"Alles Bauern"

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  • zimba123
    Erfahrener Benutzer
    • 01.02.2011
    • 735

    #16
    Zitat von MCM Beitrag anzeigen
    Und kommt das auch auf die Regionen an?
    Auf jeden Fall gibt es regionale Unterschiede! Und die These Deines Musiklehrers stimmt definitiv nicht, wie ja auch schon die vorherigen Beiträge zeigen.

    In fruchtbaren Gegenden wie dem Münsterland, der Soester Börde oder der Rheinischen Tiefebene wirst Du eher Bauern finden als in den waldreichen früh industrialisierten Mittelgebirgen, wie z. B. dem Sauerland oder dem Bergischen Land. Dort findest Du dann eher Bergleute (Eisen, Kohle), Fuhrleute/Kohlentreiber, (Ketten-) Schmiede, Drahtzieher oder auch (Band-) Weber.

    Die Bevölkerung der Städte setzte sich wieder ganz anders zusammen.

    Viele Grüße
    Simone
    Viele Grüße
    Simone

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    • DieCainsdorfer
      Erfahrener Benutzer
      • 07.12.2011
      • 159

      #17
      Also bei mir stimmt die These wahrscheinlich. In Höflitz (Sudetenland) hab ich ab der 4. Generation fast nur noch Bauern. Ich wandere permanent über Ackerland und warte darauf, dass irgendwo am Ende ein Prinz auf einem weißen Pferd auftaucht und Abwechslung ins Arbeiten und Kinderkriegen bringt
      Ich ahne Familien Böhm, Fritzsch aus Höflitz, Bürgstein und Zautig, Röllich aus Blottendorf sowie Apel, Beyer, Becher aus Zwickau, Cainsdorf und Werdau

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      • Asphaltblume
        Erfahrener Benutzer
        • 04.09.2012
        • 1500

        #18
        Auch wenn vor 200 Jahren noch ein sehr hoher Prozentsatz der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitete, muss das ja beileibe nicht heißen, dass die sich alle gleichermaßen fortpflanzen konnten. Im Gegenteil, eine Familie gründen konnten von den in der Landwirtschaft Beschäftigten eigentlich nur diejenigen, die einen eigenen Hof hatten, nicht aber die vielen Knechte und Mägde. Und wenn sie doch Kinder hatten - gegebenenfalls eben unehelich -, war die Wahrscheinlichkeit, dass die überlebten, niedriger als bei den Bauernkindern. Und es waren im Schnitt erheblich weniger Kinder als bei Verheirateten.
        All die kinderlos gebliebenen Knechte, Mägde, Tagelöhner, Erntehelfer sind halt nicht unsere Vorfahren, auch wenn sie vielleicht die Brüder und Schwestern unserer Vorfahren waren. Ich denke, dass deshalb der Anteil der Handwerker, Gastwirte, Lehrer, Pfarrer (in evangelischen Gegenden) und Beamten in unserer Ahnenstatistik so vergleichsweise hoch ist.
        Gruß Asphaltblume

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        • Silke Schieske
          Erfahrener Benutzer
          • 02.11.2009
          • 4399

          #19
          Hallo,

          Unter meinen sind viele Arbeiter. Allerdings weiß ich hier nicht, ob damit nicht vielleicht der ein oder andere darunter Bauer war. Meine Urgroßeltern hatten eine Gärtnerei und Länderein. Da könnte der Beruf Bauer wohl schon eher passen.
          Ansonsten habe ich unter meinen Vorfahren alles Maurer, Büdner, Postboten, Gastwirte, Förster, Hauswirte, Erbpächter und Müller.
          Auch Tagelöhner sind dabei, die hier ja überall gearbeitet haben können.

