Schwangerschaftsrisiko: Beruf Dienstmädchen

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  • Anna v. Sachsen
    Erfahrener Benutzer
    • 24.07.2004
    • 598

    Schwangerschaftsrisiko: Beruf Dienstmädchen

    Hallo Ihr Lieben,
    möchte etwas loswerden.
    Das Elend der Mädchen, Dienstmächen, Hausmädchen ungewollt schwanger zu werden.
    In meiner Sammlung (nicht ausschließlich Verwandte) habe ich hunderte junger Mädchen und Frauen, die nach der Konfirmation als Dienstmädchen in Haushalte gingen/gegangen worden.
    Unendlich viele Kinder entstanden daraus.
    Mein Urgroßvater war auch eines.
    Sehr viele dieser Kinder starben früh, kurz nach der Geburt und niemand interessierte es, ob man sie einfach sterben ließ (Auszehrung/Schwäche)
    Eintrag ins KB, fertig.
    Ich habe ein Dienstmädchen, die 5 Kinder von verschiedenen Dienststellen bekam.
    Andere Zwillinge und einmal sogar Drillinge mit "Vater unbekannt" waren auch dabei.

    Fällt euch in euren Suchgebieten das auch auf oder war das nur in Meck.Pom. so schlimm?

    Würde dieses Thema gerne mit euch diskutieren.

    Gabi
  • Tops
    Erfahrener Benutzer
    • 27.05.2011
    • 115

    #2
    Hallo!

    Ich nehme an, dass Du Dich dabei vor allem im 19. Jahrhundert bewegst?

    Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der unehelichen Kinder sprunghaft an, was aber eher daran lag, dass die Frauen, im Vergleich zu früheren Jahrhunderten, ledig geblieben sind. Eine andere Erklärung wird mit der "Romantisierung der Liebe" im 19. Jahrhundert versucht.

    Zu Unterscheiden ist im 19. Jahrhundert auch, ob es in der Stadt oder am Land war. In den Städten entstanden damals oft Gebär- und Findelhäuser, und die Frauen, die ungewollt schwanger geworden sind, kamen dann aus dem Umland dorthin. In manchen Städten waren so bis zu 50% unheheliche Geburten möglich.
    Am Land stieg die Zahl auf rund 25% (bei Erstgeburten sogar bis auf 40%).

    Wie groß die Prozente an den Gesamtgeburten waren, und wann der Anstieg deutlich wurde (begonnen hat er bereitsi m 18. Jhd.), ist regional verschieden.

    Da die meisten unehelichen Geburten der Unterschicht entstammen, ist auch die Säuglingssterblichkeit weit höher (schlechtere Ernährungssituation), aber auch das Stillverhalten (regional verschieden) spielte eine Rolle.

    Viele Väter unehelicher Kinder waren auch Soldaten, die 9 Monate vor der Geburt in der Gegend stationiert waren.

    Falls Du Dich eingehender damit auseinander setzen möchtest, empfehle ich die Fachliteratur aus dem Bereich der "Historischen Demographie" (Historische Familienforschung) heranzuziehen.

    mit freundlichen Grüßen,
    Christian
    suche nach den FN Tobolka

    ahnenforschung-tobolka.at

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    • waldliese
      Benutzer
      • 22.10.2010
      • 26

      #3
      Ich habe unter meinen Ahninnen auch einige, die im Haushalt oder auf dem Hof gearbeitet haben und vom Gutsbesitzer geschwängert wurden (so nehme ich es jedenfalls an). Hauptsächlich in Ostpreussen. Dann wurden sie entweder zwangsverheiratet oder weggeschickt. Meine Urgroßmutter hat ihr erstes uneheliches Kind im Armenhaus zur Welt gebracht.

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      • alex13
        Erfahrener Benutzer
        • 10.04.2010
        • 1232

        #4
        Hallo Gabi,

        ich habe auch ziemlich vielen Kirchenbücher von MVP nach meinen Ahnendurchsucht, und mir ist genau daaselbe aufgefallen.
        LG Alex

        Kommentar

        • Edeltraud
          Erfahrener Benutzer
          • 17.02.2010
          • 354

          #5
          Hallo Gabi,

          es scheint wohl überall das selbe Spiel gewesen zu sein.
          In den Kirchenbücher in denen ich bisher geforscht habe, im ostpreußischen Bereich, wurde, wenn das Kind als unehelich eingetragen war, die Mutter als Magd bezeichnet, der Vater dann als unbekannt.
          Schönen Gruß aus Berlin
          Edeltraud

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          • Katze58
            Erfahrener Benutzer
            • 14.02.2009
            • 334

            #6
            Hallo zusammen!

            Ich habe vor einiger Zeit ein Buch gelesen, dass speziell die Frauen im Ruhrgebiet beleuchtete (Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert) Dort wurde beschrieben, wie die Mädchen von den armen Bergarbeiterfamilien in Haushalte geschickt wurden und dort den Repressalien ihrer Dienstherren ausgesetzt waren. Kinder sind da jede Menge entstanden - und keiner hat ihnen geholfen. Ganz im Gegenteil, Kirche und staatliche Beamte haben eine Hexenjagd veranstaltet. Denn Schuld waren immer die Mädchen. So sind auch dort viele Kinder auf unerklärliche Weise gestorben.

