Todesnachricht an die Eltern

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  • anika
    Erfahrener Benutzer
    • 08.09.2008
    • 2631

    Todesnachricht an die Eltern

    Hallo
    Ich habe lange überlegt ob ich den nachfolgenden Brief hier veröffentlichen soll da er sehr persöhnlich ist.

    Reserve Lazarett Pr. Stargard,den 25 September 1914

    In Erwiderung Ihres Schreibens vom 20.09.1914
    teilt Ihnen das Larzarett nachstehendes mit:
    Ihr verstorbener Sohn Theodor wurde von einem Verwundeteten -Tranzport als Schwerverwundeter am 11 des Mts. in das hiesige Lazarett eingeliefert. Er hatte 3 Schüsse, 1 in die Lunge (Brust) 1 in den Rücken und einen in den Kopf erhalten. Er lebte noch bis 14.früh 3/4 1 Uhr und
    ist sanft enschlafen. Bis 13 nachmittags wussten man noch nicht seinen Namen, da er bisher teilnamslos dalag. Um diese Zeit muß er einen lichten
    Augenblick gehabt haben und konnte auf Befragen die zur Feststellung
    seiner Person nötigen Angaben machen. Wünsche oder etwas schriftliches
    hat der Verstorbene nicht hinterlassen. Auf der Brust fand man die Erkennungsmarke und seinen Brustbeutel mit 6,88 M Inhalt. Dieser Betrag ist bis auf weiteres in die diesseitige Kasse hinterlegt und wird ihnen später augehändigt werden. Sonstige Sachen hat ihr verstorbener Sohn nicht dabeigehabt, da er ins Lazarett nur mit einem Hemde bekleidet eingeliefert wurde.
    Die Beerdigung ihres Sohnes hat am 17. d. Mts. nachm. 3 Uhr auf dem hiesigen katholischen Friedhof in feierlicher Weise mit allen, ihm fürs Vaterlandgestorbenen Feldsoldaten gebührenden militärischen Ehrungen
    stattgefunden.
    Unser Hergott tröste Sie in ihrem großen Schmerze.

    anika
    Theodor wurde nur 21 Jahre alt, seine Mutter kam nie über seinen Tot hinweg.
    Ahnenforschung bildet
  • Edeltraud
    Erfahrener Benutzer
    • 17.02.2010
    • 354

    #2
    Viele Mütter und Väter haben sicher solche Briefe bekommen. So wussten die Eltern wenigstens, wo ihr Sohn begraben wahr und das sie nicht auf heimkehr hoffen brauchte.

    Vielen Dank das du ihn hier öffentlich gemacht hast.
    Schönen Gruß aus Berlin
    Edeltraud

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    • Cardamom
      Erfahrener Benutzer
      • 15.07.2009
      • 2023

      #3
      Hallo Anika,

      Danke für´s veröffentlichen.

      Dieser Brief ist in erster Linie sehr persönlich und schmerzhaft, die Familiengeschichte betreffend.
      Und er ist auch zeitgeschichtlich wertvoll: So war das damals; so Viele haben auf diese oder ähnliche Art Briefe erhalten.
      Die Wunden, die der Krieg schlägt ...

      Und als ich ihn las, musste ich auch an die getöteten Soldaten von heutzutage, bzw. ihre Angehörigen, denken.

      Mit nachdenklichen Grüßen!

      Cornelia

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      • lajobay
        Erfahrener Benutzer
        • 11.11.2009
        • 1261

        #4
        der Brief ist vor allem ein (sehr persönliches) Stück Zeitgeschichte.Diese Familie hat so wenigstens das Schicksal des Sohnes konkret belegt.In sehr vielen anderen Fällen konnte sich "im Felde" keiner die "Mühe" machen,das einzelne Schicksal eines Kameraden aktenkundig zu erfassen,zumal hunderttausende erst gar nicht in ein Lazarett kamen.Ist der Brief aus deiner Familie oder dem näheren Umfeld? Jedenfalls auch von mir Danke für die Wiedergabe des Inhalts hier. Lars
        Grossvater *1898 in Carlsrode,Kr.Labiau
        Gesuchte FN: Jodscheit/Jodszeit/Joczatis/Joczeit etc.
        Eweleit,Graef,Willuhn
        aber auch Jodjahn und Erdmann
        (soweit aus Kr.Labiau und angrenzende Kreise)

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        • anika
          Erfahrener Benutzer
          • 08.09.2008
          • 2631