          LG Silke

          Wir haben alle was gemeinsam.
          Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.
          Wir haben alle was gemeinsam.
          Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

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          • Inge G
            Erfahrener Benutzer
            • 05.12.2012
            • 336

            #20
            Ich habe erst vor kurzem durch einen Eintrag den Namen meines Urgroßvaters erfahren (um 1895), mit der Berufsbezeichnung Landwirt. Nach 1895 gab es in meiner direkten Linie keine Bauern, ich weiß allerdings nicht, ob mein Großvater noch Geschwister hatte, wo sich der Berufsstand erhalten hat. Gruß Inge G

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            • Tops
              Erfahrener Benutzer
              • 27.05.2011
              • 115

              #21
              Zitat von Asphaltblume Beitrag anzeigen
              Auch wenn vor 200 Jahren noch ein sehr hoher Prozentsatz der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitete, muss das ja beileibe nicht heißen, dass die sich alle gleichermaßen fortpflanzen konnten. Im Gegenteil, eine Familie gründen konnten von den in der Landwirtschaft Beschäftigten eigentlich nur diejenigen, die einen eigenen Hof hatten, nicht aber die vielen Knechte und Mägde.
              Hallo!

              Das stimmt nicht. Heiraten durfte jeder, der in der Lage war, einen Haushalt zu gründen und zu führen, und dazu mussten die Menschen nicht zwingend im Besitz eines Hofes sein. Auch Häusler und Inwohner (Handwerker, Tagelöhner) konnten heiraten.

              Um sich das notwendige Kapitel anzusparen, mussten diejenigen, die nicht als Erben in Frage kamen, als Gesinde (Knechte, Mägde, Dienstpersonal) jahrelang arbeiten, was der Grund für das hohe Durschnittsalter bei der Erstheirat war (Mitte bis Ende 20/Anfang 30). Richtig ist, dass nicht jeder heiratete (bis zu 30% blieben Zeit ihres Lebens ledig). Auch gab es Ehehindernisse: So bedurften Beamte, Studenten, Handwerksgesellen, Dienstboten, Witwen sowie Personen ohne Mittel und Wohnsitz einer Eheerlaubnis; es gab auch kirchliche Hindernisse (zu nahe Verwandtschaft/Dispens).

              Es stimmt allerdings, wie hier im Thread erwähnt, dass es regionale (und zeitliche) Unterschiede gab, sowohl beim Heiraten als auch in der Wirtschaft. In manchen Gegenden dominierten die Milchbauern, in anderen die Getreidebauer. Bauern waren zum größten Teil Selbstversorger; manche auch im Nebenerwerb tätig. Unterschiede gab es auch bei den Konfessionen (Stillverhalten, Kindersterblichkeit, Illegitimität), sowie zwischen Stadt und ländlichem Gebiet.
              Auch das Erben unterlang regionalen Unterschieden. In manchen Gegenden erbte der älteste Sohn, in anderen der jüngste; in manchen Gegenden wurde der Besitz ungeteilt weitergegeben, in anderen wurde er geteilt. In manchen Regionen durfte der Sohn (und Erbe) erst dann heiraten, wenn der Vater gesorben war, in anderen übergab der Vater dem Sohn den Hof und Haushaltsvorstand und zog sich ins Ausgedinge zurück. In den Gebieten mit Erbteilung gab es neben dem Vollbauern (Ganzlehner), auch Halblehner, Dreiviertellehner (regional), Viertellehner, Achtellehner (selten).

              Was ihr nicht machen solltet, ist von den eigenen Vorfahren auf die Allgemeinheit zu schließen. Die Wahrscheinlichkeit den gleichen "Beruf" zu erlenen, den auch der Vater hatte, ist wesentlich höher, als ein sozialer Aufstieg; ein sozialer Abstieg hingegen konnte leicht passieren und wurde teilweise auch in Kauf genommen, um heiraten zu können. Dennoch wurde meist im gleichen Milieu geheiratet.

