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  #1  
Alt 12.05.2020, 17:11
andreas_hm andreas_hm ist offline
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Registriert seit: 02.05.2020
Beiträge: 10
Standard FN Maulitz in Breslau im 16. Jahrhundert

Liebe Forumsteilnehmer,

Circa 1560 wurde der Orgelspieler Joseph Maulitz von Herzogin Anna Maria von Braunschweig-Lüneburg (2. Frau des Herzogs Albrecht) an den Koenigsberger Hof berufen.
Laut einem Buch zur Musikgeschichte wurde er aus Breslau berufen.

Wie/Wo finde ich heraus, welche Einwohner mit dem Namen "Maulitz" in Breslau im 16. Jahrhundert gelebt haben (kath. und ev.)?

Gruss,
Andreas
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  #2  
Alt 13.05.2020, 15:03
VGS
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Beiträge: n/a
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Hallo Andreas,

ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, daß dieser Joseph Maulitz aus Breslau stammt bzw. dort vor seiner "Versetzung" nach Königsberg als Musiker tätig war.

1.) Quelle dafür
Beim Googeln finde ich als Quelle für diese Behauptung nur Fritz Gauses Geschichte von Königsberg, 1965, S. 257: "... Maulitz aus Breslau. Da dieser nicht gleich von dort abkommen konnte, stellte er einen Organisten aus Danzig an".
https://books.google.de/books?id=AYk...aulitz+breslau
Leider läßt sich die Fußnote dazu für mich nicht anzeigen. Hast Du das Buch vorliegen?

Eine andere Quelle (Musik des Ostens, Bde. 1-2, 1962, S. 179) dazu ist etwas ausführlicher: "Eingabe des Joseph Maulitz, n. dat., wahrscheinlich von Ende April 1568. Das gleiche Schriftstück gibt einige neue Daten zu Maulitz' Biographie. Danach ist er 1560 auf Befehl Herzog Albrechts "mit meinem weibe und armuth" nach Königsberg gekommen; da er über 70 Meilen reisen mußte, kam er nicht aus Ostpreußen." In diesem Brief steht also nicht von Breslau, allerdings könnte es mit den angegeben ca. 525 km zws. Königsberg i. Ostpr. u. Breslau hinkommen. Natürlich wäre aber auch eine ganz andere Stadt in dem entspr. Umkreis möglich.

2.) Schlesische Musikerverzeichnisse
Schlesien ist reich an Verzeichnissen zu seinen Pfarrern, Ärzten, Adligen, aber auch Musiker. Ich habe verschiedene Tonkünstler-Lexika von Hand durchgesehen, aber keinen Maulitz gefunden. Wenn er aber doch um 1560 berufen wurde, muß er sich ja zuvor qualifiziert haben bzw. irgendwie muß diese Herzogin auf ihn aufmerksam geworden sein. Ostpreußen hatte aber in der Mitte des 16. Jhd. reichlich wenig Verbindung zu Breslau. Schlesien wurde bekanntlich erst etwa 200 Jahre später preußisch. Auch in anderen Verzeichnissen für das 16.-17. Jhd. kann ich den Namen nicht in Verbindung mit Schlesien bringen.

3.) Federmanns Buch
Kennst Du: Maria Federmann: Musik und Musikpflege zur Zeit Herzog Albrechts; zur Geschichte der Königsberger Hofkapelle in den Jahren 1525-1578. Kassel 1932. Darin erscheint der Name Maulitz "relativ" (11x) häufig. Es läßt sich aber aufgrund des "limited access" nicht anzeigen.

Grüße
Susanne.
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  #3  
Alt 14.05.2020, 09:54
andreas_hm andreas_hm ist offline
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Themenstarter
 
Registriert seit: 02.05.2020
Beiträge: 10
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Hallo Susanne,
Als Neuling in diesem Forum bin ich sehr ueberrascht, dass sich jemand (Du) so viel Zeit nimmt, um meine Anfrage zu verstehen, zu "beleuchten" und zu beantworten.
Danke!

Erstmal:
Kopien von (3) Musik-Geschichte-Buechern, in denen Joseph(us) Maulitz
erwaehnt wird, hatte ich gemacht. In einem werden auch fuenf oder sechs Briefe von ihm erwaehnt, die Joseph an den Herzog (bzw. an seinen "Verwalter") schrieb.
Diese Briefe liegen in einer Bibliothek (Berlin ?) vor und ich hatte Sie kopiert. Leider hatte ich niemanden gefunden, der/die die Briefe lesen kann. Es handelt sich im wesentlichen um kommentierte Rechnungen von Rohmaterialen, die Joseph zu Orgelreparaturen eingesetzt hat. Der letzte Brief/Rechnung wurde nach seinem Tod von seiner Frau (Name unbekannt) verfasst, da die Zahlung(en) in Verzug waren.
Warum schreibe ich das in der Vergangenheitsform? Das hatte ich vor etlichen Jahre gemacht und die Kopien sind in einem anderen Kontinent eingelagert.

