Familienbrief 1858 - New York / Deutschland

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  • Pierre06140
    Erfahrener Benutzer
    • 05.08.2018
    • 155

    [gelöst] Familienbrief 1858 - New York / Deutschland

    Quelle bzw. Art des Textes: Familienbrief
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1859
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: NEW YORK
    Namen um die es sich handeln sollte: MERLET


    Hallo an alle,


    Entschuldigen Sie mein Deutsch, ich bin Franzose.

    Hier ist ein Brief meines Vorfahren. Er lebte in New York und schrieb an seine Eltern, die in Deutschland blieben.

    Danke für Ihre freundliche Unterstützung.

    Pierre
    Zuletzt geändert von Pierre06140; 21.05.2020, 13:43.
  • Ulpius
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2019
    • 942

    #2
    Seite 1

    (Tsts. Die Eltern haben sich bestimmt gefreut, nach einem guten halben Jahr das zu erfahren, was unten auf dieser Seite steht - es ist ja wichtiger, dass Sohnemann 250kg schwere Schweine heben kann )

    Die Rechtschreibfehler habe ich nicht korrigiert.


    Empf(angen) 1. Februar 1859
    New-Jork am 9ten Januar 1859
    Vielgeliebte Eltern!
    Vorerste Wünsche ich Euch zum neuen Jahr alles Gute
    und hoffe, daß Euch der liebe Gott Gesund und Wohl
    erhalte. Auch Gratuliere Ich der Mutter zu
    Ihrem Namensfeste. Liebe Eltern, ich hätte Euch
    schon lange geschrieben allein es geht sehr hart
    einen Brief zu schreiben, wen man wenig schreibt
    und ohnedies habe ich viel zu Arbeiten, ich habe
    immer noch meinen alten Platz, und habe viel zu thun;
    Wir schlachten wirklich Jeden Tag 6 – 7hundert
    Stük Schweine, ich wünsche Ihr seht mich einmal
    in meiner Mezger Montur, ich bin sehr Stark
    geworden seit ich strenge Arbeiten muß,
    ich wiege 181 Pfund und kann Schweine tragen
    mit 500 Pfund, was ich oft thun muß..
    Liebe Elter! Euer Letztes schreiben gab ich
    vor kurzem der Frau des Marty Friks zu lesen
    und sie hatte Ihn verloren, was mir nicht
    Recht ist. Ich habe Euch die Nachricht mitzuttheilen,
    daß ich nun verheurathet bin, ich habe ge-
    heurathet am 26ten Juny v(ergangenen) J(ahres) bei Notar

    Kommentar

    • Ulpius
      Erfahrener Benutzer
      • 03.04.2019
      • 942

      #3
      Seite 2


      Sigrist, es kostete mich 1 ½ Thaler, meine Frau
      ist geboren in Amerika, und kann kein Wort deutsch.
      Mein Ehevertrag habe ich in eine Goldramn fassen lassen
      und habe es in meiner Stube hängen. Ich hatte mir
      einige Thaler verspart, aber nun sind sie fort, ich
      mußte mir neue Möbel anschaffen, und meine Frau
      hatte nichts, lebe aber sehr zufriede mit Ihr, ich
      wünsche Euch alle zu sehen in meiner Logie, mein
      Mädchen ist 18 Jahre Alt. Ich bezahle Hausrente
      jeden Monat 5 Dollar für 2 Zimmer und Keller,
      Ich kaufte mir ein neues Bett für 25 Thaler, Oefen
      11 Dollar Bettlade 4 Dollar 2 Tische 4 Dollar eine
      Uhr 3 Dollar eine Kleiderkasten 4 Dollar und
      habe schöne Sessel und mehreres Andere, ich habe
      ein kleines Hündchen, und 4 schöne Kanarienvögel
      ich bezahlte 8 Thaler dafür wie gesagt, liebe
      Eltern, ich bin gesund und geht mir viel besser
      seit ich verheurathet bin. Nun habe ich und
      mein liebes Mädchen eine schöne Aussteuer und leben
      Gut und verknügt miteinander, ich gehe morgens
      7 Uhr Arbeiten bis 12. und von 1 – 6 Uhr ich ver-
      diene Wirklich 9 Dollar die Woche und mein
      Meister hat mich recht gerne, spreche nicht mehr
      deutsch, sondern alles Englisch. Wie Ihr seht,
      liebe Eltern, aus meinen schreiben, indem ich Euch
      immer die Wahrheit sage, ich weiß ich habe Euch
      versprochen nicht zu heurathen, allein ich habe
      immer viele Gesellschaften gehabt, und auch Geld

