp. IR 135
                ZDIARSTIK , 4. Komp. IR 130
                KRAKOWICK , 10. Komp. IR 144
                PRESLOSKI , 9. Komp. IR 145


                Im Cölner Bürgerhospital liegen folgende schwerverletzten Soldaten:


                die Musketiere WIEDELMANN ( Bochum ) , von der 4. Komp. IR 130
                HAGE ( Altenessen ) , 7. Komp. IR 135
                SZPAKOWSKI ( Bochum ) , 12. Komp. IR 144
                HOFFCHEN ( Friemerzheim ) , 9. Komp. IR 145
                BREHSMANN ( Dümpten bei Mülheim an der Ruhr ) , 7. Komp. IR 145
                KOHL ( Ummingen ) , 11. Komp. IR 131
                GÖPFERT ( Dinslaken ) , 7. Komp. IR 145
                TERFOORTH ( Schwarzenberg ) , 8. Komp. IR 135
                der Kanonier TEERHAAN ( Altstätten ) , von der 2. Batterie des 33. Feldartillerieregiments ,
                sowie der Schaffner Ignaz DERÄZENSKI aus Dortmund.“

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