Tagelöhner und Bürgermeister

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1358

    Tagelöhner und Bürgermeister

    Mir ist heute in KB-Aufzeichnungen ein Eintrag aufgefallen:

    "Tagelöhner und Bürgermeister" in Marktschorgast

    Bisher ging ich immer davon aus, dass ein Bürgermeister sehr wahrscheinlich ein Handwerksmeister war.
    Das ist doch eine recht ungewöhnliche Kombination. Meint ihr nicht auch?

    Einen guten Sommersonntag wünscht
    Jettchen
  • Andrea1984
    Erfahrener Benutzer
    • 29.03.2017
    • 2545

    #2
    Ja, das kommt mir auch seltsam vor. Doch vermutlich wird es schon so gewesen sein.
    Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
    Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

    Kommentar

    • Alter Mansfelder
      Super-Moderator
      • 21.12.2013
      • 4653

      #3
      Hallo Jettchen,

      das klingt ein bisschen seltsam. Hast Du ein Bild von dem Eintrag? Bzw. kannst Du einen Lese- oder Zuordnungsfehler ausschließen?

      Es grüßt der Alte Mansfelder
      Gesucht:
      - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
      - Tote Punkte in Ostwestfalen
      - Tote Punkte am Deister und Umland
      - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
      - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
      - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15111

        #4
        Hallo,
        ich sehe darin keinen Widerspruch. Ist doch nur ein Dorf. In so einem Dorf hatte ein Bürgermeister nicht viel zu sagen.
        Die eigentlichen Chefs waren die Untervögte und Schultheissen.

        Gruss
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Artsch
          Erfahrener Benutzer
          • 14.07.2013
          • 1933

          #5
          Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
          Hallo,
          ich sehe darin keinen Widerspruch. Ist doch nur ein Dorf. In so einem Dorf hatte ein Bürgermeister nicht viel zu sagen.
          Die eigentlichen Chefs waren die Untervögte und Schultheissen.

          Gruss
          Hallo,

          nur ein Dorf kann es nicht gewesen sein!
          1804: "Gericht und Amt Marktschorgast:
          1 Oberamtmann
          1 Vogt zugleich Kastner, Zentrichter, Steuer- Zoll- Umgeld- und Acciseinnehmer, Forstmeister und Bergrichter
          4 Bürgermeister
          8 Ratsverwandte
          4 Vierviertelmeister
          1 Amts- Zent- und Gerichts- Diener"

          Es werden noch 12 zugehörige Amtsortschaften aufgeführt. Auf diese verteilen sich noch 10 Schultheiße.
          Ohne Zuarbeit wäre dies für den Vogt auch nicht zu schaffen gewesen.

          Von einem wirklichen Dorf habe ich mal ebenfalls gelesen, alle 7 Haushaltsvorstände waren der Reihe nach Bürgermeister.
          Sie brauchten keine besondere Bildung, sie befähigte - allein der Besitz - dieses Amt zu führen. Auch darunter befand sich ein Tagelöhner.

          Beste Grüße
          Artsch


          Zuletzt ge?ndert von Artsch; 18.06.2017, 12:10.

          Kommentar

          • Jettchen
            Erfahrener Benutzer
            • 16.10.2011
            • 1358

            #6
            Hallo in die Runde,

            ich habe leider keinen originalen Eintrag, sondern dies nur in eine Abschrift gefunden.
            Nun habe ich noch bei seinem Sohn gesucht, da wird nichts von Bürgermeister erwähnt, allerdings Tagelöhner und Restaurateur. Auch eine ungewöhnliche Kombination, finde ich.

            Viel Spaß beim Nachgrübeln.
            Und viele Grüße
            von Jettchen
            Angehängte Dateien

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            • Araminta
              Erfahrener Benutzer
              • 12.11.2016
              • 599

              #7
              Bei mir hatte die Tochter als Paten den Dorf "comissar" als Paten und die hat sich einiges erlaubt!
              Kann man den Comissar mit einer Art Polizist übersetzten?

              Kommentar

              • Juanita
                Erfahrener Benutzer
                • 22.03.2011
                • 1424

                #8
                Es gibt schon (für uns heute) eigenartige Berufskombinationen bei unseren VF'en. Einer meiner VF'en (+ 1719) im Vogtland war Schneidermeister u. Richter.

                Juanita

                Kommentar

                • detailsachse

                  #9
                  Zitat von Juanita Beitrag anzeigen
                  Es gibt schon (für uns heute) eigenartige Berufskombinationen bei unseren VF'en. Einer meiner VF'en (+ 1719) im Vogtland war Schneidermeister u. Richter.
                  Hi,
                  warum eigenartig?
                  Ein Schneidermeister war ja auf der sozialen Leiter nicht ganz unten. Und Richter war ja mehr ein Ehrenamt.