      Kommentar

      • Ulpius
        Erfahrener Benutzer
        • 03.04.2019
        • 942

        #4
        Seite 3


        gebraucht, und das liebte ich nicht mehr und so ver-
        heurathete ich mich, und geht mir gott sei dank
        gut, Sontags und in den Abenden unterhalte ich
        mich mit meinen Vögel ich habe 2 Hahnen erster
        Klasse schläger, und 2 Hennen nächsten Monat
        werde ich sie Paaren, und werde wir nächsten
        Sommer Junge Aufziehen. Nun, liebe Eltern er-
        freche ich mich, und ersuche ich Euch, mir meine
        Bitte wenigstens nicht abschlagen, Ihr könnt
        Euch denken, daß ich meine Paar Dollar ausgegeben
        und mager in meiner Kasse stehe, alles dieses
        bei Seite genommen, ich habe bestendige Arbeit,
        verdiene jede Woche 9 Dollar, ich mache daher
        meine Leben ganz gut, und kann bestehen dabeii,
        Allein Ich Wünsche, Ihr würdet mir doch eine
        Kleinigkeit Geld schicken, ich würde dieses
        Geld gar nicht anbrechen sonder nehme es und
        thue es auf die beste Bank hier, damit ich immer
        einige Thaler zur Versicherung bei Seyte habe.
        Denn ich seze der Fall ich werde krank und habe
        niemand, und so habe ich doch ein Paar Dollar bei
        Seite, nur anderes Ding wenn meine Frau krank
        ist, so kann ich doch Arbeiten und verdiene doch
        Geld, bin ich aber krank ist das nicht der Fall,
        was ich nicht hoffe, doch wünsche ich daß
        ich einige Thaler bei Seite habe, denn
        von meinem jezigen Verdienst könnt Ihr
        Euch denken, daß ich noch immer kleine

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        • Ulpius
          Erfahrener Benutzer
          • 03.04.2019
          • 942

          #5
          Seite 4 - letzte übermittelte Seite, allerdings ohne den Schluss des Briefes. Hier kann ich ein paar Wort nicht oder nicht sicher lesen.



          Ausgaben habe. Auch glaube ich daß ich, wenn
          ich im Besitze Eures nächsten Schreiben bin,
          meine Frau ein klainer Vogel(?) haben würd, [schwanger sein wird]
          was mich sehr freuen würd, gibt’s ein Bube,
          so habt mir auch ein Amerikanischer Merlet.
          Mein Mütterliches Vermögen habt Ihr ja in Händen
          und lasse es Auch Euch zur Aufbewahrung, blos
          ersuche ich Euch mir eine Kleinigkeit davon, was
          Ihr wollt, und was in Euren Kräften steht,
          mir zu schiken, ich seze der Fall Ihr schikt nur(?)
          auch(?) Eurem Gelde 200 Gulden das ist nach hiesigem
          Gelde 80 Dollar, wenn Ihr mir das Geld schikt
          macht den Wechsel oder wie Ihr nur ?? meint
          die Adresse nur Ch. Schalk No 206 Williams Street,
          und diesen sezt mich in Kentniß, ich hoffe daß
          Ihr mir meinen Antrag diesmal nicht Abschlagt
          und mir etwas meines Vermögens schikt. In
          meinem Nechsten Schreiben sende ich Euch meiner Frau
          Portraits. Josef Bros(?) ist auch immer in Hobocken
          er besucht mich oft. Wir haben eine sehr guten
          Winter es ist nicht kalt und haben wenig Schnee,
          der erste Schnee fiel am 31 Dezember und gieng gleich
          wieder fort. Die Geschäften sind bedeutent besser
          als lezten Winter. Grüßt mir alle in Meersburg und
          Konstanz und Möhringen. Tausend Grüße an Alle Meßkircher
          und was macht Eduard, Fritz und Anna Grüßet mir Sie
          und küsset Sie für mich tausendmal, und nun meine Feder
          will nicht mehr gehen, so glaube ich, daß ich
          [Rest fehlt]

