ungewöhnliche Kirchenbucheinträge

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  • Dannys
    Erfahrener Benutzer
    • 01.06.2009
    • 101

    #61
    Hallo, zusammen!
    Ich find`s auch interessant, bitte weitermachen! Leider hatte ich unter meinen Vorfahren keinen "der mal aus der Reihe" getanzt ist. Damals für die Leute wahrscheinlich nicht so lustig wie für uns heute!

    Danny

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    • Leberecht
      Erfahrener Benutzer
      • 15.03.2009
      • 519

      #62
      Man möge mir die bestimmt recht blöde Frage verzeihenen, aber:

      ist es normal, dass in Kirchenbüchern solche langen Texte stehen?

      Das was ich bis jetzt gelesen habe, war nach dem Tabellen-Schema:
      - Name des Kindes
      - Name der Eltern/Paten
      - Datum ... fertig

      In welchen Büchern stehen denn solche schönen Romane, wie von euch beschrieben?

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      • Schlumpf
        Erfahrener Benutzer
        • 20.04.2007
        • 357

        #63
        Hallo

        Also: Das kam immer auf die Pfarrein und den jeweiligen Pfarrer an.
        Während in Mülheim/ Ruhr bei den Reformieten die Paten nicht notiert wurden, haben andere Pfarrer viel mehr hinterlassen. Es kommt immer auf den Pfarrer an.

        Der katholische Pastor schrieb in Latein einen ellenlangen Bericht ins Sterbebuch, als ein Vikar 1740 schon morgens von Todesahnung geplagt, tatsächlich abends gegen 10 Uhr verstarb.
        oder:
        Als 1750 die Kurpfalz- Kürassiere in der Nachbarpfarrei stationiert waren und ein reformierter Kürassier eine Magd schwängerte, die später schwanger einen Bauern heiratete, so schrieb der Pastor wieder einen ellenlangen lateinischen Bericht ins Taufbuch, weil die Frau zwar in der Nachbarpfarrei niederkam, aber in dieser Pfarrei wohnte und verheiratet war.
        oder:
        Der lutherische Pastor in der Nachbarpfarrei hatte eine Tochter: Anna Sophia Dorothea Charlotte Henkel. Als er sie beerdigen musste (um 1780) hat der sogar Teile der Leichenpredigt festgehalten, die heute recht geschmacklos scheinen. Aber der hat schon um 1750 angefangen, ins Sterbebuch viele Einzelheiten zu schreiben. So fiel ein Urahne von mir 1772 vom Dach und brach sich 7? Rippen. Er wurde am folgenden Tage vom Chirourgen zur Ader gelassen und verstarb unter heftigen Schmerzen eine Woche drauf. Er war 65 Jahre, 3 Monate und 17 Tage alt, lebte 6 Jahre im Witmannstande und hinterließ 5 Söhne und 2 Töchter, von denen noch 4 Kinder lebendig waren.
        P.S. Die Altersangabe stimmt nicht ganz.
        Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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        • Eva64
          Erfahrener Benutzer
          • 08.07.2006
          • 809

          #64
          Hallo Leberecht,

          das kam sehr auf den Pfarrer an. Es gab Pfarrer die beschränkten sich wirklich auf das aller Notwendigste. Z.B. im Totenbuch dann nur Todesdatum, Name, vielleicht noch Alter und Todesursache. Das war es dann. Und es gab eben Pfarrer, die schrieben noch halbe Romane. Es kommt auch zusätzlich noch auf den Zeitraum an in welchem man in die Kirchenbücher schaut. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Württemberg z.B. auf ein festgelegtes Schema umgestellt. Damit endeten leider auch die ausführlichen Eintragungen. Außer es waren besondere Ereignisse wie dieses z.B.:
          Stürzte von seinem mit Baumwolle von Havre geladenem Wagen, dieser fiel auf ihn und zerquetschte ihm den Kopf so, daß er auf der Stelle tot blieb.
          Er hatte Auswanderer nach Havre geführt.
          Ort und Zeit des Todes: Bei Sel. Evang. Gemeinde Maria Kirch (S. Marie aux Mines), Arrondisement de Colmar 1. Juli 1836
          Ort und Zeit der Beerdigung: St. Blaise Gemde. Maria Kirch, 2. Juli 1836, Morgens 9 Uhr
          Zur Beglaubigung.... d. 2 Juli 1836, der Pfarrer helvet. Confession Fr. Guill. Winter (Sterbeeintrag in Stetten im Remstal)
          35 Jahr, 8 Mon, 2 Tag


          Grüße
          Eva

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          • Curator
            Benutzer
            • 23.05.2010
            • 75