              Zum Schluss noch eine Anmerkung: Während der Industriellen Revolution (Bevölkerungstransition) hat sich die Zusammensetzung der Gesellschaft grundlegend geändert. Davor waren weit über 90% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig.

              lg,
              Tops
              Zuletzt geändert von Tops; 22.01.2013, 07:30.
              suche nach den FN Tobolka

              ahnenforschung-tobolka.at

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              • Brigitte Bernstein
                Erfahrener Benutzer
                • 02.08.2010
                • 590

                #22
                Hallo!
                Bei meiner Ahnensuche ist mir aufgefallen, das oft zwei bis drei Familien unter einem Dach wohnten, das ware die Familie des Vaters, die des ältesten Sohnes und noch die Familie eines weiteren Sohnes. Das gab es bei Handwerkern wie bei Bauern. Nicht selten wurde es so gehandhabt, dass beiden Berufszweigen auf einem Hof oder in einem Haus nachgegangen wurde. Die Männer machten die Handwerklichen Arbeiten, und die Frauen und Kinder die landwirtschaftliche. In meiner Familie gab es nur wenige große Bauern, die meißten waren Feldgärtner oder Häusler welche nicht selten nebenbei ein anderes Handwerk ausübten um zu überleben. Ein großer Zweig, war die Leinenherstellung. In vielen Gegenden war das Klima zu rauh und es gab nur wenige Täler wo im Großen Ackerbau betrieben werden konnte. Für Kartoffeln war der Sommer zu kurz. In der Gegend wo die Eltern lebten wurde Milchwirtschaft betrieben und sehr viel Flachs angebaut. Kartoffeln und Getreide manchmal für den eigenen Bedarf. Gemüse Obst und eben auch Kartoffeln waren nicht selten Mangelware. Bis zirka 1900 war Leinenherstellung die Haupterwerbstätigkeit dieser Menschen. Es gab keine Hütte in welcher sich nicht mit Flachsspinnerei oder Weberei Geld verdient wurde. Auch durch die Herstellung des Flachses wie Anbau, Fasergewinnung, Färberei der Stoffe und so weiter. Erst durch die Industrialisierung wurde es anders. Die kleinen Handweber konnten mit den Großwebereien und ihren mechanisch betriebenen Webstühlen nicht mit halten. Viele gaben auf und arbeiteten in den Fabriken. Das gleiche habe ich auch bei anderen Handwerkern bemerkt. Von zirka 1730 bis 1890 waren die Vorfahren selbstständige Schmiedemeister. Als die Industrialisierung begann und viele Schmiedearbeiten industriel erzeugt wurden gingen auch da viele in die Fabriken und betrieben ihr Handwerk nur noch neben bei. Ich habe auch Handweker wie Besen - und Bürstenbinder, Holzdrechsler, Zimmerleute, Glasbläser und Schuster. Sie alle konnten nur überleben, wenn sie zusammen hielten. Daher warscheinlich die vielen Familien unter einem Dach. Daneben gab es bis zirka 1840 viele welche für ihre Fürsten in der Landwirtschaft tätig waren. Zu dieser Zeit mussten Fraunen wie Männer ihr eigenes Haus verlassen, und zu erst die Arbeit des Fürsten erledigen. Erst wenn diese fertig war durften sie ihr eigenes Stückchen Land bearbeiten. Selbst die Kinder wurden schon früh zu Kühe - oder Ziegen hüten so wie Feldarbeiten heran gezogen. Dieser Fürst durfte auch bestimmen, ob geheiratet werden durfte oder nicht. In meiner Familie ist es auffallend, dass 90 % aller Hochzeiten in den Wintermonaten geschlossen wurden, da jetzt die Feldarbeit beendet war.
                Nach dem ersten Weltkrieg habe ich auch einige Eisenbahner wie Lockführer, Heizer, Schaffner ober Weichensteller in der Familie.
                Schöne Grüße Brigitte.
                Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                • gki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2012
                  • 4836

                  #23
                  Zitat von Tops Beitrag anzeigen
                  Was ihr nicht machen solltet, ist von den eigenen Vorfahren auf die Allgemeinheit zu schließen.

                  Das kann man gar nicht dick genug unterstreichen.
                  Gruß
                  gki

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