Kriegsfreiwillige und Ausgehobene in den besetzten deutschen Territorien unter Napoleon

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  • Zeitlupe
    Erfahrener Benutzer
    • 23.04.2012
    • 132

    Kriegsfreiwillige und Ausgehobene in den besetzten deutschen Territorien unter Napoleon

    Ab 1792 führte Napoleon die Conscription ein die in den besetzten und nicht mit ethnischen Franzosen bevölkerten Territorien galt. Die Thematik dieses Threads ist ausdrücklich nicht die 1831 gegründeten Légion étrangère.

    Wie auch aus dem Buch "Napoleon's Crimes" (2005, ISBN 1 85168 533 2) von Claude Ribbe hervorgeht, wurden in den von Napoleon besetzten deutschen Territorien ausschließlich durch Zwangsrekrutierung neue Soldaten für die geplante napoleonische Welteroberung ausgehoben und in französischen Uniformen in die "Hilfskorps" gepresst. Eine Schilderung der Reaktionen der Unterworfenen findet sich hier. Über die Rolle der deutschen Zwangssoldaten gibt es in der WELT online einen Artikel. Es ist mir bekannt dass es zudem nicht nur vor der Conscription Geflohene sondern auch Freiwillige gab.

    Ich möchte herausfinden wer von den Personen in einer meiner Datenbänke im fraglichen Zeitraum bei der napoleonischen Fahne war, und wer nicht.

    Meine Fragen an die Militärspezialisten im Forum:

    - Wo fange ich in Deutschland am besten an nach vermuteten Konskribenten zu suchen?

    - Muss ich für jede in Frage kommende Person im Aufenthaltsort zu deren Lebzeiten die für sie damals zuständigen Pfarrarchive, die Kanzleiarchive der ehemaligen Fürstentümer, die heutigen Heimatmuseen oder die heutigen Landesarchive durchsuchen?

    - Gab es Dorflisten/Kreislisten/Landeslisten?

    - Wurden diese Listen von den Bürgermeistereien direkt nach Paris eingereicht, oder an den Landesherrn der sie nach Paris weiterreichte?

    - Die deutschen Landesherren hatten (vermute ich) Kopien der Listen mit den Namen der Zwangssoldaten die sie Napoleon zur Verfügung zu stellen hatten, um die Kontrolle zu behalten wer und wieviele Untertanen in welchem Ort requiriert wurden. Wer führte die Aushebung und Musterung durch? Die Pfarrer? Die örtlichen Bürgermeister?

    - Wo, außer in Frankreich, befinden sich heute im Regelfall napoleonische Aushebungslisten (falls noch vorhanden)?

    - Gibt es heute halbwegs zentrale Lagerorte solcher Listen in Deutschland?

    Aus eigener Erfahrung weiß ich dass ich auf der Gegenseite z.B. Hannoveraner in Britischen Diensten heutzutage in Listen in Britischen Archiven finden kann, was von den englischen Archivaren unproblematisch bearbeitet wird.

    Mir ist klar dass in Pariser Archiven vermutlich sämtliche Konskribentenlisten der napoleonischen Zeit in Original oder Abschrift vorliegen. Ich vermute auch dass diese dort nach "Mairien" sortiert sind. Dieses möchte ich mir aber nur als allerletzte Lösung reservieren.

    Schwerpunkte meiner Suche sind Ba-Wü, das Rheinland ab Bonn nördlich, Ruhrgebiet, Westfalen und westliches Niedersachsen bis vor Bremen, und Sachsen.

    Jeder Tipp ist willkommen
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  • Dietz-Lenssen
    Erfahrener Benutzer
    • 05.06.2012
    • 112

    #2
    Moritz aus Mainz

    Hallo Zeitlupe,

    ohne in die Diskussion einsteigen zu wollen, ob Mainz und Rheinhessen zu jener Zeit besetzt, annektiert oder völkerrechtlich vorübergehend Frankreich zugeschlagen waren:

    Vor einigen Jahren ist das Buch "Ein Mainzer in Napoleons Diensten. Das Leben von Johann "Jean" Moritz, 1785-1837" erschienen - mit Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und einem kleinen Stammbaum der Familie Moritz.

    Da ich Redakteur des herausgebenden Verlages bin, darf ich hier wohl keine weiteren Angaben machen. Aber wenn Du Interesse hast kann ich Dir via PN die entsprechende URL schicken.

    Schönen Gruß aus Mainz

    Matthias

    Kommentar

    • Zeitlupe
      Erfahrener Benutzer
      • 23.04.2012
      • 132

      #3
      Hallo Moritz,

      danke für deinen Tipp! Entsprechende Literaturhinweise hatte ich schon im napoleon-online-Forum gefunden. Ich werde mir möglicherweise aus allgemeinem Interesse das eine oder andere Buch mit diesen Insidererzählungen zulegen.

      Wie ich dort gesehen habe, hat z.B. das Stadtarchiv Mainz für seinen Einzugsbereich ein eigenes Verzeichnis der für Napoleon rekrutierten ethnischen Deutschen jener Zeit.

      Kann ich davon ableiten, dass es meistens/überwiegend die Stadtarchive in Deutschland sind, die derartige Verzeichnisse in ihrem Bestand haben?
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      Kommentar

      • Dietz-Lenssen
        Erfahrener Benutzer
        • 05.06.2012
        • 112

        #4
        Hallo Zeitlupe,

        würde ich grundsätzlich annehmen - allerdings ist man in Pariser Archiven vor (meist positiven) Überraschungen wohl nie sicher, wie ich aus Gesprächen mit einigen Historikern erfahren habe.

        Was das Mainzer Stadtarchiv angeht; da sei erwähnt:

        Ramona Göbel (Hrsg.)
        Munizipalverwaltung und Mairie der Stadt Mainz 1798-1814. Findbuch des Stadtarchivs Mainz. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz. Bd. 103)

        Darin ganz besonders:

        22.2 Rekrutierung, Aushebung [Lfd. Nummern 1155 - 1186]

        Gruß aus Mainz

        Matthias

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