            #65
            "Anno 1742
            den 24. Sept. starb Maria Catharina weiland Johann Michael Gegenheimers Bürgerl. Innwohners allhier nachgelassene schändliche wittib, ein unchristliches weib und Vor- auch in- meinem Hiersein Verstockte Göttliche Gnaden-Mittlen boßhafet biß in ihr elens End hinan muthwillig verharrende Veraechterin und ward den 27. Sept. nach hochlöb. Specialat-Befehl Mittags nur mit Läutung der kleinsten Glock ohne Gesang e. eußersten Eck deß Kirch-Hofs begraben und von mir e. ernstl. Strafpredigt in historiam Isabelis ex II. Reg. IX gehalten worden....."
            (Anmerkung zur Bibelstelle, 2.Könige 9, 10: "Isebel aber sollen die Hunde auf der Feldmark von Jesreel fressen, und niemand soll sie begraben!")
            Über die anwesenden Nachkommen schrieb der Pfarrer im Weiteren:
            "Mali corvi, malum ovum" (lat.= schlechte Raben, schlechtes Ei)

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            • Curator
              Benutzer
              • 23.05.2010
              • 75

              #66
              Randnotiz neben der Taufeintragung des Johannes Gottlieb Straub von 1690:
              "ist zu schwebischen Hall umb seiner boßheit willen längst verdienter Maaßen gehenckt worden."

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              • Leberecht
                Erfahrener Benutzer
                • 15.03.2009
                • 519

                #67
                Zitat von Curator Beitrag anzeigen
                Über die anwesenden Nachkommen schrieb der Pfarrer im Weiteren:
                "Mali corvi, malum ovum" (lat.= schlechte Raben, schlechtes Ei)
                Köstlich...

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                • Curator
                  Benutzer
                  • 23.05.2010
                  • 75

                  #68
                  16.Oktober 1776

                  "Nachdem der bißherige Pfarrer.......sich mit Beata......in Unzucht vergangen und deßwegen .....sich flüchtig gemacht...so wurde....ich...als Pfarrer hieher gnädigst berufen."

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                  • Valentina Hausauer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.02.2010
                    • 356

                    #69
                    Ungewöhnliche Einträge in KB

                    Hallo Zusammen,

                    ich habe auch ein Paar Einträge gefunden.

                    Beerdigung 01.04.1694.
                    "Michael, S.d. Michael Pfeil, "welcher in dem Hauß, als ganz allein, todt gefunden worden den sein Vater als der dem Bettel nachgegangen, und die ander Freund Hungers haben sterben lassen" 4 J. 7 Mon.

                    Valentina

                    Kommentar

                    • Valentina Hausauer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.02.2010
                      • 356

                      #70
                      Ungewöhnliche Einträge in KB.

                      Hallo Zusammen,

                      hier habe ich noch ein Eintrag. Ist nicht so spektakulär.
                      Es war aber eine Tante von meiner 4. Urgroßmutter.

                      Gestorben am 13.02.1739. Anna Maria Beck.

                      "hat sich 10 Tage nach der Geburt ersäuft" 45 J.

                      Es sind 7 Kinder zurück geblieben. Ich habe Gänsehaut bekommen.

                      VG
                      Valentina

                      Kommentar

                      • gudrun
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.01.2006
                        • 3277

                        #71
                        Hallo,

                        die Frau litt wahrscheinlich an Wochenbettdepressionen.

                        Viele Grüße
                        Gudrun

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                        • Valentina Hausauer
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.02.2010
                          • 356

                          #72
                          Ungewöhnliche Einträge in KB

                          Hallo Gudrun,

                          so etwas habe ich auch gedacht.
                          Die Kinder haben mir sehr Leid getan. Der Klene ist dann 1 Monat später ohne Mutter verstorben.
                          Die Frauen hatten damals praktisch jedes Jahr ein Kind zur Welt gebracht. Und hatten keine Zeit sich ausruhen.
                          Die Schwägerin von o.g. Frau (Die Mutter von meiner 4. Urgroßmuttter) starb nach der Geburt von ihrem 13. Kind.

                          Hier habe ich noch ein Eintrag. Auch eine angeheiratete Tante gewesen (Linie von meinen Vater).

                          Gestorben am 30.05.1750 Maria Agnes Eckardt:
                          "starb an der Geburt, und mit ihr ihr halb zur Welt gebrachtes Kinderbetter Kind, innerhalb 3 Stunden, ehe der von Stuttgart zu diesem schwehren Geburtsfall requirirte Herr Accoucheur Binder eintraf, und wurde mit gedachtem ihrem noch halb im Mutterleib steckenden. aber in Zeiten abgestorbenen Kind den dritten Tag darauf zur Erden bestattet".

                          Ist es nicht schrecklich?