                  Kommentar

                  • Juanita
                    Erfahrener Benutzer
                    • 22.03.2011
                    • 1424

                    #10
                    Ich glaube kaum, daß heute ein Schneidermeister gleichzeitig Richter ist, es sei denn er hat später noch studiert.
                    Aber das frühere Richteramt ist wohl kaum mit dem heutigen zu vergleichen. Somit hast Du schon recht.

                    Juanita

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                    • hotdiscomix
                      Erfahrener Benutzer
                      • 20.05.2008
                      • 755

                      #11
                      In Freyburg war die Kombination Gastwirt und Land- bzw. Stadtrichter mehrfach zu finden. Es gab aber auch einen Tagelöhner, der manchmal auch als Winzer geführt wurde und später Bürgermeister war.
                      ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~

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                      • Dunkelgraf

                        #12
                        Muss man da nicht auch die Zeit berücksichtigen wann das war? wann das alles war?

                        Tagelöhner und Bürgermeister scheint mir für die Zeit ab 1871 nicht unmöglich zu sein, da wurden schon die ersten Parteien gegründet und es fanden allgemeine demokratische Wahlen statt.
                        Während vorher der Bürgermeister allein von den Gemeinderäte gewählt wurde, und die Gemeinderäte wiederum auch nur von den berechtigten Mitnachbarn gewählt wurde bzw in Städten von den Rathsmitgliedern und Rathsverwandten. Davon abgesehen hatten Dörfer und Marktgemeinden vor 1871 gar kein Amt, das sich Bürgermister nannte.

                        Schneidermeister und Richter ist auch nicht ungewöhnlich.
                        Es gibt heute noch Laienrichter und Schöffen, die nicht Jura studiert haben müssen. Besonders Schöffe kann jeder mit einem einwandfreien Leumund werden. Wie man Laienrichter wird weiß ich jetzt nicht, frag ich aber mal den nächsten, der mir begegnet.

                        Seltsamer finde ich dann schon um 1680 die Kombination "Nebenschulmeister und Sauhirte" Wie er das wohl vereinbart hat? Den Unterricht draußen auf der Weide gehalten oder die Schweine mit in die Schule genommen?
                        Vielleicht war da zwischen beiden Schützlingen auch gar nicht sooo viel Unterschied?

                        Gruß
                        Dunkelgraf

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11321

                          #13
                          Moin Dunkelgraf,

                          Zitat von Dunkelgraf Beitrag anzeigen
                          Seltsamer finde ich dann schon um 1680 die Kombination "Nebenschulmeister und Sauhirte" Wie er das wohl vereinbart hat?
                          aus meiner genalogischen Heimat Wittgenstein kenne ich Fälle, in denen im Winter unterrichtet wurde, und die Lehrer im Sommer einer anderen Tätigkeit - Aschenbrenner, Köhler, Hirte - nachgingen. Man darf nicht vergessen, daß die Schulpflicht, wenn es sie denn gab, noch ganz anders geregelt oder kontrolliert wurde, und die Lehrer meist selber nicht allzuviel wußten, von einer vernünftigen Lehrerausbildung ganz zu schweigen.

                          Friedrich
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Dunkelgraf

                            #14
                            Lieber Friedrich,

                            du hast natürlich wie immer recht.
                            Ich fand nur die Vorstellung des gleichzeitigen Beaufsichtigens von Kindern und Schweinen so amüsant.

                            Übrigens in meiner genealogischen Heimat machte der Landesfürst unter seiner Bevölkerung eine Umfrage im Jahr 1803. Jeder einzeln Dorfschulz wurde ins Amt bestellt und bekam die gleichen Fragen gestellt.

                            Unter anderem war da die Frage:
                            "Thut es noth, dass zur Förderung des Wissens Sonntagsschulen eingerichtet werden?"

                            Fast alle antworteten, dass es sinnvoller sei Ganzjahresschulen einzurichten, weil bis zum Winter alles wieder vergessen sei.

                            Die Antworten fand ich deshalb so interessant, weil man eigentlich denken sollte, dass die meisten Bauern damals nicht begeistert waren die Kinder statt aufs Feld, in die Schule zu schicken. Offenbar war aber das Umgekehrte der Fall.

                            Lustig fand ich dann auch die Schlussbemerkung unter der Umfrage:
                            "und es bleibt ausgemacht, nur ein aufgeklärter Unterthan ist ein guter Unterthan"

                            Gruß
                            Dunkelgraf
                            Zuletzt ge?ndert von Gast; 10.08.2017, 15:52.

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