          #5
          Todesnachricht an die Eltern

          Hallo
          Der Brief stammt aus dem Familienbesitz.
          Ich habe mir lange überlegt ob ich ihn veröffentlichen soll, kam dann aber zu den Entschluss es zu machen da bestimmt in vielen Familien solche Briefe eintrafen die aber im laufe der Jahre verloren gingen. Man kann nur erahnen wie die Eltern und Geschwister des Theodors sich gefühlt haben
          müsse als sie lesen mussten wie er starb.
          So wird es aber vielen anderen auch ergangen sein
          anika
          Ahnenforschung bildet

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          • Bachstelze1160
            Erfahrener Benutzer
            • 08.02.2017
            • 716

            #6
            Kriegsnachrichten

            Hallo Anika,


            Ich danke für die Veröffentlichung, sehr schön hast Du das dargelegt, das die Mutter, die ihn, ein Kind geboren hat gepflegt, eventuell KinderKrankheiten mit ihm durchgemacht hat, schmerzlich getroffen ist ein Leben lang, besonders, wenn es ein geliebtes Kind war, oder eben ein besonderes, jeder Mensch wie er seine erste Schritte machte, was er für Bilder malte, was er für Ideen hatte. und so könnte man immer weiter schreiben.

            Es ist wichtig zu sehen, dass so eine kriegerische Zeit garnichts bringt.

            Es soll auch die zum Nachdenken bringen, die nur so ewige Schießerein Computerspiele spielen, dass die lieber Verantwortung übernehmen und Tätigkeiten wie lernen für einen gescheiten Beruf vorziehen.

            Oder gar Selbstmordattentäter sollten sich erst mal an ihre Familie, ihre Mutter, jede Mutter denken, wie sie ihn 9 Monate in sich wachsen gehabt hat mit tausend Gedanken, die Entbehrungen ( zB keine Schmerzmittel wenn eteas weh getan hat), durchlitt damit er gesund auf die Welt kommt, ihn gepflegt, gewickelt usw hat.

            Nachdenkend Setty
            Zuletzt geändert von Bachstelze1160; 29.10.2018, 20:26.
            Dank und herzliche Grüße <3

            Die Bachstelze


            Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
            Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

            Kommentar

            • anika
              Erfahrener Benutzer
              • 08.09.2008
              • 2631

              #7
              Todesnachricht an die Eltern

              Zitat von Bachstelze1160 Beitrag anzeigen
              Hallo Anika,


              Ich danke für die Veröffentlichung, sehr schön hast Du das dargelegt, das die Mutter, die ihn, ein Kind geboren hat gepflegt, eventuell KinderKrankheiten mit ihm durchgemacht hat, schmerzlich getroffen ist ein Leben lang, besonders, wenn es ein geliebtes Kind war, oder eben ein besonderes, jeder Mensch wie er seine erste Schritte machte, was er für Bilder malte, was er für Ideen hatte. und so könnte man immer weiter schreiben.

              Es ist wichtig zu sehen, dass so eine kriegerische Zeit garnichts bringt.

              Es soll auch die zum Nachdenken bringen, die nur so ewige Schießerein Computerspiele spielen, dass die lieber Verantwortung übernehmen und Tätigkeiten wie lernen für einen gescheiten Beruf vorziehen.

              Oder gar Selbstmordattentäter sollten sich erst mal an ihre Familie, ihre Mutter, jede Mutter denken, wie sie ihn 9 Monate in sich wachsen gehabt hat mit tausend Gedanken, die Entbehrungen ( zB keine Schmerzmittel wenn eteas weh getan hat), durchlitt damit er gesund auf die Welt kommt, ihn gepflegt, gewickelt usw hat.

              Nachdenkend Setty
              Hallo Setty

              Ja er war so jung, er war der Hoferbe und hatte sein ganzes Leben noch vor sich und starb einen so sinnlosen Tod.

              Er war der Onkel meiner Schwiegermutter, sie hat ihn nie kennengelernt.

              Im Nachlass meiner Schwiegermutter fand ich die Unterlagen, ich wusste gar nicht das sie einen Onkel hatte der im ersten Weltkrieg fiel da nie über ihn gesprochen wurde.

              Ich habe daraufhin ihre Schwester gefragt, sie wusste aber auch nicht viel über ihren Onkel.

              Sie sagte mir nur das durch seinen Tod ihre Mutter den Hof übernahm und das ihre Großmutter nie über ihren Sohn reden wollte da sie nie mit seinem Tod fertig wurde.

              Als ich den Brief das erste Mal gelesen habe musste ich auch schlucken und möchte mir nicht vorstellen wie sich die Mutter gefühlt hat.

              Bei der Ahnenforschung findet man immer wieder Schicksale die einem zum Nachdenken anregen sollten.

              Im positiven wie im negativen.

              anika
              Ahnenforschung bildet

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