[gelöst] Interpretationsfragen Stand des / der verstorbernen Müller

[LDH1]

Quelle bzw. Art des Textes: KB Altenwalde
Jahr, aus dem der Text stammt: 1731 und 1746
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Kreis Neustettin / Zacherin
Namen um die es sich handeln sollte:

Bei der Suche nach weiteren Generationen meiner Vorfahren habe ich das KB Altenwalde / Pommern 1680-1800 durchforstet, zu dem ich zwei Interpretationsfragen habe.

1. Eintrag
Ich lese:
Verstorbene
Zacherin: d/6ten Juni: der Obermüller in Zacherin, Müller 1731
Wie ist "Obermüller" zu verstehen? Ist es mit Mühlenmeister (Inhaber) gleichzusetzen?
Die fragliche Mühle hieß gleichzeitig "Obermühle", daher bin ich bei der Interpretation unsicher.

2.Eintrag
Ich lese:
Zacherin: Frau Müllerin Müller(s) auf der Obermühle ??? 63 J. 1746
Läßt sich aus der besonderen Titulierung "Frau Müllerin..." rückschließen,
dass es sich hier um die Gattin oder Witwe des Mühlenmeisters (inhabers) der Obermühle handelt?
Der Eintrag mit dieser Titulierung weicht deutlich von den übrigen Einträgen ab, in denen nur Vor- und Nachname des Verstorbenen benannt wird.
Da die Einträge mich zwei Generationen weiterbringen würden, liegt mir natürlich viel an der Aufklärung
Ergänzung:
In einem Taufeintrag von 1780 für einen Johann Calies von 1780 wird als Taufpatin ebenfalls eine Frau Müller benannt:
Die Frau Meister Müller auf der Obermühle.
Daher meine Frage nach den Interpretationsmöglichkeiten...


Danke im Voraus.
Roman

[Octavian Busch]

Hallo
Ich denke, dass der Obermüller meint, dass er der Müller auf der Obermühle ist. Evtl. findet sich im Ort noch eine Untermühle (untere Mühle). Ob er auch Meister war, ist noch etwas unklar.
Wird aber sicherer mit dem zweiten Eintrag. Aus meiner Sicht ist das wahrscheinlich die Wittwe vom Obermüller. Komisch ist, dass keine Klarnamen genannt werden. Ist aber mitunter nicht ungewöhnlich, habe auch eine Vorfahrin "die alte Müllerin...".

Die Taufe 1780 bezieht sich wieder auf die Frau des Obermüllers, ist aber ja bereits eine andere Generation.
Wie sieht es mit eigenen Taufen der Müllers aus? Oder die Trauung? Dann stehen dort hoffentlich die richtigen Namen.

[LDH1]

Hallo,
vielen Dank für die Einschätzung.
Die "Obermühle" in Klein-Zacharin war die einzige Mühle, das weiß ich 100%ig.
Eine Untermühle gab es nicht.
Dass meinen Ahnen Müller auch Mühlenmeister waren ist wiederum an anderer Stelle belegt, wie in einem Sterberegister-Eintrag aus dem Jahre 1847:
Charlotte Müller, geb. Stern / Witwe des Mühlenbesitzers und Meisters Johann Heinrich Müller in Obermühle.
Leider ist das Digitalisat des KBs zu mindestens 1/3 nicht lesbar, da entweder die Tinte so verblasst ist oder falsch belichtet wurde.
Ich hatte bei Durchsicht der 200 Seiten auch gehofft, Trauungen oder weitere Taufen zu finden.
Teilweise ist mir das auch gelungen, aber die angegeben Daten beinhalten maximal den Namen des Vaters und des Täuflings, Angaben zur Mutter fehlen komplett.
Dennoch war die Titulierung der Müllers in allen lesbaren Einträgen mekrwürdig, es wurde meist ein "Herr" oder eine "Frau" vor dem Familiennamen ergänzt, Grund unbekannt.
Spielt hier evtl. der Stand (freie Bauern / Müller / Mühlenbesitzer) eine Rolle?

[Octavian Busch]

Hallo nochmals
Die Bezeichnung Herr/Frau könnte z. B. darauf hindeuten, dass die Vorfahren Deiner Müller einem anderen Stand angehörten (z. B. Klerus oder andere Akademiker). Ich habe auch so einen Fall: Da wurde der Bäcker oder Schmied als Herr und Frau bezeichnet (was mich auch gewundert hatte, da andere zu der Zeit in diese Ort nicht so bezeichnet wurden). Drei Generation davor hatte ich dann die Antwort. Diese Handwerker stammten von ev. Pfarrerfamilien ab (3 Stück) und ein Vorfahrenzweig war sogar der Stadtmedicus.

Es bleibt spannend.

[Astrodoc]

Zacherin: Frau Müllerin. (des) Müllern auf der Obermühle rel.(icta)* 63 J. 1746


* die zurück- oder nachgelassene (Witwe)

[LDH1]

Hallo nochmals
Die Bezeichnung Herr/Frau könnte z. B. darauf hindeuten, dass die Vorfahren Deiner Müller einem anderen Stand angehörten (z. B. Klerus oder andere Akademiker). Ich habe auch so einen Fall: Da wurde der Bäcker oder Schmied als Herr und Frau bezeichnet (was mich auch gewundert hatte, da andere zu der Zeit in diese Ort nicht so bezeichnet wurden). Drei Generation davor hatte ich dann die Antwort. Diese Handwerker stammten von ev. Pfarrerfamilien ab (3 Stück) und ein Vorfahrenzweig war sogar der Stadtmedicus.

Es bleibt spannend.

Vielen Dank, das war auch meine Vermutung, wobei ich vermute, dass man als "Mühlenmeister" bereits einen gesellschaftlich höheren Stand hatte und daher die Titulierung "Herr / Frau" resultiert.
Ein Mühlenmeister wird teilweise auch als "Aufseher im Mühlenwesen" definiert, also mit einem "Innungsmeister" zu vergleichen.
Dies ist aber nur meine Vermutung.

[LDH1]

Zacherin: Frau Müllerin. (des) Müllern auf der Obermühle rel.(icta)* 63 J. 1746


* die zurück- oder nachgelassene (Witwe)

Ah, danke, das passt...ich konnte die Sterbenotiz ihres Mannes von 1734 mittlerweile finden.

[LDH1]

Nach weiteren Recherchen bin ich mit bei meiner Vermutung bez. gesellschaftlichen Stands jetzt relativ sicher, da meine Vorfahren sich gern als Taufzeugen betätigt haben und so ihr Name öfters vermerkt wurde.

Folgende Formulierung im KB Altenwalde konnte ich finden:

1796: der Mühlenmeister Müller ehelichte Charlotte geborene Stern auf der Obermühle Zachrin
1799: Herr Mühlenmeister Müller auf der Obermühle
1800: Herr Mühlenmeister Müller auf der Obermühle Zachrin
1802: Herr Mühlenmeister Müller auf der Obermühle Zachrin
1803: die Frau Obermüllerin Müller Zachrin
1803: die Frau Obermüllerin Anna Charlotta Müller geborene Stern Zachrin

Keine weiteren Taufzeugen wurden mit Frau oder Herr und/oder Beruf tituliert.