Schullehrer, Kantor in einem Dorf im Herzogtum Sachsen- Coburg- Gotha, 19.Jh.

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • taraxacum
    Benutzer
    • 06.11.2016
    • 54

    Schullehrer, Kantor in einem Dorf im Herzogtum Sachsen- Coburg- Gotha, 19.Jh.

    Hallo zusammen,

    ich habe einen Vorfahren, der war in den Adressbüchern des Herzogtums Sachsen- Coburg- Gotha immer als Schullehrer in einem Dorf geführt. Später bekam er die Sachsen- Ernestinische Verdienstmedaille in Silber. Im Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Gotha, wird er mit dieser Auszeichnung als Kantor geführt. Hat der Kantor etwas mit dem Schullehrer zu tun? Unter den Personen, die diese Verdienstmedaille in Silber bekommen haben, sind direkt auch Schullehrer gelistet.

    Beste Grüße

    taraxacum
    Zuletzt geändert von taraxacum; 30.12.2020, 21:29.
  • Claire
    Erfahrener Benutzer
    • 01.02.2019
    • 238

    #2
    Hallo,

    interessant, dass wir uns auch hier treffen! Offenbar haben wir beide Vorfahren im gleichen Herzogtum.

    Mein Vorfahr (angeheiratet) war lt. seiner Heiratsurkunde Lehrer, danach stieg er auf zum Oberlehrer und Organist. In seinen späteren Briefen bezeichnete er sich selbst ausschließlich als Kantor. So gestaltete er seinen Absender und so unterschrieb er auch.

    Vermutlich galt die Bezeichnung Kantor "höherwertiger" als ein Lehrer. Aber das nehme ich nur an, ohne es genau zu wissen.

    Schöne Grüße
    Claire

    Kommentar

    • memo
      Erfahrener Benutzer
      • 19.01.2009
      • 315

      #3
      Hallo,

      meine beiden Urgroßväter (19. Jhdt) waren Lehrer und Küster / Kantor in der Altmark bzw. in Pommern. Sie spielten die Orgel in der evangelischen Kirche. Da sie beide aus bäuerlichen Verhältnissen stammten, gehe ich davon aus, dass sie das Orgelspiel im Rahmen ihrer Lehrerausbildung erlernten, d.h. dass es quasi dazugehörte.

      Gruß, memo

      Kommentar

      • MariaH
        Erfahrener Benutzer
        • 26.05.2020
        • 363

        #4
        Ich kann jetzt nur für das Erfurter Gebiet berichten. Hier waren das Mädchenlehrer- und das Kantorenamt "kombiniert". Als Schulmeister wurden stets nur die Knabenlehrer bezeichnet. Das drückte sich auch in der Besoldung aus.
        Liebe Grüße von Maria

        Kommentar

        • taraxacum
          Benutzer
          • 06.11.2016
          • 54

          #5
          Hallo Claire, memo und MariaH,

          ich danke euch allen für eure Informationen.

          Claire, den Gedanken, dass der Kantor "höherwertiger" als der Schullehrer war, hatte ich auch. Ob dem tatsächlich so war, würde ich gern ergründen, nur wo?
          Ich werde mal im Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport nachfragen, wie das mit dem Schullehrer und Kantor im 19 Jh. war.

          Beste Grüße

          taraxacum

          Kommentar

          • memo
            Erfahrener Benutzer
            • 19.01.2009
            • 315

            #6
            Hallo,

            ganz informativ auch der Artikel bei Wikipedia:



            Gruß, memo

            Kommentar

            • Kaddie111
              Benutzer
              • 24.10.2019
              • 56

              #7
              Kantor als Lehrer

              Hallo ihr,
              zum Thema Kantor und Lehrer folgender berufsgeschichtlicher Hintergrund:
              Das Kantorenamt verband lange Zeit kirchenmusikalische und pädagogische Aufgaben, was v.a. zurück geht auf die Reformation lutherischer Ausprägung, in der einerseits die Musik eine wichtige Stellung im Gottesdienst erhielt und andererseits das allgemeine Schulwesen propagiert wurde. Der Kantor erhielt im Zuge dessen eine Rolle als Lehrkraft im Schulwesen und unterrichtete auch nicht-musikalische Fächer, was eine akademische Ausbildung mit sich brachte. Allerdings je nach Schulart/-größe variierte seine Stellung in der Schulhierarchie.
              Im 18./19. Jahrhundert befand sich der Beruf allerdings bereits im Umbruch verbunden mit Ansehens- und musikalischen Qualitätsverlusten. Es gab die Verknüpfung verschiedener Tätigkeiten (z.B. wie schon Memo erwähnt mit dem Küsteramt), aber die Verbindung Kantor-Lehrer war noch üblich bis der Staat die Verantwortung über die Bildung unabhängig der Kirchen übernahm. In meiner Heimat Zirndorf (Franken) gab es im 19. Jahrhundert beispielsweise zwei evangelische Schulen, wovon eine vom Kantor und die andere vom Messner geleitet wurde.
              LG Kathrin

              Kommentar

              • taraxacum
                Benutzer
                • 06.11.2016
                • 54

                #8
                Hallo Kaddie111,

                danke für deinen informativen Beitrag!

                Beste Grüße

                taraxacum

                Kommentar

                • Jettchen
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.10.2011
                  • 1355

                  #9
                  Ich kann aus Unterfranken dies berichten:
                  Der Großvater meines Mannes war Lehrer. Damit war verbunden die Pflicht zum sonntäglichen Orgeldienst. Er war darüber total unglücklich, weil ihm die Musikalität hierzu fehlte. Welch eine Freude empfand er, als im 3. Reich diese Verpflichtung entfiel, da man das „Doppelverdienertum“ abschaffen wollte.
                  Viele Grüße Jettchen

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 4918

                    #10
                    Zitat von Kaddie111 Beitrag anzeigen
                    Der Kantor erhielt im Zuge dessen eine Rolle als Lehrkraft im Schulwesen und unterrichtete auch nicht-musikalische Fächer, was eine akademische Ausbildung mit sich brachte. Allerdings je nach Schulart/-größe variierte seine Stellung in der Schulhierarchie.
                    Hallo Kathrin,

                    hier möchte ich ein wenig widersprechen. Der normale Dorfschullehrer hatte ja keine akademische Ausbildung, sondern lediglich ein Lehrerseminar besucht. Für ihn war der Titel Kantor sicher eine Rangerhöhung.

                    Was Jettchen berichtet, kenne ich aus meinem Heimatort ähnlich. Der letzte Kantor war 1863 geboren und wurde wohl ca. 1928 pensioniert. Sein Schwiegersohn (und Nachfolger) war unmusikalisch und lehnte den Orgeldienst ab.

                    Vermutlich hat der Schwiegervater noch bis nach 1933 den Kantorendienst versehen.

                    Mit besten Grüßen
                    Wolfgang

                    Kommentar

                    Lädt...
                    X