            Gruß
            - Petra -
            LG - Petra -


            Das Chaos sei willkommen -
            die Ordnung hat versagt !

            Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

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            • petrdetok
              Erfahrener Benutzer
              • 07.11.2006
              • 719

              #7
              Bei meiner Durchsicht von Kirchenbüchern ( Pommern ) ist mir das selbe aufgefallen..
              so auch einige Verwandte Mädels ( fast immer Dienstmädchen ) die auf einmal uneheliche Kinder haben eintragen lassen. War wohl ein Zeichen der Zeit , die Mädels auszunutzen und dann sitzenzulassen ( Sowas passiert wenn Sie keine Rechte haben und in einer Abhängigkeit sind ).. Einige Kinder sind auch wieder früh verstorben an Auszerrung - Lungenentzündung usw.

              Gruß

              Detlef
              Jede Generation lächelt über die Väter,
              lacht über die Großväter
              und bewundert die Urgroßväter
              (William Somerset Maugham)

              Mitglied im Pommerschen Greif e.V.
              Mitglied im Arbeitskreis Familiengeschichte Vorpommern" im Verein "Pommerscher Greif e.V.


              Ziegenort in Pommern

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              • Bia
                Erfahrener Benutzer
                • 26.12.2010
                • 334

                #8
                Zitat von Katze58 Beitrag anzeigen
                Hallo zusammen!

                Ich habe vor einiger Zeit ein Buch gelesen, dass speziell die Frauen im Ruhrgebiet beleuchtete (Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert) Dort wurde beschrieben, wie die Mädchen von den armen Bergarbeiterfamilien in Haushalte geschickt wurden und dort den Repressalien ihrer Dienstherren ausgesetzt waren. Kinder sind da jede Menge entstanden - und keiner hat ihnen geholfen. Ganz im Gegenteil, Kirche und staatliche Beamte haben eine Hexenjagd veranstaltet. Denn Schuld waren immer die Mädchen. So sind auch dort viele Kinder auf unerklärliche Weise gestorben.

                Gruß
                - Petra -

                Hallo Petra,

                mich würde sehr interessieren, welches Buch Du da gelesen hast, weil dieses Thema auch meine Familie betrifft. Könntest Du mir bitte den Titel und den Autor mitteilen?

                Vielen Dank!

                Gruß
                Bia
                Viele Grüße
                Bianca

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                • Garfield
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.12.2006
                  • 2142

                  #9
                  Scheint auch in der Schweiz ab und zu vorgekommen zu sein, ich hatte diese Woche ein Buch in der Hand, in dem es um Dienstmädchen im 20. Jhd (bis ca 60er Jahre) geht, die von der Deutschschweiz in die Westschweiz geschickt wurden. Da lernten sie auch gleich noch Französisch, praktische Sache.
                  Da wurde erwähnt, dass Dienstmädchen, die schwanger wurden (öfters vom Dienstherrn, manchmal wohl auch aus irgendwelchen Liebschaften mit Einheimischen). Die Mädchen wurden einfach entlassen, somit war das Problem für die Herrschaft gelöst. Nur für die armen Mädchen natürlich nicht .
                  Quelle: Dienen in der Fremde : Dienstmädchen und ihre Herrschaften in der Schweiz des 20. Jahrhunderts / Regula Bochsler, Sabine Gisiger

                  Vor einiger Zeit habe ich einige "Kindsmörderinnen" im Forum eingestellt, da waren von 12 Fällen 8 Mägde darunter (allerdings ist es keine repräsentative Liste, wie nachträglich festgestellt wurde). Die meisten dieser Kinder wurden direkt nach der Geburt getötet. Kein Wunder...

                  In Italien in den Kirchenbüchern habe ich bisher erstaunlich wenige Fälle von unehelichen Kindern gefunden. Kam selten mal vor, auch Kinder die nach der Geburt ausgesetzt wurden, aber viel seltener als es in Deutschland offenbar vor kam.
                  Viele Grüsse von Garfield

                  Suche nach:
                  Caruso in Larino/Molise/Italien
                  D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
                  Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
                  Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
                  Wyss von Arni BE/Schweiz
                  Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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                  • Klootschießer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 12.12.2011
                    • 341

                    #10
                    Meine Ahnen lebten fast ausschließlich auf dem Land. Eine Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder, nur die Namen können ausgetauscht werden. Junger Mann auf Gutshof verliebt sich in die junge Dienstmagd mit der er aufgewachsen ist. Junger Gutsherr schwängert Dienstmagd, Familie mißbilligt das und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Mal wird dem Vater der Dienstmagd (meist Dienstknecht auf demselben Hof) Repressalien angedroht, mal wird die Dienstmagd mit einer Abfindung abgespeist und ein anderes Mal wird unverholen alles geleugnet. Die Verliererinnen sind fast immer die Frauen und die Kinder, die oftmals nicht die Taufe erlebten, die näheren Umstände will ich mir nichtmal ausmalen.
                    In Zeiten in denen noch nach Ständen unterschieden wurde und Ehen arrangiert wurden war dies nicht selten. Hier bei uns gibt es diese Familiengeschichten sogar noch aus den 1930er-Jahren.
                    Ahnenliste:
                    http://www.familia-riustri.de

                    Kommentar

                    • Katze58
                      Erfahrener Benutzer
                      • 14.02.2009
                      • 334

                      #11
                      Hallo Bia!

