Ich bin verwirrt: Kann man sich auf die Daten eines Grabsteines verlassen?

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  • Claire
    Erfahrener Benutzer
    • 01.02.2019
    • 238

    Ich bin verwirrt: Kann man sich auf die Daten eines Grabsteines verlassen?

    Guten Abend!

    Ich recherchiere im Fall einer jüdischen Familie bzw. einer Frau, die in einer Heil- und Pflegeanstalt untergebracht war, bis sie im Verlauf der Euthanasie-Aktion zunächst verlegt und dann in eine Tötungsanstalt weitertransportiert wurde.

    Die "sichtbaren" Daten decken sich überhaupt nicht, denn laut Transportliste wurde sie am 14. September 1940 nach Eglfing verlegt und kurz danach (vermutlich noch im gleichen Monat) nach Brandenburg verbracht.

    Der Grabstein weist jedoch das Todesdatum 18. Februar 1940 aus. Es ist ohnehin fraglich, ob sie (bzw. ihre Urne) dort bestattet werden konnte. In dem Grab lag bereits ihr Mann, der 1925 verstorben war. Ich gehe davon aus, dass die Inschrift pro forma angebracht wurde, um das Ehepaar zumindest optisch wieder zu vereinigen.

    Es ergibt sich damit eine zeitliche Differenz von mindestens sieben Monaten. Sie lebte also länger, als der Stein es aufzeigt. Wie ist das möglich?

    Habt ihr so etwas schon mal gehabt?

    Schöne Grüße von Claire
  • salami
    Erfahrener Benutzer
    • 29.11.2008
    • 677

    #2
    Hallo Claire,
    auf dem Grabstein meines Großvaters ist das Sterbedatum um einige Tage falsch aufgeschrieben.

    Kommentar

    • Claire
      Erfahrener Benutzer
      • 01.02.2019
      • 238

      #3
      Zitat von salami Beitrag anzeigen
      Hallo Claire,
      auf dem Grabstein meines Großvaters ist das Sterbedatum um einige Tage falsch aufgeschrieben.
      Entschuldige bitte die Nachfrage, aber warum hat das denn keiner gemerkt? Ich bin vielleicht etwas naiv, aber ich stelle mir vor, dass die nächsten Angehörigen den Fehler doch sehr schnell hätten feststellen müssen. Ließ sich daran dann nichts mehr ändern?

      Vielleicht kann ich mir die Frage gleich selbst beantworten: Bei eingravierten Namen und Daten in einem Stein ist es sicher sehr schwer (oder unmöglich?), Ausbesserungen vorzunehmen. Bei aufgesetzten Buchstaben dürfte das wesentlich leichter zu bewerkstelligen sein.

      LG Claire

      Kommentar

      • salami
        Erfahrener Benutzer
        • 29.11.2008
        • 677

        #4
        Natürlich ist das sofort bemerkt worden. Man hat die (glaube ich) 3 Tage Differenz aber nicht für so wichtig gehalten, dass man einen neuen Stein verlangt hätte.

        Kommentar

        • Jule
          Erfahrener Benutzer
          • 14.11.2014
          • 214

          #5
          Hallo Claire,



          Man kann sich nicht einmal immer auf die Daten auf den Sterbeurkunden verlassen. Mein Großvater starb etwa einen Monat bevor seine Urkunde mit gefälschten Datum ausgestellt wurde. Es ist eine ähnliche Geschichte, allerdings war er kein Jude.


          Ich würde es nicht ausschließen, dass der Familie der Tod dieser Angehörigen mitgeteilt wurde, obwohl sie noch am Leben war. Gründe könnte es viele gegeben haben. Unter Umständen hatte die Familie zuviel Kontakt oder stellte unangenehme Fragen. Man war ja immer darauf bedacht die Wahrheit nicht öffentlich zu machen. Bei regem Kontakt wäre das nicht so ohne Weiteres möglich gewesen.

          Unter Umständen brach auch der Kontakt ab und die Familie glaubte, dass sie verstorben ist.

          Mir ist aufgefallen, dass die Sterbedaten oftmals Unstimmigkeiten mit anderen Daten aufweisen, wenn die Personen in Tötungsanstalten ihr Leben lassen mussten.

          Ich gehe davon aus, dass die Daten auf dem Grabstein nach Meinung der Familie richtig waren. Du hast Beweise gefunden, dass die Angehörigen vermutlich nie die ganze Wahrheit erfahren haben. Vielleicht findest Du noch heraus, wann sie wirklich verstorben ist.