          Kommentar

          • didirich
            Erfahrener Benutzer
            • 02.12.2011
            • 1344

            #6
            HALLO ULPIUS
            Danke für deine jetzt lesbare Übersetzung !
            Wirklich interessante Informationen zu damaligen Auswanderungen und ihr neues Leben in Amerika !

            didirich

            Kommentar

            • Ulpius
              Erfahrener Benutzer
              • 03.04.2019
              • 942

              #7
              Grundsätzlich: Dass der junge Ehemann schon länger nicht mehr oder doch nicht mehr richtig deutsch gesprochen hat, das merkt man dem Brief an. Es gibt gegenüber den Regeln verdreht Satzstellungen, mehr noch falsch geschriebene oder unvollständige Worte, auch stimmt die Grammatik nicht immer. Das ist alles belassen, wie es im Dokument selbst steht, kann also nicht einfach so ins Französische übersetzt werden. Auch fehlt der Schluss des Briefes, zu dem der Autor gerade gekommen ist. Das wird nicht mehr sehr viel sein, steht vielleicht auch gar nicht auf einem dritten Blatt, sondern auf dem Umschlag. - Einige Worte sind noch aufzulösen.


              Hier kurz zusammengefasst: Ein Mann, dessen Namen wir nicht kennen, schreibt aus New York an seine Eltern am Bodensee, dass er vor einem halben Jahr geheiratet habe, obwohl er ihnen versprochen hatte, das nicht zu tun. Er beschreibt die Ausgaben, die er für den neuen Hausstand hatte und bittet, ihm aus seinem Vermögen, über das seine Eltern verfügen, einen Betrag zu überweisen, für den er einen Vorschlag macht. Er schreibt indirekt dass er hofft, dass seine Frau (deren Namen er nicht nennt) bald schwanger würde, das Kind -er hofft auf einen Jungen- wäre dann Amerikaner.

              Am Ende lässt er viele Bekannte aus seiner Herkunftsregion grüßen, hier werden Namen genannt, dabei kann man aber nicht entscheiden, ob das Verwandte oder Freunde sind.

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              • Pierre06140
                Erfahrener Benutzer
                • 05.08.2018
                • 155

                #8
                Hallo Ulpius, Vielen vielen Dank für Ihre Übersetzung.

                Ich werde versuchen, die letzte fehlende Seite zu finden.

                Eine sehr schöne Geschichte, die bestätigt, was wir dachten ........

                Dieser junge Mann verließ Deutschland 1854, um nach New York zu gehen.
                Er ging alleine und war erst 20 Jahre alt.
                Ein Abenteurer .....
                Seine Frau war schwanger ............ aber das Baby (ein Junge) starb im selben Jahr geboren .....

                Andere Briefe aus dieser schönen Geschichte ....

                Nochmals vielen Dank.......

                Kommentar

                • mawoi
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.01.2014
                  • 3968

                  #9
                  Hallo,


                  der Schreiber nennt seine Frau nicht Mädchen, sondern Weibchen!


                  VG
                  mawoi

                  Kommentar

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