Das Zitat aus dem Buch von Fritz Gause lautet (etwas erweitert):
"Nach Buchs' Tode 1560 gewann er [Albrecht] Joseph Maulitz aus Breslau.
Da dieser nicht gleich von dort abkommen konnte, stellte er einen Organisten aus Danzig an. Maulitz wurde dann Domorganist und blieb es bis zu seinem Tode (gest. vor 1585).
"


Daher gehe ich (bis auf weiteres) davon aus, dass Joseph 1560 (oder ~1567) tatsaechlich aus Breslau (bzw. der Umgebung) kam!

SvG: "Wenn er aber doch um 1560 berufen wurde, muß er sich ja zuvor qualifiziert haben bzw. irgendwie muß diese Herzogin auf ihn aufmerksam geworden sein.".
Sehr logisch. Diesem Punkt stimme ich absolut zu!
Allerdings heisst das nicht notwendigerweise, dass der Herzog oder die Herzogin Joseph persoenlich oder dem Namen nach kannten. Jocab Probst scheint ihn mehrmals empfohlen zu haben: (S. 179: "Von ihnen scheint Maulitz der bedeutendste gewesen zu sein: ein Musiker von betraechtlichen Ruf, wie seine briefliche Anforderung durch Herzog Albrecht und die mehrfach genannte Eingabe des Jacob Probst erweisen.")
Vielleicht ist er einfach "promoted"/empfohlen worden.
Und natuerlich hast Du Recht: Er muss vorher "gut genug" gewesen sein, um empfohlen zu werden. Und daher koennen wir annehmen, das er irgendwo (vorher) schriftlich erwaehnt sein sollte.
"... von Hand durchgesehen ...": Vielen Dank fuer Deine Hilfe!


Wie dem auch sei, ich moechte ueber diesen Organisten wissen:
- [von wo er nach Koenigsberg kam],
- welche Vorfahren er wo hatte. Der Vater waere ein guter Anfang, :-)
- ob er Kinder hatte und
- ob er maennlich Geschwister hatte.

Liebe Gruesse aus Suedostasien und bleib gesund,
Andreas


p.s. Das Buch "Musik des Ostens" ist in vielen deutschen Bibliotheken zugaenglich. Hier kannst Du sehen, ob eines direkt bei Dir "um die Ecke" steht:
https://www.worldcat.org/title/musik...s/oclc/4595650


p.p.s Das Buch von Maria Federmann kannte ich nicht. Vielen Dank!
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  #4  
Alt 14.05.2020, 14:32
VGS
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Beiträge: n/a
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Hallo Andreas,

demnach liegt Dir - wenn ich es richtig verstanden habe - auch nur der Gause als Quelle für die Herkunftsangabe "Breslau" vor. Nach ein bißchen Ausprobieren habe ich die fragliche Fußnote Nr. 63 zur Anzeige gebracht. Sie lautet: "63 Etatsmin. 71 c." Das ist eine Primärquelle, was die Behauptung m.E. dann doch eher stützt. Dahinter verbirgt sich der riesige (556,6 lfm !!) Bestand "Oberratsstube, Preußische Regierung, Ostpreußisches Etatsministerium" im GStA Berlin. Dazu gehört m.W. auch das Briefarchiv Herzog Albrechts von Preußen. Es könnte sich hier also um einen weiteren Brief von Maulitz handeln.

Du bist von Deiner momentanen Örtlichkeit gesehen natürlich auf online-Quellen angewiesen. Es gibt eine Übersicht der Online-Archivalien für Breslau. Gehe mal nach hier: http://www.basia.famula.pl/de/skany Und klicke dann unten in der Ortsliste Wroclaw (Breslau) an. Da geht eine recht große Liste auf, in der auch mehrere Archivalien aus dem 16. Jhd. verzeichnet sind. Vielleicht taucht der Organist Maulitz in einer Kirchenrechnung auf. Das ist natürlich alles mit sehr viel Arbeit verbunden, aber eine entspr. gedruckte, von mir noch nicht durchgesehene Quelle fällt mir z.Zt. nicht ein.

Grüße
Susanne.

Geändert von VGS (14.05.2020 um 16:35 Uhr)
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  #5  
Alt 15.05.2020, 18:58
andreas_hm andreas_hm ist offline
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Registriert seit: 02.05.2020
Beiträge: 10
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Hallo Susanne,
Wahnsinn! Du bist eine VIEL erfahrerene "Anhnenforschungs-Detektivin" als ich.

Ich werde mich 'mal per E-Mail an das GStA Berlin wenden, die seit gestern wieder geoeffnet haben. Die haben auch einen "Digitalisatbestellung"-Service. Ich nehme an, dass ich dort auch damals die Kopien der Briefe erhalten habe (allerdings war ich persoenlich vor Ort). Das hilft mir zwar nicht bzgl. Breslau, aber dann haette ich wenigstens eine 'ordentliche' Referenz. Wahrscheinlich wird damit auch der Name der Ehefrau zugaenglich.
Kannst Du die Schreibschrift aus dieser Zeit lesen?

Die Basia-Online-Archieve (aus Breslau) haben kein Ergebnis geliefert.
Liebe Gruesse,
Andreas

Geändert von andreas_hm (15.05.2020 um 18:59 Uhr)
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Stichworte
16. jahrhundert , breslau , geburten , hochzeiten , schlesien , taufen

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