                      Es ist schon ein Weile her und ich weis noch das ich das Buch in einer Bücherei in Gladbeck ausgeliehen habe, weil es nicht mehr käuflich zu erwerben war. Ich schau aber nochmal in den Tiefen meiner Aufzeichnungen nach. Bitte hab etwas Geduld, dann schick ich Dir eine PN.

                      LG
                      - Petra -
                      LG - Petra -


                      Das Chaos sei willkommen -
                      die Ordnung hat versagt !

                      Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

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                      • Jürgen P.
                        Erfahrener Benutzer
                        • 07.03.2010
                        • 1008

                        #12
                        Eine Buchempfehlung zu diesem Thema:

                        "Ledige Mütter" Mitterauer, Michael

                        Gruß Jürgen
                        "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (I.Kant)

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                        • Holy
                          Erfahrener Benutzer
                          • 31.10.2006
                          • 416

                          #13
                          Zitat von Klootschießer Beitrag anzeigen
                          Meine Ahnen lebten fast ausschließlich auf dem Land. Eine Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder, nur die Namen können ausgetauscht werden. Junger Mann auf Gutshof verliebt sich in die junge Dienstmagd mit der er aufgewachsen ist. Junger Gutsherr schwängert Dienstmagd, Familie mißbilligt das und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Mal wird dem Vater der Dienstmagd (meist Dienstknecht auf demselben Hof) Repressalien angedroht, mal wird die Dienstmagd mit einer Abfindung abgespeist und ein anderes Mal wird unverholen alles geleugnet. Die Verliererinnen sind fast immer die Frauen und die Kinder, die oftmals nicht die Taufe erlebten, die näheren Umstände will ich mir nichtmal ausmalen.
                          In Zeiten in denen noch nach Ständen unterschieden wurde und Ehen arrangiert wurden war dies nicht selten. Hier bei uns gibt es diese Familiengeschichten sogar noch aus den 1930er-Jahren.
                          Früher waren doch die meisten Ehen arrangiert. Meine Urgrossmutter musste auch einen "wohlhabenden Bauer" heiraten, obwohl ihre Sympathien einem "Ärmeren" galten. Die Frauen wurden da selten gefragt.
                          Bei den Dienstmädchen befürchte ich, dass viele Kinder "beseitigt" wurden. Da habe ich erst bei einer Führung schlimme Geschichten gehört. Mit der Armut viele dieser Mädchen wurde wohl auch gespielt und sie wurden teilweise missbraucht. Muss furchtbar gewesen sein.

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                          • Bia
                            Erfahrener Benutzer
                            • 26.12.2010
                            • 334

                            #14
                            Zitat von Katze58 Beitrag anzeigen
                            Hallo Bia!

                            Es ist schon ein Weile her und ich weis noch das ich das Buch in einer Bücherei in Gladbeck ausgeliehen habe, weil es nicht mehr käuflich zu erwerben war. Ich schau aber nochmal in den Tiefen meiner Aufzeichnungen nach. Bitte hab etwas Geduld, dann schick ich Dir eine PN.

                            LG
                            - Petra -
                            Hallo Petra,

                            vielen Dank!

                            Gruß
                            Bia
                            Viele Grüße
                            Bianca

                            Kommentar

                            • Anna v. Sachsen
                              Erfahrener Benutzer
                              • 24.07.2004
                              • 598

                              #15
                              vom Gutsbesitzer

                              Zitat von waldliese Beitrag anzeigen
                              Ich habe unter meinen Ahninnen auch einige, die im Haushalt oder auf dem Hof gearbeitet haben und vom Gutsbesitzer geschwängert wurden (so nehme ich es jedenfalls an). Hauptsächlich in Ostpreussen. Dann wurden sie entweder zwangsverheiratet oder weggeschickt. Meine Urgroßmutter hat ihr erstes uneheliches Kind im Armenhaus zur Welt gebracht.
                              Vom Gutsbesitzer: davon ging ich auch einige Zeit aus. Traf aber oft nicht zu, wenn man den "glücklichen" Vater dazu gebracht hatte, sich zu bekennen. Es waren ebenso einfache Burschen, Knechte, Tagelöhner, Fremdarbeiter, die den naiven Mädels es zeigten ...
                              Wenn ich die KB einpflege, sehe ich so manche Situation vor mir, stelle mir vor, wie man den Burschen zu seinem Eingeständnis gebracht hat. Wahrscheinlich Prügel angedroht. Und das schöne, es wurde oft hinterher geheiratet und es folgten noch viele weitere Kinder.
                              Lovestory anders.
                              Gabi

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