          LG Jule

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          • Scherfer
            Moderator
            • 25.02.2016
            • 2512

            #6
            Gerade bei in die USA Ausgewanderten finde ich sehr regelmäßig Fehler bei deren Geburtsdaten auf Grabsteinen. Kann auch schon mal ein Jahr Unterschied sein.

            Kommentar

            • Olaf Berg Nielsen
              Erfahrener Benutzer
              • 13.09.2011
              • 172

              #7
              Auf Kriegsgräber ist oft das Todesdatum falsch. Manchmal ist es, besonders bei Marinesoldaten, der Funddatum oder wenn das Todesfall registriert wurde, dass es diesen Datum der auf der Grabstein stehe.

              Gruß Olaf
              Zuletzt geändert von Olaf Berg Nielsen; 12.08.2019, 09:36.

              Kommentar

              • memo
                Erfahrener Benutzer
                • 19.01.2009
                • 315

                #8
                Hallo,



                Zitat von Scherfer Beitrag anzeigen
                Gerade bei in die USA Ausgewanderten finde ich sehr regelmäßig Fehler bei deren Geburtsdaten auf Grabsteinen. Kann auch schon mal ein Jahr Unterschied sein.

                Stimmt. Ich bin sogar auf einen Fall mit 4 Jahren Unterschied gestoßen: deutsches Kirchenbuch: * 1826 - Grabstein in North Carolina: * 1822. Wussten die Nachkommen es beim Tod 1903 nicht mehr so genau?



                Gruß, memo

                Kommentar

                • renatehelene
                  • 16.01.2010
                  • 1983

                  #9
                  Bitte bedenke es war KRIEG und bei jüd. Menschen wurde nicht soooooooo genau "recherchiert".

                  Kommentar

                  • IchVersuchsMal
                    Erfahrener Benutzer
                    • 24.01.2016
                    • 642

                    #10
                    Meines Wissens wurden bei Verstorbenen im Rahmen des T4 Programmes sehr viel Mühe aufgewendet um die Todesursache zu vertuschen.

                    Von daher würde es mich nicht wundern wenn es da erhebliche Differenzen gibt.


                    Ich glaub das war hier im Forum wo mal was genaueres dazu stand.

                    Kommentar

                    • M_Hulot
                      Neuer Benutzer
                      • 16.08.2019
                      • 2

                      #11
                      Je nachdem, wie weit man zurück geht, wird die Anzahl derer, die Lesen und Schreiben können, gering. Viel wurde mündlich übermittelt, und das auch nicht zeitnah. Ein gewisser Fehleranteil muss immer berücksichtigt werden, da sind Differenzen an Tagen eher unbedeutend. Gleiches Problem hat man auch bei Geburtstag-Daten und auch Namen. Die Information über Geburten und Todesfällen brauchte damals u.U. auch Tage um denjenigen zu erreichen, der es dokumentieren soll. Und Zahlendreher etc. ließen sich auch nicht vermeiden.
                      Ja, und dann gibt es in der Tat noch Fälle, wo es nicht so genau sein sollte.
                      Liebe Grüsse

                      Monsieur Hulot

                      -----------------------------------------------------

                      Jede Generation lächelt über die Väter,
                      lacht über die Großväter
                      und bewundert die Urgroßväter

                      Kommentar

                      • fajo
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.10.2018
                        • 2334

                        #12
                        Wenn Euthanasie im Raum steht sollte man sich weder auf ein Datum noch auf den angegbenen Stebeort bzw. die Todeursachen verlassen. Ich habe mir viel dazu im Internet angesehen und durchgelesen, als ich in meiner Familie an diese Punkt stieß.
                        Es ist schon manchmal schwer nach jemanden zu suchen, aber nach der T4, der 14f13 und "Lebensborn" Aktion, baucht man auch viel Glück und Kraft. Ich drücke dir die Daumen das du an dein Ziel kommst!
                        Zuletzt geändert von fajo; 26.10.2019, 20:09.
                        Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







                        Kommentar

                        • Asphaltblume
                          Erfahrener Benutzer
                          • 04.09.2012
                          • 1500

                          #13
                          Zitat von memo Beitrag anzeigen
                          Hallo,






                          Stimmt. Ich bin sogar auf einen Fall mit 4 Jahren Unterschied gestoßen: deutsches Kirchenbuch: * 1826 - Grabstein in North Carolina: * 1822. Wussten die Nachkommen es beim Tod 1903 nicht mehr so genau?



                          Gruß, memo
                          Vielleicht hatte die Person bei oder nach der Auswanderung einen Grund dafür, sich älter zu machen, z. B. um volljährig zu erscheinen und ohne elterliche Zustimmung handeln zu können oder arbeiten zu dürfen.
                          Gruß Asphaltblume

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