Was macht einen "Einwohner" aus ???

[sewe]

Hallo liebe Gemeinde,

diese Frage /Was macht einen "Einwohner" aus ???) mag zwar auf den ersten Blick ziemlich dumm klingen, aber je mehr ich darüber grüble und die Bezeichnung in KB finde, desto mehr irritiert/interessiert sie mich.

Gibt es irgendwo eine ausführliche Quelle die sich mit der Bezeichnung "Einwohner" beschäftigt? Es geht mir vorrangig um das 17/18/19 Jahrhundert.

Ich weiß das irgendwann vor etlicher Zeit als Einwohner nur Männer gezählt wurden, dann aber wurden auch Frauen dazu gezählt. Aber ab wann genau?
Im ostpreußischen Gebiet wurden bei einer Auflistung Kinder unter 12 extra gezählt. Gehörten die über 12jährigen dann zu den anderen Einwohner? Wie verhält sich das in anderen (preußischen/sächsischen) Gebieten im 17/18/19 Jhd ???

In einem Beispiel hab ich auch das bei einigen Männer "Einwohner und Cossat" steht, bei anderen aber nur "Cossat", obwohl sie im gleichen Ort lebten und Kinder bekamen (gleicher Pfarrer, gleiches Jahr). Wo wird da differenziert, oder war es nur eine Laune des Pfarrers?
Gab es irgendwelche Bedingungen/Besonderheiten wie bei der Bezeichnung "Bürger" (zb. Bürgerrecht/pflicht), die am "Einwohner" festgemacht wurden?

Über einen Hinweis auf einen ausführlichen Bericht (Internet/Buch) wäre ich euch sehr dankbar.

Gruß Sebastian

[AUK2013]

Hallo Sebastian,

hier ein erster Leseempfehlung unter Wikipedia:

Bürgertum


Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bürgertum

Grüße

Arno

[Xtine]

Hallo Sebastian,

auch hier nachzulesen: http://wiki-de.genealogy.net/Einwohner

Hier gehört er auch dazu: http://wiki-de.genealogy.net/Einlieger

Man nennt sie auch Losleute, Losgänger, Freileute, Freiwohner, Einwohner.

[Raschdorf]

Guten Morgen,
ich habe bei meinen Nachforschungen Beispiele dafür gefunden, dass - zumindest auf dem Lande - der Begriff "Einwohner" die gleiche Bedeutung hatte wie "Einlieger".
Ein Einlieger oder Inlieger war ja jemand, der nicht für sich alleine in einem Haus wohnte, sondern bei einem anderen mit im Haus.
Hier ein Beispiel aus dem Dorf Heinersdorf, Kreis Neisse, Schlesien:
Ein und derselbe Mann wurde 1864 bei der Geburt eines Kindes als Einwohner bezeichnet, beim Tod dieses Kindes 1865 als Einlieger. !866, bei der Geburt des nächsten Kindes wurde er wieder Einwohner genannt, nur zwei Tage später, beim Tod des Kindes, Einlieger.
Gruß
Jo

[Xtine]

Hallo,

zum Vergleich hier auch noch die Bürgerrechte.

[goli]

Auch ich verbinde den Begriff des Einwohners, oder Inwohners in den Ostgebieten mit dem Stand des meist besitzlosen sog. Einliegers.
Einlieger zählten zur dörflichen Unterschicht, wohnten zur Miete bei anderen Leuten und arbeiten meist als Tagelöhner.
Bittere Armut prägte das Leben dieser Leute, das rein gar nichts mit dem sog. Bürgertum in den Städten gemein hatte.

Gruß Marcus

[Malte55]

Guten Tag,
ein Einlieger kann natürlich auch als Einwohner bezeichnet werden, die gleiche Bedeutung haben diese Begriffe aber nicht. Das sieht man schon an oben angeführten Beispiel >Einwohner und Cossat<, darüber hinaus aber auch an etlichen weiteren Beispielen wie >Ackermann und Einwohner<
Ein Einwohner gehört zu einem Ort, ohne eine genauere Einordnung seiner Stellung oder seines Standes innerhalb des Orts anzugeben.
LG Malte

[Raschdorf]

Hallo,
der Begriff des Einwohners könnte im 19. Jahrhundert in verschiedenen Gegenden Deutschlands verschiedene Bedeutung gehabt haben. Es wäre interessant zu wissen, aus welchen Gebieten die Beispiele "Einwohner und Cossat" und "Ackermann und Einwohner" stammen.
Bisher dachte ich folgendes: Wenn jemand in einem Kirchenbuch als Einwohner bezeichnet wurde, dann gab es keine passendere Bezeichnung für ihn. Wäre er z.B. Bauer oder Häusler oder Auszügler oder Schneider gewesen, dann hätte ihn der Pfarrer auch so genannt.
Gruß
Jo

[sewe]

Hallo, erstmal danke für alle Hinweise und Gedanken,

@Raschdorf

in diesem speziellen Fall (mit dem Cossat und Einwohner) handelt es sich um den Ort Lichtenberg anfang des 18 Jahrhunderts, welcher heute den namengebenden Bezirk von Berlin bildet. Aber komischerweise steht es halt nicht bei jedem

Gruß Sebastian

[goli]

Mein Beitrag #6 mit meinen Erfahrungen bezüglich des Begriffes „Einwohner“, bezog sich auf Schlesien, wo ich fast ausschließlich forsche. Überwiegend die Regionen der Kreise Kreuzburg, Namslau, Rosenberg, teils Oels.
Wenn dort in meinen Datensätzen sog. Einwohner erwähnt werden, tauchen diese manchmal an anderer Stelle wieder auf und werden dann auch mal als Einlieger, Tagearbeiter, Arbeiter und vereinzelt mal als Knecht bezeichnet. Deshalb bin ich auch sicher, das sog. Einwohner in aller Regel ohne Besitz waren und zumindest in meiner Forschungsregion auch nicht irgendwo anders dann mal als „Freimann“, oder mit einem anständigen Handwerksberuf erwähnt werden.
Gänzlich kann man ausschließen, das ein sog. Einwohner ein Stellenbesitzer, oder gar ein Bauer gewesen war.

Gruß Marcus

[mabelle]

Hallo miteinander,

mit dieser Frage habe ich mich auch aktuell beschäftigt, als ich ein Häuserbuch von Michelsneukirchen in der Oberpfalz durchgearbeitet habe. Neben den Auszügen aus dem Katasterbuch und ähnlichen Dokumenten fand ich immer wieder "Inwohner" benannt, die offenbar nicht über Haus oder Grund verfügten. Bei Wikipedia fand ich dann die Bestätigung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Inwohner

Dieser Personenkreis hatte keine Bürgerrechte und war auf der hierarchischen Leiter ziemlich weit unten angesiedelt. Ähnlich verhielt es sich offenbar mit den "Insassen" in der Schweiz. In anderen Regionen Deutschlands scheint sich der Begriff im 18. Jahrhundert aber zum Einwohner im Sinne eines Bürgers gewandelt haben.

Viele Grüße
mabelle