                          Valentina

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                          • Rainer Zufall
                            Erfahrener Benutzer
                            • 25.11.2009
                            • 613

                            #73
                            Schlimme Sachen

                            1791, Eintrag Eschefeld

                            Den 25ten Jul. früh nach 3. Uhr entstand in der Scheune bey Hans Jacob Gräfen ein Feuer welches zwey Güter einäscherte und zwey Menschen so sehr beschädigte daß beyde in wenigen Stunden darauf ein Raub des Todes wurden. Ersterer war Johann Christoph Krebs, Gräfens Knecht, aus Geschwitz bey Rötha gebürtig, Johann George Krebsens, Einwohners in Geschwitz Sohn. Dieser starb an eben dem Tage, Nachmittags um 5. Uhr. Der Andere war Hans Jacob Gräfe, Nachbar u. Pferdner allhier. Beyde, der Bauer und sein Knecht wurden, da sie im Begriff waren die Pferde zu retten, von dem herabstürzenden brennenden Dache getroffen und am ganzen Körper erbärmlich beschädiget. Letzterer verschied den folgenden Morgen drauf als den 26 ten Jul. früh um 5. Uhr. Beyde wurden daher gemeinschaftlich den 28. Jul. mit einer Leichenpredigt und Abdankung beerdiget.
                            Gott belohne sie nun für die ausgestandenen namenlosen Schmerzen mit den Freuden des Himmels !
                            Viele Grüße
                            Rainer


                            suche alles aus Szalatnak / Ungarn

                            Kommentar

                            • Rainer Zufall
                              Erfahrener Benutzer
                              • 25.11.2009
                              • 613

                              #74
                              Schlimme Sachen, die Zweite

                              1794, Eintrag Eschefeld

                              Den 7ten Nov. wurde Peter Gräfe, alter Nachb. und Hinters. allhier, welcher 1771. den 25ten Jul. früh um 3. Uhr bey Johann Jacob Gräfen allhier vorsetzlich Feuer angelegt hatte, wodurch 2. Güther und 2. Menschen, ebengenannter Joh. Jacob Gräfe und deßen Knecht, Johann Christoph Krebs aus Geschwitz bey Röda gebürtig ein Raub der Flammen geworden waren, auf dem Hochadel. Einsiedelschen Richtplatze zuerst enthauptet, und dann verbrannt.
                              Zum Tode haben ihn, auf Verordnung des Hn. Superintendenten M. Ungers zu Borna, praepariret H. Pastor M. Bauer zu Frohburg, H. P. Uhle zu Greifenhain, H. Past. M. Dinter zu Bocca, und ich Joh. Fried. Ernst Otto d. Z. Pastor allhier.
                              Wir vier Prediger heben ihn abwechselnd länger als ein halbes Jahr in seinem Gefängniße zu Wolftitz besuchet. Zum Richtplatze wurde er begleitet von Hn. M. Dinter Past. zu Bocca, und von mir als seinem Beichtvater. Er ging seinem Tode im Vertrauen auf Gottes Gnade in Christo Jesu mit bewundernswürdiger Standhaftigkeit entgegen und starb als ein reuevoller Sünder.
                              Viele Grüße
                              Rainer


                              suche alles aus Szalatnak / Ungarn

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                              • kornmandl
                                Erfahrener Benutzer
                                • 20.02.2009
                                • 419

                                #75
                                Ärger über den Landphysikus 1805

                                Randnotitz eines verärgerten Pfarrers im Sterbebuch 1805:

                                " Eine Bettelfrau, die ein Kind, das krank an
                                den natürl. Pocken war, mit sich herumtrug,
                                brachte diese schändl. Krankheit nach Thumsen-
                                reut. Ohnstreitig aber wurde sie, da die
                                hiesigen Leute mit den Kuhpocken, u.[nd] den
                                Wirkungen derselben öfters schon von mir
                                bekannt gemacht worden sind, hier kein
                                Opfer gefunden haben, wenn man in der Nähe
                                Gelegenheit zur Impfung der Schutzpocken ge-
                                habt hätte. Der H.[err] Landgerichts-Physikus hat aber sich
                                noch nicht zur Impfung in hiesige Gegend bemüht
                                und kleine Kinder 5-6 Stunden weit zu tragen,
                                ist etwas beschwerl.[ich] - Wie gut wäre es, wenn
                                die Polizey Bettler mit Blatterkranken im Lande
                                nicht herumziehen ließe, und die Landgerichts Physi-
                                ki Impfung der Kuhpocken sich eifriger, wie bisher
                                angelegen seyn ließen! - Alle Kinder, die
                                geimpft waren, sind auch hier unangesteckt ge-
                                blieben. "

                                Gruß aus dem Steinwald
                                kornmandl
                                Es gibt keine dummen Fragen - es gibt nur dumme Antworten!

                                Kommentar

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